Beitrag zu Krankenhaus-Anlagen für kleinere Städte.
Beitrag zu Krankenhausanlagen für kleinere Städte.
(Hierzu 2
In kleineren Städten sind meistens nur sehr primitive Vor—
kehrungen getroffen, Kranke auf öffentliche oder Privatkosten unter—
eringen— wodurch bei eintretenden außergewöhnlichen Fällen die
Noth bis zur Kalamität gesteigert wird. Das Aufblühen einzelner
Zweige der Industrie hat in einer Anzahl kleinerer Städte eine
AÄrbeiterbevölkerung herangezogen, welche es der Stadt zur drin—
gendsten Sorge macht, für die Unterbringung derselben in Krank—
jeitsfällen Vorkehrungsmaßregeln zu treffen.
Auch für bemittelte Kranke fehlt in solchen Städten die Ge—
legenheit, in Krankheitsfällen außerhalb ihrer Wohnung unter—
gebracht werden zu können. Die Abneigung derselben in ein
Hospital zu gehen, welches nur von der ärmeren Bevölkerung auf
Stadtkosten frequentirt wird, ist nicht ganz unberechtigt. Die
kleineren Städte, in welchen sich die Nothwendigkeit zur Errichtung
Skizzen.)
möglichst getrennt und eine leichte Verbindung der Räume unter
einander hergestellt wird.
Im Weiteren war für die Unterbringung von 2 Geistes—
franken, von Krätz- und Syphiliskranken in ganz abgeschiedenen
RKäumen Sorge zu tragen und die Anlage von 1 Badezimmer,
1Küche, 1 Waschküche, 1 Raum für Desinfektion, 1 Aerzte- und
Dperateurzimmer, gemeinschaftliche Krankensäle fuͤr 24 männliche
und 10 weibliche Kranke und gesonderte Zimmer für je 3 Selbst—
'eköstiger und ausreichenden Wäsche- und Trockenböden vor—
usehen.
Wie aus der Skizze ersichtlich, besteht die Anlage aus einem
Mittelhau, welcher durch Verbindungsgänge mit den Krankensälen
m Zusammenhang steht.
Der Mittelbau ist das eigentliche Wirthschaftsgebäude.
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Krankenane ru Rathenow.
eines öffentlichen allgemeinen Krankenhauses herausgestellt hat, sind
aber vielfach nicht in der Lage, großen Aufwand für die Errich—
tung von kostbaren Gebäuden, wie solche in großen Städten palast—
ähnlich aufgeführt sind, zu machen, weil aus verschiedenen Ursachen
der Stadtsäckel schon so in Anspruch genommen ist, daß die größte
Sparsamkeit dringend geboten erscheint. Dem vielfachen Drängen
der Regierung muß jedoch schließlich Folge geleistet werden, und
handelt es sich nun darum, mit dem geringsten Kostenaufwand
eine den Anforderungen der Hygiene entsprechende Anlage her—
zustellen.
Von den eben angedeuteten Erwägungen geleitet, beschloß
die Stadt Rathenow, ein öffentliches Krankenhaus für etwa
50 Betten zu errichten, und forderte zur Erlangung von Projekten
5 Architekten auf. Von den eingereichten Entwürfen war der in
nebenstehender Abbildung dargestellte des Verfassers dieser Zeilen
als derjenige, welcher allen Anforderungen am besten zu ent—
prechen schien, gewählt, namentlich da sich auch die Sanitäts—
kommission und die Gutachten medizinischer Autoritäten in Berlin
dafür aussprachen. Von Seiten der Stadt wurde in der Aufgabe
großes Gewicht darauf gelegt, die Anlage so zu gruppiren, daß
zur Beaufsichtigung möglichst nur 1 Hausinspektor mit Frau und
einem Gehilfen ausreichend sei, um die Verwaltungskosten auf ein
Minimum zu beschränken. Diese Aufgabe ließ sich nur losen,
wenn zur Beanfsichtigung und Bedienung der Kranken die Kran—
ensäle ebenerdig arrangirt sind.
Es wurde ferner verlangt, daß die Front der Krankensäle
nach Süden liegt, die Krankenhausanlage für beide Geschlechter
Vom Haupteingang befindet sich links die Wohnung des
Hausinspektors, rechts das Aerzte- und Sektionszimmer, gerade—
rus das Badezimmer und durch einen kleinen Korridor abgetrennt
die beiden Zimmer für Geisteskranke, welche auch als Gefangen—
»ellen zu benutzen sind. In leichter Kommunikation mit der
Wohnung des Hausinspektors befindet sich auch die Küche in
diesem Gebäude, hequem gelegen für die Frau, welche von hier
ius leicht die Aufsicht über den Krankensaal für Frauen führen
rann; eine Treppe führt direkt von der Küche in die Waschküche
und Vorrathsräume des Kellers. Ein zweiter Eingang zum Keller
wird vom Haupteingang ermöglicht. Auf dem Boden des Wirth—
chaftsgebäudes sind an beiden Giebeln jse 3 Räume für Krätz—
und Syphiliskranke vorgesehen.
Das Krankenhaus für Männer zur rechten Hand besteht im
Wesentlichen aus zwei Krankensälen zu je 24 Betten. Zwischen
»eiden Krankensälen sind Klosets und der Raum für eine feste
ind eine transportable Badewanne angelegt; ein Korridor flankirt
zie Nordfront dieses Gebäudes. Derselbe, in einer lichten Breite
von 1,9 Meter angelegt, ermöglicht den Kranken bei schlechtem
Wetter hier zu promeniren. Am Kopf des Gebäudes nach der
Straße zu sind 3 Zimmer für Selbstbeköstiger, welche isolirt sein
wollen, angelegt. Für dieselben ist auch eine besondere Kloset—
anlage vorgesehen.