Killa in Kruscy. — Zur Technik der Um- und Zubauten.
Villa in Kruscy.
Hierzu 13 Figuren.) — (Text siehe Seite 566 u. ff. in Nr. 36; weitere Figuren folgen.
Vα
A
zid. 43.3 Dachbalkenlage
Zzur Technik der Um- und Zubauten.
Die meisten Lehr- und Handbücher der praktischen Baukunst
enthalten die verschiedensten Daten über den Bau eines ganz
reuen Hauses, also eines absoluten Neubaues, über das Aus—
nessen, Ausstecken, Fundamentiren, über neues Material, über
Vorausmaße ꝛc., aber nur äußerst selten findet man in denselben
Angaben, wie man bei Umbau alter Häuser oder bei Zubauten
zu Werke gehen soll; der bereits praktische, durch eine längere
Reihe von Jahren thätig gewesene Banmeister, welcher somit
— (wahrscheinlich! gewiß ist es auch nicht!) — Gelegenheit hatte,
über die erwähnten Spezialitäten des Bauwesens Erfahrungen zu
ammeln, wird also bei solchen diesbezüglichen Aufgaben und Anfor—
deruugen in der Regel wohl seinen Mann stellen können, und sei
es, daß er etwa nicht in der Lage sein sollte, aus dem Schatze
einer Empirik zu schöpfen, so sagt ihm in den meisten Fällen ein
jewisser Berufs- oder Kunstinstinkt, wenn man sich so anusdrücken
jarf, was bei dem betreffenden Casus zu thun sei. Nicht so gut
geht cs aber dem Anfänger, dem angehenden Architekten, dem
Bauunternehmer, dem Polier, dem Zimmermann, dem Steinmetz
i. s. w. Daher kommt es oft, daß Zubauten unverhältnißmäßige
Summen verschlingen, die mit dem Alter des Stammbaues und
dessen Qualität nicht harnmoniren; oder eine Kommission giebt ihr
Hütachten ab, ob auf ein älteres Haus noch ein Stockwerk aufzu—
etzen oder nicht, ganz nach subjektiven Anschauungen, weil jede
Erfahrung, jeder Anhaltspunkt den Mitgliedern der Kommission
jehlt, besonders sind jüngere Kommissionsmitglieder immer für
zänzliche Demolition, Andere verweigern die Zubauten aus leichter
Aengstlichkeit, sie wollen keine Verantwortung übernehmen; es fehlt
iber auch an Leichtsinnigen nicht, die mir nichts, dir nichts Alles
»ewilligen mit der hohlen Phrase: „Ach, was soll denn geschehen!
Rur immer zu gebaut, warum soll's denn nicht halten?“
Eine Grenze zwischen Zu- und Umbauten giebt es eigent—
ich nicht, man kann nur ungefähr sagen, daß Zubauten Neues
zu Altem, d. h. neue Bautheile zu bereits Vorhandenem hinzu—
rügen, während Umbauten, das Alte, d. h. den vorhandenen
Bau, größtentheils kassiren und Neues an dessen Stelle setzen; doch
ommen bei Zubauten auch oft theilweise Umbauten und bei diesen
detzteren theilweise wohl auch Zubanten vor, je nachdem es die
Situation (Qualität und Erforderniß) mit sich bringt.
Wird bei Umbauten die Hauptmasse des Vorhandenen bei—
»ehalten und nur mehr das Detaäil neuer Anforderunden und mehr
allgemein verändert, so nennt man dies eine Renovation des
Bebäudes; hierher gehören Säuberung der Facçade durch Ab—
cherren, Ausbessern, Tünchen ꝛc., Ausbessern der Gesimse, Fensterstöcke,
Stiegen, Auswechslung alter Ornamente gegen neue, Herstellung
son neuen Schornsteinen, neuer Verputz, vielleicht mit Quadrirung,
venn er früher glatt war, u. s. w.; beschränkt sich die Umänderung
edoch mehr auf innere Theile, auf Berwandlung von Räumen,
Durchbrechen, Zusammenlegen früher getrennter Gemächer, Tren—
iung großer Räume in mehrere kleinere; Verlegung von Treppen,
Herstellung neuer Fenerzüge ꝛc., so nennt man dies Adaptirung.
Die Aufgaben, welche sich nun allenthalben bei den verschie—
denen Zu- und Umbauten, Renovationen und Adaptirungen er—
geben, sind äußerst mannigfaltig, viel mannigfaltiger, als man
uuf den ersten Anblick glaubt; dies mag wohl mit ein Grund da—
ür sein, daß man in der Fachliteratur so wenig über den Gegen—
tand findet, weil die Autoren wahrscheinlich der Meinung sind,
»aß man bei so differenten Dingen keinen endgültigen, allgemeinen
Rath und Darstellung geben kann, auch uns ist es bei dem be—
chränkten Raum, der den einzelnen Ausführungen reservirt bleibt,
aicht gestattet und ermöglicht, uns breit und ausführlich über den
Begenstand auszulassen, wir können daher nur Andeutungen geben.
Die verschiedenen Vorkommnisse und Maßregeln, welche nun
»ei Zu- uund Umbauten, Reuwovationen und Adaptirun—
gen im Allgemeinen vorkommen, sind ungefähr folgende;
1. Das Heben oder Erhöhen eines Gebäudes oder
Bebäudetheiles, dies ist zweifach zu verstehen; man kann z. B.
einen ganzen Dachstuhl durch mechanische Vorrichtungen (Unter—
agen, Winden, Spreizen, Pölzungen, Auswechslung einzelner
Theile ꝛc.) heben, um eventuell unterhalb des Daches höhere
käume zu erhalten, oder wie in Amerika auf aleiche Art das
janze Gebäude heben, um es entweder von der Stelle rücken zu
önnen (auf Rollen) oder die Unterräum zu verändern, zu er—
sjöhen, Keller zu schaffen, wo früher keine bestanden ꝛc.; das
Zeben und Erhöhen kaun aber auch so verstanden werden, daß
nan durch konstruktive Veränderungen, als Auswechslung der
Balkenlage und Höhereinsetzen derselben, Höherausbruch der Feuster,
ind Aufsetzen neuen Mauerwerks im letzten Stockwerke (nach He—
»ung oder Entfernung des Dachstuhles), dem ganzen Gebäude
zrößere Höhendimensionen giebt.
Diese Prozedur kommt besonders häufig bei Bauten auf dem
Lande vor; es kauft z. B. Jemand ein gut erhaltenes Bauern—
hjaus in Stein gebaut und will daraus eine Villa herstellen, ge—