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Erfindungen. — Mittheilungen aus der Praxis.
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sind im Vestibul in 2reich ornamentirten Kaminen aus Majolika,
welche eine Berliner Firma lieferte, angeordnet.
Neben dem Eistkeller befindet sich der Wildkeller, sowie zwei
ũbereinanderliegende Vorrathsränme, welche durch passend ange—
drachte Kanalisirung mit der kalten Luft des Eiskellers in Ver—
hindung gebracht werden können.
Die Küche enthält außer dem Kochherd für die herrschaftliche
Küche einen Wärmeschrank. In der Feuerung dieses Kochherdes
liegt eine kupferne Wärmeschlange, welche mit dem höher liegenden
Warmwasserreservoir kommunizirt, aus welchem der Bedarf an
Bade- und Spülwasser entnommen wird. Alle Schlafräume und
Bäder sind mit Kalt- und Warmwasserleitungen versehen. Das
in das Reservoir gepumpte Verbrauchswasser wird aus zwei
Sammelbrunnen im Schloßparke entnommen.
Für gute Ventilation der Küche ist gesorgt durch große Ven—
tilationsschlote, in denen die schlechte Luft durch die eisernen Rauch—
rohre des Küchenherdes erwärmt und dadurch zu lebhaftem Auf⸗
trieb gebracht wird.
Für die bequeme Einbringung des Eises in den Eiskeller
ist durch zweckentsprechend konstruirte kleine Sturzwagen Sorge
getragen.
Der Schloß-Neubau hat gekostet inkl. Sandfundirung und
theilweiser innerer Ausstattung ca. 600000 Mark.
C. Reimers, Architekt.
Außer diesen Vortheilen des durchaus wasserdichten, sturm—
reien Patent-Dachfensters wird noch darauf aufmerksam zu machen
ein, daß ein bequemes Durchsteigen, z. B. bei etwaiger Feuers—
gefahr, ein bequemes Oeffnen und Schließen, wenn das Fenster
sjoch liegt, durch den Stockschlüssel ermöglicht wird, und daß das
reisrunde Fenster einen besseren Anblick in der Dachfläche gewährt,
ils andere Fenster.
Es duͤrfte demnach diese praktische Neuerung den Lesern
inseres Blattes wenigstens für einen Versuch durchaus zu empfehlen
ein, zumal sich diese kreisrunden Dachfenster nicht allein für
Wohnhäuser, Treibhäuser, Viehställe, Futterräume ꝛc., sondern auch
ür öffentliche Gebäude, wie Kirchen, Schulen, Theater, Fabrik—
ind Bahnhofsgebände ebenfalls vorzüglich eignen.
Verwendung können diese Fenster bei allen Eindeckungs—
irbeiten finden und werden in verschiedenen Größen gefertigt.
zwei der gebräuchlichsten Größen zum Preise von 6 und 7 Mark
zro Stück hält die Fabrik stets vorräthig auf Lager.
Wir wollen noch darauf aufmerksam machen, welche bitteren
Erfahrungen zum großen Theil mit den bisherigen Dachfenster—
donstruktionen nach irgend welcher Richtung hin, besonders bei
türmischem Wetter gemacht worden sind. Da das neue patentirte
reisrunde Dachfenster den meisten Uebelständen der alten Fenster
nn wirksamer Weise nach dieser Richtung hin Abhülfe zu schaffen
»erspricht, so sind wir der Ansicht, daß es sich bald Eingang ver—
chaffen dürfte, wozuder billige Preis und das dauerhafte Material
— Gußeisen — gewiß nicht wenig beitragen wird. ——
Erfindungen.
Patentirtes, kreisrundes, drehbares Dachfenster.
(Hierzu 1 Figur.)
Die Firma Wilh. Unterberg in Bochum in Westfalen
hat ein kreisrundes drehbares Dachfenster — Deutsches Reichs—
Patent Nr. 24394 — in den Handel gebracht, welches vielen Uebel⸗
sttänden der bisherigen Dachfenster-Konstruktionen in wirksamer
Weise Abhülfe schaffen dürfte.
Das in der Zeichnung veranschaulichte Dachfenster ist aus
Gußeisen und besteht aus einem der betreffenden Bedachungsart
angepaßten Rahmen AB, in welchem sich die durch einen erhabenen
Rand gebildete kreisrunde Fensteröffnung befindet, deren oberer
Halbkreis durch eingesetzte Glasscheiben C stets geschlossen bleiht,
Pohindeoen deren unterer Halbkreis offen ist
Mittheilungen aus der Praris.
