Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

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Berichte aus verschiedenen Städten. 
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»aues in der Birkenstraße ausgeführt worden ist. Als „Bauherr“ 
ungirte hier ein Herr Klüppel, ein Mann, dessen Vermögens— 
erhältnisse nicht die besten gewesen zu sein scheinen, da derselbe 
nzwischen „fruchtlos exkutirt“ worden ist. Der Baumeister des 
Zerrn Klüppel war Herr Piater, den Bau selbst leitete ein 
Hdaurerpolier Drews, der das Geld zum Auszahlen der Leute 
theils von Herrn Klüppel, theils von Piater erhielt. Mit der 
Lohnzahlung? haperte es mitunter, am 13, Januar aber erhielten 
die Leuie gar keinen Lohn, wurden pielmehr auf den 18. Januar 
hertröstet. Aber auch an diesem Tage erhielten die Leute kein 
Held, sie schickten fünfmal eine Deputation an den Bauherrn, 
welcher sie von Stunde zu Stunde damit vertröstete, daß der Bau— 
meister dald Geld bringen würde. Auch der Hinweis darauf, 
daß sie sich eventuell durch die Bau⸗-Utensilien bezahlt machen 
würden, half den Leuten nichts, sie sandten eine Deputation zum 
Polizei-Lieutenant des Reviers und dieser gab ihnen den Rath, 
ne“ schleunige Beschlagnahme herbeizuführen. Da die Leute 
pußten, daß dies Geld kostet und auch der Meinung wären, daß 
diesem Bauherrn gegenüber größte Eile am Platze sei, so zogen 
je'es vor, diese Pfändung selbst vorzunehmen und luden deshalb 
Bretter und einen Posten Cement auf einen herbeigeholten Wagen. 
Inzwischen war Piater angekommen, er wurde von dem Polier 
Hestürmt, 30) Mark zur Bezaählung der Lente anzuweisen, er bot 
Wer nur 150 Mark und so wurden denn Bretter und Cement 
bei zwei hiesigen Händlern, verpfündet, mit der Maßgabe, daß die 
GBegenstände sofort wieder herausgegeben werden sollten, wenn der 
Bauherr, Herr Klüppel, den Lohn bezahlen würde. Aus dem 
Frlös von 320 Mek. beglichen die Arbeiter ihre Lohnforderungen 
und schickten den Ueberschuß von 90 Pf. nebst den bezüglichen 
Wochenzetteln in einem Couvert dem „Bauherrn“ zu. Letzterer 
zachte gar nicht daran, die in dieser originellen Weise abgepfän— 
deten Waaren einzulösen, er denunzirte vielmehr die 15 Bau— 
arbeiter und die beiden Händler wegen Diebstahls resp. Hehlerei, 
ohne damit sonderliches Glück zu haben. Der Gerichtshof, dem 
dieses Berliner Baubild an vielen Stellen sehr interessant erschien, 
war vielmehr mit dem Staatsanwalt und dem Vertheidiger, Rechts⸗ 
anwalt Grabower, der Ansicht, daß den Angeklagten jedweder 
lolus gefehlt habe, dieselben vielmehr nur bestrebt gewesen seien, 
den ihnen zustehenden, sauer verdienten Arbeitslohn sicher zu 
stellen und erkannten deshalb auf Freisprechung sämmtlicher An— 
geklagten. 
Der Antrag vom 3. März 1883, auf den oben des Ferneren 
Bezug genommen wird, lautet: 
Die königliche Staatsregierung unter Bezugnahme auf den 
Beschluß vom 2. März 1882 aufzufordern, der Angelegenheit 
vegen des Baues eines neuen Geschäftsgebäudes des Hauses der 
Abgeordneten unter thunlichster Beschleunigung Fortgaug zu ghen. 
