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Mittheilungen aus der Praxis.
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Stadtbehörden eine lange Garantie für die Haltbarkeit des Holz.
»flasters gegeben haben, so gilt das doch nicht für den Fall, daß
sich hier ebenfalls Unreinlichkeiten geltend machen sollten, vielmehr
wird dieser Uebelstand verursachen, daß nach Jahren, trotz der noch
vorhandenen Haltbarkeit, ein anderes Pflaster auf Kosten der Stadt
ausgeführt werden muß. Dieser Punkt scheint bei den hentigen
saniären Bestrebungen sehr in's Gewicht zu fallen.
Mean hatte zwar, um diesem Uebelstande vorzubeugen, die
Holzklötze karbonisirt und die Fugen mit einer Theermasse aus—
Fegossen, es war die Masse jedoch zu weich gehalten, so daß bei
waärmer Witterung ein, wenn auch unbedeutendes Festhaften an
den Füßen der Pässirenden eintrat. Es hätte sich wohl versuchen
lassen, durch eine magere oder andere Theerkomposition abzuhelfen,
man scheint jedoch aus angegebenen Gründen dieses System mehr
bei Seite setzen zu wollen.“) Das Reinhalten des Holzpflasters ist,
wie auf jedem Pflaster, nöthig, doch wirkt der Mist und der Schniutz
nicht so glibberig wie auf Asphalt.
Undankbar erscheint es auf alle Fälle von den Fuhrwerksbe—
sitzern — (die einen ungeheuren Vortheil bei Asphalt und Holz—
pflaster haben, wegen der geringeren Verschleißbarkeit ihres Fuhr—
werksmaterials, resp. von Wageit und Pferden) — sowie von einigen
andern Einwohnern, nanientlich Ladenbesitzern, wenn sie sich über
Asphalt und Holzpflaster beklagen und es sofort wieder abgeschafft
wissen wollen, weil bei Mangel an Erfahrnng Fehler vorkommen.
Vetztere können durch Verbesserungen beseitigt werden, und es ist
Jedermanns Pflicht, Vorschläge dazu zu machen. Darum muß
nan aber nicht gegen eine an sich gute Sache feindlich auftreten,
wie es namentlich die Droschkenfuhrwerksbesitzer gethan haben
Zunächst muß auf Beseitigung der Uebelstände gedrungen werden
und erst wenn dies ersolglos bleiben sollte, werden andere For—
derungen am Platze erscheinen. P 8.
Neunerung an Zimmer-Thüren. Oit stellt sich im
Winter in Wohnräumen, die mit Teppichen belegt werden sollen,
die Unannehmlichkeit heraus, daß die Thüren gar nicht oder nur
schwer über den Teppich fortgehen. Gewöhnlich hilft man sich,
wie der Deutsch. Bauzeitung geschrieben wird, durch Abhobeln an
der Unterseite der Thür, welches Mittel jedoch den Uebelstand mit
sich bringt, daß 1. die Thür ausgehoben werden muß (bei Thüren,
die mit Zapfenbändern angeschlagen sind, nur schwierig zu be—
werkstelligen) und 2. daß im Sommer, wenn der Teppich wieder
eutfernt ist, die Thür zu kurz erscheint.
Darnach empfiehlt sich das Hülfsmittel, bei besseren Banaus—
sührungen an der Thür eine Einschubleiste au der, Unterseite
anzubringen, welche herausschlagbar ist, ohne die Thür vorher
auszuheben. Das Wiederausschlagen der Leiste im Sommer ist
ebenso bequem als das Einschlagen im Herbst auszuführen. — Bei
Flügelthüren. wo Kantenriegel verwendet werden, muß die Riegel—
stange bis über den Grat gehoben werden können. Die Leiste
fann äußerlich als kleiner Sockel ausgebildet werden.
Ich habe derartige Thürkonstruktionen bereits zur Anwen—
dung gebracht. Herm. Weissteinm.
