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Baubericht aus verschiedenen Städten. — Literaturbericht.
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Bauberichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. An den Magistrat sind schon vielfach Anträge, er
zangemn, Baustellen an der Neuen Kaiser Wilhelm⸗
straße zu verkaufen. Magistrat ist bisher derartigen Anträgen
aicht näher getreten, hat jetzt aber beschlossen, der Stadtverordneten—
Versammlung den Verkauf einer Parzelle vorzuschlagen. Diese
liegt mit 18/ m Straßenfront in der Klosterstraße, mit 20 m
in 'der Kaiser Wilhelmstraße und hat einen Flächeninhalt von
00 Om. Der Preis derselben ist 126900 Mik., entsprechend
einem Preise von 15000 Thalern für die alte Quadratruthe. d
— dt.
In Königsberg wurde der Neubau der hohen Brücke im
Laufe des Jahres 1881 in programmmäßiger Weise gefördert.
Nach Herstellung der Nothbrücke wurde sofort mit dem Ab—
zruch der alten Brücke vorgegangen. Bei Submission der Her—⸗
tellungsarbeiten für die Pfeiler wurde der Zuschlag den ver—
einigten Firmen Gutzeit und Scherres und Sandmann übertragen,
die auch alsbald mit der Inangriffnahme der Fundirungsarbeiten
träftig und sachgemäß vorgingen. Erschwert wurden dieselben durch
mannigfache Hindernisse im Flußbette, die zum Theil nur durch
Taucher beseitigt werden konnten; ferner durch eine große Zahl
»on alten Pfählen, welche zum Zweck des Neubaues entfernt
verden mußten. Wiewohl die Zahl der letzteren auf 600 veran—
cchlagt war, so haben doch im Ganzen über 800 Pfähle ausge—
zogen werden müssen. Es war dies ein Zeichen dafür, daß die
alte Holzbrücke im Laufe der letzten Jahrhunderte öfter erneuert
worden ist.
Die Pilotirung der Damm- und Uferpfeiler, sowie das Ein—
reiben der Spundwände ging ohne Unfall von Statten und es
fonnten vor Eintritt des Winters sämmtliche Pfeiler vollendet
verden. Während der Bauausführung der Pfeiler wurde eine
—
oorgenommen, um die Solidität des Bauwerks nach dieser Seite
hin möglichst sicher zu stellen.
Der eiserne Ueberban der Brücke wurde von der Unions—
zießerei hierselbst ausgeführt. Derselbe ist bezüglich der Träger
and Gegengewichtsanordnung der beweglichen Oeffnung der neuen
Börsenbrücke in Kopenhagen nachgebildet, unterscheidet sich von
zieser aber dadurch, daß die Oberfläche nicht mit Bohlenbelag, sondern
mit Gußstahlplatten übergedeckt ist, sowie durch ein anderweites
Arrangement des Bewegungsmechanismus.
Das Projekt zur Brücke rührt von dem Stadtbaurath Früh—
ing hierselbst her. —nv.
In Kiel wurden Baukonsense ertheilt
— 2 —
»er Nähe bedeutender Fabrikorte und die Nothwendigkeit, für die
Arbeiter und ihre Familien, ohne erhebliche Mehrkosten, gesunde
und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen zu schaffen.
Von der Ansicht ausgehend, daß bei der Errichtung von
Arbeiterhäusern besonderen, bei anderen Bauten nicht vorhandenen
Bedürfnissen Rechnung getragen werden müssen und daher der
Ausführung von Arbeiterwohnungen ein sehr eingehendes Studium
)»es Bedürfnisses und der Lokalfragen vorhergehen müsse, bear—
peitete der Verf. die Ende 1870 erschienene Auflage dieses Werkes.
Dda das Interesse, welches der Arbeiterwohnungsfrage in fast allen
rändern, besonders aber in Deutschland, entgegengebracht wird, in
tetem Wachsen begriffen ist, so wird der vom Verf. umgearbeiteten
ind namhaft vermehrten, gediegenen 2. Auflage seines Werkes, in
velchem Maaße, Gewichte und Münzen auf das Deutsche Maaß—
ind Münzsystem umgerechnet worden sind, eine freundliche Auf—
iahme nicht fehlen.
Der reiche Inhalt der Schrift zerfällt in vier Abtheilungen
ind einen Anhang; während die Einleitung die Entwickelung
der Arbeiterfrage in den verschiedenen Kulturstaaten Europas, die
anitären und moralischen Rücksichten für die Erbauung von Ar—
»eiterwohnungen und das Wesen der letzten abhandelt, bespricht
»er erste Abschnitt die Einrichtung der Arbeiterwohnungen in
anitärer Beziehung. Der zweite Abschnitt, illustrirt durch
Zeichnungen auf Tafel J und II, handelt von der Solidität und
Billigkeit der Arbeitervohnungen, dem Mauerwerk, dem Schutz
»er Außenmanern eines Gebäudes gegen Erdfeuchtigkeit, von der
donstruktion der Decken und Fußböden, der Dacheindeckungen,
Defen und Kochapparaten und den Baukosten.
Besonders reichhaltig ist der dritte Abschnitt; er bespricht
die Bequemlichkeit der Arbeiterhäuser unter Hinweis auf die, nach
derschiedenen Systemen ausgeführten, bewährten Anlagen in Eng—
and, Frankreich und Deutschland, welche in den Zeichnungen auf
Tafel III bis XVI, unter Einhaltung eines einheitlichen Maaß—
tabes von 1: 100 natürl. Größe, dargestellt sind, und die Ueber—
icht der Raumverhältnisse, Konstruktionsstärken u. s. w. wesentlich
erleichtern.
