Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Erfindungen. — Briefe und Fragekasten 
üben. Das Licht ist vollkommen weiß, sonnenähnlich, nicht violett 
wie das Licht hochgespannter Ströme. Ferner ist der Kraftbedars 
der Lichtproduktion oder der Kraftübertragung stetig proportional 
Die Bogenlampen zeichnen sich durch ihr sehr ruhiges Licht 
durch die unveränderliche Lage ihres Brennpunktes und ganz be— 
sonders durch die Einfachheit ihrer Regulirvorrichtung aus. 
Als Motor diente eine Compound-Lokomobile der Lokomotiv 
fabrik Winterthur, die sich durch ihren vollkommenen und ganz 
neuen Regulirmechanismus, wie auch durch ihren geringen Kohlen— 
fonsum auszeichuete. Wir chaben auf dieses Beleuchtungssystem 
aufsmerksam gemacht, da wir glauben, daß dieses System, das sich 
ohne alle Reklame sicher und rasch verbreitet, die Aufmerksamkeit 
aller Fachleute und Juteressenten verdient. 
(Schweizerische Bauzeitung.) 
Erfindungen. 
Eine transportable Dampfheizung. 
Die bisher allgemein bekannten Systeme von Dampfheizun— 
gen stellen sämmtlich mehr oder weniger Auforderungen an die 
banliche Einrichtung und können deshalb nicht ohne Weiteres über— 
all angebracht werden. Es ist deshalb ein System sehr zu be— 
achten, welches ohne besondere Vorkehrnng, ohne Einlassen von 
Röhren in den Fußboden oder die Wände überall leicht und nach— 
träglich noch die Einführung der Dampfheizung gestattet, und 
welches zugleich während der warmen Jahreszeit die vollständige 
Wiederentfernung derselben möglich macht. Es besteht dieses 
System in der sogenannten Kastenheizung. 
Die eigentliche Wärmeabgabe erfolgt von länglich viereckigen 
Behältern aus starkem Metallblech, welche auf kurzen Füßen stehen 
und durch Roͤhren die Zuleitung des nöthigen Wärmedampfes er— 
halten. Es sind demnach diese Wärmekasten injeden beliebigen 
zu erwärmenden Raum einzustellen, dahei an jeden Platz zu brin— 
gen, wo man direkt die Wärmeabgabe zu haben wünscht, und 
durch eine einfache Schlauchleitung mit dem Dampfspender zu ver— 
binden. Einstkleiner, in jedem Ofen oder Heerd anzubringender 
Dampfkessel genügt, um den nöthigen Dampf zu liefern, während 
freilich größere Anlagen einen eigenen Dampfkessel erfordern. 
Um eine Dampfheizung wirksamer zu machen, ist es selbst 
redend nöthig, derselben möglichst heißen Dampf zuzuführen, was 
man gewöhnlich durch Erhöhnng der Dampfspannung im Kessel 
zu erreichen sucht. Dies ist natürlich mit Erhöhung der Gefahr 
berbunden oder erfordert einen stärkeren Dampfkessel, wodurch die 
Dampiheizung in vielen Fällen ungeeignet erscheint. Audererseits 
ist aber der nur auf den Siedepunkt von 100 Grad Celsius ge— 
brachte Dampf zu wenig heiß und würde, um einen Raum ge— 
nügend zu heizen, eine zu große Rohrleitung erfordern, sodaß man 
darauf bedacht sein muß, höher erhitzten Dampf herzustellen. Ein 
einfaches Mittel zur Entwickelung höher erhitzter Dämpfe, ohne den 
Kessel und die Leitungsröhren in höhere Dampfspannung zu ver— 
setzen, ist folgendes. Man verdampft in dem Kessel nicht reines, 
sondern Wasser, welches aufgelöste Salze enthält, von denen manche 
den Siedepunkt des Wassers bis auf 1500 C. zu erhöhen vermögen. 
Das Chlorkalzium z. B., dessen gesättigte Lösung in Wasser an der 
freien Luft erst bei 1300 E. zu kochen beginnt, entwickelt deshalb ebenso 
heiße Dämpfe, die sich zur Wärmeabgabe in den Röhren ꝛc. der Dampf—⸗ 
heizung ganz vorzüglich eignen. Bei Aulage von Dampfheizungeu jeder 
Art sollte man diesen Punkt niemals ganz außer Acht lassen. — r. 
