Mittheilungen aus der Praxis. — Berichte aus verschiedenen Städten.
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Kalksteinstücken gefüllt. Der Wasserdampf, der sich in der unteren
eeren Hälfte der Retorten überhitzt, entführt die Kohlensäure nach
oben. Eine Retorte braucht ca. 4 Stunden zur Entkohlensäuerung.
Die gebrannte Masse läßt man mit dem beweglichen Roste herab—
iallen, die Neufüllung erfolgt sofort wieder von oben durch eine
gasdicht schließende Morton'sche Thür. 100 kg Rüdesheimer
Zalk brauchten in Bürgerhof ca. 12 kg Kokes und 24 kg Dampf.
Verwendung von Holzfasern als Packmaterial.
Dem interessanten uͤnd eingehenden Bericht der Direktion der
Pulverfabrik Rottweil-Hamburg im Jahresbericht der Handels⸗
ind Gewerbekammer Rottweil pro 1883 entnehmen wir unter
Anderem folgende Mittheilung: „Bei Verpackung des Pulvers in
die Kartuschbüchsen hatten wir bisher Werg (Heede) verwendet.
Auf der Amsterdamer Ausstellung sahen wir eine französische Ma⸗
chine, welche Holzfasern herstellte, und schafften uns diese an. Die
Holzfasern bieten einen sehr geeigneten und billigen Ersatz für das
eitherige Packungsmittel und sind unserer Ansicht nach geeignet,
iberall da Anwendung zu finden, wo Ausfüllungsmittel für das
Packen von Waaren nothwendig sind. Wir wollen nicht unter⸗
lassen, ganz besonders hierauf aufmerksam zu machen.“ — Wir
weisen gleichfalls auf dieses seit einigen Jahren aufgekommene und
vie es scheint bei uns noch nicht genügend bekannte Packmaterial
hin mit dem Bemerken, daß Proben desselben schon seit längerer
Zeit in unserem Musterlager aufgelegt sind und Interessenten zur
Verfügung stehen.
Das Fixiren nach Jeichnungen, wie z. B. der
mittelst Kohle, Kreide oder Pastellstift hergestellten, wird meist
zurch Aufbringen einer klebrigen Flüssigkeit bewirkt. Deren feste
Bestandtheile bilden nach dem Verdunsten der flüchtigen ein Binde—
mittel für die ursprünglich nur in loser Staubform aufsitzenden
Farbtheilchen der Zeichnung, und schützen diese so gegen Verwischen.
kreide wird häufig mit Milch fixirt, die behutsam vorderseitig
uufgegossen wird, falls das Papier zu leimfest ist, um sie von der
Rückseite genügend durchzulassen. Bei Kohle und Pastell zieht
nan alkoholische Schellacklösung vor, mit der das Papier des
Bildes rückseitig getränkt wird. Bei behutsamster Verwendung
dieses Mittels kann doch sehr leicht ein leises Verschmieren der
Farbtheilchen, und wird fast stets ein Dunkeln zarter Farbtöne
intreten. Diesen Mängeln — wenigstens dem zweiten — dürfte
iolgendes reinlichere Verfahren begegnen: Das Papier wird mit
einer Lösnng von Geigenharz (Kolophonium) und Schellack in
tarkem Alkohol mit einem breiten Pinsel mehrere Male überzogen,
vobei jeder Ueberzug erst trocken geworden sein muß, bevor ein
inderer gemacht wird. (Das schwarze Papier wird dabei zwar
matt und trübe, nimmt aber, wenn es erwärmt wird, wieder
Hlanz an.) Pastellzeichnungen, auf solches Papier gemacht, werden
zleibend, d. h. fixiert, wenn man sie mit einem Bogen gut ge—
eimten Papiers bedeckt und dann mit einem mäßig heißen Bügel—⸗
eisen über letzteres wegfährt. Das zweite Papierblatt wird erst,
venn es abgeküuͤhlt ist, sorgfältig entfernt. Papier⸗Ztg.)
