Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Zum Submissionswesen. — Beitrag zu Krankenhaus-Anlagen für kleinere Stadte. 
—136 
HZum Submissionswesen. 
Die Klage über schlechte Zeiten ist auf allen Gebieten des 
Gewerbebetriebes eine allgemeine und leider nur zu sehr begründete, 
schreibt die Gewerbe Zeitung. Das Uebelste bei der ganzen Sache 
aber ist, daß diese schlechte Zeit nun schon so lange Jahre, von 
einzelnen Industriezweigen vielleicht abgesehen, ununterbrochen 
anhält, ohne daß das Ende dieser gewerblichen Krisis abzufehen 
wäre. Das ist bedauerlich für Jedermann, am meisten aber für 
Diejenigen, welche davon unmittelbar betroffen werden, nämlich 
für unsere Gewerbetreibenden. 
Wir wollen hier mit der Bemerkung nicht zurückhalten, daß 
verschiedene unserer Gewerbetreibenden selbst nicht Janz ohne Schuld 
an der mißlichen Lage sind. Schon ein altes Sprüchwort sagt: 
„Ein Mensch ist des andern Teufel“, und das trifft in gewissem 
Sinne auch in diesem Falle zu. Es ist gewiß sehr löblich, wenn 
der Handwerker oder sonstige Gewerbetreibende es sich angelegen 
sein läßt, durch unausgesetzte und angestrengte Arbeit sein Fort— 
kommen zu sichern. „Jeder Arbeiter ist seines Lohnes werth“, 
heißt es nun aber anuch in einem anderen Sprüchwort unseres 
reichen deutschen Sprachschatzes, und daß der Sinn dieses Sprüch— 
wortes in allen Fällen zur Wahrheit werde, das sollten sich nicht 
blos unsere Arbeitgeber, gleichviel in welcher Gestalt sie auftanchen 
mögen, sondern auch viele der Arbeitnehmer dringend angelegen 
sein lassen. 
Leider ist dem aber nicht immer so; denn wie wäre es sonst 
möglich, daß sich Unternehmer herbeilassen, Arbeiten zu übernehmen, 
an denen sie nicht nur nichts verdienen, sondern ihr bei anderen 
Gelegenheiten sauer verdientes Geld zugeben müssen. Von den 
vielen nach dieser Seite hin vorliegenden Beispielen sei nur eins 
aus neuerer Zeit herausgegriffen. In Berlin soll das Gebäude 
der Morgue neu gebaut werden. Die betreffende Behörde hat 
einen Anschlag, der auf ca. 70 000 Mk. lautet, anfertigen lassen 
und dann die Submission ausgeschrieben. Etwa ein Dutzend 
angesehener Firmen traten als Bewerber auf. Aber was ist das 
unerhörte Resultat der von ihnen abgegebenen Offerten? Man 
höre und staune! Die Forderungen für die Bauausführung 
erreichten in keinem Falle den Voranschlag; denn die höchste 
derselben bezifferte sich auf 64 000 Mik.,, während der Mindest— 
fordernde sogar nur 34000 Mk. beanspruchte. Die Differenz 
wischen der Mindestforderung und dem Voranschlag beträgt mithin 
volle 30 000 Mk., also wenig über die Hälfte. Das ist wahrlich 
ein Beispiel, bei dem einem die Haare zu Berge stehen können, 
und wohin das führt, ist auch nicht schwer zu begreifen, nämlich 
zum Ruin. 
Wenn wir auch weit davon entfernt sind, den Submittenten 
irgend welche schlechte Absicht bei ihrer Handlungsweise unterzu— 
schieben, so bleiben die angeführten und ähnlichen Fälle doch 
immerhin höchst bedauerlich; denn sie führten, wie schon gesagt, 
zum Ruin des Gewerbebetriebes. Man könnte zwar versuchen, 
die leidige Konkurrenz als Entschuldigungsgrund anzuführen, aber 
dieser Grund kann doch unmöglich als ein stichhaltiger angesehen 
werden; denn unserer Meinung nach darf sich selbst die Konkurrenz 
nur bis zu den Grenzen hinbewegen, daß der Unternehmer doch 
noch seine Rechnung findet. Was darüber hinausgeht, kann vor 
der Moral nicht mehr bestehen und verdient daher mit aller 
Entschiedenheit bekämpft zu werden. 
Der Kampf gegen solche bedauernswerthen Auswiichse ist 
allerdings kein leichter, denn er muß sich gleichfalls in den Grenzen 
bewegen, welche die jetzt herrschende und allseitig als zeitgemäß 
anerkannte Gewerbefreiheit gezogen hat. Daher kann es uns auch 
nicht im Entferntesten in den Sinn kommen, das jetzt so vielfach 
hochgepriesene Innungswesen mit dem anhaftenden mittelalterlichen 
Zopfe als geeignetes Schutzmittel zu empfehlen; denn das würde 
schließlich die ganze Gewerbefreiheit gefährden, wenn nicht gar zu 
Grabe tragen, und das dürfte dem Gewerbebetrieb denn doch noch 
mehr schaden als nützen. Ebenso wenig halten wir es für ange— 
bracht, behufs Beseitigung so krankhafter Erscheinungen sofort nach 
Staatshilfe zu rufen und zu verlangen, daß dieserhalb sofort die 
Klinken der Gesetzgebung ergriffen und in Bewegung gesetzt werden. 
Es mag dies ja ein sehr bequemes Miittel sein, verfehlt aber in 
sehr vielen Fällen doch seinen Zweck; denn kein Gesetz kann so 
vollkommen hergestellt werden, daß es nicht Lücken behielte und 
somit Hinterthüren offen ließe, durch welche eine Umgehung 
möglich wäre. 
