Mittheilungen aus der Praris.
GBeneralbauunternehmer pro Kilometer Straßenbahn über 100000
Fres. bezieht, der das Ganze von Ersterem übernehmende Sub—
ünternehmer vielleicht 60 000 Fres. Wo sind die 40000 Fres
geblieben?
Die Kaution, die der Generalunternehmer gewöhnlich zu
stellen verpflichtet wird und auf die es bei solchen Submissionen
der „Solidität“ halber (sollte aber richtiger, der „Kürze“ halber
heißeu) abgesehen ist, kann sich derselbe, noch höher geschraubt, von
den Suͤbunternehmern geben lassen, und was ist die Quintessenz
folcher Machination? Der Generalunterehmer hat nicht nur Nichts
inzuschießen, braucht keine Arbeitsgeräthe, keine Vorkehrungen, die
oft in den Werth von Hunderttausenden laufen u. s. w., sondern
schöpft von vornherein auf Grund seiner Generalität den Rahm
ab, der dem Subunternehmer von Rechts wegen gehört und der
das Risiko trug.
Die Stadtgemeinde München hat von Aird noch eine Kaution
von 300 000 Mark in Händen, bestreitet aber eine Restforderung
der Konkursmasse von 170 000 Mark; wie sich die Sache näher
verhält, darüber kommt jedenfalls Etwas an den Tag, alsdaun
Mehr hiervon in dieser Zeitung. W.
Hamilton's Strohholz.
Ein neuer Fabrikations-Artikel, welcher für gewisse Zwecke
zahlreiche Vorzüge vor dem einfachen zugerichteten Naturprodukte
besitzt, ist das Strohholz oder besser die Strohbretter, wie sie
neuerdings nach der Erfindung von Mr. S. H. Hamilton von
der Hamilton Straw Lumber Co. in Lawrence, Kansas, fabrizirt
werden. Dieser Artikel wird bis jetzt jedoch nicht in Form von
Blöcken, sondern nur von Brettern oder Fourniren, ähnlich wie
Papier oder Pappe hergestellt, und haben die zur Verwendung
kommenden Maschinen auch eine große Aehnlichkeit mit denen der
Papierfabrikation. Nichtsdestoweniger weicht jedoch das Verfahren
in vieler Beziehung wesentlich von der Papier-Fabrikation ab, und
hat das Produkt einen durchaus unabhängigen Charakter und zahl—
reiche neue Anwendungsfähigkeiten.
Alle Sorten Stroh, welche als Rohmaterial billig zu haben
sind, finden hierbei Verwendung, und wird dasselbe zuerst nach
dem gewöhnlichen Prozeß zu einer gleichmäßigen Masse „Ganz—
zeug,“ verarbeitet und dann in dünne Blätter ansgerollt, von
denen 24 einen Zoll stark sind. Während diese Blätter noch warm
und feucht sind, werden sie mit einer chemischen Lösung von
2800 F., deren Zusammensetzung uns noch nicht bekannt gegeben ist
getränkt und darauf durch zehn Paar polirter Eisenwalzen hin—
durchgeführt, zwischen welchen sie einem sehr großen Drucke aus—
gesetzt werden. Hierbei wird mit Bürsten eine Art Cement zwischen
den Blättern vertheilt, worauf man dann eine harte und feste
Substanz erhält, welche ziemlich fenersicher ist. Die so erhaltenen
Bretter werden dann in einem besondern Lagerhause an der Luft
getrocknet, wozu eine Woche oder ein Monat nöthig ist.
Dies Holz hat zahlreiche Verwendung in den Wohnungen
für Fußböden, Decken, Verkleidungen u. s. w., wie für Gebrauchs—
artikel gefunden. Es läßt sich ebenso gut bearbeiten, wie das
natürlche Holz, kann jedoch nicht gespalten werden und ist sogleich
in der gewünschten Dicke herzustellen. Man erkennt an dem Aus—
sehen, daß es aus Stroh hergestellt ist; die Fibern des Strohs
zeben ihm einen maserirten Schein. Es ist sehr hart, kompakt.
fest, sägt sich gut, läßt sich sehr gut nageln und verzieht sich weder,
noch springt es. Es ist polirbar und kann auf der Oberfläche
dekorirt werden. Seine Dauerhaftigkeit ist größer, als die des ge—
wöhnlichen Holzes, es brennt nur sehr schlecht und nimmt nur
sehr langsam Wasser an. Wegen der letzteren Eigenschaften
eignet es sich auch sehr gut zu Dachbedeckungen. Für Friktions—
vn liefert es ein sehr gutes Material. besser als Papier oder
Leder.
Dieses Strohholz ist eine neue Art verbessertes Papier,
ähnlich wie das, aus welchem die Radscheiben für Eisenbahnräder
—— werden. Die Fabrikation der letzteren ist iedoch eine
andere.
VUeber die zahlreichen weiteren Anwendungen dieses neuen
Artikels lassen sich jetzt noch keine bestimmten Resultate aus—
Prechen, jedoch ist zu vermuthen, daß das Strohholz für sich selbst
ein eigenes Feld erobern wird, ebenso wie es anderen neuen
Fabrikations-Produkten gelungen ist, welche gewisse nützliche Eiden—
schasten in hervorragendem Maße besitzen
Gutes Holz auszufinden. Gutes Holz von jeder
Klasse soll gewisse wahrnehmbare Marakteristische Merkmale haben,
an welchem man es erkennen kann. An einer und derselben Holz⸗
art wird im Allgemeinen gerade dasjenige Holz das stärkste und
dauerhafteste sein, welches am lanasamsten gespadlsen ist. was man
an der Engheit seiner Jahresringe erkennt. Das Zellengewebe,
wie man es (wenn sichtlich) in den Markstrahlen wahrnimmt,
soll hart und kompakt sein. Das Vaskula- oder Fasergewebe
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Fläche nichts Welliges zeigen, noch soll es die Zähne der Säge
mit welligem Gefaser verstopfen. Ist das Holz gefärbt, so ist die
hzunklere Färbung stets ein Zeichen der Stärke und Dauerhaftigkeit.