Zahnradbahn im Harz. Wie uns mitgetheilt wird, 
ist Ende vorigen Monats zwischen Herrn Oberingenieur R. Abt 
in Paris und Herrn Bahndirektor Schueider in Blankenburg 
(Braunschweig) ein Abkommen getroffen worden, nach welchem bei 
der Eisenbahnlinie Blankenburg- Elbingerrode-Tanne das Abt'sche 
Zahnstangensystem zur Anwendung kommen wird. Diese neue, 
dem Güter- und Personenverkehr dienende normalspurige Bahn 
erhält eine Länge von 27 km und wird theils als Adhäsions-, 
theils als Zahnstangen-Bahn gebaut. Bis zu 250/0 arbeiten die 
Zahnrad-Lokomotiven einzig vermittelst der Adhäsion und blos auf 
den steileren Strecken (Maximalsteigung 609,00) kommen, neben 
der Adhäsion, noch zwei dreifache Zahnräder zur Wirkung. Die 
Geschwindigkeit wird hier auf ungefähr 12 km pro Stunde er— 
mäßigt, während sie auf den Adhäsionsstrecken bis 40 km betragen 
darf. Das Zugsgewicht, welches die Abt'schen Maschinen auf den 
genannten Steigusgen zu befördern vermögen, beträgt 120—150 6, 
nicht gerechnet das 501t tragende mittlere Dienstgewicht der Loko— 
motiven. Die Anlage der Bahn sammt Betriebsmaterial und Ein— 
richtungen wurde zu nicht ganz 2900 000 Fr. pro kmveranichlagt 
und es ist schon hente vorauszusehen, daß diese Ziffer nicht ein— 
mal erreicht wird. 
Brief⸗ und Fragekasten. 
Herrn Bautechniker M. in O. Zur Erlernung der Rundschrift em⸗ 
pfehlen wir Ihnen das Werk von F. Soenneken, Soenneken's Verlag in 
Remscheid und Leipzig. Der Preis des ganzen Werkes ist ca. 5 M. Wenn 
Sie dasselbe fleißig und sorgfältig durcharbeiten, so können Sie binnen 
inigen Wochen die Rundschrift vollkommen erlernen. 
Herrn Architekt P. in Sen. Sie können sich wohl selbst denken, daß 
die Redaktion nicht in der Lage ist, alle eingehenden Fragen selbst beantworten 
zu können, sondern vielfach Nachfrage bei den ständigen Mitarbeitern oder 
onst wie halten muß. Dabei kann es natürlich vorkommen, daß auf eine 
Anfrage überhaupt keine Auskunft zu erhalten ist, und ebenso wird es wohl 
auch mit Ihrer Anfrage sein. 
Herrn Maurermeister W. in B. Ohne alle Frage steht Ihnen das 
Recht zu, sich den Entwurf und Kostenanschlag bezahlen zu lassen, da diese 
Leistung mit der späteren Ausführung der Arbeiten durchaus nichts zu 
chaffen hat. Keine Bezahlung für die obigen Arbeiten würden Sie aber nur 
dann beanspruchen können, wenn die Bedingung gestellt gewesen wäre, daß 
Sie Kostenanschlag und Zeichnung gratis fertigen sollten, wenn Ihnen die 
AUusführung des Baues übertragen würde. Dies scheint doch aber nicht der 
Fall zu sein. 
Herrn Maurermeister Sen. in K. Wenden Sie sich an die Herren 
Büsscher und Hoffmann in Eberswalde; dieselben werden Ihnen gern eine 
Probe Ihrer Isolirplatten übersenden und Auskunft über den Preis der— 
elben ertheilen. 
Die Rohrgewebe-Fabrik von Frank und Kniepf in Kottbus fertigt 
Doppelrohrgewebe zu Doppelrohrdecken auf Leisten, sowie zu Rohrdecken auf 
Schaalung an. Dieselbe versendet auch Muster und Prospekte auf Verlangen 
zratis und giebt jede gewünschte weitere Auskunft. 
Herrn Bauunternehmer A. in Z. In der Regel gilt für die Fest— 
tellung der Baufluchtlinie das Erdgeschoß, während die Plinthe über die 
Baufluchtlinie vorspringen darf. Als Maximum hierfür gilt meist ein Vor— 
prung von 25 em, ebenso wie für Pilaster, Risalite ꝛc. 
Was die Ausbildung Ihres Sohnes anlangt, so rathen wir Ihnen, 
»enselben auf eine gute viersemestrige Baugewerkschule zu schicken, womöglich 
aber alle 4 Semester ohne Unterbrechung hintereinander. Nach Beendigung 
dieses Studiums dürfte es sich empfehlen, denselben ein bis zwei Jahre auf 
dem Büreau eines tüchtigen Architekten arbeiten zu lassen, wenn Sie es nicht 
vorziehen, ihn während dieser Zeit als Hospitant auf eine technische Hochschule 
zu schicken. Längere Beschäftigung in einem größeren Baugeschäft ist aber 
einesfalls zu entbehren. Die gute Schulbildung wird hierbei überall von 
zroßem Nutzen sein. Wollen Sie zum Schluß noch eine etwaige einjährig 
Studienreise bewilligen, so wird Ihr Sohn sicherlich bei Fleiß und Ausdaue 
eine sehr gediegene Ausbildung erhalten haben 
Herrn Zimmermeister 8p. in . Als Grundfarbe gegen das Durch 
dringen des Rostes für Eisentheile bedient man sich der Bleimennige. 