„Selbst ist der Mann“, sagt das Sprüchwort, und so erscheint 
es uns auch hier am besten. Die Gewerbetreibenden selbst sind 
es, welche gegen die Unsitte des Unterbietens zunächst anzukämpfen 
haben. In Anbetracht dessen, daß die Kräfte des Einzelnen wenig 
auszurichten im Stande sind, oder auch bald erlahmen, ist ein 
Zusammenschluß möglichst aller gleichen Interesseuten dringend 
wothwendig; denn nur Einigkeit macht stark und führt zum Siege. 
Dies ist die erste und wichtigste Etappe im Kampfe gegen das 
unsinnige Unterbieten bei den Submissionen. 
Durch einen solchen Zusammenschluß wird so Mancherlei 
erreicht. Zunächst wird dadurch eine gemeinsame Verständigung 
unter den Mitgliedern der Vereinigung wesentlich erleichtert und 
gefördert, wenn es sich um Submissionen handelt, und das ist 
nicht gering zu veranschlagen. Es steht dann nicht zu befürchten, 
daß die von den Einzelnen abgegebenen Offerten so divergiren, 
um schädigend auf das ganze Geschäft zu wirken. Freilich steht 
vohl kaum zu erwarten, daß es jemals gelingen werde, alle 
Hewerbetreibende einer und derselben Branche unter einen Hut zu 
)ringen, das heißt, sie zur Theilnahme an einer Vereinigung zu 
»ewegen, denn es wird ebenso wie im parlamentarischen Leben 
immer Leute geben, die lieber „wild“ bleiben, um sich in allen 
Fällen freie Hand beim Handeln zu wahren. 
Auf solche Personen Einfluß zu gewinnen und zum Vortheile 
des ganzen Gewerbes einzuwirken, wird selbst einer ganzen 
Vereinigung schwer fallen, aber ganz werden sie sich einer solchen 
doch nicht entziehen können; denn wie schon oben gesagt, hat die 
Erscheinung des unsinnigen Unterbietens etwas Unmoralisches an 
ich und das kann sich auf die Dauer nicht halten. Die moralische 
kinwirkung einer Vereinigung auf einzelne Gewerbetreibende wird 
iber zweifellos von Erfolg sein, wenn man nicht versäumt, einen 
ainderen Faktor für sich zu gewinnen, nämlich die öffentliche Meinung. 
Auf diese muß vor allen Dingen eingewirkt werden, und bei dem 
Rechtsgefühl, welches ihr inne wohnt, dürfte es nicht schwer fallen, 
ie von der Verderblichkeit und der Benachtheiligung, die das 
maßlose Unterbieten bei Submissionen für das ganze Gewerbsleben 
zur Folge hat, zu überzeugen. Nach dieser Richtung hin erscheint 
ins aber bis jetzt nicht ausreichend gewirkt worden zu sein. Und 
darum dürfte es gerathen sein, sich die Sache künftig angelegener 
ein zu lassen. Der Mittel, welcher man sich hierbei etwa zu 
oedienen hätte, besonders Erwähnung zu thun, halten wir für 
überflüssig. 
Aber nicht nur die Einwirkung auf die einzelnen Gewerbe— 
treibenden wird durch die öffentliche Meinung kräftige Unterstützung 
finden, sondern vielmehr noch die auf die Behörden, und daß eine 
olche vor allen Dingen nothwendig ist, wenn dem darnieder— 
iegenden Gewerbebetriebe nachdrücklich und dauernd geholfen 
verden soll, wird wohl Niemand, der mit der Handhabung des 
öffentlichen Submissionswesens auch nur einigermaßen bekannt ist, 
bestreiten können. 
Beitrag zu Krankenhausanlagen für kleinere 
Städte. 
Pos. Anzahl 
III. Kraukenhaus für Mänuer. 
Nach der Zeichnung 28,11 m lang, 10,36 mm breit, 41m im Lichten 
hoch, ohne Balkenlage aus Ziegelm err'chtet und zwischen den 
Sparren gestaakt und mit Schiefer gedeckt. 
a. Maurerarbeiten inkl. Mat. 
kbin Banketmauerwerk aus Rath. Bruch 
ziegelst. in Kalkm. inkl. Erdarb. à 13 M 
kbm Fundamentmauerw. zu z3 aus Rath. 
St. und 2/, aus Hinterm. St. in Kalkm 
à 15 M. 
kbim Mauerwerk der äußeren Wände des 
Erdgeschosses aus Rath. Steinen und zum 
Fugen einzurichten à 15 M..... 
hin Mauerwerk des Erdgeschosses der 
inneren Wände aus Hinterm. St. à 13 M 
khm Mauerw. von 3 Giecbelspitzen und 
Aufbau aus Rath. St. inkl. zum Fugen 
einzurichten à 183 m. 
steig. m russ. Röhren im Mauerw. aus— 
zusparen Möm. 2— 
steig. m 3 Stück russ. Röhren über Dach 
auszuführen und fugen à ß8 M. .— 
139. 242,68 qm Putz der Decken à O,75 M. 
140. 863,72 qm Putz der Wände à 0,85 M. 
141. 457, 12 qm Fugenverstrich à O,606 M. 
142. AÄls Zulage für die Köpfe der Aufbauten, 
Rollschichten, Giebelaufsätze. . 
1483. 8 4m Fachwand der Badestube anzufertigen 
JDgo dd. * 
144. 33 Stück Fenster und Thüren zu verputzen 
1 1,25 M.. 
Mark. 
379,08 
832, 10 
1082,531 
32.,50
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.