Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 43, Bd. 2, 1883)

75 
Konkurrenzen. — Erfindungen im Hochbauwesen. — Personalien. — Bautechnische Notizen. 
—176 
Provinzialrath Beschwerde hiergegen geführt. Eine Entscheidung 
ist in dieser Frage noch nicht eingegangen. Wenn die Stadt sich 
erweitern, der Handel und Verkehr heben soll, dann ist es unab⸗ 
weislich erforderlich, daß die Vertreter der Stadtgemeinde in ihren 
Bestrebungen vom Forum der Stadtnerordneten thatkräftig unter— 
stützt werdeu. 
Hier ist das Gegentheil der Fall, man ruft höhere Instanzen 
zur Euͤtscheidung der Frage der Nothwendigkeit der Ausstellung 
dines Bebanungsplanes an und fördert dadnrch nicht das Auf⸗ 
blühen des Baugewerbes am Orte. — ». 
Krefeld.“ In der letzten Bauperiode hat sich eine weitere 
Steigerung der Baulust gezeigt. Indem im Jahre 1881 373 Bau— 
erlaubnisse nachgesucht waren, bezifferten sich dieselben pro 1882 
auf 485, worunter sich 1881 118 und 1882 157 neue Wohn⸗ 
hausbauten befanden. 
Die Preise für Baumaterialien sind normale und werden 
dieses Jahr voraussichtlich eine Steigerung erfahren, indem bis 
zur Zeit die Bauaussichten recht günstige sind. 
Seitens der Stadt wurden im vorigen Jahre nur mehrere 
Anbanten au Schulen ausgeführt und die Kanalisation weiter 
fortgesührt, welche bis zur Zeit 1337900 Mek. Kosten verursacht 
hat.“ Die gesammte Läuge der verlegten Rohr- resp. Kanalstränge 
zur Abjührung der Tages“u. Wirthschaftswasser betr. 141750 m. —w 
Leipzig. Obgleich in dem letzten Dezennium Millionen auf 
Schulbauten verwendet worden sind (etwas geringer gehaltene 
qußerliche architektonische Ausbildung wäre bei den letzten Schul— 
bauten (2) wohl am Platze gewesen) so stellt sich zur Zeit die Er— 
richtung weiterer zweier Volksschulen als Erforderniß heraus. 
In Mainz und Karlsruhe sind im vorigen Jahre 
eiförmige Kanäle aus Cement resp. Cementbeton zu Kanalisations— 
zwecken mit gutem Erfolg benutzt worden. 
Minden. Im Jahre 1882 wurden 152 Bautonsense 
gegen 132 des Vorjahres ertheilt. Es befanden sich darunter 41 
Neu- und 111 Reparaturbauten. 
Die Ausführung der Kanalisation ist mit 980950 Mk. Kosten 
projektirt, die Aussühruug steht aber noch aus, weil die mini— 
sterielle Genehmigung zut Einmündung in die Weser noch nicht 
erfolgt ist. 
DNeisse. Im vorigen Jahre sind hier 23 Neu- und 32 
Reparaturbaäuten gegen 15 resp. 35 des Vorjahres ausgeführt 
worden. Die Banagaussichten für dieses Jahr sind günstige, ob— 
gleich Seitens der Stadt keine Neubanten projsektirt sind. Zu 
Vorarbeiten für die hier so dringend erforderliche Kanalisation 
sind 1500 Mk. bewilligt. 
Naumburg. Der Rückgang der Banlust ist dadurch be— 
wiesen, daß im vdrigen Jahre, nur 103 Bauten gegen 159 des 
Vorjahres ausgeführt worden sind. Es wurden dabei 19 neue 
Wohnhänser errichtet und 31 größere Seiten resp. Hiutergebäude 
hergestellt. 
Geht die weitere Entwickelung der Stadt auch langsam vor, 
so wird jedoch bereits die jetzige bevorstehende Bauperiode wieder 
Anlaß zu größeren Banausführungen geben. iu. 
Stastfurt. Die gewerbliche Kommission zur Anlage einer 
Zuckerfabrik hierselbst ist nur unter der ausdrücklichen Genehmi— 
zung ertheilt worden, daß die Unternehmer der Wohnungsnoth 
wegen selbst für Wohnungen der zu beschäftigenden Arbeiter zu 
sorgen haben. 
