Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Patent-Luft-Zirkulir-Kachelofen. — Mittheilungen aus der Praris. 
tigte Ausführung in Backsteinrohbau und gelbem Sandstein noch 
erhöht werden wird. — Die Frontbreite der Plätze beträgt 11 bis 
18 m, die Tiefe beläuft sich bei den rechts liegenden Plätzen auf 
31m, wovon 4 mm auf den Vorgarten, 14 m auf das Haus und 
13 meauf den hinter dem Hause liegenden Garten entfaulen. Die 
Grundrisse, bei denen die Einflüsse französischer Vorbilder un— 
verkennbar sind, zeigen durchgehends ein größeres Vorzimmer, von 
welchem sämmtliche Räume zugänglich sind, sowie die häufige An— 
ordnung der bei unsern Hausfrauen so beliebten Nebenränme 
und Wandschränke. An der linken Straßenseite haben die Bau— 
plätze infolge der unregelmäßigen Abgrenzung der Grundstücke eine 
zum Theil sehr beträchtliche Tiefe, wobei die Möglichkeit der Au— 
ordnung von Stallungen und Nebengebäuden angedeutet ist. Herr 
Heilmann ist eifrig bestrebt sein Projekt zu realisiren, und können 
wir ihm hierzu nur Glück wünschen. — M. — 
Patent Luft Zirkulir Rachelofen für große 
Säle, Kirchen ꝛc. 
(Patent Hagedorn). 
Der neue Patent-Luft-Zirkulir-Kachelofen mit Ballonheizung 
und Heizrippen, konstruirt von M. Müller, Ofenfabrikant, Han— 
nover, ist durch Erwerbung der alleinigen Berechtigung des Pa— 
tents Hagedorn zur Verwendung bei Kachelöfen entstanden. Es 
dürfte durch diese Oefen einem bisher fühlbar gewesenen Mangel 
abgeholfen sein, d. i. größere Räume, als: Kirchen, Schulsäle, 
Wartesäle, größere Restaurationslokale, Tanzsäle ꝛc, mit einem 
praktischen, eleganten und billigen Heizapparate zu versehen. Für 
dergleichen Räume mußten bisher mehrere, z. B. eiserne, oft lästige 
Hitze strahlende Oefen verwendet werden, mit denen außerdem 
kostspieliger Betrieb und fortgesetzte Bedienung verbunden waren, 
oder man mußte eine sehr theure Zentralheizung herstellen. 
Von dem unten beschriebenen Patentofen genügt ein Ofen 
mit 3 Ballons von je 0,77 m Durchmesser, um bei einer Tempe— 
ratur-Differenz von 350 C. einen Raum von 2015 cbm Inhalt 
schnell und genügend durchzuheizen. Das unten mitgetheilte Attest 
wurde uns auf unsere Anfrage zum beliebigen Gebrauche mit— 
getheilt. 
Der neue, durch deutsches Reichspatent vor Nachahmungen 
geschützte Ofen besteht aus einem gußeisernen Sockel, welcher den 
Heizkörper trägt, und auf welchen ein Mantel aus Kachelmaterial 
mit geschmackvollen Ornamenten aufgebaut ist. 
Der gußeiserne innen hohle Sockel steht mit seinen Füßen auf 
einem passenden Fundament frei auf, so daß von allen Seiten die 
falte Luft der untersten Schichten des Raumes unter den 
Ofen tritt und durch Ventilationsöffunngen im Sockel aufgesogen 
und in den inneren freien Raum des Ofens eingeführt wird. 
Der Heizkörper besteht aus dem unteren Füll- Regulir— 
Feuer kasten neuesten Systems und den hierauf aufgebauten guß— 
eisernen, runden, mit zahlreichen Heizrippen versehenen Ballons 
welche je einen kleineren Ballon aufnehmen, die mit der aufsteigen— 
den Luft durch je 3 Rohre unten und oben verbunden sind. 
Die in“ dem Feuerkasten entwickelten Feuergase steigen 
zwischen den äußeren und inneren Ballons nach dem Schorn— 
ftein und umspielen die Verbindungsrohre. Hierbei geben die 
Verbrennungsgase durch die äußeren Ballons, deren Heizfläche durch 
die Heizrippen bedeutend vergrößert ist, Wärme ab. Außerdem 
tritt Luft aus dem zu heizenden Raume durch die unteren Rohre 
in die inneren Ballons und durch die oberen Rohre wieder aus. 
Auf diesem Wege nimmt die Luft die Wärme von den inneren 
Wandungen der Rohre, sowie der inneren Ballons auf und trägl 
diese in den zu heizenden Raum. 
Die Vorzüge des patentirten Ofens sind folgende. 
Die Heizfläche ist so groß, als dies bei dem eingenommenen 
Raum und' dem aufgewendeten Material nur möglich ist, und zwar 
durch die Ballonform der auf einander gesetzten Theile, durch die 
an denselben befindlichen zahlreichen Heiztippen und durch die im 
Innern liegenden Ballons mit den Verbindungsrohren. 
