269
Mittheilungen aus der Praxis. — Literaturbericht. — Rezeptenkasten.
270
Anlage einer Fabrik bei Hannover unter Leitung des Direktors
D. Dietrich herabgedrückt werden und wird einmal des hohen Ein—
zangszolles, daun aber auch der billigeren Löhne wegen eine er—
hebliche Preisreduktion erhofft. Die ersten deutschen Lincrusta-Fa⸗—
hrikate werden noch in diesem Jahre in den Handel kommen, und
oll dies zunächst die einzigste Lincrusta-Fabrik in Deutschland sein.
Die langsamere oder raschere Einführung und Verbreitung
)er Lincrusta-Walton wird ohne Frage, trotz der günstigen Urtheile
eines Joh. Norton und des Direktors des Kensington-Museums,
Sir Ph. Cunliefe, und der Erbauer der Pariser Weltausstellung
1878 J. Bourdais und J. Davioud, oder der großen Oper
Th. Garnier, lediglich vom Preise abhängen, der vielleicht in Frank—
reich und England bei dem größeren Reichthum weniger eine
Rolle spielt, bei uns aber auf dem Gebiet des Privatbaues für
die Anlage sehr in die Wagschaale fällt. R. V.
Einfluß der Maschinen auf die Beschäftigung
der Arbeiter in Amerika. Die „Chicago Times“ vei—
zffentlichte einige interessante Details über den Einfluß der Ma—
schinen auf die Beschäftigung von Arbeitern, unter denen uns
einige der Mittheilungen werth scheinen. Vor der Einführung
der Nähmaschinen kostete ein gewöhnliches Paar Frauenschuhe
2 Dollars; der heutige Preis ist 1245 Dollar, trotzdem die Kosten
des Rohmateriales mindestens von 40 auf 70 pCt. gestiegen und
die Löhne doppelt so hoch sind als sie vor der Einführung der
Maschinen waren. Frauen, die sich durch Handnäherei ernährten,
»erdienten durchschnittlich 50 Cents (Mk. 2) pro Tag, während
heute eine nur einigermaßen geschickte Arbeiterin 1,33 Dollar
Mk. 5,50) täglich „machen“ kann. Der Lohn der Männer der—
elben Branchen Echneider, Hemdennäher u. s. w.) kam früher
nur wenig über 1,25 Dollar pro Tag; heute geht er, Dank den
applizirten Maschinen, bis auf 2,50 Dollars (Mk. 10).
In der Textil-Industrie hat sich die Zahl der Arbeiter in
weit gröüßerem Maße vermehrt als die Bevölkerung, und die Löhne
'jaben sich dabei verdreifacht, wie nachstehende Zusammenstellung
rgiebt: Im Jahre 1860 waren 181550 Arbeiter in dieser In—
dustrie beschäftigt, welche die Summe von 37 301 710 Dollars
»erdienten und 196 416 400 NYards Material produzirten. Im
Jahre 1870 zählte man 255 328 Arbeiter mit einem Gesammtlohn
son 79 401 367 Dollars und einer Produktion von 395 158 565
HYards. Jahre 1880 betrug die Zahl der Arbeiter 322 212, der Ge—
aͤmmtlohn 110478 000 Dollars. Man darf hierbei nicht vergessen,
daß in dieser Periode eine bedeutende Zunahme der Bevölkerung
taltgefunden hat — indessen gar nicht im Verhältniß zu dem An—
vachsen der Arbeiter und Löhne. Nachstehende Zahlen geben einen
Begriff von diesem Anwachsen, und die angeaebenen Arbeiterzahlen
Feziehen sich auf alle Industriebranchen:
das Ende des einen Rohres wird an seinem ganzen Umfange mit
dreieckförmigen Ausschnitten versehen und das zwischen diesen Aus—
chnitten übrig gebliebene Rohmaterial mit dem Hammer so weit
gestreckt, bis die Ausschnitte wieder verschwunden sind, wodurch
das Rohr gleichzeitig zugeschärft wird. Das Ende des zweiten
Rohres erhält dagegen einen läuglichen Schlitz; dieser letztere wird
ainn in warmem Zustande in dem Maße ausgeweitet, und werden
zleichzeitig auch die Ränder der dadurch gebildeten Oeffnung derart
zugeschärft, bis das zugeschärfte Ende des ersten Rohres hineinpaßt.