Aschersleben. Der Umbau des hiecsigen alten Rathhauses 
soll demnächst vorgenommen werden. 
Innendekoration des Theaters zu loben. Die originelle Anlage 
don sechs Treppenaufgängen, welche sich gleichmäßig auf die 
äußere Peripherie vertheilen, führte zu monumentaler Gestaltung 
des Aeußeren. 
Personalien. 
Dem ersten Ingenseur des Stadtbauamts zu Mainz, Herrn 
F. Kuhn, ist jetzt vom Großherzog von Hessen die als Ehren— 
seichen für Verdienste während der Hochwassersnoth am Rhein 
gestijtete Verdienstmedaille verlichen 
Erfindungen im Hochbauwesen 
Ein neuer Sprengstoff, genannt Amidogöne, die Erfindung 
eines französischen Chemikers, war' in jüngster Zeit vielfach Gegenstand 
der Besprechung namentlich in Bezug auf die Dynamitfahriken. Der— 
elbe soll naͤmlich vermöge seiner Zusammensetzung eine gleiche Wirkung 
vie das Dynamit ausüben, sonst aber absolut ungefährlich sein. Dieser 
ranzösischen Erfindung ist jetzt eine deutsche Erfindung an die Seite zu 
tellen, welcher gleiche Eigenschaften innewohnen, wie dem Amidogène. 
Die fächsische Pulverfabrik in Bautzen verarbeitet nämlich schon seit 
etwa Mitte vorigen Jahres einen Sprengstoff, der dieselbe Kraft ent— 
wickelt wie das Tynamit, aber absolut kein Nitroglycerin, Knallquecksilber 
oder Ouecksilber-Ammonium enthält. Dieses Sprengmittel ist bereits im 
Handel als die Erfindung eines österr. Offiziers, des Oberstlieutenants 
1. D. Ed. Schulze. Die Vorzüge dieses Sprengmittels bestehen weiter 
darin, daß es zwar brennbar, aber nicht explosibel ist, wenn nicht gleich— 
eitig ein, nur für diesen Stoff angefertigtes Zündhütchen mit ange— 
ündet wird, und daß die strenaste Kälte oder Nässe keinen Einfluß auf 
aifelbe ausüben. („Bautechniker.“) 
8 —* 
Bautechnische Notizen. 
Die Dampfrohrleitungen in den Straßen von New—⸗ 
York, über welche wir schon früher Mittheilungen gebracht haben, sind 
—VDDDD—— 
Es werden nämlich daselbst, neben den Kanal-, Wasser- und Gasleitungen, 
n den Straßen des untern Theiles der Stadt ganze Systeme von Dampf— 
röhren gelegt, welche den in großartigen Kesselanlagen erzeugten Dampf 
»er verschiedensten Verbrauchsstellen auf weitere Entfernungen zuführen. 
Zwei Gesellschaften, die „New-York Company“ und die „American Steam 
Sompany“ konkurriren bei diesen Unternehmungen. Defekte Röhren und 
Flanschen, ungeeignetes Dichtungsmaterial bilden neben ungenügender 
Prüfung der Leitung auf Druck vor der Wiederzufüllung der Gräben 
die Ursache täglich exrfolgender Brüche der Leitung, welche sich durch 
Dampfausblasen, Aufwühlen der Straßen und Erhitzen des Wassers der 
daltwasserleitungen in unzuträglichster Weise kundgeben. Diese Kalami— 
täten haben einen derartigen Unfang erreicht, daß einzelne Straßen 
permanent blokirt und häufig vollständig unpassirbar sind. Dies veran— 
laßte die städtischen Bchörden, energisch gegen den bisherigen Unfug 
aufzutreten und namentlich das Legen von Konkurrenzleitungen in einer 
ind derselben Straße zu verbieten, sowie vorzuschreiben, daß die Dampf— 
öhrenstränge möglichst entfernt von den Wasserleitungsröhren angeordnet 
werden. Die meisten Klagen fallen den Leitungen der „American Steam 
Kompany“ zur Last, deren Röhrenverbindungen nur in ungenügender 
Weise eine Ausdehnung und Zusammenziehung je nach dem Wärmegrad 
ermöglichen, während die „New-York Company“ eine Röhrenverbindung 
ur Anwendung bringt, die sich viel besser bewährt hat, indem sie diesen 
daktoren Rechnung trägt. Diese letztere Gesellschaft beabsichtigt, von 
inem gemeinschaftlichen Dampfkesselhause aus zehn Leitungsneßße mit 
Dampf zu versorgen. Jedes einzelne Netz wird sofort nach seiner Fertig— 
tellung in Betrieb genommen. Die gesammte Länge der bis jetzt zuͤr 
Benutzung gelangten Dampfröhren beträgt 53800 mund die Zahl der 
Unschlüsse füt Heiz-- Kraftnützungs- und Kochzwecke einstweilen etwa 
O0. Neben jeder Dampfröhre liegt eine Rücklaufröhre von geringerem 
Durchmesser fuͤr das Kondensatiosnwasser. Da man sich in New-York 
zroße Erfolge von diesem System der Zentralheizung ganzer Stadttheile 
ꝛerspricht, so haben sich, gleich nach dem Bekanntwerden der guten Er— 
zebnisse, zwei weitere Gesellschaften gebildet, nämlich die bereits erwähnte 
„American Steam Companv,“ sowie eine andere Gesellschaft, die Heiß— 
wasserleitungen ausführen will. (Schweiz. Bauztg.) 