Herrn Zimmermeister E. in Pr. Ein Zuganker wirkt waagerecht und 
dient däzu, eine abstrebende Basse an eine festere zu binden; will z. B. eine 
Frontmauer ausweichen, so befestigt man sie mittelst eines Zugankers an 
eine Ouermauer oder an einen Balken, welchen letzteren man zweckmäßig 
wvieder mit der anderen Frontmauer durch einen Zuganker verbindet, um so 
das Gegengewicht zu vergrößern. Zuganker, die an Balken befestiat werden. 
nennt man auch Balkenanker. 
Herrn Maurermeister N. in 6. Arkade oder Bogenstellung oder Bo— 
genlaube ist eine Reihe von Bögen zwischen Säulen auf Pfeilern, oder direkt 
auf den Säulen oder blos auf Pfeilern, je nachdem der Baustil es verlangt. 
In vder Regel sind die Arkaden nur auf einer Seite ganz offen, auf der an—⸗ 
sern haben sie entweder eine Mauer oder, wenn sie sich vor der Front eines 
dauses hinziehen, Thüren und Fenster nach dem Innern des Gebäudes zu. 
In alten Städten gingen solche Bogenhallen unter allen Häusern hin, so 
daß man ohne Schirm trockenen Fußes durch die ganze Stadt gehen konnte. 
Jetzt sind sie fast ganz aus der Mode, bilden aber ein sehr dankbares Motiv 
zur Vergierung von Façaden. Regeln über ihre Verhältnisse können natürlich 
nicht gegeben werden, da sich dieselben nach dem Stil und der Bestimmung 
richten müssen. 
Artesische Brunnen, auch Bohrbrunnen oder Steigbrunnen sind unter—⸗ 
rdische Quellen, denen ein Abfluß auf künstlichem Wege, durch Bohren, 
zeöffnet ist. In Europa geschah dies zuerst in der Grafschaft Artois, woher 
der Name rührt. Das Eröffnen einer solchen Quelle auf künstlichem Wege 
hängt davon ab, daß sich in der Tiefe eine Wasseransammlung befindet, 
welche mit einer unter höherem Niveau liegenden Wassermasse in Verbindung 
teht, so daß sie durch dieselbe einen Druck erhält, der sie zu Tage treibt. 
Zunächst hat man das Terrain passend zu wählen, damit man nicht in zu 
zroße Tiefen hinabzudringen braucht oder wohl gar ohne allen Erfolg die 
ostspielige Arbeit uͤternimmt. Artesische Brunnen können mit Wahrschein— 
ichkeit des Erfolgs nur in der Nähe von Gebirgsschichten, welche das Wasser 
eicht zur Tiefe sinken lassen, in Angriff genommen werden, am besten in 
chmalen Thälern, welche von mit Wald bedeckten Gebirgen umgeben sind, 
»eren geologischer Charakter sie zu Wassersammlern geschickt macht. Zer— 
klüftungen, die mit Sand wiederum gefüllt sind, sind besonders der Nieder-— 
enkung des Wassers günstig. 
Herrn Maurermeister P. in H. Gipsestrich kann in einer Stärke von 
15 bis 2 em direkt auf eine seste Lehmunterlage gelegt werden, welche jedoch 
durchaus trocken sein muß. Der Estrich darf jedoch nicht im Ganzen als ein 
Stück verlegt werden, sondern in einzelnen Quadraten von ca. 8 mm Seite 
mit offenen Fugen. Diese letzteren sind, nachdem der Estrich einige Tage 
zelegen hat, mit demselben Material auszufüllen. 
Die geehrten Leser unseres Blattes bitten wir, den Brief- und Frage— 
kasten in ausgedehuter Weise benutzen zu wollen, jedoch können nur solche 
Fragen von Abonnenten Beantwortung finden, welche an uns mit An—⸗ 
gabe der vollen Adresse gestellt werden. Die Antwort erfolgt stets unter 
Chiffre, im Falle dieselbe aber zu umfangreich ausfallen sollte, auch brieflich 
Die Redaktion. 
RNedaktion;“ H. Diesener in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druc von H. S. Hermann in Berlin 
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers.*
	        
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