Der Ursprung unseres Wohnhauses. — Mittheilungen über Ausstellungen. — Mittheilungen aus der Praxis. 630
Der Ursprung unseres Wohnhauses.
Um in das Haus unserer Urväter hineinblicken zu können,
zjenügt es nicht, die zwar oft gut klassischen Berichte der Römer
iber das Wohnhaus der germanischen Urzeit zu studiren. Die
Andeutungen der alten „Volksrechte“ sind in Bezug auf die Einzel—
jeiten des Hauses weit lehrreicher, sie tragen schon ihrem Wesen
iach den hoͤhern Grad von Verläßlichkeit an sich. Das philo—
logische Abschälen hat zwar in der Verdeutschung jener Volksrechte
Hieroglyphen wenig genützt, wohl aber das praktisch-untersuchende
Lerfahren gerade der nordischen Stämme, welche sich mit einer
orurtheilsfreien Hingebung dem Studium der Sache widmeten.
Die klassischen Berichte der Römer betonen vor Allem die Beweg—
ichkeit und den leichten Bau, dabei auf die Sitte vieler Völker
Furopas und Asiens hinweisend, Schutz vor der Winterkälte unter
zer Erde zu suchen. Bis die leichten Hütten sich nicht allmählich
nn ein permanent schützendes Dach verwandelten, blieb somit (im
Norden wenigstens) eine Doppelwohnung bestehen: für den Sommer
die Hütte, für den Winter die unterirdische Höhle. Man denke
iber dabei nicht an etwas Bleibendes, davon war in der Vorzeit
richt die Rede, alles war Bewegung. Großartig ist aber vor
Allem die Zähigkeit, mit welcher die beiden ursprünglichen Elemente
ich trotz des Fortschritts bis auf unsere Zeit verpflanzten. Lange
iberwuchert und von neuen Formen überholt, lebt das erste Bau—
notiv durch Jahrtausende fort, heute haben wir z. B. auf der
Balkan-Halbinsel in der slavischen Bauweise noch jene alte Doppel⸗
vohnung vor Augen. Noch immer wird hier ein leicht aus Holz
ind Flechtwerk gehaltenes Geschoß über einem kellerartigen aus—
semanerten Loch aufgebaut. Unten wohnt das Hausthier, oben in
dem Sommerbau der Mensch, der Hausverkehr geht aber immer
ioch durch den Stall, und böse Witterung zwingt den Bewohner
ft Zuflucht in dem besser geschützten untern Theil zu suchen.
Die gleiche Bauanlage findet man oft noch in dieser oder
ener Gegend, z. B. im Schwarzwald, Schweizeralpen, böhmischen
Sebirge. Hier ist nun ein innerer Widerspruch vortretend, in
»em mildern Theil Europas finden sich Reste der uralten Bau—
veise, während es den Auschein hat, daß im rauhen Norden früher
von den eingekellerten Wohnungen abgegangen wurde. Diese Er—
cheinung wird darauf zurückgeführt, daß es eben gerade im Norden
im meisten zum Bedürfniß wurde ein Haus zu bauen, das in
einen beiden Haupttheilen nicht blos je nach der Jahreszeit,
ondern stets bewohnt werden konnte. Auf dieser Grundlage be—
ruht die Einrichtung, welche in den alten „Volksrechten“ angedeutet
ind heute noch in den ältesten Bauten des Nordens zu erkennen
ind. Es sind die allereinfachsten Bedürfnißbaue, die man sich
inter den ersten Wohnhäusern zu denken hat. Ein Dach, dessen
Sparrenwerk mit dem Traufende auf der Erde ruhte, das schützende
Dach des „Herdes“, unter welch' letzterem auch der Hausvater
»egraben wurde. Unser heutiger Dachfirst rührt von dem alten
„Firste, auch Firtsul“ (der erste hauptsächliche) her und die denkbar
erste Dachkonstruktion war somit nur die Winkelform zweier an—
einander gelehnter roher Stämme, welche mit Flechtwerk und
darüber mit Rasen bedeckt wurden und so das schützende Dach
zildeten.
