Mittheilungen aus der Praxis.
Vorschlägen für die Preisvertheilung auf dieselben größeres Gewicht
legen zu sollen.
Behufs Lüftung der Abtritte führt R. O. Meyer die Luft
J Sammielstellen in den Keller, sodaß bei Versagung des betres—
enden Saugers die zugehörigen Abtritte nicht gelüftet werden
können. Die Art der Lüftabfuhr über Dach ist nicht genügend
klar dargestellt.
Joh. Haag's Hauptkanalanordnung ist derjenigen Meyer's
gleichwerthig, zumal die Kopfstellen zweier geraden Haupttheile mit
Fenstern versehen sind. Auch die Zweigkänäle geben zu Tadel
einen Anlaß.
Die Regelung ist nicht so bequem als bei R. O. Meyer, die
Dampfwarmwasserheizung wie bei diesem, jedoch mit der Ver—
besserung angeordnet, daß die Wärmeregelung jedes Zimmers für
sich vom Keller aus erfolgen kann.
Zwei der vier vohandenen Bläser vermag man — allerdings
auf Kosten der übrigen Räume — für den Hauptsaal nur so lange
allein zu benutzen, als eine Luftvorwärmung entbehrt werden kann.
Die besonderen Sauger des Saales können diesen Uebelstand nicht
ganz aufheben. Die Luftzufuhr unter der Decke des Hauptsaales
ist nicht so vortheilhaft vertheilt als bei den übrigen in engste
Wahl gestellten Entwürfen, dagegen ist die Abfuhr durch den
Fußboden des Saales wie der Galerien ohne Tadel. Als Fehler
des Entwurfes wurde die Sammlung der Abluft im Dachraum
bezeichnet.
Ebensowenig wurde die Lüftung der Abtritte gebilligt; die Abluft
eines Theiles derselben soll nach unten, durch ein unter Kellerfuß—
boden liegendes, weit verzweigtes Röhrennetz hindurch einem durch
Leitungswasser betriebenen Sauger zugeführt werden, sodaß die
Betriebssicherheit eine ungenügende ist.
Künstliche Luftkühlung ist nur für den Hauptsaal vorgesehen.
David Grove hat einen Entwurf geliefert, welcher sich mit
großer Sorgfalt in dem Rahmen des Programms hält; auch be—
ansprucht derselbe keine baulichen Aenderungen.
Für das Schöpfen der Luft sind zwei Vorschläge gemacht:
entweder soll die Giebelseite der westlichen Rampe oder ein westlich
belegener Springbrunnen benutzt werden. In der vorliegenden
Ausbildung des letztgenaunten Verfahrens dürfte dasselbe, da es
ausgedehnte Berühruͤngsflüchen zwischen Luft und Wasser bietet
für die wärmere Jahreszeit Beachtung verdienen.
Die in engere Wahl gestellten Entwürfe wurden gemeinsam
oon beiden Abtheiluugen einer weiteren Prüfung unterworfen, und
deren Ergebnisse in den Gesammtsitzungen des Preisgerichts am
6. und 7. Mai zusammengefaßt und erörtert.
Auf Grund dieser Berathungen erfolgte die Ausscheidung der
Entwuͤrfe folgender Firmen: Eisenwerk Kaiserslautern, Käuffer u. Co.,
Emil Kelling, Naruhn u. Petsch, H. Pfützuer und Rob. Uhl, wäh—
rend die übrigbleibenden Entwürfe, nämlich diejenigen der Firmen:
David Grove, Joh. Haag, R. O. Meyer, Rietschel u. Henneberg,
H. Rösicke in engste Wahl gestellt wurden.
H. Rösike's Entwurf zeichnet sich in erster Linie durch
passende Benutzung des Tageslichts für die Beleuchtung der großen
Frischluftkanäle aus. Der Reinigung beziehungsweise Zugäng—
üchkeit sämmtlicher Kanäle ist voll Rechnung getragen und die
Abtrittslüftung ist gut.
Dagegen fehlen Staubfilter, der Hauptsaal muß mit dem
gemeinsamen Druck des allgemeinen Frischluftkanalnetzes fürlieb
nehmen, die Luft mehrerer Heizkammern muß zunächst auf den
Dachboden steigen, um von dort in die betreffenden Räume nieder—
zufallen, die Abluftöffnungen für die Restauration, den Lesesaal
und die große Halle liegen im Fußboden und stehen mit denjenigen
der Küche in Verbindung. Endlich ist die Bedienung dadurch
erschwert, daß sie für einige Räume vom Maschinenraum, für
andere vom Heizergang aus, für die Mehrzahl derselben aber in
diesen selbst stattfinden soll.
Rietschel und Henneberg empfehlen eine recht gute Anordnung
der Maschinenanlage, der Abtritts- und Küchenlüftung, der künst—
lichen Kühlung, sowie eine befriedigende Saallüftung. Sie ver—
legen die gesanimte Regelung in den Keller und erleichtern durch
Zertheilung der Hauptkanaͤle entsprechend der voraussichtlichen
Benutzung der einzelnen Räume, scheinbar den Betrieb. Die
Entwurfsverfasser sind jedoch durch Anstreben des letzteren Vor—
zuges verleitet worden, einen großen Theil der Hauptluftkanäle
und sämmtliche Frischluft-Zweigkanäle O,5 m tiefer als zulässig
zu legen, behufs bequemen, Verkehrs an zwei Stellen bis aus
2 mn unter Kellerfußboden hinabzugehen und die Frischluft-Zweig—
kanäle schwer zugänglich zu machen. Auch der Forderung des
Programms, nach welcher gewisse näher bezeichnete Räume während
der kälteren Jahreszeit (bis zu 50 Außentemperatur) ohne Be—
nutzung mechanisch betriebener Bläser voll zu lüften sein sollen,
wird nicht vollständig entsprochen.
