Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Sin amerikanisches Familienhaus. 
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dund, Katze und Magd sich zu vertragen, unter sich eine klavier— 
übende Dame, über einen rollenden Kinderwagen oder eine 
holternde Nähmaschine als selbstoerständlich zu duldendes Uebel 
hinnimmt, bafiren des Engländers und des ihm stammverwandten 
Amerikaners Anforderungen an Bequemlichkeit des häuslichen 
debens auf den Worten „my house is my castle“. 
In den großen ameri— 
kanischen Städten hat nun be— 
zreiflicherweise der Baugrund 
an den in und um das Zen— 
rum gelegenen Straßen, wie 
auf unserem Kontinente auch, 
einen bedeutenden Werth erreicht 
und bedingt somit, um eine 
Fruktifizirbarkeit des Kapitals 
zu erreichen, äußerste Sparsam⸗ 
keit in Ausnutzung des Raumes. 
Während es nun unsere Ge— 
wohnheit ist, auf einen größeren 
Baugrund eine förmliche Stadt 
m Kleinen, deren Straßen und 
Plätze die Foyers, Treppen, 
Korridors und Höfe der Mieth— 
kaserne bilden, anzulegen und es 
ür selbstverständlich annehmen, 
daß sich die einzelne Familie in 
die Annehmlichkeiten und Nach— 
heile dieses Staates en minia- 
ure hineinbequeme, theilt der 
Amerikaner nach seinem engl. 
Vorbilde den Komplex in eine 
nöglichst große Anzahl schmaler 
Streifen, die bei der geringst— 
nöglichen Frontbreite die ent— 
prechende Tiefe für die Errich— 
tung eines Familienhauses be— 
ätzen. Um den Leser ohne Umständlichkeit in dieses Bausystem 
praktisch einzuführen, ist es am besten einen amerikanischen 
Driginalplan eines solchen Familienhauses, wie selbes in New— 
York und anderen größeren Städten des nord-amerik. Kontinents 
gielsach ausgeführt ist, zur Hand zu nehmen und eingehend zu 
etrachten 
Im vorliegenden Falle beträgt die Frontbreite 8 w, die 
Tiefe des ganzen Platzes 34 m, das Haus selbst steht um 4i/, m 
»on der Straßenlinie zurück und ist der neben der Freitreppe 
bleibende Raum zur Anlage eines 
lm unter dem Trottoirniveau lie⸗ 
genden Vorhofes benützt. Von der 
Freitreppe aus begegnen wir zu— 
nächst einem Vorplatz, „nall“, von 
velchem aus wir das Besuchs- und 
Repräsentationszimmer des Hauses 
drawing room) direkt betreten; 
»on diesem nur durch eine zwei— 
lügelige Schiebethür getrennt, liegt 
an der Rückseite des Hauses die 
Bibliothek (library), zugleich Lese— 
ind Arbeitszimmer und an diese 
anstoßend in dem schmäleren Flügel⸗ 
bau das Speisezimmer, mit welchem 
ioch ein Dienerraum in Verbin— 
zung steht. Die drei vorerwähnten 
Räume: drawing room, library 
ind diwing room können in leich 
ester Weise vereinigt und zur Ab— 
jaltung größerer Gesellschaften be— 
rützt werden. Von der „hall“ aus 
ührt die 1mm breite Treppe nach 
z»en oberen Etagen und ein etwas 
vciter zurückliegender Arm derselben 
iach dem bassement (Erdgeschoß) 
velches vornheraus ein Billard- 
S„piel- und Rauchzimmer (billiard 
0om), nach rückwärts ein Wirth— 
chaftszimmer neben der Küche ent— 
zält; an diese schließt sich noch 
in Kitchen-pantry, welches wir 
nit Speise bezeichnen würden, das 
edoch außer den üblichen Geschirr— 
ind Speisekästen ein water-closet 
enthält; auch ist von hier aus durch 
eine kleine Diensttreppe die Verbin— 
dung mit dem obenerwähnten 
Dienerzimmer hergestellt. 
Der erste der beiliegenden Grundrisse zeigt die Anordnung 
des Kellers, in welchem sich außer den Brennmaterialräumen der 
Apparat der Centralheizung (fernace) befindet. 
Die weiteren Etagen (8econd andthird story und attic) 
enthalten lediglich mit bed-room bezeichnete ginnen d. h. also 
die Schlafräume für Familie und Dienerschaft, letztere meist in 
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A 
D 
I 
Fig. 2. Kellergeschoß. 
Fia. 3 Varterre 
——— Fiq. 65. Zweiter Stock 
Fiq. 6. Dritter Stock.
	        
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