Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Zur Nothlage der Techniker. — Neubau des Schlosses zu Salzau in Holstein. 
Zur Nothlage der Techniker. 
Aus Bayern wird uns geschrieben: 
Der bayr. Architektens und Ingenieur-Verein veröffentlicht 
eine „Denkschrift zur Frage über die im Baufach herrschende 
Ueberfüllung in Bezug auf'bayr. Verhältnisse“, aus welcher wir 
entnehmen, daß z. 83. für den ordentlichen Staatsbaudienst und 
die Staatsbahnverwaltung (Ingeniecurfach) auf 184 definitive 
Stellen 141 Anwärter vorhanden sind, so daß etwa ein Siebentel 
die Anstellung gar nicht erleben, die übrigen dieselbe erst in einem 
Alter von 40—50 Jahren erlangen würden. Diesem ungesunden 
Verhältnisse soll nun abgeholfen werden — einerseits dadurch, daß 
von Seiten des Staates sofort große technische Aufgaben aus dem 
Gebiete der Wasserwirthschaft in Angriff genommen werden und 
anderseits soll die ganze baupolizeiliche Thätigkeit, welche seither von 
besonderen, von den Gemeinden aufgestellten Distriktstechnikern aus— 
geübt wurde, in die Hände von Staatstechnikern gelegt und letzteren 
natürlich auch das ganze kommunale Bauwesen übertragen werden. 
Die Aufstellung dieser Thesen kennzeichnet nun aber so ganz die 
in unserer Bureaukratie herrschende Anschauung, und es kaun dem 
freistehenden Techniker nicht verübelt werden, wenn er mit der— 
selben nicht einverstanden ist. 
Man verlangt einfach die Inangriffnahme großer Arbeiten, 
die Aufbietung bedeutender Kapitalkräfte von Seiten des Landes — 
nicht etwa zunächst im Interesse der Industrie oder des Handels, 
sondern lediglich, damit eine Anzahl mit Recht über ihr Loos un— 
zufriedener Aspiranten untergebracht werden könne, — man ver— 
gißt, daß die Initiative zu großen volkswirthschaftlichen Unter— 
nehmungen stets dem dringenden Bedürfnisse im Volke selbft ent— 
springen muß und daß, jedes unzeitige, gewaltsame, einseitige Vor— 
—— erfahrungsgemäß nur Unreifes und Ungeeignetes zu Tage 
fördert. 
Den zweiten Vorschlag anlangend, würde mit Durchführung 
desselben jenes vor einigen Jahren mit großem Pompe aujgestellte 
Prinzip, daß die Gemeinden in ihren Verwaltungsangelegeuͤheiten, 
also auch im Bauwesen, möglichst selbständig sein sollten, in erster 
Linie wieder verworfen, weiter würde aber auch eine große An— 
zahl erfahrener Fachmänner, welche seither im Dienste der Ge— 
meinden nutzbringend wirken, einfach bei Seite und dem sozialen 
Proletariate zugeführt werden, nicht etwa, weil sie weniger prak— 
tische Kenntnisse besitzen, sondern blos deshalb, weil sie weniger 
Schulen besucht, weniger Examina in ihrer Jugend gemacht haben. 
Hier haben wir aber den wunden Punkt der gänzen Angelegenheit 
berührt, denn unserer Anschauung nach liegt der Grund der aufangs 
exwähnten Nothlage darin, daß eben dadurch, daß der erfolgreiche 
Besuch einer technischen Hochschule auch die Zulassung zu einem 
Staatsexamen bedingt, zu Viele angezogen werden, nur des— 
halb die höchsten Studien mitzumachen, um den Anspruch auf 
lebenslängliche Versorgung zu erlangen. Würde die Zulafsung zum 
Staatsexamen beschränkt, d. h. die Zahl der Zuzulassenden ab— 
hängig gemacht werden von dem sich fühlbar machenden Bedürfnisse 
nach jungen Kräften, wie ja auch in anderen Staaten nicht unbe— 
dingt alle Jahre Examinag stattfinden, so würde die Zahl der Be— 
sucher der technischen Hochschulen sich sehr bald auf jenes Verhältniß 
zurückführen, welches mit der Bedarfsfrage nach höher ausge— 
hildeten Technikern im Einklange steht. 
Die Direktorien der techn. Hochschulen müßten dann freilich 
auf die Eitelkeit verzichten, mit niöglichst großer Frequenz zu 
prangen, doch wäre dies jedenfalls ein geringerer Schaden, als die 
nach dem jetzigen System immer mehr zunehmende Nothlage der 
Techniker. X. V. z. 
2006 
des Kochs, des Kammerdieners und des Tafeldeckers haben Fuß— 
böden von Eichenriemchen in Asphalt erhalten. Der Fußboden 
)es Eiskellers besteht aus eichenen Bohlen, welche mit 2 em 
Zwischenraum auf gemauerten Pfeilern verlegt sind. Der Eis— 
reller hat überall Doppelthüren, welche außerdem durch Filzeinlage 
in den Fugen gegen jegliches Eindringen der Außenluft sichern. 