GEinen Glasüberzug auf Metall erhält man, wenn man 
zegen 125 Gewichtstheile gewöhnlicher Flintglasstücke mit 20 Theilen 
ohlensaurem Natron und 12 Thln. Vorsaͤure zusammenschmilzt, das ab— 
zekühlte Glas pulverisirt und das Pulver mit kieselsaurem Natron (Wasser— 
zlas) von 5050 B. vermischt. Damit überstreiche man das zu glasirende 
Metall und erhitze es, bis die Glasirung geschmolzen ist, welche fest an 
Lisen und Stahl hafteu bleibt. D. Ind.Z3.) 
Ein bisher noch nicht dagewesener Schülerstreich ist 
dieser Tage in Deutsch-Krone verübt worden. Die Abiturienten der 
dortigen Baugewerksschule standen nach dem beendigten schriftlichen Examen 
vor der mündlichen Prüfung. Da sie fürchteten, die letztere nicht bestehen 
zu können, beschlossen sie, die Prüfung hinauszuschieben. Zu diefem 
Zwecke begaben sie sich in angeheitertem Zustande am Vorabend der 
Prüfung vor die Wohnung des Direktors und vermauerten mit Mate— 
rialien, die sie von einem Neubau in der Nähe entnommen hatten, den 
Ausgang der Wohnnng, so daß die Wegräumung diefes Hindernifses am 
nächsten Tag den Beginn der Prüfung unmöalich machte 
Konkurrenzwesen. 
Als Sieger der Schinkelkonkurrenz gingen nach 
dem Berichte der' mit der Beurtheilung beauftragten Konmmission 
des Architektenvereins in diesem Jahre hervor: äuf dem Gebiete 
des Hochbaues für den Entwurs eines Theaters auf dem 
Lützowpltatz der Regierungsbauführer Theodor Krüger, im In— 
genteurwesen für, den Entimurf einer Ueberführung' des Rhein— 
Weser Elbe-Kanals bei Porta über die Weser der Regierungsbau— 
fübhrer Frauz Baltzer. Die Konkurrenz, an welcher vbeide Fächer 
der Bauwissenschaften eine sehr rege Betheiligung genommen hatten, 
führte zu dem günstigen Ergebniß, daß außerdem noch fünf 
Schinkelmedaillen zur Vertheilung kommen konnten, und zwar 
im Hochbau an die Regierungsbauführer Rösener, Borrmann 
und Emil Hoffmann, im Ingenienrfach an die Regierungsbau— 
führer R. Sarre und Wilh. Feldmann.“ Die sämmtlichen Zeich— 
nungen werden, von jetzt ab in der permanenten Bau— 
ausstelluug zu besichtigen sein. Der prämlirte Entwurf des 
Theaters auf dem Lützowplatz verbindet einen frischen idealen Zug 
mit großer Zweckmäßigkeit, vor Allem aber ist die geschmackvolse 
Herausgeber: C. Ostmann, Maurermeüter in Halkerstadt. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin 
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers —A —
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.