Um den zu löthenden Stutzen wird hierauf ein Lehmkranz gelegt,
mit Draht festgebunden und vertrocknet; alsdann legt man um
denselben die entsprechende Menge von Schlagloth und Borax und
hringt endlich das Ganze in's Löthfeuer—
Lösen verrosteter Schraubenmuttern und an—
derer Verbindungen. Kerofinöl oder Naphtha oder selbst
Terpentin wird in kurzer Zeit in den kleinsten Ritzen zwischen den
Verbindungen durchdringen, welche lange Zeit miteinander in Be—
rührung gewesen sind, mögen sie aus Bolzen, Schraubenmuttern ⁊c.
destehen. Dann setze man sie dem Feuer aus, welches bald die
Metalle losmacht. Schraubenmuttern rosten oft so dicht ein, daß
kein Wendeisen im Stande ist, sie zu entfernen, ohne sie zu zer—
hrechen. Ein wenig Hämmern an den Seiten und oben bringt
sie manchmal auch lose.
Literaturbericht.
Technisches Centralblatt. Allgemeines Repertorium
ür mechanische und chemische Technik. Herausgegeben von Gott—
ieb Behrend, Ingenieur in Hamburg, unter Mitwirkung von
Dr. Ch. Heinzerling in Frankfurt a. M. Monatlich 1Heft,
m Preise von 1,50 Mk. Halle a. S. Verlag von Wilhelm
anapp.
Das uns vorliegende 1. Heft dieser neuen Zeitschrift führt
in dem vorgedruckten Prospekt die Ziele an, welche die Zeitschrift
»erfolgt. Dauach will sie ein Centralorgan der industriellen Be—
trebungen werden, durch welches Jedermann in die Lage versetzt
vird, sich nicht nur über die Fortschritte in seiner eigenen Branche
zu orientiren, sondern auch einen Ueberblick über die gesammte
Bewegung auf dem Gebiete der Industrie zu gewinnen. Wenn
die folgenden Hefte in derselben allgemein verständlichen Weise,
wie dieses erste Heft, gehalten werden, so glauben wir gern, daß
der Zweck des Herausgebers vollständig erreicht werden kann. Um
unseren Lesern einen Ueberblick zu gewähren, was die Zeitschrift
hringen wird, geben wir kurz eine Uebersicht der Artikel des
J. Heftes. „Geschäftliches aus der Bierbrauerei; Schiffsbau und
Schifffahrt; Ueber die Spiegelglas-Indnstrie; Künstlerisch ausge—
tattete Möbel- und Zimmereinrichtungen; Kanal und Eisenbahn;
Die feuerlose Dampfmaschine von Moritz Honigmann; Ein Gasolin-—
Apparat zur Beleuchtung und zum Betrieb von Gasmotoren;
der Bessemer-Krahn von Wrigthon in Stockton on Tees; Elektro⸗
hemische Versilberung und Vergoldung; Kurzer Abriß über die
Fortschritte in der Konstruktion der Apparate für die Gasfabri—
ation; Ueber Kältemaschinen; Ueber Glyzeringewinnung aus den
Unterlaugen der Seifenfabrikation; Das Vorkommen des Ein—
zeweidewurmes Anchylostomum duodenale bei der sog. Ziegel—
zrenner-Anämie; Der Gaskonsum in Berlin; Die Feuergefährlich—
keit der elektrischen Beleuchtung; Gas als Heizmittel; Ueber As—
hest; Dampfmafchinensteuerungen; Ueber Mühlenbeleuchtung und
Elektrizitätserscheinungen an Riemen; Neue Rohmaterialien zur
Papierfabrikation; Technische Notizen; Einiges über Schlacken—
zusatz zum Portlandcement; Literatur; Patenwesen; Fremde
Marktberichte; Handelsbericht“. Zahlreiche gute Illustrationen
„efördern das Verständnik der Abhandlungen in durchaus ange—
nessener Weise.