Außerdem find die Hohltäume in den Außenwaänden des Kellets 
nit trockenem Torsabsall und Asche gefüllt, wodurch denn auch 
eine vollständige Isolirung erreicht ist' Das Deckengewölbe des 
Eiskellers ist ein doppeltes, die Hintermauerung des oberen Ge— 
völbes und dieses selbst hat eine Asphaltabdeckung erhalten, um 
dadurch eine etwaige Kälteeinwirkung auf die oberen Raäͤume voll— 
tändig auszuschließen. 
Die Eintheilung des Grundrisses, sowie die Disposition der 
Räume hat vielmehr Beeinflussung von der Bauherrschaft erfahren. 
Die Anordnung der Räume ist nach Maßgabe des von der Bau— 
jerrschaft aufgestellten Programms erfolgt. Das Vestibul, der 
Haupttreppenraum, der Speisesaal, das Billardzimmer, die Biblio— 
hek und der Salon haben Heißwasserheizung erhalten. Die Ju— 
ttallirung der gesammten Heizanlage war der Firma Gebr. Körting 
in Hannover übertragen, welche die ihnen gestellte Aufgabe in 
vorzüglicher Weise gelöst haben. 
ιοι a.i α Cααα— 
Fid. — 
Die Stufen der freitragenden Hauppttreppe bestehen aus 
sächsischem Sandstein, freitragende Länge 2 m.“ Die Stufen der 
Nebentreppen sind aus Cemenibeton hergestellt. Für die Veranda 
wurde als Konstruktionsmaterial Gußeisen gewählt. Sie soll 
Jeichzeitig als Wintergarten dienen und hat zum Zwecke ihrer 
Erwärmung eine Luftheizung erhalten. 
Uebher der Garderobe, dem Schlaf- und Arbeitszimmer sowie 
Kabinet des Grafen befinden sich Entresols, welche Räume nament— 
ich zur Aufbewahrung feiner Hausstandssachen als Porzellan und 
Glassachen, Leibwäsche und Leinewand dienen sollen. Die Sohlen 
dieser Räume bestehen aus TTrägern, zwischen welchen Roll— 
chichten in Cementmörtel eingeschoben wurden. Der Quadrat— 
neter dieser Rollschichten wurde mit einer Probebelastung von 
2500 kg beansprucht, ohne daß sich irgend eine Deformation der 
Decke zeigte. Versuchsweise wurde auch statt Ziegelrollen Cement— 
heton angewendet, welcher sich auch hier gut bewährt hat. 
Das 1. Obergeschoß enthält die Wohn- und Schlafräume 
ür Gäste, während das 2. Obergeschoß zur Aufnahme der fremden 
Dienerschaft u. s. w. Verwendung findet. Die beiden Flanken— 
hürme haben Kuppeldächer mit Laternen, mit Verwendung reicher 
Ornamentirungen aus gepreßtem Kupfer, erhalten. 
Die Gestaltung der mit Cement geputzten Façaden ist dem 
peziellen Wunsche der Bauherrschaft gemaß sehr einfach gehalten. 
An Cementgußornamenten wurden nur Schlußsteine für die Fenster— 
bögen und Konsolen für die Gesimse der Thürme verwendet. Die 
Besellschaftsräͤume sowie die Apartements der Herrschaften haben 
reiche Parketts und Wandbekleidungen aus Eichenholz erhalten. 
Die Räume der Etagen erhielten Fußböden aus pitch-pine mit 
0,30 m hohen Fußleisten. Die Beheizung der letzteren Räume 
geschieht durch Kachelöfen. Die Heizkörver der Centralheizung 
Neubau des Schlosses zu Salzau in Holstein. 
(Hierzu 3 Fig.) 
(Schluß.) 
Zur Füllung des Hochreservoirs, welches sich auf dem Dach— 
boden befindet, dient aͤn kalorischer Motor, welcher in eirca 
5 Stunden das Reservoir, von einem Inhalte von 20 Kpm, füllt. 
Diese calorische Maschine hat sich sehr zul bewährt, fie wird von 
einem Faktotum des Hauses bedient. 
Das ganze Kellergeschoß ist mit Gewölben aus Cementbeton 
(Cement, Kies, Sand und Granitkleinschlag) überwölbt. Das 
Fächergewölbe der Küche, welches durch eine gußeiserne Säule in 
der Mitte gestützt ist, ist aus Backsteinen in' Eementmörtel 1:2 
hergestellt. Der, Korridor, die Zimmer der Kastellanin und die 
Mägdezimmer, sowie die Eßzimmer, Silberkammer nud Tresor 
haben Pflasterung von Saarbrücker Fliesen, die Küche eine solche 
von Mettlacher Fliesen erhalten. Die Bedientenzummer Zimme
	        

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