Ueber die Ziele der Gewerbe- und Volksbildungsvereine. — Der Alexander Mac Lean u. Co. Marmorcement ꝛc. 550
zroßem Einfluß hierbei ist eine zweckmätzige Einrichtung, um die
Bücher Jedem auf möglichst bequeme Weise zugängig zu machen:
sierbei ist die Organisation von Lesezirkeln sehr zu empfehlen.
Es ist ferner den Gewerbetreibenden Gelegenheit zu geben,
Sammlungen und Ausstellungen in Augenschein zu nehmen, da sie
hierdurch Veranlassung finden, die interessantesten Gegenstäude nach
hrer Beschaffenheit, Form oder Farbe förmlich zu studiren und
iach Befinden auf ihre eigenen Erzeugnisse anzuwenden. Hierbei
verden nicht nur praktische Ansichten gewonnen, sondern auch der
Beschmack wird verfeinert und der Schoͤnheitssinn veredelt. Ebenso
vird der Besuch verschiedener Fabriken den Gesichtskreis der Be—
suchenden erweitern und sie zum Denken und Forschen anregen.
Vorträge, welche intelligente und geschulte Meister in den
Vereinen über gewisse praktische Fragen halten, und dabei vorzugs—
weise auch Mittheilungen aus dem Bereiche ihres Wissens und
Könnens, sowie aus den gemachten Erfahrungen geben, sind von
entschiedenem Nutzen. Ebenso werden Vorträge anderer intelli—
genter oder gelehrter Männer, wenn sie anregende Themata be—
handeln und in gemeinverständlicher Weise besprechen, zum Gedeihen
der Vereine in hohem Grade beitragen. Am meisten aber wird
dieses Bestreben von Erfolg gekrönt sein, wenn es geliugt, daß der
Bemeinsinn in den Vereinen recht tiefe Wurzel faßt.
Dieses Ziel kann aber nur dann erreicht werden, wenn in
den Vereinsversammlungen ein Ton eingeführt wird, der jeden
Anwesenden anheimelt, der aber auch gleichzeitig geeignet ist, einen
zwauglosen Verkehr unter Personen verschiedener Stände zu be—
zünstigen.
Was die Zahl der Mitglieder der meisten bereits bestehenden
Gewerbevereine anlangt, so ist diese — natürlich mit Ausnahnien
— leider in sehr vielen Städten verschwindend klein gegenüber der
Zahl der Gewerbetreibenden, welche in denselben wohnen. Der
Grund hierfür ist einestheils Indifferentismus, anderentheils aber
auch Ueberhebung in der Hinsicht, daß man sich für so vollkommen
hält, als könnte man in den Gewerbevereinen nichts mehr lernen.
Sehr häufig liegt die Schuld der geringen Betheiligung der Ge—
werbetreibenden an den Gewerbevereinen aber auch an den Vor—
ttänden derselben. Ein Vorstand, der nach längerer Geschäfts—
ührung nicht im Stande ist, eine nennenswerthe Ausdehnung des
Vereius herbeizunführen, sollte so viel Selbsterkenntniß besitzen, daß
er einfach zurückträte.
Da es fast unmöglich ist, die Mitglieder eines Gewerbever—
eins unausgesetzt in den Vorträgen mit Gegenständen zu unter—
salten, welche das Gewerbe direkt berühren, so muß daran gedacht
werden, auch Gegenstände zur Sprache zu bringen, welche die ge—
werblichen Interessen indirekt berühren, die aber geeignet sind,
nicht nur eine allgemeine, sondern auch insbesondere eine gewisse
»olitische Bildung anzustreben. Dies kann erreicht werden durch
kingehen auf die vaterländische Gesetzeskunde, in Bezug auf die dentsche
Reichsverfassung und die einzelnen Landesverfassungen, die Gewerbe-,
dandels- und Zollgesetze, das Wechsel- und das Erbrecht, die Ver—
ährungsgesetze und viele andere. Ferner sind Vorträge über den
Nutzen einer geregelten Lebensweise, der Beobachtung einer gewissen
Diät und über die Gesundheitspflege überhaupt jedenfalls von
Interesse für Jedermann. Auch sind in manchen Gewerbevereinen
nit bestem Erfolge gewöhnliche hauswirthschaftliche Gegenstände
»erhandelt, namentlich auch solche, die in das Familienleben ein—
— die außer mancher qguten Lehre zugleich auch sittliche Ziel
verfolgen.
— Aufstellung eines Fragekastens in den Versammlungen
der Gewerbevereine ist von entschiedenem Nutzen.
Der große, unschätzbare Vortheil, den die Gewerbevereine
gebracht haben, ist für viele Städte schon sehr segenbringend ge
wesen, und soll nur daran erinnert werden, daß es meist Gewerbe
vereine sind, die in maucher Stadt Industrie-, Handwerker-, Sonn—
tags- und Fortbildungsschulen gegründet, durch ihre persönliche
Qualifikation und Autorität geleitet und durch ihre Kassenbestände
ubventionirt haben.
(Schluß folgt.)
Ueber die ZSiele
der Gewerbe- und Volksbildungs-Vereine.
Eine Hauptuntugend sehr vieler Gewerbetreibender ist der
Indifferentismus.
