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Konkurrenzwesen. — Mittheilungen über Schulen. — Literaturbericht.
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Bei diesen Löhnen kann das Faubourg St. Antoine aber
wohl nicht mehr länger bestehen, zumal die Könkurrenz der Nach—
barstaaten eine von Jahr zu Jahr drückendere wird. W.
Sorau. Bei der in jüngster Zeit angeordneten Renovirung
der nach dem Norden zu an der Westfront des Sorauer Schlosses
helegenen, etwa in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
erbauten Wohnung, welche gegenwärtig dem katholischen Orts—
geistlichen zum Domizil üverlassen ist, entfernte man vor einigen
Tagen an der äußeren Fagçade eine Partie des im Laufe der Jahre
ttark aufgetragenen Kalkputzes und entdeckte in dieser Weise im
zweiten Geschosse unter der Tünche eine in reicher Art der Früh—
tenaissance ansgeführte Freskomalerei, worunter ganz besonders
die in kräftigen schwarzen Konturen auf hellem Grunde noch er—
haltene Gestalt eines geharnischten Ritters mit Helmschmuck und
Lanze das lebhafteste Interesse erregte. Nach weiterem vorsichtigen
Abstoßen des Putzes unter dem Hauptsims des Gebäudes wurde
ilsdann ein in phantastisch ornamentalen Formen gezeichneter,
über der Figur angebrachter Fries blosgelegt, worin sich zur Linken
in vertikaler Richtung eine breite Perlenschuur als Umrahmung
des Ganzen schloß und so zugleich den Abschluß der Ecke bildete.
Wien. Monumentalbauten. Das Reichsrathsgebäude
sst in seinen Innenräumen so weit fertiggestellt, daß die Amts—
okalitäten innerhalb der nächsten Tage der Benützung übergeben
verden können. — Vom Hofburgtheater sind die beiden Flügel—
»anten bereits vollständig eingedeckt. In diesem Monate noch
wird das Dach über dem Zuschauerraume abgeschlossen werden
können, worauf die Rauchschlote eingezogen werden und an die
Ausstattung der Innenränme geschritten werden soll. — Von den
Hofmuseen ist das erste und zweite Stockwerk vom naturhistorischen
Museum bereits fertig. Im kunsthistorischen Museum wird an
der inneren Einrichtung gearbeitet, die in beiden Museen hervor—
agende Kunstleistungen darbieten wird. Nur hiudert noch die
Verzögerung in der Einführung der Beheizung und Ventilation
den Fortschritt der Arbeiten und die gänzliche Vollendung derselben
zur Besiedlung. Im naturhistorischen Museum werden die kunst—
boll gearbeiteten Schaukästen bald ihre Anfstellung finden. —
Am Kaisergartenflügel der kak. Hofburg arbeiten gegenwärtig noch
mmer 1200 Menschen. Der große und tiefe Kanalbau, der gegen—
wärtig von der Gemeinde am Opernring ausgeführt wird, dient
dazu, um die Kanäle aus diesem Theile der k. k. Hofburg auf—
rehmen zu können, und werden die Einleitnugen und Einzapfungen
rus der Hofburg alsbald nach Vollendung dieser Kanalstrecke vor—
genommen werden. Die Arbeiten gehen rasch vorwärts und ist
die Vollendung des Unterbaues mit seinen kolossalen Dimensionen
im nächsten Jahre zu erwarten („Bautechniker.“
ügung gestellt worden. Die Anschlagssumme beträgt 93300000 Mk.,
o daß noch flüssig zu machen bleiben 9172900 Mk. 54 Pf. Mit
ziesen Mitteln ist nach dem Berichte der Unterrichtsverwaltung das
)augtgebäude einschließlich der Treppenhäuser, des Glashofes, des
Hestibules, der Lehrsäle und der Aula im Großen und Ganzen
pollendet. Außerdem ist der Rohbau des heimischen Laboratoriums
zollendet, die Eindeckung und innere Verputzung erfolgt, die Gas-,
Wasser- und Heizungseinrichtung ausgeflührt und wird noch mit
»er Einsetzung der Fenster, Thüren, Fußböden vorgegangen werden.
Das Kesselhaus, sowie das Maschinen- und Wohnhaus sind vollen—
et, der Luftführungskaual für das Hauptgebäude, sowie die Pump—
tation für die Abführung der Schmutzwasser und ebeuso der
ohbau der Versuchsstation werden noch im Etatsjahr 1833/84
ertig gestellt werden. Im Etatsjahr 1883485 ist dann noch die
Kegulirung und Bepflauzung der nicht bebauten Terrains in der
Umgebung der Gebäude, die Pflasterung der Wege, Ausführung
er Einfriedigungeu und kleinerer Arbeiten, sowie die vollständige
Beschaffung des Inventariums zu bewirken. Die Uebersiedelung
er technischen Hochschule in das Hauptgebäude, sowie in das
hemische Laboratorium ist für den 1. Oktober 1884 in Aussicht
senommen. Nach dem Berichte der bauleitenden Architekten ist
nit Bestimmtheit anzunehmen, daß an der für den Neubau der
echnischen Hochschule aufgestellten Anschlagssumme nach Fertig—
tellung der obigen Anlagen ein erheblicher Betrag erspart werden
vird. Wenn Seitens der Ministerial-Baukommission vorerst als
ichere Ersparniß Vorsichts halber nur die Summe von 259000 Mk.
ingegeben wird, so wird doch voraussichtlich der Betrag größer
iusfallen. Unter diesen Umständen hat davon abgesehen werden
önnen, der Anschlagssumme von 3000600 Mek. diejenigen 13000 Mt.
