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Das Wohnhaus der Renaissance und Gegenwart. — Verbesserung der Luftheizung durch Luftöfen. 728
derne Kulturleben nicht auf den Trümmern des alten Griechenlauds
und des alten Roms aufbauen läßt, daß vielmehr der Geist der
Renaissance Geist von unserem Geist ist und daß das lange Fest⸗
halten'an dem von Schinkel inaugurirten neohellenischen Styl die
kntwickelung unserer Architektur, in beklagenswerther Weise auf—
Jehalten hat.“ (Hugo Licht, Architektur Deutschlands)
Durch die Bestrebungen einer romanisch-byzantinischen Rich—
sung im 4. und 5. Decennium des 19. Jahrhunderts brach
sich dann allmälig, aber bestimmt die Renaissancebewegung Bahn.
Die Welt des 15. und 16. Jahrhunderts in ihrem wunder—
baren Formenreichthum öffnete sich auch dem Laien und erzeugte
in ihm verständige Bewunderung. In gleichmäßiger Weise sind
die Formen, wie sie auf italienischer, deutscher und französischer
Erde entstanden, dazu berufen, unsern Bauwerken künstlerisches
epräge und Schönheit zu verleihen. Mit Ruücksicht auf die kul—
urellen und klimatischen Unterschiede, sich den Errungenschaften der
nodernen Technik eng anschließend, finden die Werke einer ver—
gjangenen, hochbegabten Zeit eine eifrige Nachahmung und Ver—
ehrung.
Allerorten erwecken die geklärten, gehobenen Verhältnisse in
der Baukunst neues Leben und ersprießliche, emsige Thätigkeit; der
irische Geist schafft überall neue Gebilde und treibt den edlen
Zunftsinn zu den höchsten Aufgaben der Verwirklichung; der
Volksgeist ist erwacht und entreißt mit sich dem Schlummer die
Freude am Schönen und Edlen; künstlerische Vollendung und
chönheitsvolle Formentwickelung wird dem Volke zum Bedürfniß.
Und dieses Bedürfniß befriedigt das Volk zuerst an der Grün—
zung und Ausschmückung des eigenen Heim, des Ortes, an welchem
as“ menschliche Dasein unter allen seinen Wechselfällen sich zu
unerlicher Befriedigung und materiellem Wohlsein zu gestalten
ucht. Der Privatbau erfreut sich der reichen Fördernng; die
»esten Mittel und schönsten Formen werden ihm dienstbar gemacht.
Als aus einer schönen Blüthe hervorgegangen entwickelt er sich
zu einer reifen, wohlgebildeten Frucht, eine Freude dem Genusse.
Von dem Volke ausgehend, ist er mit allen seinen Wurzeln eng
nit diesem verwachsen; es bringt ihm in genauer Keuntniß der
Bestimmung das Verständniß entgegen, welches als Grundlage
fjür die Aufnahme und geistige Erkenutniß der künstlerischen Form
ein Gebot der Nothwendigkeit ist. So entwickelt sich dann im
Volke die Sympathie für ein Werk, welches das Ideal des so—
zialen Lebens: ein inniges und sorgenloses Familienleben ver—
lären soll.
uft wenig Wasserdampf enthält, überdies die Feuchtigkeitskapazität
der Luft mit der Temperaturerhöhung rasch zunimmt. Luftbefeuch—
ungs-Vorrichtungen sind zwar bei den meisten neueren Luftheizun—
jen vorhanden, doch wird durch solche zuweilen die Zimmerluft,
iamentlich in Schulen, so übermäßig befeuchtet, daß geräde dadurch
ein sehr lästiges, drückendes, oft mit Kopfschmerz verknüpftes Ge—
fühl entsteht.
4. Die Außenluft enthält, namentlich in Fabrikstädten, be
deutende Mengen von Staub und Ruß, welche in der Ventilations—
luft den Zimmern zugeführt werden.
Alle diese Mißstände treten mitunter in so geringem Grade
ruf, daß sie kaum beachtet werden; dennoch ist die Anwendung von
Luftöfen meiner Konstruktion bei Luftheizungen jeder Art unter
allen Umständen vortheilhaft.
Als Luftöfen kaun man, analog den Benennungen Feuer—
ofen, Dampfofen, Wasserofen, jeden Heizkörper bezeichnen, welcher
hon hindurchströmender heißer Luft erwärmt wird und die so er—
haltene Wärme wieder an das zu heizende Lokal abgiebt.
Meine vollständige Luftofenheizung ist eine Kombination der
Stubenofenheizung mit der Cirknlations- und Ventilations-Luft—
yeizung. Sie hat mit der der Stubenofenheizuug die Wärme—
trahlung gemein, die jedoch hier eine sehr milde, angenehme ist,
nit der Luftheizung die Zuführung der au einer Heizkammer auf
»ntsprechend hohe Temperatur erwärmten Luft in die zu heizenden
Zimmer, beziehungsweise in die Luftöfen, welche in den Zimmern
iufgestellt werden.
Ein solcher Luftofen steht mit der Heizkammer durch zwei
sanäle in Verbindung; der von der Decke der Heizkammer aus—
gehende Warmluftkanal mündet im oberen Theile des Luftofens,
her andere Kanal verbindet den unteren Theil des Luftofens mit
»em unteren Theile der Heizkammer. Die Heizkammer steht
indererseits durch einen offenen Kanal mit der freien Atmosphäre
in Kommunikation.
Ist die Heizkammer mit erhitzter Luft angefüllt und der Luft—
»fen gegen das Zimmer hin geschlossen, so entsteht eine Cirknlation,
wobei der Luftofen durch die ihn von oben nach unten durch—
trömende Luft erwärmt wird und eine beträchtliche Wärmemenge
durch Wärmeleitung und Strahlung an das Zimmer emittirt.
