Mittheilungen über Ausstellungen.
112
dere Interesse der Exkursion beanspruchten, so übten andererseits
die Bauten der Spätrenaissance, insbesondere die selbstbewußten
und imvposanten Schöpfungen eines Fischer von Erlach ihren viel—
gerühmten, eigenartigen Zauber auf die Theilnehmer der Exkursion
aus. Der Glanzpunkt Wiens sind seine Neubauten, namentlich
diejenigen auf dem Rathhausplatze und in den ihn umgebenden
Stadttheilen. Hier konzentrirt sich das Vollendetste, was an großen
Architekturgedanken in der Neuzeit hervorgebracht wurde, und mußte
auch folgerichtig auf diese Monumente das Schwergewicht des
Studiums vereinigt werden; und zwar wurde hier nicht blos in
Kunst allein geschwelgt, sondern es wurden auch die den modernen
Bedürfnissen angepaßten innern Einrichtungen, wie Feuerungs-,
Lüftungs-, Beleuchtungsanlagen, Aufzüge, Telegraphen-und Telephon—
einrichtungen u. s. w. eingehend besichtigt. Nicht minder erfuhren
die großen Sakralbauten der neuesten Zeit, sowie die Badeanstalten,
Schlachthäuser, Markthallen, Weltausstellungsbauten ꝛc. gebührende
Beachtung. Diesem reichen Arbeitsprogramme gegenüber konnte
naturgemäß die Umgebung der Stadt nur hier und da berührt
werden; doch wird die alte Burg Greifenstein mit ihren Sagen,
sowie Klosterneuburg mit seinem Kreuzgange der Exkursion in nicht
Jeringerem Andenken bleiben, als der Kahlenberg mit seinem
einzigen Panorama und dem an die Besichtigung der Zahnradbahn
dortselbst sich anschließenden erhebenden Abschiedsfeste, womit
Dombaumeister Schmidt und seine Schüler die Münchener Gäste
überraschten.
»ewährt haben und welche noch auszuführen wären, um die Feuers—
jefahren für Theater möglichst abzuschwächen oder ganz zu ver—
sindern. Die Theater-Lokalkommission hat sich hierüber folgender—
naßen geäußert: Die Kourtine hat sich im Stadttheater ganz gut
»ewährt und wäre dieselbe nicht eingesunken, wenn nicht an der
zurbel eine Holzverschalung angebracht gewesen wäre. Die Erfahrung
jat nun gelehrt, daß an der Kourltine nur Eisenbestandtheile an—
jebracht werden dürfen. Wo diese nicht bestehen, sollen sie daher
iachträglich angebracht werden. Der Brand, meint die Kommission,
sätte die Bühne vielleicht gar uicht ergriffen, wenn in der Pro—
zeniumsmauer nicht Oeffnungen gewesen wären, was also für die
Zzukunft zu verhindern ist. Die eisernen Thüren haben sich be—
vährt. Was das Stiegenhaus anbelangt, so muß dasselbe eine
Lentilation in allen Theatern erhalten, damit der angesam—
nelte Rauch einen Abzug findet, weil sonst jede Hilfeleistung
yon der Sticge aus unmöglich gemacht wird. Die Hydranten
nüssen mit Reserveschläuchen von mindestens 10 Meter Länge
rusgestattet werden, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß die bis—
jer in Anwendung gebrachten zu kurz waren. Die Nothkerzen
n den Stiegenhäusern haben sich bewährt. Die Staubtücher über
Zitze und Möbel sind sehr gefährlich fir den Innenraum. Die—
elben müssen entweder ganz beseitigt oder aus imprägnirten feuer—
icheren Stoffen hergestellt werden. Die Kommission nennt die
Staubtücher die natürlichen Feuerträger. Als dringend noth—
vendig hat sich herausgestellt, daß die Feuerwache Tag und Nacht
in Thätigkeit bleibe. Besonders müssen die Arbeiten von Pro—
essionisten und ebenso die Säuberungsarbeiten in den Theatern
trengstens überwacht werden.
