Konkurrenzwesen. — Berichte aus verschiedenen Städten.
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garts (Hochbehälter der städtischen Wasserleitung, Zahnradbahn
Degerloch) und abends nusikalische Unterhaltung in der Lieder—⸗
halle vorgesehen. Die Empfangsfeier findet den 24. Abends
ühr in der Liederhalle, die Eröffnungssitzung den 25. Morgens
5 ühr im großen Saal des Königsbaues, die weitere Verhandlung
im Polytechnikum, das Festessen am 26. in der Liederhalle statt.
Allgemeines Interesse endlich beansprucht ein technischer Führer
Stuͤttgarts und Umgebung, ausgestattet mit Grundrissen namhafter
Baͤtcn un. s. w., der zum Gebrauch für die Fremden demnächst
»rscheinen wird.
„Tritonen“ auf der Piazza Barberini. Die größte Ueberraschung
Her bereitet dem kaum zehn Minuten in Rom weilenden Fremden
heim Vorbeifahren das malerischste und poetischste aller Wasser—
werke, die weltberühmte Fontana di Trevi mit den über die Felsen
in das Becken niederschäumenden Wellen und den prächtigen nach
oben strebenden Strahlen. Zu der päpstlichen Zeit warden alle
diese Wasserwerke mit großer Liebe und zur Freude aller Rom⸗
wanderer sorgfältig gepflegt und erhalten. Leider ist das unter
der italienischen Regierung anders geworden. Die Neubauten haben
eine große Wassermenge für den häuslichen Bedarf in Anspruch
genommen. Die Stadibehörden scheinen es außerdem an der ge—
hörigen Beaufsichtigung der Gesellschaften fehlen zu lassen, welche
die Wasserleitungen in Händen haben. Vielleicht knausert auch die
Stadtbehörde um einige elende Groschen, ohne zu begreifen, daß
die ewige Stadt durch diese falsche Sparsamkeit einen Haupttheil
hrer Auziehungskraft verliert. Nur wer in Rom war, kann den
Werth dieses herrlichen Schmuckes richtig schätzen. Die Fontana
zi Trevi hört man kaum noch rauschen, ihre Wellen fallen faden—
ccheinig in das große Becken, die dicken Strahlen, welche nach auf⸗
värts sprangen, sind bindfadendünn geworden. Aehnlich ergeht es
der Moses-Fontäne auf dem St. Bernhardsplatz; den Strahl des
Tritonen muß man in der Luft suchen; jenen der Fontana di Ter⸗
mini hat man um sieben Achtel seiner Höhe verkürzt. Trotz aller
Versprechungen hat man außerdem den prachtvollen großen Spring⸗
bruunen, den sogenannten „Fontanone di San Sisto“, welcher den
Fußgänger, der die Sixtusbrücke auf dem Tiber überschritt, mit
sewaltigem Rauschen und glänzenden Querstrahlen in einer großen
tische uͤberraschte, nicht wieder aufgebaut, nachdem er der Tiber⸗
erweiterung schon vor etwa sechs Jahren zum Opfer gefallen war.
Rom ist eine Weltstadt und seine Monumente und Reize ge⸗
jören nicht allein den Stadtbehörden. Da letztere es versäumen
der vernachlässigen, die wunderbaren, zur Papstzeit geschaffenen
Wasserwerke im Stande zu halten, so ist es eine Pflicht der aus—
värtigen Presse, darüber öffentlich Klage zu führen, damit die
Stadtverwaltung, welche gegenwärtig in den Händen eines kunst⸗
sebenden jungen Patriziers, des Herzogs Leopold Torlonia, liegt,
ich endlich entschließt, in der Liebe zur Kunst und zu der Vater⸗
tadt nicht hinter den Päpsten zurückzubleiben.
Wien. Ueber den Unterbau und die Brücken der
Arlbergbahn hielt Herr Inspektor Huß im Oesterreichischen
Ingenieur- und Architektenverein zu Wien einen Vortrag, in welchem
er u. A. mittheilte, daß zur Erleichterung der Erd- und Fels⸗
arbeiten auf der Ostrampe vier und auf der Westrampe sieben
Aufzüge funktionirten, welche das disponible Ausbruchsmaterial an
eeigneten Stellen auf dem Thalboden deponirten; einer dieser
lufzüge war mit Wasserkraft betrieben. Bei der Herstellung der
Futtermauern ging man in schwierigen Fällen, ähnlich wie im
Tunnel, von mehreren Angriffspunkten zugleich vor, welche in der
Regel ungefähr 30 mm von einander entsernt waren. Dabei mußten
zielfach starke Pölzungen angewendet werden, Die einzelnen Mauer—
trecken stoßen, wie die Tunnelringe, ohne Verzahnung stumpf an⸗
inander. Das überall zur Anwendung gekommene Bruchstein—
nauerwerk, dessen Charakter und Herstellung näher beschrieben
wird, kam auf'8 fl. 40 kr. bis 12 fIl. pro Kubikmeter zu stehen.