Diese Heizungsweise kommt in ihrer Wirkung der mittelst eines
Kachelofens ohne Ventilation sehr nahe.
Wenn nicht nur geheizt, sondern zugleich mit warmer Luft
ventilirt werden soll, schließt man den Rücklaufkanal und läßt die
ne Luft am geöffneten Ofensockel vertheilt in das Zimmer
ließen.
Soll mit kühler Luft ventilirt werden, so schließt man den
Warmluftkanal und läßt die kältere Luft vom Fußboden der Heiz—
ammer durch den Luftofen in's Zimmer gelangen.
Je nachdem man die beiden Kanäle gegenseitig mehr und
veniger öffnet, was einfach durch Drosselklappen am Luftofen ge—
chieht, kann man mit beliebig warmer Miischluft ventiliren, also
mmer das wünschenswerthe Quantum Ventilationsluft mit der—
hed einderair einlassen, welche dem jeweiligen Heizbedürfniß
ntspricht.
Die Klappen können auch so gestellt werden, daß Heizung
durch Wärmestrahlung neben der Ventilation mit kühler Luft
erfolgt.
Die Abführung der schlechteren Zimmerluft geschieht bei der
Anwendung solcher Luftöfen fast immer am besten in der Nähe
der Zimmerdecke.
Diese vollständige Luftofenheizung ist außerordentlich schmieg—
am und entspricht bei richtiger Anlage jeder Anforderung in Be—
zug auf Temperatur und Ventilalionsgröße. Von hohem Werthe
ind ferner die mit dem Luftofen verodundenen Einrichtungen fuͤr
Luftbefeuchtung und Luftreinigung.
Den Ofendeckel bildet eine Wasserwanne, und eine zweite
Wasserwanne steht unten im Ofensockel. Aus der oberen Wanne
'ann man das Wasser in eine unmittelbar darunter angebrachte,
jein durchlöcherte horizontale Röhre gelangen lassen, so daß feine
Wasserstrahlen durch die ganze Höhe des Ofens herabfallen. Die
Heizluft wird auf diese Weise befeuchtet und zugleich wird, was
yon größter Wichtigkeit ist, die Luft gewaschen; das Wasser hält
zicht nur Luftstaub und Ruß zurück, sondern absorbirt auch die
chädlichen Gase. Der Luftofen kann daher auch „Luftreiniqunqs—
»fen“ genannt werden.
Die hiermit beschriebene Einrichtung setzt das Vorhandensein
ꝛiner Cirkulations- und Ventilations-Luftheizung voraus. Bei den
mehr gebräuchlichen Ventilations-Luftheizungen würde man mit
der nachträglichen Anlage eines Rücklauss-Kanals auf bedeutende
Schwierigkeiten stoßen. Doch ist auch bei den reinen Ventilations—
Lustheizungen die Beifügung von Luftöfen von hohem Nutzen; man
erreicht auch da viel größere Gleichmäßigkeit der Temperatur neben
(Forts. folgt.)
VDerbesserung der Luftheizung durch Luftöfen.
Der in den Nummern 38 und 309 dieses Jahrgangs publi—
zirte Artikel „die Luftheizung in den Schulen“ veranläßte die an—
zrkannte Autorität auf dem Gebiete des Heizungswesens, Herrn
Professor Dr. Wolpert in Kaiserslautern, z3un nachstehender
Crörterung, in welcher Weise durch seine Luftöfen die Ucbelstände
der Luftheizung beseitigt werden können. Er schreibt darüber
m die „Post“:
Vorerst muß ich bemerken, daß die vielen und schweren Vor—
dürfe, welche gegen die Luftheizung erhoben werden, nach meiner
Ansicht größtentheils auf fehlerhafte Anlage und schlechte Behand—
ung der Apparate zurückzuführen sind. Immerhin ist die Luft—
jeizung verbesserungsbedürftig, aber auch verbesserungsfähig.
Die Mängel, welche mit den gewöhnlichen Luftheizungs—
EFinrichtungen wie mit ähnlichen Ventilations Heizungen prinzipiell
zusammenhäugen, also auch bei guten Anlagen dur dürch besondere
Nebeneinrichtüngen bescitigt werden können, sind folgende:
1. Die erhitzt eingeführte Luft strömt zunächst gegen die
Zimmerdecke und gelangt'erst allmälig unter fortwährender Wärme—
ibgabe zum Fußboden herab; daher ist die Temperatur in den
oberen Zimmerschichten oft bedeutend hoöͤher, als in den unteren,
ind das allein schon vermag Unbehagen uͤnd Uebelbefinden herbei—
zuführen. Ist es doch eine altbewährte Gesundheitsregel, den
dopf kühl zu halten, die Füße aber warm.
2. Da die Heizluft zugleich Ventilationsluft ist, muß, wenn
die Einrichtung mittleren Temperaturverhältnissen angepaßt wurde,
bei starker Außenkälte wegen des größeren Heizbedürfmisses mit
Brennstoffverschwendung mehr ventuirt werden, als nothwendig,
während dagegen bei wärmerem Weiter der Ventilation wegen bald
ein für, mäßige Heizung zu großes Quantum waärmer Luft einge—
ührt, bald des geringeren Heizbedürfnisses wegen die Warmluft—
leitung mehr abgesperrt, also zu wenig ventilirt wird.
3. Die Bentilation mit warmer Luft hat eine relative
Trockenheit der Luft im Gefolge, da die im Zimmer vorhandene
ind erzeugte Feuchtigkeit rasch abgeführt wird und die kalte Äußen—