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Ueber hydraulische Aufzüge für Personen⸗ und Waarenbeförderung.
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stehenden Grundwasserverhältnissen über den Forstbestand im Grune—
wald durchaus nicht klagen könne, eine Veränderung dieser Ver—
hältnisse auf das Gebiet des Experimentirens führt, welches nicht
im Interesse der Verwaltung liegen kann.
Es würden also vor allen Dingen unseres Erachtens nach nur
solche Projekte Aussicht auf Erfolg haben, welche den
Gründwasserstand im Grunewald zu erhalten bestrebt
fünd und den Wasserspiegel der Grunewalderseen nicht verändern.
Ein weiteres Bedenken erblicken wir in den Grundsätzen,
welche unter 3 und 4 die Interessenten und Grundbesitzer für die
Durchsührung des Kanals iuteressiren soll.
Soweit' wie unsere Erfahrungen reichen, wird wohl kaum
ein Schöneberger oder Charlottenburger Grundbesitzer bereit sein,
dem Allgemeinwohl etwas zu opfern, wozu auch, man muß mir
ja doch kommen, sagt er sich, und wird er höchstens den Preis
eines nunmehr sich der Baustellenqualität nähernden Terrains
um Erhebliches pro Quadratruthe steigern.
Ebenso dürfte das Ministerium für öffentliche Arbeiten kaum
geneigt sein eine Staatssubvention zu beantragen, dies ist im
Hegentheil an der Hand der mit Aulage von Kanälen bei in Berlin
gemachten Erfahrungen sehr, begreiflich.
Der Schifffahrtsverkehr Berlins hat im Durchschnitt der
letzten 10 Jahre pro anno über 66 Millionen Centuer betragen
und ist im stetigen Wachsen begriffen, trotzdem die Eisenbahnen
ebenfalls ihr Moͤglichstes leisten. Zur Bewältigung der Ver—
zrößerung des Gesammtschifffahrtsverkehrs sind jedoch noch bedeu—
ende im Nordwest Berlins befindliche Anlagen vorhanden, an
gepflasterten, entwässerten Straßen, ohne benutzt zu werden. Ein
anderer Theil der Berliner Schifffahrtskanäle sind ihrem Zweck
to gut wie ganz entzogen worden, indem prächtige Villen und
Paläste rechts und links die Ufer flankiren, deren Bewohner sich
höchlichst darüber beschweren, wenn sie durch die Manipulationen,
— —
interessent kümmert sich sehr wenig darum und sind gerade die—
enigen peripheristischen Stadttheile am meisten bebaut, wo keine
Kanäle vorhanden sind.
Die Hoffnung also auf die baldige Herstellung des schon seit
1861 geplanten Südwestkanals scheint sich, trotz der vielen Ver—
handluigen in letzter Zeit, sobald noch nicht verwirklichen zu
sollen. E.
sphären — ausgenutzt werden kann und dementsprechend die Kolben—
dimensionen und somit auch der Wasserverbrauch gering ausfallen.
Es ist jedoch in solchem Falle unbedingt darauf zu achten,
daß die Rohrweiten so groß als möglich genommen werden. Der
Anschluß an das Straßenrohr bis zum Wassermesser genügt in
den meisten Fällen — für Lasten bis 600 kg — mit einem
Durchmesser von 80 mi hinter dem Wassermesser aber bis zum
Anschluß an den Fahrstuhl empfiehlt es sich, die Leitung mindestens
100 min weit zu machen, falls nicht durch eine größere Entfer—
nung des Verwendungsortes vom Straßenrohr die Weite 125 oder
150 mm betragen mütz. Jedenfalls wird in jedem einzelnen Falle
diese Rohrweite besonders zu bestimmen sein, da nur durch passende
Wahl der Rohrweite und die hierdurch bedingte Vermeidung großer
Reibungsverluste der vorhandene Wasserdruck nahezu voll aus—
genutzt werden kann.
Nicht alle Wasserwerke gestatten aber den direkten Anschluß
und wird dann der indirekte Anschluß auszuführen sein. Es ist
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Inhalt desjenigen Wasservolumens, welches der Fahrstuhl pro Hub
gebraucht, so hoch als möglich auf den Dachboden des Hauses zu
tellen, jedoch unter allen Umständen frostfrei. Dieses Reservoir
ist mit der Wasserleitung durch ein Zuflußrohr mit Schwimm—
kugelhahn so zu verbinden, daß das Niveau in dem Reservoir
ich konstant erhält. Die Weite der Zuflußleitung kann hier wesent—
lich geringer sein, als bei dem direkten Anschluß, da der Wasser—
derbrauch sich auf einen größeren Zeitraum vertheilt. Verbraucht
z. B. der Fahrstuhl pro Hub 1 Kbm Wasser und erfordert der
dub 1 Minute Zeit, so muß auch der Wasserzufluß in der
Minute 1 kbm äbei direktem Anschluß sein. Bei indirektem An—
chluß stellt sich das Verhältniß dagegen wie folgt: Nimmt man
an, das Reservoir habe 2 kbm Inhalt und es sollen 3 Hube
hdinter einander folgen, so erfordern die drei Hube drei Minuten
jzum Aufgang, drei Minuten zum Niedergang und mindestens drei
Minuten für das Ein- und Nnhdine von Personen, resp. Ein—
und Ausladen von Waaren. Der Wasserverbrauch von 3 Kbm
vertheilt sich also auf neun Minuten und es wird pro Minute
nur /, Kkbm nöthig, welches Wasserquantum jedoch noch geringer
angenommen werden kann, wenn man den Inhalt des Reservoirs
berücksichtigt. Es stellt sich dann der nöthige Zufluß im günstigsten
Falle nur auf 3 minus 2, also auf 1kbmä in neun Minuten
oder auf 1, kbm pro Minute. Der nöthige Durchschnittszufluß
kann also auf 5 Kbm pro Minute angenommen werden, und es
genügen daher fuͤr indirekten Anschluß meistens Zuflußröhren von
30 mm bis höchstens 40 mm lichter Weite.
