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Berlins Straßenpflaster.
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Abgeordnetenhaus ist abecr der Artikel 32 der Preuß. Verfissung
vom 31. Januar 1850 nicht zu vergessen, welcher lautet:
„Das Petitionsrecht steht allen Preußen zu. Petitionen unter
einem Gesammtnamen sind nur Behörden und Korporationen
gestattet.“
Danach ist eine Unterschrift wie „Verband Deutscher Bau—
gewerksmeister“, oder „N., Präsident des Verbandes Deutscher
Baugewerksmeister“ und ähnliche in ersterer Fassung gänzlich üa—
statthaft, in letzterer würde die Petition als nur von dem Präsi—
denten N. ausgehend betrachtet werden, was ihrer Wirkung sicher
Abbruch thäte. Denn die Deutschen Baugewerkenvereine sind nicht
Korporationen im Sinne des obigen Verfassungsartikels, sondern
freie Assoziationen, und dasselbe gilt vom Verbande derselben,
d. h. den Baugewerkenvereinen, wenn man sie als Gesammtheit
auffaßt. Unter Korporation versteht der Sprachgebrauch der Ver—
fassung und der Jurisprudenz aber eine sogenännte juristische
Person. Eine Innung hingegen ist juristische Person, und zwar
gemäß 8 99 des Gesetzes betr. die Abänderung der Gewerbe—
ordnung vom 18. Juli 1881. Wo also die Baugewerkenvereine
zugleich Innung sind, kann der Gesammtname gezeichnet werden
(der Innungsname), sonst müssen die einzelnen physischen Per—
sonen unterzeichnen.
Wir erinnern hier, daß die Petition an den Reichstag nur
die Neichs-Bauarbeiten, diejenigen an die Landtage nur die Bau—
arbeiten der einzelnen Bundesstaaten bezielen kann, und zwar aus
den bekannten Kompetenzgründen.
(Schluß folgt.)
Dung bleibt daher nirgends liegen und sein Verzetteln, sowie das
Blibberigwerden sind unmöglich gemacht. Die Asphaltflächen
verden anderwärts viel mit Wasser bespült und mit einem Gummi—
chrubber gleich darauf gereinigt; tritt feuchte Witterung ein —
Rieseln) — so wird auf die glibberige Fläche durch eine Sand—
treumaschine ein wenig Sand gestreut. Immer aber bleibt Haupt—
ache die Reinigung des Asphalts durch Bespülen mit Wasser und
lleich zeitiges Abschrubbern. In Paris benutzt man mit Löchern
ersehene fahrbare Schläuche, die von einem Straßen-Wasse rhahn
is zum andern reichen, zum Spülen der Fahrfläichen. Unsere
Sprengwasserwagen, in der Mitte langsam fahrend, von beiden
Seiten das Wasser weit sprengend, denen die Reiniger mit ihren
Abschrubbern nachfolgten, würden dem Zwecke gewiß noch näher
ommen; auch andere zweckmäßige Einrichtungen würden gefunden
verden. Ohne Zweifel kann und muß eine bessere Reinigung des
Asphalts stattfinden, um den gerechten Klagen der Fuhrwecksbe—
itzer abzuhelfen; aber darum ist es noch lange nicht nöthig, daß
eine so schöne Pflasterart abgeschafft werde, denn dabei sind nicht
allein die Droschkenfuhrwerksbesitzer betheiligt, sondern die Ein—
vohner Berlins wollen die Annehmlichkeit einer solchen Fahrfläche
nit ihren nützlichen Konsequenzen behalten.
Man wendet in Berlin zu den Asphaltstraßen den Asphalt—
stein von Val de Travers (Schweiz), den Sicilianischen Asphaltstein
und den Asphaltstein von Seyssel-Pyrimaut (Frankreich) än.