Die Giebelseiten wurden ebenfalls mit Flechtwerk geschlossen
ind an passendem Orte eine Oeffnung als Thür gelassen.
Die Blockwände sind bereits viel spätern Datums, mit dem
Auftauchen derselben reichte die Dachtraufe auch nicht mehr ganz
ruf den Boden, wenngleich zwar die Langseiten immerhin eine
gewöhnliche Sockelhöhe unserer jetzigen Wohnhäuser nicht über—
chritten. Das Dach selbst war eigentlich das Haus der ur—⸗
zermanischen Bautechnik, das durch senkrechte Wände später be—
zrenzte Geschoß erschien nur als ein Einbau des Dachraumes.
Die uralten Kirchen des Nordens geben davon ein deutliches Bild,
vie die überhohen Dächer „die Größe des Hauses“ bezeichnen
ollten. Das Dach ist vornehmlich das Unterscheidungsmal des
germanischen vom südlichen Baustyl und hat heute noch seine
heilweise Berechtigung.
In diesen Häusern waren natürlich Fensteröffnuugen fremde
Dinge, das Licht des Tages wurde nur außer dem Hause ge—
unden, innerhalb brannte beständig das Herdfeuer, der Rauch zog
zurch die Thüröffnung, später duürch Loͤcher in den Firsten ab—
In der späteren Periode, nach der Entstehung der Blockwände
fändet man im Dachmittel oben am First eine Oeffnung, fälschlich
Fenster zu nennen. Dort scheint das Tageslicht herein, aͤhnlich wie
durch ein Loch in eine Höhle. „Windauge“ hieß der Schwede
diese Oeffnung. Sein Dasein verdankte es somit nicht dem
Wunsche nach Licht, sondern nach Wind, Luft und läßt darauf
chließen, daß es besonders zu Erzeugung eines Durchzugs für den
direkt nach oben steigenden Rauch des Herdfeuers bestimmt war.
Es konnte dann bald dem Bewohner nicht entgehen, daß das
Windauge auch andere Vortheile biete, es leitete den köstlichen
Sonnenstrahl (wenn auch in höchst beschränktem Maße) in den dumpfen
Dachbau, dieser Strahl war zugleich die Sonnenuhr, von Zoll
zu Zoll rückte er am Boden oder an der Sparrenseite des Daches
veiter und zeigte so den Gang der Tagesstunden (die ersten Grund—
agen für die Sonnenuhr der Germanen). Dieser Umstand giebt
ruch zugleich die einfachste Erklärung jener Erscheinung ab, welche
rrthümlicher Weise viele Mysterien hervorbrachte, nämlich, daß
ille nordischen Bauernhäuser mit ihren Giebein von West nach
Ost sehen. Jenes Windange sollte in der Mitte des Daches sein
vegen leichteren Abzuges des Rauches, später sollte es aber auch
zugleich Sonnenspender sein und mußte daher auf der Südseite
iegen, daher kam es und wurde auch lange noch im Blockbau—
wo schon Lichtöffnungen in den Seitenwänden vorkamen, bei—
»ehalten, daß die Häuser mit ihrer Längenaxe von Ost nach Westen
tanden. Der erste Mechanismus, der an einem Urwohnhause vor—
'am, war auch der eines Schieberahmens am Windloche, um das—
elbe bei Wind und Wetter schließen zu können, anstatt Glas war
zie Verkleidung des Rahmens irgend eine dünne Thierhaut. Auch
die früher als das Windloch bestehende Thür war eher nur ein
Loch zu nennen, durch das man nur in gebückter Stellung und
nit hoch ins Knie gehobenen Beinen einzutreten vermochte. Zwar
var zu jenen Zeiten auch diese Einrichtung eine rationelle zu
iennen; erstens konnte der Bewohner den Einsteigenden genau
nustern, ehe er sich vor Ueberfall zu fürchten hatte, und zweitens
var die hohe Schwelle gleichzeitig ein Zaun und Pferch für all
ein liebes Hausvieh, mit dem er ja wie mit den Kindern und
Hliedern der Familie seine düstere Erdhütte redlich theilte. Wgr.