Das Rohr zwischen Reservoir und Fahrstuhl dagegen, welches
man „Abfallrohr“ nennt, muß groß genug sein, um das zum
Betriebe pro Hub erforderliche Wasserquantum in der gegebenen
Hubzeit ohne merkliche Reibungsverluste durchzulassen. Dieses
Rohr muß ailso meistens eine Weite von 100 mm erhalten.
Für die „Abflußleitung“, d. h. für diejenige Leitung, welche
das verbrauchte Wasser ableitet, gilt selbstverständlich das Gleiche
in allen Fällen. Diese Abflußleitung muß so weit wie die Zu—
ALußleitung bei direktem Anschluß und die Abfallleitung bei in—
direktem Anschluß sein, gewöhnlich also 100 mm. Die Abfluß—
leitung ist unter allen Umständen aus starkem Gußdruckrohr zu
ertigen, niemals aber aus schwachem Gußabflußrohr oder aus
Thonrohr.
Bei dem Anschluß der Zuflußleitung resp. der Abfallleitung
an den Fahrstuhlcylinder ist ein Abschlußschieber anzubringen, da—
mit bei Revisionen an der Stopfbüchse Wasserabschluß möglich ist.
Auch in der Abflußleitung ist ein solcher anzubringen, wenn die
Leitung vom Ausgange aus dem Cyhlinder noch ansteigt.
Ist keine öffentliche Wasserleitung oder verfügbares Wasser
aus der Wasserleitung einer Fabrikanlage vorhanden, so muß ein
besonderes Pumpwerk angebracht werden. Dieses Pumpwerk
kann mit Dampf- oder Gus-Motor betrieben werden, und ent—
weder nach einem Hochreservoir oder in einen Akkumulator arbeiten.
Die Wahl der Betriebskraft hängt von lokalen Verhältnissen
ab. Da, wo Gas vorhanden ist, verwendet man am einfachsten
und bequemsten den Otto'schen Gasmotor. In diesem Falle könnte
der Einwand erhoben werden, daß es bei Anwendung eines Motors
unter Umständen richtiger wäre, mit dem Motor direkt einen
mechanischen Aufzug zu betreiben, was selbstverständlich auch aus—
zeführt werden kann. Man geht dann aber der absoluten Sicher—
heit des hydraulischen Fahrstuhls verlustig, und muß den Motor
ttets in Betrieb erhalten, wenn der Fahrstuhl geht, denselben auch
so stark nehmen, wie es der volle Kraftaufwand zum Heben des
Fahrstuhls verlangt.
Betreibt man dagegen durch den Motor ein Pumpwerk und
wendet ein Reservoir an, welches großen Fassungsraum hat, so
stellen sich die Verhältnisse wesentlich günstiger. Der Inhalt des
Ueber hydraulische Aufzüge für Personen—
und Waaren Beforderung.
In den letzten Jahren hat die Anwendung hydraulischer
Fahrstuͤhle, namentlich in den größeren Städten, in bedeutendem
—WArD0
Personen und Lasten nach höher gelegenen Stockwerken vorzüglich
eignen. In Bezug auf die Beförderung von Personen durch hy—
draulische Fahrstühle ist für die vermehrte Anwendung wohl haupt—
sächlich der Umstand maßgebend gewesen, daß die Konstruktion in
neuerer Zeit eine so vorzügliche geworden ist, daß nach mensch—
licher Voraussicht Unglücksfälle absolut ausgeschlossen erscheinen.
Die stetige Betriebsbereitschaft, welche besonders beim An—
ichluß an eine städtische Wasserleitung vorhanden ist, das Fehlen
komplizirter Betriebsmaschinen, die bequeme Handhabung und die
durch die Konstruktion bedingte Betriebssicherheit zeichnen die hy—
draulischen Fahrstühle vor allen anderen Konstruktionen aus und
siichern deren Anwendung nicht nur für Hotels und Privathäuser,
sondern auch zur Beförderung von Lasten in Geschäftshäusern,
Speichern, Waarenhäusern ꝛc.
Wir geben im Folgenden eine möglichst genaue Beschreibung
der Art des Betriebes, der polizeilichen Bestimmungen über die
Anlage von Fahrstühlen und über die zu wählende Konstruktion
Die Art des Betriebes hydraulischer Fahrstühle kann zweier—
lei Art sein; entweder wird das zum Betrieb zu verwendende
Nutzwasser der allgemeinen städtischen Wasserleitung entnommen,
»der es wird durch ein besonderes Pumpwerk nach einem höher
gelegenen Reservoir oder in einen Akkumulator gedrückt und von
da dem Fahrstuhle zugeführt.
Inm Falle des Betriebes durch öffentliche Wasserleitung sind
zwei Fälle zu unterscheiden. Das Druckwasser gelangt entweder
direkt vom Straßenrohr in den Cylinder des Fahrstuhls, oder das
Wasser füllt ein auf dem Dachboden des Hauses anzubringendes
kleines Reservoir, von welchem aus die Ableitung nach dem Fahr—
stuhle erfolgt. Die erstere Art nennt man „direkten Anschluß'“,
die letztere „indirekten Anschluß“.
Der direkte Anschluß ist der wünschenswerthere, weil dann
der volle in der Leitung enthaltene Druck — meist 3 bis 4 Atmo—