Die Verbrennungsgase können nur in duͤnnen Schichten 
emporsteigen, werden durch die eigenthümliche Form des ihnen 
vorgeschriebenen Weges gezwungen, die Richtung immer zu wechseln, 
werden getrennt und wieder zusammengeführt, also fortwährend 
zemischt, und finden so Gelegenheit, ihre Wärme an die in großen 
Flächen sich darbietenden Wandungen abzugeben und durch diese 
der zu erwärmenden Luft mitzutheilen. 
Die Luft zirkulirt durch das Innere des Heizkörpers sehr 
lebhaft, wird ebenfalls gezwungen, den Weg öfter zu ändern, und 
ist dadurch fähig, von den inneren Wandungen möglichst viel 
Wärme aufzunehmen. Sie wird vom Fußboden aus aufgesogen 
ind wird dadurch die in großen Räumen ojft empfindliche Fußkälte 
vermieden. 
Der Heizeffekt des Ofens ist somit ein ganz außergewöhn— 
lich starker und verbreitet sich durch die Zirkulation der Luit schnell 
und gleichmäßig auf den gesammten zu heizenden Raum, während 
es in der Nähe des Ofens nicht unangenehm heiß wird, da der 
stachelmantel die überschüssig ausstrahlende Wärme in seiner Masse 
ansammelt uund langsamer an die Luft abgiebt, als dieses ein 
eiserner Mantel thun würde. Dadurch entsteht zugleich der anhal— 
sende, angenehme und gesunde Heizeffekt, welcher einen Hauntvorzug 
aller guten Kachelöfen bildet, 
Die gesammte Luft in dem geheizten Raume wird durch 
den Ofen fortwährend in leichter Bewegung gehalten und dadurch 
im wirksamsten den schädlichen Einwirkungen von Zugluft begegnet; 
Die Luft wird vom Fußboden aufgenommen, steigt durch den 
nneren freien Raum des Ofens erwärmt nach oben, folgt der 
Decke des Raumes und sinkt an den Fensterflächen erkältet wieder 
iach unten, um von Neuem die Zirkulation zu beginnen. 
Es kann hiernach nicht ausbleiben, daß der Heizeifekt des 
Deizmaterials, auch von Kohlen und Koaks, möglichst aus— 
Jenutzt wird, und daß man im Stande ist, durch diesen praktischen 
Sfen bei dem möglichst geringen Kohlenverbrauch einen 
außergewöhnlich großen Raum genügend erwärmen zu können. 
Die Haltbarkeit des neuen Kachelofens ist eine fast unbe⸗ 
schränkte, weil das Kachelmaterial von dem Heizkörper völlig isolirt 
ist und nicht durch die ungleiche Wärmeausdehnung von Eisen und 
Thon beim Heizen aus den Fugen getrieben werden kaun. Vor 
ufälligen Beschädigungen ist der neue Ofen durch den gußeisernen 
Sockel auf's Beste geschützt. 
Der Fenerkäasten ist sehr geräumig, besteht aus Gußeisen 
mit Chamottefütterung, hat Regulir-System und kann mit jedem 
Brennmaterial geheizt werden. 
Die äußere Form der neuen Porzellan-, altdentschen, 
Majolika- oder Fayence-Oefen ist eine hochelegante und moderne, 
ind gestattet die Anwendung der höchsten Leistungen der Keramik: 
die Oefen können in jedem gewünschten Stile ausgeführt werden, 
und stellt die Firma Zeichnungen und Entwürfe gern zu Diensten. 
Attest. Ihrem Wunsch entsprechend, theilen wir Ihnen gern 
mit, daß die uns von Herrn M. Mürller zu Haunover gelieferten 
deiden Patent-Luft-Zirkulir-Kachelöfen allgemeinen Beifall finden. 
Der auf dem Ballsaal — welcher 1300 kbm Jnbalt hat — 
zesetzte Ofen hat bei jedesmaliger Benutzuug den Saal genügend 
zrwaͤrmt, und ebenfalls sind wir mit dem Heizeffekte des in den 
uinteren großen Gesellschaftszummern — welche circa 800 khiu 
Inhalt haben — gesetzten Patentofens vollkommen zufrieden, zumal 
derselbe täglich geheizt wird. Da auch das Aeußere der Oefen 
ein sehr gefälliges ist, sodaß sie jedem Raume zur Zierde gereichen 
io werden wir diese Oefen gern weiter empfehlen. J 
Biersen (i. Rheinland) im März 1884. Gesellschaft „Kasino“ 
Namens der Yirektion. H. W. Fuüuhrmann. —r 
Mittheilungen aus der Praris. 
A. Siebel's Patent-Stabil-Theer. Durch den stei— 
genden Verbrauch von A. Siebel's Patenm⸗Stabil-Theer veranlaßt, 
jaben wir über denselben umfangreiche Erkundigungen eingezogen, 
nd können wir unseren Lesern auf Grund derselben mittheilen, 
zaß diese Erfindung ohne Zweifel die größte Beachtung verdient. 
Wir können deshalb nur rathen, sich nicht durch partheiische Ur— 
heile irgendwelcher Art beeinflussen zu lassen, sondern jedenfalls 
selbst einen Versuch mit dem Patent-Stabil-Theer zu machen. 
Bei dem bisherigen Theer war stets ein Hauptübelstand der, 
daß man nach einigen heißen Tagen von dem Austrich, auch wenn 
er“danz frisch aufgestrichen war, fast nichts mehr sehen konnte, da
	        

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