Behandlung der Ketten. Der letzte amtliche Jahres—
ericht der k. bayr. Fabrikinspektoren macht bei Anführung ver—
chiedener Vorsichts- und Schutzmaßregeln in technischen Etablisse—
nents auch auf die Konstruktion und Behandlung aller an Aufzugs—
der Hebevorrichtungen angebrachten Ketten aufmerksam. Es sollen
»or Ällem nur Ketten in Anwendung kommen, welche geschweißte
Blieder haben, indem solche, deren Glieder nur zusammengebogen
ind, bei gleicher Eisenstärke nur .—/, der Tragkraft, also auch
zer Sicherheit der ersteren, besitzen. Weiters sind aber auch von
Zeit zu Zeit alle in einer Fabrik befindlichen Ketten wenigstens
zweimal im Jahre abzunehmen, auszuglühen, zu untersuchen und
ju ölen. In der Kustermannschen Eisengießerei zu München findet
ährlich ein zweimaliges Ausglühen der Ketten im Temperofen
statt und ist seit der mehrjährigen Einführung dieses Verfahrens
kein Kettenbruch im Etablissement mehr vorgekommen. — Für
Aufzugsseile wird ein öfters zu wiederholender Anstrich mit ge—
ichmolzenem Talqg als ausreichend befunden.
In Bezug auf die Entwickelung der deutschen
Glasmalerei und Kunstglaserei enthält der Jahresbericht
der Handels- und Gewerbekammir zu Zittau für 1883 folgende Notiz:
Das Institut für Glasmalerei und Kunstglaserei von
L. L. Türcke in Zittau, als Spezialitäten bunte, gemalte und
zebleite Kirchenfenster jeder Art erzeugend, sowie Malereien auf
Blas für Fenster und Oberlichter altdeutscher Stuben ausführend,
teuerdings auch mit Email-Malerei auf flache Scheiben zur
Dekorirung von altdeutschen Schränken oder als Wandbilder zu
iltdeutschen Stuben versehen, erzielte 1883 einen größeren Umsatz
ils früher. Ausschlaggebend war das deutsche Geschäft. In
Bezug auf Ausschmückung der Gotteshäuser ist überhaupt in den
etzten Jahren in Deutschland viel gethan worden, der Sinn für
olche Ausschmückung hat speziell in der Anbringung geschmackvoller
ind fromm gehaltener Kirchenfenster vielfach Ausdruck gefunden.
Dazu kam, daß auch die Ausstattung von Privathäusern der gut
ituirten Familien mehr und mehr der Branche Verdienst zuwandte.
Der bessere Gang des Geschäfts hat eine Erhöhung der
Arbeitslöhne zur Folge gehabt. Gute Maler sowohl als auch
tamentlich geschickte Bleiarbeiter und Kunstglaser finden lohnenden
Verdienst.
Der Export hat wenig zugenommen in Folge hoher Ein—
gangszölle gerade derjenigen Staaten, welche ante Absatzaebiete
ein würden —
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In, beziehungsweise unter dieser kreisrunden Oeffnung be—
findet sich ein ebenfalls kreisrunder Rahmen von gleichem Durch—
messer, dessen eine Hälfte wiederum verglast ist, während die
andere Hälfte offen bleibt. Dieser Rahmen, welcher in Form einer
Nuthe den erhabenen Rand des oberen, offenen Halbkreises deckt
und durch denselben seine Führung erhält, läßt sich nun leicht um
eine im Centrum befindliche Achse, welche gleichzeitig beide Theile
verbindet, entweder direkt an einem Griffe, oder, falls das Fenster
hoch angebracht ist, an einem verlängerten Schlüfselgriffe mit der
Hand von innen drehen und beliebig entweder theilweise oder voll⸗
ständig öffnen und schließen, ohne daß das Fenster selbst irgendwie
seine Lage verändert, vielmehr stets im festen Verbande des Daches
Aeibt. Durch einen im Innern angebrachten Hebel wird das
Fenster in der Stellung, welche ihm gegeben ist, festgehalten; das⸗
elbe steht somit in jeder Lage absolut fest und kann selbst bei
größtem Sturme nicht bewegt werden, wodurch alle Schäden der
bisherigen Klapp-Dachfenster, vor allen die, welche der Sturm an—
richtet, nicht mehr vorkommen können. Ebenso werden die Schäden,
welche bei den bis jetzt gebräuchlichen Dachsenstern durch Zu⸗ und
Ueberschlagen unvermeidlich sind und stets Beschädigungen der
Glasscheiben, ja häufig der Fensterrabmen selbst herbeiführen, voll—
ständig vermieden.
Die Hebung des Kunst-Gewerbes in der Provinz
Schlesien ist eine der Aufgaben, welche sich der Schlesische Central—
Hewerbe-Verein gestellt hat, und zwar insbesondere, weil auf
iesem Gebiete der kleine Handwerkerstand in der Lage ist, seine
Leistungen gegenüber denen der Groß-Industrie zur Geltung zu
ringen. Diese Bestrebungen des Schlesischen Central-Gewerbe—
Vereins haben auf der von demselben in's Leben gerufenen Schle—
ischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung im Jahre 1881 allge—