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Preisbewerbung für die Heizungs⸗ und Lüftungsanlage des neuen Reichstagsgebäudes in Berlin.
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wurde. Hierbei fanden eiufache Kastenpumpen zweckmäßige Ver—
wendung. Zu der Sandfundirung wurden verwendet 5000 Kbm
scharfer reiner Sand und für den Kubikmeter wurde gezahl⸗
O.70 Mark. — —
Nachdem die Oberfläche der Sandschüttung nivellirt, wurden
die Fundamentsohlen sämmtlicher Mauern mit Feldsteinen, nicht
unter 0,30 m Durchmesser, gepflastert und derartig abgerammt,
daß der Schlag einer zweiarmigen Handramme keine sichtbare
Setzung der Pflastersteine mehr verurfachte. Auf dieser Abpflaste⸗
Ang wurden dann die Betonfundamente mit durchweg 0,80 m
Höhe hergestellt.
Das Mischungsverhältniß des verwendeten Betons war J Theil
Tement, 3 Theile Sand und 5 Theile Kleinschlag aus Ziegeln.
Es wurde gezahlt:
Für Herstellung des Pflasters pro Quadratmeter 0,50 Mk.
für Bereitung, Einbringen und Abrammen des Betons pro Kubik
meter 2 Mark, für Herstellung des Ziegel-Kleinschlaas pro Kubik
meter 2,80 Maark.
Sämmtliche Ecken des neuen Gebäudes wurden in Cement—
mauerwerk, bis auf die Grabensohlen hinabgeführt, dieses Mauer—
werk erreichte seinen Anschluß an die Betonirung durch regelmäßige
Staffeln von 1mm Länge und 0,48 mm Neigung.
Wie aus dem Grundrisse des Erdgeschosses hervorgeht, ist
der Eiskeller in der Mitte des Gebäudes angeordnet. Eine An—
ordnung, die allerdings mit gewissen Schwierigkeiten verbunden
war — namentlich waäs Entwaͤsserung anlangt — jedoch hat sich
diese Einrichtung bis jetzt, nach Zjähriger Benutzung des Eiskellers
sehr gut bewährt. Die Sohle desselben besteht aus einer Kappe,
mit welcher das Schmutzwasser in Rinnen gesammelt und durch
Thonröhren in den Schloßgraben geleitet wird. Das Spülwasser
der Küche und Klosets, sowie das sämmtliche Abgangswasser, wird
V
zahl Reinigungsschächte eingeschaltet sind, in den Schloßgraben
gjeleitet. Die Spülung dieser Röhren geschieht durch das Regen—
wasser der Abfallrohre des Daches, außerdem kann auch durch
das Wasser des Hochreservoirs jederzeit eine nachdrückliche Spülung
zrreicht werden.
Schlote, vom Königsplatze aus, nachdem sie die hier ebenfalls
projektirten Staubfilter passirt hat durch vier, theilweise allerdings
chwierig anzubringende Kanäle zu den im Kellergeschosse des
Küppelraumes angenommenen Vorwärmekamnirn. Hier wird die
Luft, mit Ausnahme eines kleinen, unerwärmt den Heizkammern
des Hauptsaales zugeführten Theiles auf, 4 200 erwärmt, durch
Dampf auf den erforderlichen Feuchtigkeitsgehalt gebracht und
dann einem gemeinschaftlichen Lustraum zugeführt, von wo zwei
Schrauben-Ventilatoren die erwärmte oder je nach Erforderniß
iüber dem Fußboden der östlichen Vorwärmekammern zuströmende
unerwärmte Luft nach dem Hauptsaale drücken. Vier Zentrifugal—
Ventilatoren befördern die Luft aus dem zentralen Luftraum zu
den übrigen Räumen. Sehr klar ist in dem Meyer'schen Entwurfe
die Anordnung der Haupt-Luftkanäle, die in zweckmäßiger Weise
sich zu je einem Ring schließen und zugleich, wie bei allen preis—
gekrönten Entwürfen als Passage für das Heizpersonal und zur
Unterbringung des gesammten Rohrsystems, sowie der Dampf—
wasser-Heizkefsel dienen. Durch kleine, au den Hauptluftkanälen
vorgesehene Heizkammern erfolgt eine weitere Erwärmung der Luft,
welche den mit Dampfluftheizung versehenen Räumen zugeführt
werden soll, während die auf 200 vorgewärmte Luft den durch
Wasserheizung erwärmten Räumen ohne eine Steigerung des Wärme-
grades zuströmt.
Die Kühlung der Luft wird nach Bedarf durch die vor—⸗
genannten Heizkörper der Vorwärmer bewirkt, denen in der
wärmeren Jahreszeit aus über ihnen befindlichen Gefäßen durch
Kühlschlangen oder natürliches Eis künstlich gekühltes Wasser zu—
geführt wird.
Die Ventilation des Hauptsaales ist bei dem Entwurfe
Meyer's sehr geschickt durchgeführt. Durch reichliche Anordnung
der Luftzuführungsmaschinen — außer den bereits erwähnten zwei
Schrauben-Ventilatoren sind noch zwei Aspiratoren speziell für
den Hauptsaal in Aussicht genommen — ,wird die Luft, aus den
Heiz⸗ und Mischkammern nach einem über der Wölbung der
Saaldecke, ringförmig den Raum umschließenden Kanal geleitet,
odon wo sie durch verlikale Gitterwände nahe unter dem Oberlicht
austritt. Die verbrauchte Luft wird durch Oeffnungen in den
Setzstufen oder den Seitenflächen der Gallerie- und Saal-Sitzplätze
von Aspiratoren abgesaugt und über Dach befördert.