München. Vor einigen Jahren wurde ahzweigend von
der Maximilianstraße am linken Ufer der Isar stromaufwärts mit
der Anlage eines Quais begonnen, und schmucke, moderne Miset hs—
häuser haben dessen eine Straßenseite bereits vollständig ein—
zenommen, die Weiterführung wird erfolgen, sobald Bedürfniß
vorhanden, und befindet sich alles benöthigte Terrain seit längerer
Zeit im Besitze der Gemeinde. Um nun aber auch dem rechten
Ufer des Flusses an dieser Stelle zeitgemäße Verschönerung zu—
kommen zu lassen, wird nach Beschluß des Magistrats demnächst
mit der Einlegung des alten zwischen der Prater⸗ und Feuerwerks—
insel befindlichen Wehrbaues begonnen, und um den Wassermassen
der oft plötzlich anschwellenden Isar gefahrlosen Abfluß zu ge—
währen, wird das oberhalb der Feuerwerksinsel gelegene sogen.
Mussatwehr entsprechend umgebaut resp. vergrößert; die rechtzeitige
Regulirung der Schleusen wird den betr. Wächtern durch tele—
gravhijche Verbindung mit Flußbeobachtungsstationen in Wolfrats—
Jausen und Tölz ermoͤglicht. Das zwischen den vorerwähnten Inseln
durch Zuschütten gewonnene Terrain soll zu Anlagen oder zu einem
öffentlichen Vergnügungsplatz verwendet werden; für die Ausfüh—
rung ist die Summe von 272 000 Mark voragesehen und die Bau—
zeit auf zwei Jahre normirt.
Mittheilungen über Ausstellungen.
Die Ausstellung von Lehrlingsarbeiten des Hand—
verker⸗ und Gewerbestandes der Stadt Hannover und der Königlichen
Eisenbahn-Haupt-Werkstätten: Leinhausen. Vaderborn. Cassel und
darburg.
Von den 208 Lehrlingen*) der Handwerksmeister und Ge—
werbetreibenden, welche die Ausstellung beschickten, wurden, wie
vir dem „Hannöv. Gewerbeblatt“ entnehmen, 40 mit dem ersten
Preise, 46 mit dem zweiten Preise, 44 mit dem dritten Preise
helobt und 51 erhielten „Lobende Anerkennung“.
Von den 103 Schlosser- und Schmiede⸗-Lehrlingen der vor—
yenannten vier Königlichen Eisenbahn-Werkstätten, erhielten 5 den
ersten Preis, 10 den zweiten und 20 den dritten Preis, so wie
echsundvierzig die Lobende Anerkennung“ zu Theil werden
onnte.
Als des vom Herrn Minister vorgeschriebenen Staatspreises
der höchsten Auszeichnung der Ausstellung überhaupt) würdig,
hatten die Herren Preisrichter folgende fünf in Vorschlag gebracht:
1) Den Lehrling Düring des Tischlermeisters Rehbock, für
ein vortrefflich ausgeführtes Buüffet. 2) Den Lehrling A. Nüller
»es Schlossermeisters Lentsch, für ein ausgezeichnet gearbeitetes
Thürschloß. 3) Den Lehrling F. Stackel des Schneidermeisters
Zorge, für Rock und Beinkleid, als wahre Muster von Arbeiten
hrer Art. 4) Den Eehrling C. Rusch des Goldarbeiters Rusch
Vater), für, vorzüglich gesertigte Schmuckgegenstände. 5) Den
m 4. Lehrjahre stehenden Lehrling Schüler, Koͤniglicher Eisenbahn—
Werkstätten, für ein vortrefflich“ gearbeitetes Doppel -Support⸗
Schraubenwerk zu einer Metall-Drehbank gehörig.