Mittheilungen über Ausstellungen.
Die Teplitzer Ausstellung 1884 und das Bau—
zewerbe. Noch kein Jahr vor so ausstellungsreich wie das
seurige; es reiht sich Ausstellung an Ausstellung, und den größeren
Städten (Turin z. B.) reihten sich rasch einige kleinere Städte an
3. B. Steyer, elektrische Ausstellung, (in welcher u. A. demonstrirt
wurde, daß dermalen jedes Dorf, welches an einem stark fallenden
Bache oder an einem Wasserfalle liegt, eventuell in der Nähe eines
söheren Sees, mit größter Leichtigkeit sich billigst eine elektrische
Beleuchtung und Kraftquelle verschaffen kann; — dann Krems ꝛc.
hervorragend für unsere Bauzwecke ist nun hier die Ausstellung
von Teplitz im Laufe dieses Sommers zu nennen.
Gleich beim Eintritt in den Ausstellungsplatz zeigte sich dem
Beschauer ein sehr gelungenes Werk moderner Walztechnik,
iämlich ein Wellblechbogen von 25 m freier Spannweite von
Fritsch und Gärtner in Berlin; wenngleich dieser Bogen nur
ein eigenes Gewicht zu tragen hatte, so konnte man sich doch einen
Begriff danon machen, was er zu leisten im Stande wäre, da
icht daneben ein kleiner Wellblechbogen zu sehen war, welcher eine
ziegellast von ca. 3000 kg pro Quadratmeter trug! Die bedeu—
ende Widerstandsfähigkeit dieser Wellbleche bei sehr geringem
hewichte — verhältnißmäßig natürlich — läßt dieselben für Theater—
Sourtinen, Souffitten ꝛc. und für viele ingenieur-bauliche Zwecke
hienlich und empfehlenswerth erscheinen.
Auch die elektrische Beleuchtung zeigte manches Neue
s waren schöne Bogenlampen von Egger und Kremenzky aus—
gestellt und von vielen Andern, so z. BGramme-Lampen von
Brückner u. Groß, ꝛc. Sehr erfreulich ist das stete Sinken
»er Preise aller zur elektrischen Beleuchtung erforderlichen Appa—
rate, welche der Hoffnung Raum geben, daß endlich auch einmal
s dem Mittelstand vergönnt sein wird, von den Annehmlichkeiten
zer elektrischen Beleuchtung im Hauswesen etwas zu genießen.
Sonst aber bleibt sich's hübsch gleich, ob man das Glück der
Bölker mit einer gewöhnlichen Laterne suchen muk — (und nicht
indet) — oder mit einer elektrischen Lampe; übrigens nichts
ür ungut!
In der Abtheilung für chemisch-metallurgische In—
Rustrie finden wir die neuesten Imprägnirungsstoffe gegen
Feuersgefahr, z. B. wolframsaures Natron, mit welchem man
ogar die feinsten Ballkleider ebenso wie Dekorationen feuersicher
mprägniren kann, und chemisch präparirte Metalle, z. B. Wolfram—
Stahl, welches außergewöhnliche Härte zeigt und sich zu
Werkzeugen vorzüglich eignet. Tærk.
Mittheilungen aus der Praris.
Reinigung der mit verharztem Oel verunreinigten
Maschinentheile. Nach einer Mittheilung im „Organ fuͤr die
Fortschritte des Eisenbahnwesens“ erfolgt in den Werkstätten der
dessischen Ludwigsbahn die Reinigung der mit verharztem Oel