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Das Wohnhaus der Renaissance und Gegenwart.
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und vertikalem Verband regelmäßig geordnet in heißkflüssigen As—
phalt verlegt, welcher sie vollständig einhüllt und abschließt.
In der Figur bezeichnet à die Belageisen, b die Zwischen—
hölzer, c die Deckhölzer, welche einfach oder doppelt, eveuüt. durch
Einlage von Pflasterplatten verstärkt, angewendet werden können,
und d die Asphaltdecke, welche event. durch Riemen- oder Parquet-
jußboden oder durch Pflaster oder eine Schotterlage ersetzt werden
kann.
In Wohn- und Repräsentationsränmen tritt an Stelle der
»beren Asphaltdecke der Fig. 1 und 2 eine Dielung (Riemen)
»der Parquet, gleichjalls in heißflüssigen Asphalt verlegt. Die
Herstellung einer ebenen Unterseite durch Deckenschaalung ꝛc. kann
»hne Schwierigkeit bewirkt werden. Fig. 5 zeigt eine derartige
Anordnung.
Das Wohnhaus der Renaissance und
Gegenwart.
Skizze von Albert Hofmann.
(Fortsetzung.)
Das transalpinische Haus war ein Steinhaus, das ecisalpi—
nische ein Holzhaus und verlor diesen Charakter nicht, als auch
Wohlstand und Reichthum zunahmen und eine Ausführung in
Stein, wohl gestattet hätten. Diese durch die klimatischen Verhält—
nisse, bedingte Verschiedenheit des Materials tritt auch im Innern
der beiden Schöpfungen auf. Die innere dekorative Ausschmückung
des vornehmen italienischen Hauses bestand in marmornen Thür—
einfassungen und Fenstersimsen, marmornen Kaminen mit Brouce—
und Erzverzierungen. Vornehme Kälte und imponirende Groß—
räumigkeit konnten ihren Charakter nicht ändern durch das Hinzu—
treten des Kleingeräthes, welches in seinen monumentalen Foͤrmen
die Repräsentationsfähigkeit und Großartigkeit erhöhte, nicht aber,
wie im Norden, den Raum anheimelnder, anziehender machte.
Kühlvasen und Kohlenbecken waren die typischen Hausgeräthe und
nichts schildert den Eindruck des südlichen Hauses besser, als diese
Beräthe in ihrer Bestimmung. Das Holz als Wandbekleidungs—
material tritt vollkommen zurück, es erhielt sich nur noch in den
Refektorien als eine Tradition des Mittelalters, dagegen gewann
im 15. und 16. Jahrh. die Tapete an Verbreitung. Der No—
vellist Bandello giebt in seinen Schriften anziehende Schilderungen
von Gemächern seiner Zeit. Diese Schilderungen sind um'so
wichtiger für die Beurtheilung der Innenräume jener Zeit, als
vir heute fast jeden wirklichen, natuürlichen Anhaltes entbehren.
Das Hauptgeräthe in einem Gemache nach Bandello war das Bett,
welches in der Mitte der Wand stand; sein Ueberzug und das Betttuch
waren aus Seide, mit Gold bestickt. Reiche Gobelins aus Kar—
moisinseide, mit Gold gestickt und theilweise mit Florseide über—
zogen, bedeckten die Wände. In der Mitte des Gemaches steht
der Tisch, bedeckt mit einem odrientalischen Seidenteppich. Vier
Stühle, mit rothem Sammet bekleidet uͤd einige Gemälde vernoll
sttändigen die Ausstattung des Gemaches.
Das nordische Jüterieur ist anheimelnder und wohnlicher
als das südliche in feiner weiten Großräumigkeit. Der Gedanke
der stillen, häuslichen Bequemlichkeit, welcher das Haus diesseits
der Alpen durchzieht, verleiht ihm mehr wohligen Reiz, als
der kalte, vornehme Palazzo des wohlhabenden Romanen besitzt.
Aeußere Repräsentation und würdige Versinnlichung des reichen
nateriellen Besitzes sind seine Entstehungs- und Lebensbedingungen.
Das Haus muß dem Besitzer ebenbuͤrtig sein, daher schon die
zrachtvolle, mächtige Entfaltung des Treppenhauses als Vorraum
zu den anderen Gemächern des Gebändes. Unerreicht in Origi—
ialität und mächtiger, monumentaler Disposition stehen die Ge—
iueser Treppenanlagen da. Wie ärmlich tritt dem gegenüber die
Treppe des deutschen Hauses, selbst des Fürstenhauses auf! Ganz
m Innern des Baukomplexes gelegen, beschränkt sie sich auf den
relativ geringsten Raum, welchen eine Wendeltreppe oder Schnecke
»erlangt und diese üheraus stiefmütterliche Ausbildung erfährt
während der ganzen Zeit der Entwickelung der deutschen Renaissance
und darüber hinaus keine Wandelung. Dies erklärt sich durch
den Umstand, daß es der Bürgerstand war, welcher das nordische
Haus bewohnte, nicht aber wie im Süden der Adel und die aus—
jezeichneten Geschlechter. Das Bürgerthum hielt mehr auf ge—
siegene innere Ausstattung, als auf äußere Repräsentation, mehr
iuj Gebrauchs- als auf kostbare Luxusgeräthe. Neben der Vor—
iebe für hölzerne Vertäfelung zeigt sich die Mäßigung in der
'ostbaren Ausstattung in der häufigen Verwendung des blanken
Zinns, Messings und Kupfers als Meetallschmuck; das Steingut
ritt au die Stelle der feineren Thonarten und Fayencen des
Südens. Lange Gedichte und Berichte der zeitgenössischen Schrift—
teller, eines Hans Sachs und Erasmus von Rotterdam, die
Schriften des Barbiers und letzten Meistersingers von Nürnberg,
Hans Foltz, sowie die Tagebücher des Antoni Tucher in Nürnberg
1507- 1577) erwähnen und preisen das mannigfaltige und be—
queme Hausgeräthe.
So wirkten denn klimatische Einflüsse und soziale Anschau—
ungsweise zusammen, dem Bedürfnisse der Wohnlichkeit in der
erschiedensten Weise Rechnung zu trauen. Das milde, mehr zum
(Schluß folgt.)
DoDoG—
Fia.
Dieselbe Konstruktion unter Anwendung von Wellenblech an—
statt der Belageisen ist in Fig. 2 dargestellt
ta.
Querschnitt
diag. 4. Grundrikt
Die in den Figuren 3 und 4 im Querschnitt und Grundriß
dargestellte Anordnung eignet sich besonders für Brückenbahnen
mit schwerem bezw. sehr schwerem Verkehr, wobei anstatt des
Belageisens ebenfalls wieder Wellenblech Verwendung finden kann.
Bei dieser Konstruktion ist die Zwischenlage durch Einlage
von Pflasterplatten — für welche auch doppelte Deckhölzer ver—
wendet werden können — welche gleichfalls aus Holz und Asphalt
hergestellt werden, verstärkt, ebenso die eigentliche der Abnutzung
zurch den Verkehr unterworfene Fahrbahndecke (von 2 auf 5 ecw).
Fin
Letztere kann natürlich auch aus einem weniger guten und
billigeren Material, z. B. aus Schotter oder Pflaster, hergestellt
werden. In diesem Falle wird die Holz⸗Asphalt-Unterlage nie—
driger gehalten und mit Abwässerung versehen.
In den Figuren 3 und 4 bedeutet a das Belageisen bezw.
Wellenblech, b die Zwischenhölzer, c die Deckhölzer, O die Pflaster—
olatten und D die Asphaltdecke bezw. die Schotterlage »