Gesammt-
Löhne bevölkerung
Jahr Arbeiterzahl Dollars Menschen
850... 9888079 236 759 464 23 191 876
18860.. .1311246 378 578 966 31343 421
1870 ... 2055 996 775 581 343 38558 371
18860.. . 3062 990 910 709 260 41 223 000
Man sieht, daß sich trotz der außerordentlich großen Zahl
von Maschinen jeder Art und aller Industriezweige die Zahl, der
Arbeiter in den Fabriken mehr als verdreifacht hat, die Löhne
ind dabei viermal höher gestiegen, während die Bevölkerung selbst
nur in einem Verhältniß von ca. 60 pCt. zugenommen hat.
Holz⸗ oder Backsteinpflasterungen in städtischen
Straßen. Bekannilich ist zuerst in London das Asphaltpflaster
der Straßen durch Holzpflasterung ersetzt worden. Diesem Beispiel
ist in ausgedehntem Maße Paris gefolgt, indem in dieser Stadt
erst in den letzten Jahren bedeutende Straßenzüge mit Holz—
oflasterung versehen worden sind. Nun scheint man aber in London
»on der Holzpflasterung wieder abgehen und dieselbe durch Back—
stteinpflaster ersetzen zu wollen. Dieses Backsteinpflaster ist zuerst
versuchsweise in Berlin eingeführt worden. Es besteht aus Back—
steinwürfeln von 20 em Seitenlänge und 10 em Dicke, welche bis
zu 20 pCt. ihres Volumens mit bituminösen Produkten imprägnirt
vperden. Die Würfel werden auf eine Betonlage von 15 cm
Dicke versetzt und die Fugen mit heißem Theer ausgefüllt. Es
wird behauptet, daß dieses Straßenpflaster gegenüber dem Holz—
pflaster bedentende Vortheile zeige Während das Erstere dadurch,
daß es alle organischen Zerseßungsprodukte wie ein Schwamm in
iich aufnehme, einen förmlichen Krankheitsherd bilde, sei das Back—
teinpflaster von derartigen Uebelständen vollständig frei. Dasselbe
zestatte dem Wasser einen leichteren Ablauf und besitze überdies
zine viel längere Dauer als das uee welches zudem noch
bei großen Feuersbrünsten gefähruͤch werden könne.
Verbindung von Eifenrohren durch Löthung.
Um geschweitßzte Eisenrohre durch Löthung mit einander zu ver—⸗
hinden, schlägt Herr C. Else in Cöthen foldendes Verfahren vor:
Rezeptenkasten.
Glasätztinte. Nach Dr. Müller bereitet man sich eine
Blasätztinte, mit der sich mittelst einer gewöhnlichen Stahlfeder
auf Glas sehr gut schreiben läßt, die Aetzung momentan erfolgt
ind sehr schon matt ausfällt, nach folgender Vorschrift: Man reibt
n einem Porzellanmörser gieiche Theile Fluorwasserstoff-Fluoram—
monien und getrockneten, gefällten schwefelsauren Baryt, zusammen.
das innige Gemisch wird in einer Platin-, Blei- oder Guttapercha—
chale successive mit rauchender Flußsäure übergossen, bis nach
üchtigem Rühren (am besten mit einem dünnen pistillähnlichen
uttaperchastäbhchen) das Stäbchen nur noch sehr schnell ver—
chwindende Eindrücke hinterläßt. Wendet man weniger Fluoram—
nonium an oder wenn die Flußsäure verdünnter ist, erhält man
zlaänkere, minder deutliche Aetzungen. Die Qualität des schwefel—