Für die übrigen Räume ist in entsprechender Höhe der Ein⸗
tritt der frischen Luft vorgeschlagen, während für die Abluft in
üblicher Weise Sommer- und Winter-Ventilationsöffnungen nahe
der Decke, bezw. nahe über dem Fußboden vorgesehen sind. Die
erbrauchte Luft wird dann in Kanälen auf dem Dachboden ge—
'ammelt und kann an drei Stellen durch das Dach abgeleitet
werden.
Die Regelung des Betriebes ist auch bei diesem Ent—
vurfe eine sehr einfache, indem die Einstellung der Klappen,
Ventile ꝛc. in den Hauptkanälen des Kellergeschosses erfolgt, wo
zugleich dem Bedienuͤngspersonal über den Zustand der betreffen—
den Räume die nöthigen Mittheilungen zugehen.
Der an dritter Stelle genannte Entwurf von Joh. Haag
in Augsburg zeigt ebenfalls ein sehr übersichtliches Kanalsystem
für die Zuführung der frischen Luft. Dieselbe wird vom Königs—
platze entnommen und durch zwei getrennte Kanäle einem unter
der westlichen Rampe vorgesehenen Filterraume zugeführt, von wo
sie dann zu den vier unter dem vorderen Theile des westlichen
Mittelrisalits projektirten Vorwärmekammern gelangt. Die Höhe
dieser Kammern, sowie des weiter östlich liegenden Sammelraumes
ist so reichlich bemessen, daß auch nach Bedarf ein direktes Durch—
trömen der von der Schöpfstelle entnommenen Luft nahe über
dem Keller-Fußboden zu den eigentlichen Zuleitunas-Kanälen
nöglich ist.
Die frische Luft soll nun in der kälteren Jahreszeit die vier
Vorwärme-Kammern bestreichen, sich hier bis auf etwa 159 vor—
wärmen und in den genannten Sammelraum niederfallen, wo sie
hurch Dampf-, bezw. Wasserzerstäubungsröhren an der Decke dieses
Raumes den erforderlichen Feuchtigkeitsgrad erlangt. Durch vier
Schrauben-Ventilatoren wird dann die Luft in die, zugleich für
den Verkehr des Wartepersonals dienenden Zuleitungskanäle nach
den verschiedenen Räumen gedrückt. Für die Luftzuführung des
Hauptsaales sind, abgesehen von zwei Schrauben-Aspiratoren,
welche die verbrauchte Luft ansaugen und durch Kanäle über Dach
werfen, keine besonderen Vorrichtungen geplant, so daß in dieser
Beziehung das Projekt hinter den beiden anderen preisgekrönten
zurücksteht. Auch sind die Eintrittsöffnungen der frischen Luft
zum Hauptsaale nicht so praktisch angelegt, wie bei den zuerst ge—
nannten Entwürfen. Sie sind nur in den Friesen der beiden
Langseiten des Saales angebracht, wo sie noch außerdem die
projektirte Anlage von Oberlichtern einiger Nebenräume sehr be—
hindern. Die Luftabfuhr des Hauptsaales erfolgt in zweckmäßig—
Schluk folgt)
Preisbewerbung
für die Heizungs- und Lüftungsanlage des
neuen Reichstagsgebäudes in Berlin.
ESchluß.)
Nachdem wir in Nr. 22 eine ausführliche Beschreibung des
mit dem ersten Preise bedachten Grope'schen Entwurfs gebracht,
wobei alle wesentlichen, bei der Konkurrenz in Frage kommenden
Punkte ausführlich erörtert wurden, können wir uns, um nicht
über den Rahmen unseres Blattes hinaus zu gehen, zum Schlusse
darauf beschränken, unseren Lesern ein kurzes Resumé über die
beiden anderen preisgekrönten Entwürfe zu geben.
R. O. Meyer in Hamburg schlägt zunächst in seinem
Projekte eine von allen anderen Entwürfen abweichende Zuführung
der frischen Luft vor. Durch zweckentsprechende Oeffnungen in
dem weiten Raume zwischen Dach und Gewölbe der über der
großen Festhalle zu errichtenden Kuppel soll die frische Luft ein—
treten und der größte Theil des mitgeführten Staubes hier nieder—
fallen. Eine vollständige Reinigung der Luft soll durch vier im
genannten Raum aufgestellte, im Jahrgang 1883 der Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure beschriebene Möller'sche Staub
filter bewirkt werden, die Luft also, ehe sie diesen Raum verläßt,
möglichst staubfrei sein. Hierin zeichnet sich dieser Entwurf vor
allen anderen wesentlich aus, da die tiefer liegenden Geschosse
keinen auch nur annähernd so großen, für den gedachten Zweck
berfügbaren Raum aufweisen. Durch die Lage der Kuppel über
dem westlichen Theile des Reichstagshauses ist auch bei den vor—
derrschend westlichen und südwestlichen, zunächst den Thiergarten
bestreichenden Winden anzunehmen, daß während des größten
Theiles des Jahres schon theilweise gereinigte, gute Lust der vor—
zeschlagenen Schöpfstelle zugeführt wird, Üm jedoch von den zu—
fällig hexrschenden Windrichtungen möglichst unabhängig zu sein,
und weil die Studien über die zweckmäßigste Luftentnahme für
das demnächstige Reichstagsgebäude noch nicht als abgeschlossen zu
betrachten sein dürften, ist in dem Meyer'schen Entwurfe noch
eine zweite Zuführung der frischen Luft vom Königsplatze aus
orgesehen.
Die Zuluft tritt nun von dem Raume zwischen Dach und
Gewölbe der Kuppel durch in den vier Ecken derfelben ammcgende