Der Asphaltstein (ein bituminöser Kalkstein) von Val de
Traver ist seit 1834 im Gange und hat sich bewährt; der Sici—
ianische Asphaltstein, erst seit einigen Jahren im Gebrauch, hat
ein gleiches Bitumen (Erdpech) wie der von Val de Travers, nur
st die Textur etwas körniz, während der von Val de Travers fein—
nmehlig ist. — Der Seyssel-Asphalistein, bei seiner ebenfalls fein—
nehligen Textur, hat ein ausgezeichnetes Bitumen, der aber nicht
o fett, wie die beiden vorhergehenden ist; er ist härter, und sind
)daher die Arbeiten damit dem Abnutzen, Stauben, Springen mehr
rusgesetzt; in Frankreich wird er nur zum Theil mit dem von
Val de Travers angewandt, in dem praktischen England aber dazu
jar nicht. — Die Pflasterung geschieht folgendermaßen:
Auf einer 20 cm starken, ebenen, trockenen, festen Cement—
»etonunterlage wird das auf Darren oder in kaffeetrommelartigen
Rotationsmaschinen erhitzte nnd dann zur Arbeitsfläche geschaffte
Asphaltpulver (gemahlener und zerquetschter Asphaltstein) gleich—
mäßig 7 cm hoch aufgeschüttet, planirt, fest gewalzt, resp. bis
auf 5 em gestampft und geglättet. Bei dem Erhitzen des Asphalt⸗-
dulvers verflüchtigt sich der darin befindliche Wasserdampf, reißt
aber bei nicht gehöriger Aufmerksamkeit und Kenntniß das Oelige
des Bitumens oft mit sich fort und macht das zu stampfende Asphalt—
pulver zu trocken, was dann beim Befahren ein Springen und
Zerbröckeln des fertigen Asphaltpflasters zur Folge hat. — Eine
etwas weiche Asphaltfläche ist immer noch einer solchen, welche,
weil zu spröde, sich abbröckelt, vorzuziehen. Es gehört daher eine
sehr große Aufmerksamkeit und Kenntniß bei jeder Sorte Asphalt—
pulver dazu, wie sein Hitzegrad bei der Verarbeitung zu Straßen
pflaster beschaffen sein muß.
Der Feind der Wärme ist Feuchtigkeit, sie vernrsacht beim
Stampfen des erhitzten Asphaltpulvers ein Trennen seiner Par—
ikelchen, statt des gehörigen Zusammenbackens, so daß die auf
euchten Beton gebrachte heiße Masse durch den entwickelten Wasser—
ampf lose wird und der Asphalt selbst daun, wenn durch das
Walzen und Stampfen sich eine Kruste auf der Oberfläche gebildet
saben sollte, die eine Zeit vorhält, doch nach einiger Zeit dieser—
jalb zerbröckeln muß. Trotzdem die Unternehmer dies wohl wissen,
o sieht man sie hier in Berlin in starkem Regen auf der nassen
Anterlage arbeiten. Den Schaden, welcher ihnen später, da sie
a auf 5, resp. 20 Jahre Garantie übernommen haben, entsteht,
jat aber auch die Stadt durch Störung des Verkehrs mitzutragen,
ind sollte deshalb von der Letzteren genauer darauf gesehen werden,
)zaß die Arbeiten nur auf trockener Fläche und hei trockenem Wetter
rusgeführt würden.
b) Das Holzpflaster wird im jetzigen Decennium auf eine
janz ändere Art ausgeführt wie früher, Man setzt jetzt reihen—
veise ganz schmale gleichmäßig hohe Kienholzklötzchen auf eine
este ebene Cementbetonunterlage, legt, in halber Höhe, zwischen
den Holzklötzchen Streifen von Theerdachpappe und gießt die sehr
chmalen Fugen mit Cement aus. — Es wird dadurch eine ebene
ichte Fläche erzeugt, die durch die Fugen und durch die Textur
des Holzes etwas rauher als bei Asphait wird, wodurch die Pierde
einen größeren Halt haben und weniger ausrutschen. V
Die Fläche ist aber durchaus nicht wasserdicht; Unreinlich—
eiten aller Art, namentlich der Urin von Thieren, ziehen sich mit
»er Zeit hinein, und in Amerika hat man nach 628 Jahren das
Holzpflaster erneuern müssen, da der entstandene Gestank unerträg—
sich'war. Wenn daher die hiesigen Unternehmer auch unseren
Berlins Straßenpflaster.“
Nachdem die Stadt Berlin vom Fiskus die Straßen über—
nommen hat, wird das Straßenpflaster in außergewöhnlich guter
Weise nach und nach erneuert, sowohl betreffs des Materials dazu,
als auch in der Ausführung mit demselben. Die Hauptmethoden
sind nach dem „Grundeigenthum“ folgende:
J. Man setzt jetzt auf fester ebener Unterlage von Cementbeton
(einem Gemisch von Flußsand, gewaschenem Kies und Portland—
Cement) oder gewalzter Chausseegranitpackung, quaderartige, oder
gleichmäßig schmale und hohe Granitsteine reihenweise fest in
Kies, rammt solche, richtet durch Brechstangen die Fugen gleich—
mäßig von einander und gießt solche mit einer Steinkohlenpechmasse,
in welche nach und nach grobe Kieskörner eingemischt werden, aus.