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R. O. Meyer's Anordnung der Hauptluftkanäle ist eine vor—
treffliche, auch sind alle liegenden Theile der Zweigkanäle sehr kurz
und leicht zugänglich. Das Gleiche gilt von den Heizkammern.
Die Regelung sämmtlicher Klappen und Ventile findet vom Keller—
zeschoß aus statt: geeignete Fernthermometer u. s. w. lassen den
Zustand des betreffenden Raumes an der Steile erkeunen, an
welcher die Regelungsvorrichtungen sich befinden.
Die Lüftung des Hauptsaales ist tadellos.
Die Dampfwarmwasserheizung zeichnet sich dadurch aus, daß
das Wärmeaufspeicherungsvermögen in den Keller gelegt ist, wäh—
cend die örtlichen Heizkörper nuur wenig Wasser eunthalten; die
Finzelregelung der Waͤsserheizkörper ist jedoch nur in dem betreffenden
Zimmer möglich.
Hinter dem Ort, woselbst die Vorwärmung der Luft statt—
indet, entnehmen 2 Bläser diejenige, welche für den Saal be—
timmt ist, während 4 andere Bläser den übrigen Theil des Ge—
»äudes mittels 4 getrennter Hauptluftkanäle versorgen. Es wäre
zu empfehlen, je das nördliche wie das südliche Paar dieser Kanäle,
der größeren Betriebssicherheit halber, unter sich zu verbinden.
Die Kammern der Luftheizungen, wie die Zweigkanäle der Luft—
leitung sind bequem zugänglich.
Sämmtliche Abluft, mit Ausnahme derjenigen der Abtritte,
ammelt sich im Keller und wird vermöge zweier mechanisch be—
riebener Sauger, denen, der Betriebssicherheit halber, der durch
besondere Dampfheizung hervorgebrachte Auftrieb zur Seite steht,
in zwei sehr gut untergebrachte, über 30 m hohe Schornsteine
geworfen.
Für die Luftzu- und -Abfuhr des großen Saales sind drei
nerschiedene Vorschläge gemacht, welche sämmtlich in die übrige
Anordnung passen und gut durchgearbeitet sind. Es wurde die
Finfuhr unter Saaldecke und unter Galeriedecke sowie die Abfuhr
zurch die Fußböden des Saales und der Galerien als die beste
dieser Lösungen bezeichnet.
Der Grove'sche Entwurf zeichnet sich noch dadurch aus, daß
die gesammte Regelung sowohl der Wärme-, Luft- u. s. w. Zufnhr
als auch der Luftabfuhr im Keller stattfindet. Die Temperaturen
u. s. w. werden au den Bedienungsstellen beobachtet, gleichzeitig
ist aber auch dem leitenden Ingenieur Gelegenheit gegeben, in
seinem Zimmer eine Kontrole auszuüben.
Wenn zusammenfassend noch hervorgehoben wird, daß der
Grove'sche Entwurf vorzüglich durchgearbeitet worden ist, so darf
nicht verschwiegen werden, daß ihm auch einige Fehler anhaften.
Nach dem Entwurfe wird die Luft aus dem großen Kuppelraum
nur durch Vermittelung der südlichen und nördlichen Halle abge—
saugt. Es ist unbedingt nöthig, daß auch nahe über dem Fußboden
des Kuppelraumes selbst Ablüftöffnungen sich befinden. Ferner
vird den Abtritten unerwärmte frische Luft durch die Außeuwände
zugeführt. Die Einzelregelung der Warmwasserheizung findet nur
in den betreffenden Ränmen statt. Endlich ist nur eine Dampf—
maschine vorgesehen.
Auf Grund der genaunten Vorzüge und Nachtheile der ein—
zelnen Entwürfe schlägt das Preisgericht folgende Preisverthei—
lung vor:
1. David Grove in Berlin den ersten Preis in Höhe von
5000 Mark,
2. R. O. Meyer in Hamburg und Joh. Haag in Augsburg
je einen zweiten Preis in Höhe von 2500 Mark.
Berlin, den 8. Mai 1884.
Das Preisgericht.
Hermann Fischer. Haeger. Intze. Dr. G. Recknagel.
Rietschel. P. Wallol. Wolffhügel.
Mittheilungen aus der Praris.
Grouven's Ofen zur Darstellung von reiner
Kohlensäure aus Kalkstein, Dolomit oder Stron—
tianit. Die bekannte Thatsache, schreibt die „Dtsche. Thon—
nndustrieztg.“, daß bei Durchleitung von heißen Wasserdampf durch
»ein mit“ Kalkstein gefülltes glühendes Rohr schon bei mäßiger
Rothgluth eine Entbindung von Kohlensäure und unach gewisser
Zeit eine vollständige Kaustizität des Kalkes eintritt, hat Dr. Grouven
Leipzig zur Konstruktion eines Ofens benutzt, um aus Kalkstein
»esonders für die Zwecke der Zuckerfabrikation (Saturation) eine
dohlensäure von 99 pCt. Reinheit darzustellen. Der Ofen enthält
nach den Mittheilungen von Meyer —Mülsen in Dingl. Journ.
7 siehende Retorten von 0,25 m lichter Wärme und 3 m Höhe
m Feuer mit einer Leistungsfähigkeit von 750 Kalk. Die
Feuerung der Retorten erfolgt durch Gas und vorgewärmte Luft,
die mittelst Roots-Gebläse eingeführt, dieselben umspülen. Die
Retorten werden nur zur Hälfte mit den 20—40 mm großen