Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

305 Erfindungen. — Mittheilungen über Schulen. — Mittheilungen aus der Praxis. — Konkurrenzwesen. — Entscheidungen. 606 
von 1,5m und einen von 1,0 meanzuordnen u. s. w. und even— 
uell diesen Ausgängen entsprechende Treppen vorzusehen. 
Die Ausgänge und Treppen müssen eine solche Lage erhalten, 
daß die Entleerung des betreffenden Raumes möglichst leicht er— 
'olgen kann, auch beim Vorhandensein mehrerer Ausgänge und 
Treppen das Publikum dieselben unwillkürlich in entsprechender 
Weise benutzt. 
Nebenausgänge oder Nebentreppen, welche den Besuchern 
des betreffenden Gebändes nicht bekannt sind, auch nach Lage der 
Verhältnisse nicht bekannt sein können, bleiben bei der Feststellung 
der Zahl und Breite der Ausgänge und Treppen, welche behufs 
ausreichend schneller Entleerung des fraglichen Raumes nothwendig 
ind, außer Betracht. 
Berlin, den 21. August 1884. 
Der Minister der öffentlichen Arbeiten. 
gez. Maybach. 
III. 14064. — II. a. 13632. — IL. 4512. 
Erfindungen. 
Patentirter verstellbarer Zeichentisch. Diese, der 
Hamburg-Berliner Jalousie-Fabrik (Heinrich Freese jun.) patentirte 
ind durch die Filiale von Emil Asche in Leipzig beziehbare Neu— 
Jjeit läßt sich zu drei verschiedenen Zwecken verwenden, nämlich als 
Zeichentisch, als Schreibtisch und endlich als Staffelei. Der aus 
Pappelholz gefertigte Tisch besteht in der Hauptsache aus einer 
zerstellbaren Platte und einem mit verschließbaren Schubkasten ver— 
ehenen Untergestell. Dadurch nun, daß die wagerecht liegende 
Tischplatte durch Aufschließen und geringes Hervorziehen des 
Schubkastens frei wird, erhält man nach leichtem Anheben der 
Platte einen soliden Zeichentisch von beliebiger Höhe und Neigung 
um Arbeiten im Stehen und Sitzen. Durch Umlegen der vor— 
dersten der unter der Platte befindlichen beweglichen Leisten wird 
vieder ein Schreibtisch in der gewünschten Höhe und Neigung 
— 
gebracht. Stellt man die Platte hinten ganz hoch, wozu ein ein— 
jaches Hinaufschieben derselben, wie Umlegen der übrigen unten 
ingebrachten beweglichen Brettchen genügt, so hat man eine solide 
Staffelei, die man eben wie bei den anderen Objekten in beliebige 
Höhe und Neigung einstellen kann. Besonders hervorzuheben ist 
die einfache, nie versagende Handhabung und die in jeder Stellung 
des Tisches gleichmäßige Stabilität. Der Tisch ist mit Platte 
m verschlossenen Zustande 82 cm hoch. Die Platte resp. das 
Zeichenbrett ist Im breit und 70 em hoch. 
Feuersichere Imprägnirungen von Hölzern im 
Theater. In der Wiener Hofoper“ ist zum Imprägniren der 
dolztheile der Bühnen-Einrichtung von der Dorn'schen Methode 
Febrauch gemacht, bei welcher die Hölzer einen 0,5—1,5 mm 
starken Ueberzug erhalten, der aus einer Mischung von etwa 
30 pCt. Natron-Wasser-Glas mit Asbest und Schwerspaht besteht. 
Die betreffenden Hölzer haben später eine auffällige Neigung zu 
Brüchen gezeigt, welche man zunächst aus der Beschaffenheit des 
Imprägnirmittels hat herleiten wollen. Indessen ist man später 
son dieser Ansicht zurückgekommen und schiebt gegenwärtig die 
Schuld auf den Umstand, daß die Hölzer vor dem Auftragen der 
Imprägnirmasse nicht völlig trocken gewesen sind und in Folge 
davon ünter dem deckenden Ueberzuge an ihrer Festigkeit bedeutend 
eingebüßt haben. Damit wäre ein Punkt klar gelegt, welcher 
ebenso großer Aufmerksamkeit bedarf, als der Flammenschutz selbst, 
hesonders, wenn es sich um Holz-Konstruktionen handelt, die vom 
Theaterpersonal oder vom Publikum betreten werden müssen. 
Mittheilungen über Schulen. 
In der am 4. und 5. September d. J. abgebaltenen Ab— 
jangsprüfung der Baugewerkschule zu Buxtehude haben 
15 Schüler dieselbe bestanden. Seitens des Verbandes deutscher 
Baugewerksmeister waren 3 Meister der Stader Bauhütte, vom 
Kuratorium der Landschaftsrath Breiming abgeordnet. Den Vorsitz 
führte der Bauinspektor Gravenhorst. — g. 
Mittheilungen aus der Praris. 