Die frisch durchschnittene Fläche des Holzes soll fest und scheinend
und etwas durchsichtig sein. Bei Holz jeder gewissen Art sind
stets die schweren Muster die stärkeren und am längsten haltbaren.
Unter den harzigen Holzarten werden diejenigen, welche das wenigste
darz in ihren Poken haben, und unter den nicht harzigen, die
am mindesten Saft oder Gummi enthalten, im Allgemeinen als
die stärksten und ausdauerndsten angesehen. Bau- und Arbeits—
holz soll frei sein von Rissen und Sprüngen, welche von der
Mitte ausstrahlen, ebenso von solchen, welche rund laufen und eine
Lage von der anderen absondern. Die Fasern dürfen nicht ver—
trüppelt erscheinen und keine Wunden in der Holzschichte zeigen,
welche überwachsen sind, und endlich keine hohlen oder schwammi—
gen Stellen in der Mitte oder sonst irgendwo haben, welche aus
den Beginn des Anfaulens hindeuten.
Die deutsche Möbelindustrie, deren bedeutender Auf—
schwung im Inland schon längst Beachtung gefunden, hat nun
auch im Ausland einen Sieg errungen, wie er glänzender kaum
gedacht werden kann. Auf der Amsterdamer internationalen Aus—
stellung erhielt die bekannte Firma A. Bembé in Mainz allein
die höchste Auszeichnung, das Ehrendiplom doppelt, für guten
Geschmack und vorzügliche Ausführung. Dieser Erfolg wird sicher—
lich für unsere heimische Industrie von weittragender Beden—
tung sein.
Ueber eine neue transportable Dampfheizung.
Die bekannten Systeme von Dampfheizungen stellen alle
mehr oder weniger Anforderungen an die bauliche Einrichtung
und sind deshalb nicht so ohne Weiteres überall auzubringen. Es
ist deshalb, nach den Mittheilungen des schweizerischen Gewerbe—
blattes, ein Sostem geradezu ein Bedürfniß, welches ohne beson—
dere Vorkehrung, ohne Einlassen von Röhren in den Fußboden
oder in die Wände überall leicht und nachträglich noch die Ein—
führung der Dampfheizung gestattet, und welches zugleich während
der warmen Jahreszeit die vollständige Wiederentfernung der—
selben möglich macht.
Es besteht dieses System in der sogenannten Kastenheizung.
Die eigentliche Wärmeabgabe erfolgt von länglich viereckigen Be—
hältern aus starkem Metallblech, welche auf kurzen Füßen stehen
und durch Röhren die Zuleitung des nöthigen Wärmedampfes er—
halten. Es sind sonach diese Wärmekästen in jeden beliebigen zu
erwärmenden Raum einzustellen, dabei an jeden Platz zu bringen,
wo man direkt die Wärmeabgabe zu haben wünscht, und dürch
eine einfache Schlauchleitung mit dem Dampfspender zu verbinden
Man kann somit auf diese Weise jeden unheizbaren Raum vor—
übergehend oder für längere Zeit in einen heizbaren umgestalten,
ohne jede bauliche Anordnung, was für viele Fälle von großem
Werthe sein kann. Ein kleiner, in jeden Ofen oder Herd anzu—
hringender Dampfkessel genügt, um den nöthigen Dampf zu
tiefern, während allerdings gröoͤßere derartige Anlagen einen eige—
nen Dampffkessel verlangen.
Um übrigens eine Dampfheizung mehr wirksam zu machen,
ist es selbstverständlich nöthig, derselben möglichst heißen Dampf
zuzuführen, und gewöhnlich wird dies durch Erhöhung der Dampf—
pannung im Kessel zu erreichen gesucht, was natürlich hinwieder
nit einer außerordentlichen Vergrößerung der Gefahr verbunden
st und die Dampfheizung nur für seltenere Fälle geeignet er—
scheinen läßt. In der That ist aber andererseits der blos auf den
Siedepunkt von 1000 C. gebrachte Dampf zu wenig heiß und
würde, um einen Raum zu heizen, eine zu große Rohrleitung
nöthig machen, und deshalb muß darauf gedacht werden,. höher
erhitzten Dampf zu produziren.
Das einfachste Mittel hierzu ist allerdings die Dampferzeu—
zung in einem Kessel unter Hochdruck vor sich gehen zu lassen,
iber damit wird nicht nur eine stete große Gefähr in den ver—
schiedenen Räumen involpirt, sondern die Anlage einer Dampf—
heizung wegen der viel stärkeren Röhren ungemein vertheuert und
zugleich ein kundiges Personal erfordert.
Es giebt aber noch ein anderes und sehr einfaches Mittel,
um aus einer Flüssigkeit höher erhitzte Dämpfe zu entwickeln, ohne
dieselbe in die geringste Dampfspannung zu versetzen, mit welchem
Auswege die Dampfheizung wirklich in ein anderes Stadium ein—
tritt. Es besteht dies Hilfsmittel darin. daß man im Kessel nicht