Basel, das Eldorado des Bauschwindels, scheint, 
eitdem es „3 Brücken“ hat, an der Solidität des Baugeschäftes 
»ingebüßt zu haben. Schon früher ist in diesem Blatte über 
Baseler Vorgänge aus diesem Kapitel geschildert worden, nun 
ommt das Falliment des Baumeisters Aichner noch dazu, auf 
velche Firma die Staatsanwaltschaft bereits ein Ange gerichtet 
sjaben soll. Aichner war in der jüngsten Zeit übrigens mehr 
Bauspekulant als Baumeister und hat sich namentlich sehr viel 
nit „Tauschgeschäften“ befaßt. Einige Baseler Banken, wie ins— 
»esondere die Hypothekenbank und die Handwerkerbank, sind mit 
insehnlichen Summen bei dem Aichner'schen Konkurse betheiligt, 
nan sagt mit über 900 000 Fres. Außerdem sind noch andere 
Bankfirmen mit namhaften Summen betheiligt. Es ist keine 
Frage, daß Basel durch solche Konkurse nicht sehr im „auswärti— 
jen Ansehen“ wüchst, im Junern selbst sind weniger die Bauken, 
ils die vielen Handwerker des Baugewerbes zu bedauern, welche 
olchen „Baugrößen“ ihre saure Arbeit um ein Bischen Lohn 
ieferten und schließlich den Hungerlohn verlieren müssen. Zu 
diesen Erbärmlichkeiten, die nicht genug gegeißelt werden können, 
ommt noch die Nichtswürdigkeit einer gewissen Sorte von Leuten, 
die nichtsdestoweniger solche Bauschwindler noch als „achtbare 
Leute“ angesehen haben möchten. Jüngst wurde in Basel ein 
Bauplatz für eine neue katholische Kirche gekauft, welche etwa auf 
/z Million Francs zu stehen kommen soll, während die 
Baseler Regierung mitten in der Stadt die ehemalige Barfüßer— 
irche, beruͤhmt durch ihren nach dem Cölner Dome „höchsten 
Chor am Rheinstrom“, zu allen möglichen profanen Zwecken ver— 
vendet und auch nicht gegen hohe Miethe dieselbe den Katholiken 
iberlassen will. Die übrige Bauthätigkeit ist für eine Stadt wie 
Basel sehr flau; baute der Staat nicht mehrere Schulen, so wäre 
iast Nichts zu verzeichnen, als etwa die Projekte für etliche noch 
in Frage stehende Fabrik-Etablissements im sogenannten Mainzer— 
zuartier, wo die in Mainz und Basel domizilirte „süddeutsche 
eimmeht onascosslichaft· größere Flächen Terrain besitzt. gn. 
London. (Eiserne Häuser.) In der Fischerei-Aus— 
stellung zu London befand sich auch ein Fischerhaus aus Wellblech, 
welches bemerkenswerthe Fortschritte in dem Bau eiserner Wohn— 
häuser aufweist und allgemein bewundert wurde. Durch eine be— 
'ondere Art der Verbindung der einzelnen Bleche mittelst ver— 
chraubter innerer und äußerer Holzleisten wird einem solchen 
Bau ein sehr gefälliges Aussehen verliehen, welches an das 
Schweizerhaus erinnert. Hierdurch wird gleichzeitig eine voll— 
ommene Abdichtung gegen die atmosphärische Luft erzielt, was in 
Lerbindung mit der Isolirung aller Wände durch schlechte Wärme— 
eiter die Einflüsse von Hitze und Kälte mehr abhält, als bei ge— 
nauerten Häusern, denn es ist nachgewiesen, daß 12/, Zoll Dich— 
ung mit schlechten Wärmeleitern einen Raum besser abschließen, 
ils 9 Zoll Mauerwerk. Schließlich sei bemerkt, daß sämmtliches 
Holzwerk feuersicher gemacht werden kann. 