Der reichlich verbrauchte Mörtel besteht aus 1 Raumtheil Kuf—
steiner Cementkalk und 2 Raumtheilen reinem Sand. Hinsichtlich
der eisernen Brücken theilte der Vortragende die Grundzüge der
Berechnung mit dem Beifügen mit, daß überall nur einfache,
nirgends kontinuirliche Träger angewendet wurden, und ging dann
zuf' die Beschreibung einzelner großer Brücken ein. Von den
teinernen Bruücken wurde die Wäldlitobelbrücke, welche eine 530 m
liefe Schlucht mit einem Bogen von 41 m Spannweite, 1,7 m
Stärke am Scheitel und 3,1 in Stärke am Kämpfer übersetzt, be—
chrieben. Das Gewölbe wird aus großen, im Fugenschnitte an⸗
naͤhernd eben bearbeiteten Steinen hergestellt; die Maximalspannung
beträgt 14 kg pro Quadratzentimeter. Die Eingerüstung kostet
3 fl.“do kr., die fertige Brücke 32 fl. pro Quadratmeter Ansichts-
läche. Das zweitgrößte Bauwerk dieser Gattung bildet die Ueber—
brückung der 56 m tiefen Schlucht des Schmiedtobels. Der Schluß
zei allen großen Gewölben erfolgt an drei Stellen gleichzeitig. Im
Weiteren berührte der Vortragende noch in Kürze die Bauart der
in einzelnen Stellen auszuführenden Schutzdächer und Gallerien,
serner der überwölbten Einschnitte, eingeleisigen Tunnels und der
Aquädukte. Die durch zahlreiche ausgestellte Pläne, Wandtafeln
und Photographien unterstützten Darstellungen wurden sehr beifällig
aufgenommen. (Schweizerische Bauzeitung.)
Konkurrenzwesen.
Konkurrenz um den Neubau einer Börse in Amster—
dam.“ Seitens der Gemeindebehörden von Amsterdam werden die
Architekten zur Wettbewerbung für ein Börsengebäude eingeladen.
Die in Aussicht genommene Bausumme erreicht die Höhe von
2000 000 holländ. Gulden (etwa 3 200 000 Mk.) Unter den els
Preisrichtern werden sich sieben Architekten befinden, die aus der
hollandischen, belgischen, deutschen, österreichischen, französischen nund
glischen Fachwelt entnommen sind. Es sollen 10 Preise von je
1000 Gulden vertheilt, fünf der Gewinner aber von dem Preis⸗
Jericht ausgewählt und zu einem demnaͤchstigen engeren Preis⸗
hewerb aufgefordert werden. Für diesen sind Beträge von 10000,
3000, 5000. 4000 und 3000 Gulden ausgesetzt.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Unweit des großen Anhalter Bahnhofes am
„Halleschen Ufer“, des Landwehrkanals und der Möckernstraße,
erhebt sich, mit der Front nach der Wasserseite gelegen, der Neu⸗
bau des Land- und Amtsgerichts, dessen Errichtung für Berlin
kurz nach der Justizreform beschlossen ward. Es ist der dritte
grotßze Monumentalban, der seit 1876 in der Hauptstadt für —X
zwecke erstanden ist. Der erste war der Palast des Reichs-Justiz—
Imtes mit der Dienstwohnung des Staatssekretärs der Justiz. Er
ist mit Rustika-Untergeschoß in den Formen italienischer Hoch—
renaissance in gelblichem Sandstein ausgeführt. Dann solgte kurz
darauf der große Kriminaljustizpalast in Moabit nebst dazu ge—
hörigem Zellengefängniß und Gefangenenkirche, im modernen
omanischen Stu von rothen Ziegelsteinen und Sandstein (für die
Thür- und Fensterfassungen), sowie mit reichem Statuenschmuck
rusgeführt, räumlich eines der größten öffentlichen Gebäude der
Haupistadt. Jetzt erhebt sich — äußerlich vollendet, aber im
Innern noch nicht hergerichtet — das oben erwähnte Land⸗ und
Amtsgericht als dritter Hauptjustizbau Berlins. Die Bauart des—
selben' steht zwischen den beiden vorher erwähnten in der Mitte,
ndem als Material wie bei dem Moabiter Gebäude Ziegel (schöne
kräͤstig rothe Verblendsteine) und Sandstein für die charakteristischen
Blieder in einem zu dem Ziegelroth harmonirenden stumpfen Grau
derwendet worden ist, während der Stil der Bauformen, dem
Reichsjustizamt ähnlich, der der italienischen Hochrenaissance ist.
Das große, äußerst stattlich wirkende Gebäude steht nur mit der
einen, 200 Fuß langen Façade (nach dem Kanal zu) frei, während
die übrigen Theile des Baues sich nach hinten ziehen und von
anderen Häusern umgeben sind. Auf diese mächtige Front ist dem—
nach vom Baumeister der Hauptaccent gelegt worden, und sie be—
herischt in der That durch ihre Größe, Gliederung und solide,
ernste Pracht architektonisch die ganze Umgebung. Die Fagçade ist
dreigeschossig und durch einen etwas vorspringenden hohen Mittel—
bau“ in zwei Hälften zerlegt. Auf derbem Rustikauntergeschoß
erhebt sich das hochfenstrige Hauptgeschoß und das mit kräftigem
Gesims abschließende oberste Geschoß hat fast dieselbe Höhe wie
der erste Stock. Die Fensterabstände sind beträchtlich, wodurch
der Eindruck von Ernst und Kraft noch erhöht wird. Die Façade
zählt 21 Fenster. Die Schlußsteine der Fensterbögen sind beson—
Zers mächtig und charakteristisch hervortretend, ebenso die Konsolen.
Das Miittelkisalit wird durch dorische und ionische Säulenstellungen
derziert und von einer Attika bekrönt.
NRom. Eine der schönsten Zierden Roms waren stets die
herrlichen Springbrunnen. Dicht vor dem Bahnhofe erfreut sich,
schreibi das Berl Tagebl., das Auge des Fremdlings sofort an
dem gewaltigen Wasserstrahl der „Fontana di Termini“ in der
Mitte des gleichbenannten Platzes. Wenige Schritte weiter nahe
der Kirche von S. Maria della Vittoria auf der Piazza San Ber—
nardo begegnet man dem monumentalen Brunnen mit der Riesen—
figur des Moses. Unweit folgt der malerische Sprinabrunnen des
Redaktion: H. Die“ver in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin — Druck von H S. Dermann in Berlim
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.)