Poröse, feuerfeste Steine als Baumaterial, Filter—
material, Schleifsteine, sowie zur Aufsaugung von Gasen, Auf—
aahme von Flüssigkeiten und zur Desinfektion. Dieselben werden
pon Dr. Adolf Frank hergestellt aus Kieselguhr, vermischt mit
zinem Gemenge organischer Stoffe — Holzmehl, Theer oder Blut,
Leim, Knochenmehl — und Alkalien oder alkalischen Erden —
weinsteinsaures Kali, bezw. Magnesia und dergleichen. — Das
hetreffende Gemisch wird unter Zusatz von Wasser zu festen Massen
zeformt, getrocknet und in starker Hitze gebrannt. Hierbei werden
die organischen Stoffe ganz oder theilweise verbrannt, während die
Kieselsäure theilweise mit der zugesetzten feuerbeständigen Base zu
Silikaten sich verfrittet oder versintert, sodaß sich als Resultat des
Verfahrens eine sehr poröse, aber doch genügend feste Masse er—
ziebt. Die erhaltenen, durch verschiedene Mischungen verschieden
jest ausfallenden porösen Steine werden dann für gewisse Ver—
wendungen an ihrer Oberfläche ganz oder theilweise mit einer
SBlasur überzogen. Als Haupteigenschaften der dargestellten Massen
wird genannt; große Feuerbeständigkeit, geringes Gewicht, geringes
Leitungsvermögen für Wärme und Schall, große nach Erfordern
zu regelnde Härte und endlich große Poroösituͤt und Aufsauge—
Fähigkeit. —2*
Es wird anerkannt, daß das Präsidium zu solchen Maß—
iahmen laut eines der Paragraphen der Bauordnung im Interesse
er öffentlichen Sicherheit befugt sei, daß aber dennoch diese Art
zer Auffassung als eine erstaunliche bezeichnet werden müsse. Grade
jei dem großen Brande der Teitler'schen Fabrik hat sich heraus-—
sestellt, daß die Granittreppe gehalten, nachdem ein großer Theil
—DV
ür die Eisenstützen, die jetzt eine Umwandlung erhalten sollen,
ur Bekleidung eine Isolirmasse aus Beton anzuwenden, die sich
n England und Amerika eingebürgert habe. Die Art und Weise
er Isolirmethode ist ebenfalls sehr verschieden; vielfach werden
ur Bekleidung von Säulen porbse Formsteine in Anwendung ge—
racht. Die Verhandlung konnte wegen später Stunde zu einem
Abschluß nicht mehr gebracht werden.
Berlin. Bauprojekte für die drei Markthallen
wischen Friedrich- und Lindenstraße, an der Zimmerstraße und
wischen Dorotheenstraße und Reichstagsufer wurden in der Frei—
agssitzung vom Magistrat genehmigt. Mit dem Markthallen—
internehmen in der Zimmerstraße wird bekanntlich der Bau einer
weiten Hauptsparkasse verbunden. Die benöthigte abzuzweigende
Baustelle bezahlt das Sparkassen-Kuratorium selbst, ebenso erfolgt
»er Bau des Sparkassen-Gebäudes für Rechnung des Kuratoriums.
In ähnlicher Weise wird mit dem Bau auf dem großen Grund—
tück der Markthalle zwischen Linden- und Friedrichstraße der Bau
er Handwerkerschule verbunden. Der Bau der letzteren ist mit
367,897 Mark veranlagt. Für die hierbei gewonnenen 15 großen
rehrsäle soll die Handwerkerschule jährlich 20,000 Mark Miethe
ahlen, ein Satz, der scheinbar hoch, in Wahrheit billig ist, da der
ODiethswerth einer großen Kommunalschulklasse in der Gegend
300 Mark beträgt und die 15 Säle jeder mehr als doppelt so
»iel Raum erfordern. Die Gesammtkosten der letzterwähnten
Ddarkthalle betragen 1,350,000 Mark. Rechnet man zu diesen
Bauten noch den Bau der größten Markthalle am Alexanderplatz,
o entfaltet sich damit ein wahrhaft großartiges Bild kommunaler
Zauthätigkeit, welches den arbeitenden Klassen auf viele Jahre
ohnenden Verdienst zuwenden wird.