Die erste elektrische Eisenbahn in Bayern wurde
kürzlich in Betrieb gesetzt. Sie besteht in der Verbindung des Bahn—
hofes Rosenheim mit der Säge des Großindustriellen Steinbeiß
und vermittelt den Holztransport von und nach dieser Säge. Die
Anlage ist normalspurig und ungefähr 1 Km lang. Die Lokomo—
tive wird durch eine Schuckert'sche dynamo-elektrische Maschine von
vier Pferdestärken in Bewegung gesetzt. Während der Nacht ruht
der Betrieb und die Elektrizität wird zur Beleuchtung der Säge
durch Edisonglühlampen verwendet. 28
Ueber vortheilhafte Filteranlagen. Eine einfache
Neuerung zur Erzielung reinen Wassers ist durch eine von Direk—
tor J. Dorn in Petersdorf i. Schl. konstruirte Filteranlage ge—
schaffen. Zwischen dem Obergraben und dem Flusse, an der
Stelle, wo die Rohrleitung für die Turbinen anfängt, ist ein
30 melanger, 2,5 mm breiter und 2,5 mmutiefer Raum in der Erde
ausgemauert, in dem sich das Filter befindet. Die Filtration er—
folgt derart, daß das Wasser von unten nach oben durch das Filter
teigt. Links und rechts befinden sich zwei Querwände. Die eine
links) ruht auf eisernen Trägern und theilt einen Behälter für
das aus dem Obergraben kommende Wasser ab; die andere (rechts)
steht auf dem Boden und dient als Ueberfall für das filtrirte
Wasser, welches unten abfließt. Zwischen beiden Längswänden ist
eine große Anzahl Eisenbahnschienen eingemauert, auf denen sich
Holzlatteu zum Tragen des Filterbettes befinden. Letzteres besteht
aus vier verschiedenen Schichten, deren unterste aus groben Steinen,
die zweite aus Kookesstücken, die dritte aus Kies und die vierte aus
Flußsand gebildet ist. Das Wasser fließt mit geringer Geschwin—
digkeit, da ein großer Querschnitt vorhanden, und gelangt in den
perhältnißmäßig großen Raum unterhalb der eisernen Träger, wo
sich alle schweren Verunreinigungen absetzen können. Das Wasser
steigt, allmälig feinere Schichten durchdringend, in die Höhe und
zelangt rechts durch ein eingemauertes Gußrohr in die Leitung,
welche es nach der Fabrik bringt. —7 Reinigung des Schlamm—
iammlers dient der rechts in der Ecke befindliche, nach dem Flusse
gerichtete Auslaßkanal. Die Reinigung des Filters geschieht da—
durch, daß man eine Zeit lang Wasser aus dem Obergraben in
umgekehrter Richtung, d. h. von oben, durch die Schichten gehen
läßt, welches die abgesetzten Theilchen daraus abschwemmt. Die
filtrirte Wassermenge beträgt 11,, Kubikmeter in der Minute.
Die ganze Anlage ist mit einfachen Mitteln ausgeführt, jedoch
muß Alles mit großer Sorgfalt hergestellt, beispielsweise das
Mauerwerk gut in Cement gemauert sein und keinerlei Risse haben.
welche die beste Filtration wieder zu Schanden machen könnten.
Interessant ist auch ein Verfahren zur Reinigung des Wassers,
welches bei den Wasserwerken der Stadt Groningen in Holland
angewendet wird. Es zeigte sich dort der Uebelstand, daß das
Wasser zeitweise eine gelbliche Farbe annahm, die sich durch
Filtriren nicht beseitigen ließ und davon herrührte, daß das Wasser
während des Winters über torfhaltigem Boden stand. Das Mittel
zur Beseitigung dieses Uebels ist folgendes: Das Wasser erhält
dor seiner Reinigung auf den Filtern einen kleinen Zusatz von
Alaun; es hat das Bestreben, die chemische Verbindung des Alauns
zu lösen, namentlich die Thonerde als Thonerdehydrat auszuschei—
den. Das letztere saugt begierig alle Farbentheilchen des Wassers
auf und fällt mit diesen als braungefärbte Flocken zu Boden. Der
Minimalzusatz von Alaun, bei welchem noch eine vollständige Ent—
färbung des stark gelben Wassers stattfand, wurde zu !/ο Ge—
wichtstheil bestimmt. Zur Erhaltung einer längeren Betriebsdauer
der Filter ergab sich die Nothwendigkeit, die in Flocken nieder—
fallende Thonerde in besonderen Klärbassins zur Ausscheidung zu
bringen. Das Wasser wird durch eine 250 Millimeter weite,
Mittheilungen aus der Praxis.