sinzuzusetzen, deren es zur ersten Ausstattung des Instituts mit
olchen Lehrmitteln bedarf, für welche in den Kostenanschlägen
Heldmittel nicht vorgesehen sind. Es bezieht sich dies einmal auf
ie innere Ausrüstung der verschiedenen Abtheilungen des chemischen
raboratoriums und dann auf die Ergänzung der geodätischen
SZammlung. Erst nach Feststellung der Bauanschläge hat sich er—
jeben, daß das vorhandene alte Inventar an Apparäten und Vor—
äthen theils veraltet und unbrauchbar geworden, theils auf ein
Minimum zusammengeschmolzen ist und zur Ausrüstung der Ar—
zeitsplätze in den neuen Laboratorien auch bei Annahme einer
näßigen und voraussichtlich bald erzielten Anzahl von Praktikanten
richt entfernt ansreicht. Durch Aufstellung detaillirter Verzeichnisse
owohl des noch vorhandenen Inventars als auch der neu hinzu—
retenden Bedürfnisse ist ermittelt worden, daß zur vollständigen
nneren Ausstattung der verschiedenen Abtheilungen des chemischen
raboratoriums der Betrag von rund 138000 Mek. nicht entbehrt
verden kann. Die geodätische Sammlung besteht zu einem erheb—
ichen Theil aus älteren, nicht mehr gangbaren Instrumenten
ind bedarf daher umfassender Vervollständigung und Erneuerung.
Für diesen Zweck sind 12000 Mk. bestimmt. Die im Ganzen für
sedachte innere Ausrüstung erforderlichen 130000 Mk. sollen nun—
nehr aus der nächstiährigen Baurate von 500000 Mk entnommen
verden
Konkurrenzwesen.
Der Breslauer „Gewerbe-Verein“ hat in Gemeinschaft mit
dem „Schlesischen Zentral-Gewerbe-Verein“ beschlossen, eine Preis⸗
hewerbung zu veranstalten, deren Zweck ist; das schlesische
Tischler-Gewerbe, sei es im Klein- oder Großbetriebe, in
einen Wettbetrieb eintreten zu lassen, welcher die Ausstattung
einer aus Wohnstube, Schlafstube und Küche bestehenden Wohnung
nit dauerhaften und gefälligen Möbeln zum Gegenstand hat, und
ollen für Arbeiten, welche den diesbezüglichen Anforderungen ent—
prechen, Preise gewährt werden, und zwar: Seitens des Schlesischen
Zentral-Gewerbe-Vereins ein Preis von 300 Mk. um den alle
chlesischen, 3 Preise von je 100 Mk, um die nur Nicht-Breslauer
Werkstätten, Seitens des Breslauer Gewerbe-Vereins 3 Preise
‚on resp. 250, 150 und 100 Mik., um die nur Breslauer Werk—
tätten konkurriren könncn. Anmeldungen zum Eintritt in die
Preisbewerbung müssen bis zum 1. Dezember 1883 bei dem Vor—
fand des Breslauer Gewerbe-Vereins erfolgen. Der Endtermin
ür Einlieferung der Arbeiten wird auf einen noch näher festzu—
stellenden Tag des Monats April 1884 fallen und der Ort der
zffentlichen Ausstellung der Arbeiten s. Z. bekannt gemacht werden.
Die näheren Bedingungen der Preisbewerbung sind in Breslau
hei Herrn Sattler-Obermeister Pracht, Ohlauerstr. 63, und Königl.
Kommissionsrath Direktor Benno Milch, Holteistr. K5, in der
Provinz bei den Vorständen der verbundenen Vereine kostenfrei in
Empfang zu nehmen.
Literaturbericht.
Handbuch der Architektur. Unter Mitwirkung von
Fachgenossen herausgegeben von Oberbaurath Professor Josef
Dürn in Karlsruhe, Baurath Professor Hermann Ende in
Berlin, Professor Dr. Eduard Schmitt in Darmstadt und Pro—
essor Heinrich Wagner in Darmstadt. Vierter Theil. Ent—
verfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude. Erster Halb-Band:
Die architektonische Komposition. Allgemeine Grund—
züge. Von Prof. H. Wagner in Darmstadt. Die Propor—
ionen in der Architektur. Von Prof. Aug. Thiersch in
München. Die Anlage des Gebäudes. Von Professor
d. Wagner in Darmstadt. Die Gestaltung der äußeren
ind der inneren Architektur. Von Prof. J. Bühlmann
n München. Vorräume, Treppen-, Hof- und Saal-An—
'agen. Von Prof. L. Bohnstädt in Gotha und Prof. H. Wagner
in Darmstadt. Mit 285 in den Text gedruckten Abbildungen,
owie 20 in den Text eingehefteten Tafeln. Darmstadt 1883
Berlag von Joh. Ph. Diehl.
Dieser erste Halbband des vierten Theits reiht sich in wür—
iger Weise den bisher erschienenen Theilen dieses umfangreichen
Werkes an. Wir glauben, dem JInteresse unseres Leserkreises am
Besten zu dienen, wenn wir hier eine Uebersicht des Juhalts der
inzelnen Abtheilungen geben und eine eingehende Besprechung bis
iach dem Erscheinen des zweiten Halb-Bandes verschieben.
Nach einem kurzen Vorwort, dem die Literatur über „Ent—
verfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude“ angefügt ist, wird
ie erste Abtheilung „Die archilkektonische Komposition“ durch einen
Mittheilungen über Schulen.
Die neue Technische Hochschule in Charlottenburg ist
m Staatshaushaltetat für 1884/85 in nachstehender Weise be—
—
gum Bau und zur inneren Einrichtung der letzteren werden
als 7.Rate 500000 Mk. für das nächste Jahr gefordert. Bisher
ind für diesen Neubau zusammen 8382708 Mk. 46 Vf. aur Ver—