München. Im polytechnischen Verein hielt am 3. De—⸗ 
zember Herr Dr. Aubry einen sehr interessanten Vortrag über 
»as Wasser in seiner Beziehung zur Technik. Redner be— 
onte zunächst eingehend die Verschiedenartigkeit des Regen-, Quell-, 
Fluß- und Meerwassers und brachte alsdann Beobachtungen über 
»en Einfluß, den das Wasser je nach Art seiner Beimengungen 
zum Vor- oder Nachtheile auf technische Fabrikationszweige aus— 
ibe, zur Sprache. Nachdem von diefsem Standpunkte aus die 
herschiedenen Vorgänge der Wäschereien, Färbereien, der Seifen— 
und Papierfabrikation, der Gerberei u. s. w. erläutert waren, kam 
her Vortragende auf die Bedeutung des Wassers in der Brau— 
echnik zu sprechen und betonte hier besonders, daß sogenanntes 
jartes Wasser, also solches, welches viele anorganische Substanz 
jelöst enthält, keineswegs von Nachtheil sei, wenn auch die Auf— 
ösungs- resp. Extraktionsfähigkeit dem Malze und Hopfen gegen— 
iber eine geringere sei, als jene von weichem Wasser. In 
ẽngland sei es seit langer Zeit üblich, dem Wasser, mittelst 
dessen Bier von sehr großer Haltbarkeit gebraut werden solle, 
Byps zuzusetzen und auch das münchner Bier verdanke seine große 
Widerstandsfähigkeit gegen das Verderben zum großen Theil dem 
hedeutenden Kalkgehalt des verwendeten Wassers. Dieser Vortrag 
nag wohl veranlaßt worden sein durch Klagen, welche von Seite 
einiger Industrieller über das neu eingeleitete Mengfallwasser 
laut geworden sind und in welchen Bedenken gehegt werden über 
die Verwendbarkeit desselben zu technischen, insbesondere zu Brau— 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin, den 12. Dezember 1883. Der Gesammtvorstand 
des Abgeordnetenhauses hat einen Antrag, betreffend den Bau 
eines nenen Geschäftshauses, eingebracht, der folgenden 
Wortlaut hat: 
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Unter Wieder— 
holung der Resolution vom 2. März 1882 und im Verfolg des 
Antrages vom 3. März 1883 die königliche Staatsregierung auf— 
ufordern, die Vorbereitungen zum Bau eines neuen Geschäfts— 
gebäudes des Hanses der Abgeordneten nunmehr endlich dergestalt 
u fördern, daß jedenfalls noch im Laufe der gegenwärtigen 
Session die Bauausführung, insbesondere durch Bestimmung des 
Bauplatzes, sichergestellt wird. 
Die vorstehend erwähnte Resolution vom 2. März 1882 be— 
jagt Folgendes: 
1. Es ist nothwendig, den Bau eines neuen Geschäfts— 
zebäudes für das Haus der Abgeordneten mit thunlichster Be— 
chleunigung zur Ausführung zu bringen. — 2. Es erscheint an— 
Jezeigt, als Bauplatz für das Geschäftsgebäude des Hauses der 
Abgeordneten das zur Zeit in Benutzung des deutschen Reichs— 
ages stehende Grundstück Leipzigerstraße Nr. 4 zu wählen, mit 
der Maßgabe, daß der Bau im Anschluß an die projektirte ver— 
längerte Zimmerstraße aufgeführt wird. — 3. Mit Rücksicht 
darauf, daß das Grundstück Leipzigerstraße Nr. 4 nicht die er— 
orderliche Breite besitzt, um ein Geschäftsgebäude für das Haus 
der Abgeordneten in angemessenen Dimensionen herzustellen, wird 
der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß zur Vergrößerung des ge— 
dachten Grundstücks von dem angrenzenden Garten des Herren— 
jauses ein entsprechender Theil — in der Breite des Gartens und 
n einer Tiefe von etwa 90 Meter — abgetreten werden wird. — 
1. Auf dem nach dem Beschlusse ad 2 einstweilen in der bisheri— 
zen Benutzung verbleibenden Theile des Grundstücks Leipzigerstraße 
Nr. 4 ist, sobald derselbe für diese Benutzung entbehrlich wird, 
die Einrichtung von Gartenanlagen, von denen ein Theil mit dem 
Barten des Herrenhauses in Verbindung gebracht werden könnte, 
n Aussicht zu nehmen. — 53. Das fiskalische Terrain zwischen 
)em Grundstücke des Herrenhauses und der Königgrätzersträße 
gegenüber dem ethnologischen Museum) wird einstwellen für das 
Abgeordnetenhaus zu reserviren sein.
	        
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