Es hat sich diese Pflasterart bei ihrer Haltbarkeit, sowohl durch
ihre ziemlich ebene Fläche, Undurchdringlichkeit der Feuchtigkeit von
unten und oben, gutem Fahren darauf, wenia Ausaleiten der
Pferde ꝛc., als sehr gut bewährt.
II. Dann verwendet man auch zu einer ebenen Fahrbahn
a) erwärmtes, gestampftes Asphaltpulver und b) Holzpflaster. Es
soll sich aber erst zeigen, ob diese Pflasterarten auf die Dauer all
den Anforderungen, die man hieran stellt, entsprechen. Betrachten
wir sie einzeln etwas näher.
a) Das Asphaltpflaster bildet eine éebene, reine, leicht
zu befahrende, geräuschlose, wasserdichte, elegante Fläche bei wenig
Abnutzung und findet jetzt nur Gegner bei Fuhrleuten, deren Pferde
oft fallen. Wenn die Asphaltstraße rein gehalten wird, so sallen
auf ihr bei vorsichtigem Fahren nicht mehr Pferde, als auf anderen
Pflasterarten. Was die Reinhaltung betrifft, so wird in Berlin
nicht die nöthige Aufmerksamkeit und die zweckmäßige Behandlung
der Asphaltfahrfläche angewendet. Nicht allein der frisch gefallene
Pferdedünger und sein Verzetteln macht den Asphalt schlüpfrig,
wodurch auch Menschen ausgleiten, sondern er wird auch durch
den trockenen verzettelten Dung und daran sich ansammelnden Staub
bei feuchter Witterung (nicht starkem Regen) schleimig — glibberig,
wogegen die Pferde bei trockenem Wetter und Regen auf Asvphalt
wenig fallen.
Das Fortschaffen des Mistes von der Asphaltfahrfläche ge—
schieht in London auf folgende Weise: Zahlreiche flinke Jungen,
welche ein Interesse haben, viel Dünger zu erhalten, führen kleine
Schanfeln und einen Handfeger mit sich und sind schnell dabei, die
Abqänge der Pferde soöfort zu beseitigen. Der feuchte und trockene
*) Die fortgesetzten Agitationen der Berliner Fuhrwerksbesitzer gegen
die heutigen Pflasterungsmethoden unserer Straßen lassen es dringend an—
gezeigt erscheinen, dem wichtigen Gegenstand praktisch näher zu treten, wie es
im obigen Artikel versucht wird. Wir haben bereits in früheren Nummern
über diese Agitation von entgegengesetzten Standpunkten berichtet und be—
merken nur, daß neuerdings eine mit mehreren hundert Unterschriften ver—
sehene Petition der betheiligten Fuhrherren gegen das Asphaltpflaster an das
Poͤlizei⸗Präsidium abgegangen ist. Auffallend erscheint, daß die Interessenten
ganz verkennen, wie vielen Nuten sie für ihren Gewerbebetrieb aus den neueren
Pflasterungsmethoden ziehen, während die Letzteren vielleicht, ohne aufgegeben
zur werden in einzelnen Punkten leicht und wesentlich zu verbessern in nsten.
Annnd Rey