Der vierte Abschnitt handelt von der Anlage ganzer
Arbeiterquartiere und den Institutionen, welche mit denselben ver—
hunden werden können.
Die im Anhange enthaltene Sammlung von Kostenan—
schlägen, Statuten, Verträgen u. s. w, dürften den Erbauern von
Arbeiterhäusern in der That von großem Nutzen sein. Die in
einem besonderen Atlas beigegebenen 16 Tafeln sind sauber litho—
zraphirt und korrekt ausgeführt; wir können daher nicht umhin,
das vom Verf. und Verleger so sorgfältig hergestellte, zur Lösung
der Arbeiterwohnungsfrage nicht unwesentlich beitragende Werk
unsern Lesern und dem technischen Publikum zur Anschaffung und
Benutzung dringend zu empfehlen. 28
222,
.Jan. 1877- 351,
April 878 F 170
. April 1879— April 194,
1. April 1880 — 4. April 1881 228,
worunter sich 70 resp. 107, 47, 42 und 44 Wohnhausbauten be—
inden. Die Bauthätigkeit scheint in diesem Jahre, soweit es sich
etzt schon übersehen läßt, eine rege zu werden. — b.
Neu-Ruppin. Wie aus einer Lokalnotiz der „M.-Z.“
nservorgeht, scheint man jetzt endlich daran zu denken, wenigstens
unächst den vor vielen Jahren durch einen Sturm stark beschä—
digten Thurm unserer Klosterkirche herunternehmen zu lassen. Der
Thurm soll so schadhaft sein, daß sein Abbruch zur Nothwendigkeit
zeworden ist. Die Kosten des Abbruchs sollen sich auf 8000 Pek.
helaufen. Eine Reparatur des ruinenhaften Thurmes vorzunehmen,
ȟrjte sich schon aus dem Grunde nicht empfehlen, weil trotz eines
Aufwandes von 12000 Mk. keine längere Garantie für die Festig—
eit gegeben werden kann, als auf einige Jahre. Es wird daher
vohl nichts anderes übrig bleiben, als in den sauren Apfel zu
»eitzen und einen Neubau vorzunehmen, dessen Ausführung auf
Rechnung der Stadt geschehen müßte, da das Kirchenvermögen
dierzu nicht verwendet werden kann.
—
Fünfzig Entwürfe zu Ladenvorbauen, Schau⸗
fenstern und Waarenauslagen nebst den inneren Ein—
richtungen, Ladenschränken und Ladentischen In
Renaissance- und modernem Stil, sowohl für einfache
ils auch höhere Ansprüche, herausgegeben von August
Graef, Bildhauer und Zeichnenlehrer in Erfurt. 24 Foliotafeln.
Weimar 1883. Bernhardt Friedrich Voigt.
Der bereits durch andere, gediegene, in demselben Verlage
vie das vorliegende Werk, erschienene Arbeiten rühmlich bekannie
Verf. beabsichtigt, in seinen Entwürfen gute, stilvolle Vorbilder
zu Läden, Schaufenstern, Waarenauslägen zu liefern. Den
nodernen Stil überwiegend, sind so reichhaltige Motive für die
stenaissance vorhanden, daß ohne Schwierigkeiten Zeichnungen mit
)enselben leicht geändert, oder anders zusammengestellt werden
önnen.
Sehr instruktive Grundrisse und Durchschnitte, sowie beige—
zebene Details tragen wesentlich zum bessern Verstaäͤndniß bei, so
zaß für die praktische Ausführung der Entwürfe keine Schwierig—
keiten erwachsen können.
Die sauber lithographirten Vorbilder, welche sich nicht nur
in der Werkstatt, sondern auch als Vorlagen in Zeichnenschulen
ehr nützlich erweisen werden, berdienen mithin sowohl Zimmer—
euten und Tischlern, als auch Baugewerks-, Gewerbe- und Zeich—
nenschulen auf das Wärmste zur Benutzung empfohlen zu werden.
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Literaturbericht.
Die Anlage von Arbeiterwohnungen vom wirth—
chaftlichen, saänitären und technischen Standpunkte,
nit einer Sammlung von Plänen der besten Arbeiter—
Jäuser Englands, Frankreichs und Deutschlands, dar—
gestellt von, Rudolf Manega, Ober-Inspektor der k.k.
»riv. österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft und gew. Baudirektor
»er Rumänischen Eisenbahnen. Zweite, durchgesehene und
»ermehrte Auflage. Mit einem Atlas von 16 Tafeln, ent—
Jaltend 120 Figuren, Weimar 1883. Bernh. Friedr. Voigt.
Mit der Ausdehnung und dem Aufschwung von Gewerbe
ind Industrie wächst die Anhäufung großer Arbeitermafssen in
Hundert Kneiplieder für Techniker. Von Franz
Sraf. Erste Gesammtausgabe, Frankfurt a. M. Verlag von
Deinrich Keller 1882. 1104, Bogen stark, 80, Preis 150 Mark.
Nachdem 40 dieser Lieder bereits in den Jahren 1874 bis 76
»om Verf. in zwanglosen Heften in zwei starken Auflagen, größten—
heils auf dem Privatwege, verbreitet worden sind, liegt nun eine
Besammtausgabe aller Kneiplieder des Verf. vor, von diefen find