Ein Fortschritt in der Glasmalerei für Kirchen—
und Profanbauten. Bei der am 18. Nov. d. J. stattge—
fundenen Einweihungsfeier der restaurirten Bethlehemskirche zu
Berlin präsentirten sich den Kirchenbesuchern zum ersten Male
zwei herrliche Glasgemälde in den beiden Chorfenstern. Schreiber
dieses hatte Gelegenheit, in zahlreichen Domen und Kirchen alte
und neuere Proben von Glasmalerei zu sehen, auf größere Far—
ben⸗ und Kompositionswirkungen stieß er aber niemals, als hier
in der Darstellung der Anbetnng der Hirten von Claßen und der
Anbetung der Weisen aus dem Morgenland nach dem berühmten
Altarbilde im Kölner Dome. Noch kürzlich sahen wir die bemal—
ten Fenster in den Domen zu Köln, Stralsund und Erfurt. Wir
erkundigten uns nach den Preisen der neueren Fenster und stießen
stets auf so hohe Summen, daß wir darin mit tiefen Bedauerr
ein Hinderniß für die allgemeine Einführung eines Kirchenschmucks
erkannten, welcher so viel zur Erzeugung einer weihevollen
Stimmung beiträgt. Aus diesem Grunde waren wir freudig
überrascht; als uns der Prediger der Bethlehemskirche, Herr Knak
den unglaublich geringen Preis der beiden von ihm bezogenen
figurenreichen Kirchenfenster nannte. Wir erkundigten uns nach
diesem scheinbaren Räthsel und erfuhren, daß es sich hier um
eine Methode, nämlich um die Anwendung des Lichtdrucks, handelt.
Der technische Fortschritt liegt dabei hauptsächlich in einem ver—
besserten Pausverfahren, um dem ausführenden Glasmaler die
Vollkommenheit des Originals als Unterdruck zu sichern. Mit
Hülfe dieses Verfahrens wird auch der mittelmäßige Künstler in
der Reproduktion zur höchsten Kunstleistung der Meister ersten
Ranges befähigt. Darin besteht das Epochemachende des neuen
Verfahrens. Die Vorzüge und stilistischen Eigenthümlichkeiten der
alten Glasmalerei bleiben vollkommen gewahrt, wie die durch
Dr. Oidtmanun's Büreau für Glasmalerei zu Berlin, Dessauerstr. MI,
jür die Bethlehemskirche gelieferten zwei figurenreichen Fenster be—
weise. Die stilgerechte Schönheit der Zeichnung wie auch die
Farbengluth der Gemälde sind von überraschender Wirkung. Herr
Paster Knak versicherte uns, daß die Ueberlegenheit der Oidtmaun'schen
Methode, namentlich in Preis und schneller Lieferzeit, außer Zweifel
stehe, ohne daß diese großen Vortheile bezahlt würden durck
Verzicht auf irgend einen Vorzug der alten Glasmalerei.
Wir haben, uns davon überzeugt, daß es sich hier um einen
Fortschritt handelt, welcher den Zeitpunkt beschleunigen wird, wo
ede Kirche, jedes Schloß, Rathhaus und Patrizierhaus wieder mit
Glasmalerei geziert sein wird, wie solches im Mittelalter der
Fall war. 4 —
) Die Holzpflasterung wird wahrscheinlich im nächsten Frühjahr in
der Georgenstraße vor dem CEentralbahnhof, auf dem daselbst durch Rieder—
reihung des Hauses Nr. 10 freigelegten Terrain wieder zur Anwendung
kommen. Ked.