Berlin, den 17. Februar
1883.
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Wochenschrift
für die
Interessen des praktischen Baugewerks.
Nebst Ergänzung:
Erfindungen im Hochbauwesen aller Länder.
Redaktion:
O. Ostmann, nnrermeitter.
Unter Mitwirkung erster Kräfte.
Neue Jolge von D. RM. Rombera's Zeiklchrikt für praktische Baukunst (438. Jahrgang).
Neue Folge:
2. Jahrgang.
Der ganzen Reihe
43. Jahrgang.
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Zeden Somnmabend aine unmer. Zulins Crile: gumch Verlin zgz ts uic u r eu
Preis vro Quartal (13 Nummern) 2,25 M. 9 Seltongon e ae n
Einzelne Nummern à 0, 80 Mk. Expedition des . Deutldeen Haugewerksblattes“. vro Svaltzeile o, 3. Wiederholungen mit Rabatt
Redaktion und Exvedition: Berlin 8W.. Zimm⸗
J.
Inhaltsverzeichniß: Ein interessanter Kuppelbau. — Mittheilungean aus der Praxis: 4. Bau eiserner Häuser. b. Die Baumaschinen. — Erfin—
dungen im Hochbauwesen: System Dorn für Theater-Imprägnirung. — Bauberichte aus Städten. — Mittheilungen über die Berl. Blecharbeiter—
Ausstellunag. — Konkurrenzwesen. — Literaturbericht. — Bautechnische Notizen. — Submissionen. — Inserate.
Ein interessanter Kuppelbau.
(Hierzu 5 Figuren.)
deũ Fig. 1 zeigt den Grundriß des Unterbaues und der Kassetten—
ecke.
Auf einem kräftigen, mit Sandstein-Quadern verblendeten
Unterbau erhebt sich, von einem mit Kassettendecke bedachtem
Säulenumgang umzogen, der achteckige Hauptbau, von mächtiger
Kuppel überragt. In der Mittelachse ist vorn ein großer Treppen—
rufgang vorgelegt und hinten ein Anbau mit Treppe nach oben
angefügt. Der Hauptbau, der im Lichten 7,0 m Durchmesser hat,
uht auf einem doppelten Rahmen von 400 mm hohen Eisen—
rägern, der von 28 kurzen, kräftig profilirten, je 2 zusammenge—
kuppelten eisernen Säulen getragen wird. Der von einem Säulen—
dach geschützte Umgang hält 1,68 m und 2,10 m im Lichten.
Die kassetirte Kuppel, die 2,80 m Radius hat, ruht auf
einem Tambour, der die Ueberleitung des Achtecks zum Kreis be—
wirkt und das ebenfalls kuppelförmige Außendach trägt.
In diesem Bauwerk sind nun die saͤmmtlichen Gewölbe, die
horizontale Kassettendecke des Umganges und die kassetirte Kuppel,
us Eementbeton hergestellt worden. Für den Cementbeton sehr
— F— in der
wünschenswerth reinen Qualität sehr viel per Achse hergeholt
werden mußte und ebenso der Transport der Schaalung und des
Cements sich sehr kostspielig stellte, also der Preis der Betonaus⸗
führung gegen gewöhnliche Verhältnisse ungewöhnlich hoch aus—
fiel. Troͤtzdem erhielt der Beton aus nachfolgenden Gesichts⸗
hunkten den Vorzug: Erstens war der Preis der Betongewölbe
hur um wenig theurer, als solche aus Backstein hergestellte und
die Kuppel sogar wesentlich billiger; zweitens aber, und, das war
das Entscheidende, wurde nicht nur der ungleiche Schub der ge—
mauerten Gewölbe vermieden, sondern man erhielt bei Cementbeton—
gewölben für die Wölbungen des umlaufenden Ganges und der
großen Miitelöffnung einen zusammenhängenden Monolith, der, an⸗
att zu schieben, im Gegentheil als umschließender Ring den ganzen
Bau zufammenhielt und die Last des Hauptbaues auf die ganze
Frundfläche, Saulenfundamente und Umfassungsmauern, vertheilte.
Ja außerdem durch die gleichzeitige Ausfüllung des Zwischen⸗
raumes Fig. 2 a zwischen den Eisenträgern, mit Beton nicht
Allein die Stabilität dieser Eisenkonstruktion erhöhte, sondern auch
den ganzen Unterbau mit einer monolithen Platte abschloß, was
die Sicbilität des Ganzen wesentlich erhöhte. Dazu kam noch,
daß für das Untergeschoß möglichst an Pfeilhöhe des großen Ge⸗
wlbes gespart werden mußte und ein so flaches Gewölbe, wie
Je mehr der Cementbeton als Konstruktionsmaterial sich in
der Baupraxis einbürgert, um so kühner und eigenartiger werden
die darin ausgeführten Konstruktionen und um so mehr zeigt sich,
welch' vielseitige Verwendung die Bildsamkeit dieses Materials
uläßt. Ein recht interessantes Beispiel hierfür ist ein Bauwerk,
welches im Jahre 1881 und 82 in der Nähe von Hameln an der
Weser zur Ausführung gelangte. Es ist dies ein auf einer Anhöhe
errichteker Mausoleumsbau von ziemlich bedeutenden Dimensionen,
in edler Renaissance ausgeführt.
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