Ueber Holzpflaster. Wiederholt haben wir in längeren 
Artikeln das Holzpflaster besprochen und dabei nicht verfehlt, auf 
die Vorzüge und Mängel desselben aufmerksam zu machen. Von 
der Direktion der Hamburg-Berliner Jalousie-Fabrik in Berlin 
erhält das „Centralblatt für Holzindustrie““ folgende Zuschrift, 
welche geeignet sein dürfte, das Interesse weiterer Kreise zu er— 
zegen. Die Zuschrift lautet: 
„Es wird Sie interessiren, zu hören, daß das von dem In— 
zenieur Stayton als das beste bezeichnete Material für dieses 
Jahr auch in Berlin versucht wird, und zwar für die neugelegten 
Pferdebahngeleise in der Beuth- und Kommandantenstraße. Nach— 
»em im vorigen Sommer von uns für ca. 6000 qm Straßen-— 
läche Holzpflaster aus pommerscher und polnischer Kiefer unter 
dochdruck mit Chlorzink imprägnirt, in Berlin geliefert sind, und 
war der Reihe nach am Morbijouplatz, für das südliche Ende 
»er Großen Friedrichstraße, für die Spandauerstraße und für die 
königstraße vom Alexanderplatz bis an resp. in die Jüdeustraße, 
gelaugt dieses Jahr in nur 8cm Höhe Ja. Gothland-Kiefer, 
ebenfalls unter Hochdruck mit Chlorzink imprägnirt, zur Verwen— 
»ung. — Die Klötze bleiben im Kessel so lange unter Hochdruck, 
ils sie noch Imprägnirungsflüssigkeit aufnehnien. Die Impräg— 
iirung mit Chlorzink hat sich für alle diejenigen Verwendungs— 
wecke des Holzes, in welchem dasselbe nur auf eine beschränkte 
seihe von Jahren, so lange es der mechanischen Abnutzung wider— 
teht, die beim Straßenverkehr Berlins ja stets als bedeutender 
Faktor in Rechnung zu setzen ist, innerlich gesund erhalten werden 
oll, vorzüglich bewährt. Sie kommt auf diese beschränkte Dauer 
»er Kreosot-Imprägnirung völlig gleich, ohne mit den für den 
Verkehr höchst lästigen Nebenwirkungen der Kreosotirung behaftet 
zuu sein. Mit dem Herabmindern der früheren Stärke von 10 cm 
nis auf die jetzt gewählte von nur 8 cem ist auch der Preis des 
Pflasters erheblich reduzirt worden, und kann die auf diese Weise 
rzielte Ersparniß auf die verbesserte Qualität des angewendeten 
Zolzmaterials verwendet werden. Dies ist in der Wahl der vor— 
gedachten harten, gelben, schwedischen Kiefer geschehen, und glauben 
vir ein sehr befriedigendes Ergebniß des jetzigen Versuches in 
Aussicht stellen zu dürfen. Außer den für Berlin zur Verwendung 
gelangenden 2000 qm wird zur Zeit in der Stadt Breslan eine 
zrößere Strecke mit demselben Material von der dortigen Filiale 
unserer Fabrik versehen.“ 
Konkurrenzwesen. 
Für den Entwurf des Reichsgerichtsgebäudes, das in 
Leipzig errichtet wird, soll eine Preiskonkurrenz veranstaltet 
verden. Eine Bekanntmachung des Staatssekretairs des Reichs— 
Fustizamts im „Reichsanzeiger“ ladet die deutschen Architekten 
sur Betheiligung an der Konkurrenz ein. Die Einlieferung 
der Entwürfe an das Büreau des Reichs-Justizamts in Berlin W, 
Voßstraße Nr. 4, muß am 15. Februar 1885, Mittags 12 Uhr, 
rrfolgt sein. Die Entwürfe gehen zunächst an die Jury zur 
Beurtheilung und Entscheidung über die zuzuerkennenden Preise. 
Die Entscheidung wird durch den „Reichsanzeiger“ und das „Cen— 
ralblatt der preußischen Bauverwaltung“ bekannt gemacht. Dem— 
aächst soll, soweit thunlich, eine öffentliche Ausstellung aller ein— 
jereichten Entwürfe in Berlin und Leipzig erfolgen. Für die— 
enigen Entwürfe, welche nach dem Urtheil der Jury die gestellte 
Aufgabe am besten lösen, werden folgende Preise gezahlt: Ein 
erster Preis im Betrage von 8000 Mik. zwei zweite Preise von 
e 4000 Mk., zwei dritte Preise von je 2000 Mk. Gegen Zah— 
ung der Preise werden die Entwürfe Eigenthum des Reichs. 
Die Jury besteht aus 11 Personen, und zwar aus 6 Architekten 
ind 5 Mitgliedern des Reichsgerichts bezw. Beamten der Justiz— 
»erwaltung. Als Architekten sind hierbei die Herren Ober-Bau— 
direktor Herrmann zu Berlin, Geh. Baurath Endell daselbst, 
Professor“ E. Jakobsthal daselbst, Ober-Baurath Siebert zu 
Pünchen, Ober-Landbaumeister Canzler zu Dresden, Ober-Bau— 
rath Professor Dr. von Lucius zu Stuttgart in Aussicht ge— 
rommen. Ein ausführliches Bauprogramm über das zu erfüllende 
Raumbedürfniß nebst einem Lageplane und einer Anlage, in welcher 
zer Geschäftsverkehr im Reichsgerichtsgebände ausführlich dargestellt 
st, wird den Bewerbern auf schriftlichen, an das Büreau des 
Reichs-Justizamts zu richtenden Antrag kostenfrei übersandt. 
Entscheidungen. 
Reichsgericht. Bezüglich des Hypotheken-Rechts 
sind von dem“ fünften Civilsenat des Reichsgerichts unterm 28. 
resp. 7. Juni d. J. folgende Rechtsgrundsätze aufgestellt: 
1. Auch wenn der Grundrichter die Eintragungen von Hy— 
hotheken und Vormerkungen abweichend von der Reihenfolge des 
Fingangs der Anträge im Grundbuche bewirkt, verbleibt es für 
das Verhältniß der eingetragenen Rechte zu einander bei der 
Reihenfolge der Eintragungen im Gebiete des Allg. Landrechts. 
Der Nacheingetragene hat gegen den Voreingetragenen einen An— 
pruch auf vorgängige Befriedigung aus dem Subhastationserlöse 
nur, wenn sich dieser andernfalls mit seinem Schaden bereichern 
würde. Dies ist aber nicht anzunehmen, wenn die Eintragungs—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.