Beschlossen wurde, daß unter diesen Fünf das Loos entscheiden
nüsse. Hierbei fiel das Glück dem Lehrlinge des Schneider—
meisters Sorge zu, dem danach der Staatspreis zuerkannt wurde.
Der feierliche mit der Preisvertheilung verbundene Schlußakt
der Ausstellung erfolgte (nach einer Dauer von 21 Tagen) am
25. Mai, Vormittags in dem schönen und besonders geschmückten
zroßen Saale des Künstlervereins. worübher noch Folgeudes zu
herichten ist *
— 44—
Nürnberg. In Folge des anhaltenden Wassermangels
ist die elektrische Straßenbeleuchtung schon seit einiger Zeit dahier
eingestellt. — Die nun bevorstehende Auflösung des hiesigen
Montirungsdepots giebt der Hoffnung Raum, daß die von dem—
jelben benützte Deutschhauskirche nunmehr ihrem ursprünglichen
Zwecke zugeführt werden könne. Die Kirche, deren majestätischer
Kuppelbau gewiß jedem Besucher unserer Stadt im Gedächtniß ist,
war im Jahre 1784 vom Deutschherrenorden begonnen worden
und blieb in Folge der kriegerischen Ereignisse und der Auflösung
— DDDDD
380,000 Gulden verausgabt worden, unvollendet stehen, bis schließ—
lich ein Monturdepot in dem Gebäude eingerichtet wurde. Da
das Bedürfniß einer neuen katholischen Kirche bei dem Wachsthum
der Bevölkerung immer mehr hervortritt, ist schon vor Jahresfrist
an die Militärverwaltung das Ersuchen um Ueberlassung der Kirche
zu aqottesdienstlichem Wwecke gestellt worden
Offenbach a. M. Für die hiesige „Vereinigte Kunst—
industrie- und Handwerkerschule“ sind von den siädtischen Behörden
zwei wichtige Beschlüsse gefaßt worden. Es ist für die Schule
die Ausführung des Neubaues nach den bereits fertig gestellten Plänen
unter Bewilligung der Kostensumme von 130 000 Meark genehmigt
worden und gleichzeitig das Einverständniß mit der Änstellung
zines vierten Lehrers ausgesprochen. Beide Beschlüsse sind für die
Zukunft und das Gedeihen der Anstalt von außerordeutlicher
Craomeite
— .
*) Darunter befanden sich 26 Schlosser und Schmiede, 21 Tischler und
dolzschnitzer. Ferner 18 Perrückenmacher, Friseure, Bader und Varbiere.
Sodann 18 Maler und Lackirer, 17 Buchbinder, 17 Mechaniker, 14 Tapezirer,
— Töpfer,
Sattler, 6 Drechsler, 6 Schneider, 5 Klempner, 4 Gelbgießer, 4 Glaser,
Uhrmacher, 2 Graveure, 2 Stellmacher und je ein Büchsenmacher, Litho⸗
zraph, Konditor, Hutmacher, Kammmacher, Kürschner und Korbmacher.
*) Der Besuch der Ausstellung war ein höchst erfreulicher zu nennen.
kintrittskarten für den einmaligen Besuch wurden 4270 (à 10 Pfennige)
ausgegeben, während (unentgeltlich) 630 Kaͤrten den betreffenden Lehrlingen
ind Meistern ausgehändigt und besonders distingauirten Versonen. Behörden,
dorporationen ꝛc. ⁊xc. übersandt worden waren
Warschau, 16. Juni. Gestern Mittag brach im hiesigen
aroßen Theater, Fener aus, das aber bald gelöscht wurde. Der
Schaden ist unbedeutend, nur ein Theil der'Garderobe ist durch
das Feuer zerstört.
Wien. Die Statthalterei hat den Magistrat um die
Berichterstattung darüber angegangen: Welche von den Sicherheits—
maßregeln, speziell mit Rücksicht auf den Stadttheaterbrand, sich