Wenngleich es als ein erfreuliches Zeichen der Gegenwart
ingesehen werden kann, daß ein großer Theil der deutschen Ge—
verbetreibenden energisch vorwärts strebt, indem er sich nicht nur
in intellektueller, sondern auch in technischer Beziehung wesentlich
»ervollkommnet, wenngleich in gewissen Fällen sogar zu beobachten
ist, daß Handwerker mit unverkennbarer Genialität es verstehen,
ihre Profession zur Kunst zu erheben, so dürfen doch alle solche
erfreulichen Anzeichen es nicht übersehen lassen, daß leider auch
ein großer Theil der deutschen Handwerker nicht nur nicht vor—
värts, sondern Mancher sogar bedeutend zurückgekommen ist.
Solche Handwerker sind indifferent, d. h. sie sind gleichgültig
jür alles Dasjenige, was der Zeitgeist bringt; sie bekümmern sich
nicht darum, was der neuere Geschmack, was die Mode verlangt.
Technische Vervollkommnungen und Verbesserungen bleiben ihnen
fremd, und neue Erfindungen werden für sie gewissermaßen nicht
gemacht, weil sie sich für dieselben nicht interessiren.
Der Indifferentismus ist gewissermaßen eine Krankheit, von
her nicht nur einzelne Gewerbetreibende, sondern zuveilen gleich
ganze Städte und Gegenden überfallen werden.
Indifferente Personen gleichen Schlafsüchtigen, die auch im
wachen Zustande fortträumen. Da nun aber indifferente Personen
ich mit der Intelligenz, welche gerade jetzt den Gewerbetreibenden
ehr zu statten kommt, sehr schwer befreunden, so muß auf Mittel
zesonnen werden, wie die indifferenten Handwerker aus ihrer
Lethargie aufgerüttelt und für höhere Ziele ihrer Thätiakeit empfäng—
lich gemacht werden.
Diese Mittel sind zunächst Schrift und Wort.
In Städten, wo der Indifferentismus Wurzel geschlagen
hat, werden durch denselben auch solche Gewerbetreibenden geschädigt,
welche auf der Höhe der Zeit stehen, und ist es Pflicht derselben,
—ADVDD
dienen, um die Bildung eines Gewerbevereins in ihrer Stadt
n's Werk zu setzeun.
Wer aber einen solchen Verein gründen will, der muß sich
nit Männern verbinden, welche neben Gemeinsinn auch In—
elligenz besitzen.
Es gereichen solche Vereine in der That, wenn sie von den
richtigen Männern geleitet werden, zur Wohlthat und zum Segen
des Einzelnen sowohl, als auch des ganzen Ortes nebst seiner
Umgebung. Oeffentlicher Dank und Anerkennung wird denjenigen
Männern überall zu Theil, welche solche Vereine geschaffen haben
»der welche ihr Bestehen und Gedeihen fördern.
Die Gewerbevereine müssen Institute sein, welche den Ge—
verbetreibenden die Mittel an die Hand geben, sich in jeder Be—
ziehung auf der Höhe der Zeit zu erhalten.
Grundbedingung hierfür ist eine sorgfältige Pflege der In—
elligenz, denn ohne diese ist auch eine technische Vervollkommnung
aicht denkbar.
Unter diesen Umständen müssen die Gewerbetreibenden auf
den fleißigen Besuch der Gewerbevereine hingewiesen werden, denn
ie finden in denselben vielfache Gelegenheit, ihre geistigen Fähig—
keiten auszubilden. Dadurch gelangen sie zur klaren Einsicht aller
in ihr Gebiet einschlagenden Neuerungen, Verbefserungen oder
Veränderungen.
Den Gewerbevereinen selbst aber fällt die Aufgabe zu, nicht
aur im Allgemeinen für geistige Nahrung zu sorgen, sondern auch
peziell für technische Zwecke, wie sie namentlich auch die heimische
Ortsindustrie erfordert, mit allen möglichen Hülfsmitteln aufzu—
kommen. Sie müssen daher ihre Mitglieder nicht nur mit guten
und geeigneten Büchern und mit einer ausreichenden Auswahl
»on Fachblättern versehen, sondern denselben durch Vorlegung von
Mustern, Proben, Modellen, Zeichnungen ꝛc. auch Gelegenheit
gjeben, sich soviel als möglich von allen neueren Erfindungen und
Vervollkommnungen zu unterrichten.
Dabei muß gleich bei Konstituirung eines Gewerbevereins
die Anlegung einer Bibliothek in's Auge gefaßt werden. Die
Bibliothek muß nicht nur eine Menge Bücher — welche natürlich
für die Mitglieder geeignet und nutzbringend sein müssen — und
verschiedene Jachzeitungen ꝛc. enthalten, sondern es müssen auch
nach Befinden Bücher und Fachzeitschriften in mehr als einem
kxemplar angeschafft werden, namentlich solche, welche allgemein
yerständlich und nicht zu theuer sind.
Eine Hauptsache ist dabei die, daß die Gewerbetreibenden
yon dieser Bibliothek einen recht fleißigen Gebrauch machen, denn
vas nützt eine schöne Bibliothek, wenn sie nicht benutzt wird. Von
Der Alexander Mac Lean & Co. Marmorcement
und seine Verwendung zur Anfertigung von Kunstmarmor.
(General⸗Vertreter J Simonis, Köln, Große Wischgasse 32/34.)
Als Ersatz für den ziemlich theuren Stuckmarmor ist in
neuerer Zeit der wiederholt auf verschiedenen englischen und kou—
inentalen Ausstellungen prämiirte Marmorcement in den Handel
gebracht und zwar in zwei Sorten, keenes superfine und keene-
oarse, deren erste besonders weiß und extra fein gemahlen ist.
Der Marmorcement eignet sich besonders zur Imitation so—
wohl von weißem als auch buntem Marmor und findet seit einer
Reihe von Jahren in England mit großem Erfolge Verwendung