Berlin. Berliner Ausstellungspalast. In einer
Sitzung des Abgeordnetenhauses gab jüngst, nach dem „Deutsch.
Hrundeigenthum“ Herr Minister Mayhach eine Erklärung ab, die
nicht verfehlen wird, in weiten Kreisen die lebhafteste Theilnahme
vachzurufen. Aus der Mittheilung geht hervor, daß die Regierung
»ie Absicht hat, den Lehrter Bahnhof anzukaufen und in ein per—
nanentes Ausstellungsgebäude zu verwandeln. Bisher war dieser
Llan nur in Form eines Geruͤchts aufgetreten, jetzt hat er einen
ffiziellen Charakter angenommen. Der Herr Minister machte die
lusführung zwar selbstverständlich von der Zustimmung der Landes—
»ertretung abhängig, und er drückte sich in einer Art aus, als ob
nan derselben nicht gerade sicher sei. Hoffentlich wird dieser
3zweifel, sobald das Projekt spruchreif geworden, sich als unbe—
ründet herausstellen. Es bedarf keiner besonderen Ueberredungs—
unst, um klar zu machen, daß die Einrichtung eines Ausstellungs—
ßebändes in großem Umfange nicht nur einem lokalen, sondern in
iiel stärkerem Sinne einem staatlichen, ja einem Bedürfnisse des
anzen Deutschen Reiches entspricht. Spezial-Ausstellungen, mögen
ie welche Zweige auch immer umfassen, haben nur dann Aussicht,
n der internatipnalen Welt Anerkennung, Würdigung und prak—
ische Erfolge zu finden, wenn sie in den größten Verkehrs-Mittel—
»unkten abgehalten werden. Die Aussteller müssen einen Ort
zufsuchen, wo ein riesiges Fremden-Publikum sich Tag für Tag
»ersammelt und diesen Gelegenheit geben, ohne erhebliche Kosten
ich über die Fortschritte der Industrie zu informiren. Werden
lusstellungen in der Provinz abgehalten, dann entschließen sich
jöchstens die direkt interessirten Faächleute dieselbe zu besichtigen,
as eigentliche Gros der Konsumenten jedoch bleibt fern, abge—
hreckt durch die Ausgaben, welche die Reise und ein mehrtägiger
lufenthalt in einer fremden Siadt erfordern, die weitere An—
iehungspunkte nur wenig bietet. Es ist zwar vorauszusehen, daß
inige Mitglieder in der Landesvertretung, anläßlich der Diskussion
»es Projektes eines permanenten Ausstellungs-Gebäudes wieder das
ilte Lied von der Bevorzugung Berlins auf Kosten der Provinzen
instimmen werden, allein diese Opponenten aus kleinlicher Schild⸗
ȟrgerei werden eine verschwindende Minderzahl bilden. Die
ꝛandesvertretung wird sich ihrer höheren Pflicht sicherlich bewußt
ein, und dort, wo es sich um ein gemeinnütziges Unternehmen
m eminentesten Sinne des Wortes handelt, all ihre persönlichen
Liebhabereien und Vorurtheile fallen lassen. Das Projekt der
xrrichtung eines permanenten Ausstellungsgebäudes hat, um es
iachdrücklich zu wiederholen, nicht nur die Bestimmung, die In—
eressen der Stadt Berlin zu fördern, sondern es ist in 'erster Linie
darauf berechnet, dem Handel und der Industrie Preußens, wie
des ganzen Deutschen Reiches zu dienen. Der in Aussicht ge—
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Feuerunsicherheit von Granitsäulen. Im
Berliner Architektenverein rief nach dem „Wochenbl. fs. Arch. u.
Ing.“ eine Mittheilung von Baumeister Knoblauch, daß neuerdings
vom Polizeipräsidium Granitsäulen als feuerunsicher verboten
seien, eine lebhafte Debatte hervor, an welcher sich Kreisbaumeister
1. D. E. A. Hoffmann und Reg.Baumeister Bassel betheiligten.