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Berichte aus verschiedenen Städten.
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yon Geodäten bestimmt worden, die im nächsten Jahre in Washington
uusammentreten soll. Eine Vorberathuug hat in Rom während
hes letztvergangenen Oktober durch die Vertreter von 28 Staaten
tattgefunden, welche den amerikanischen Vorschlägen im allgemeinen
ustimmten. Dieselben gingen von der Voraussetzung aus, daß
alle Völker in Zukunft sich eines einheitlichen Meridiannetzes be—
dienen würden, während jetzt bekanntlich die Franzosen den ersten
Meridian durch die Pariser Sternwarte legen, die Deutschen durch
die Insel Ferro, die Engländer durch die Sternwarte von Green—
vich u. s. w. Die Amerikaner hatten, um keinem Volke zu nahe
u treten, denjenigen Meridian zum Ausgang wählen wollen,
velcher durch den 180. Grad von Greenwich geht, da derselbe
vurch das Behrigsmeer läuft und kein staatliches Besitzthum be—
rührt. Man hat sich jedoch in Rom für die allgemeine Annahme
des Meridians von Greenwich entschieden.
Die Weltzeit würde sich alsdann in folgender Weise regeln.
Die um je 15 Längengrade von einander entfernten 24 Meridiane
ollen die Grundlage der Zeitbestimmung bilden. Die Tagesstunden
wären überall nach dem zunächst gelegenen Hauptmeridian derart
zu bestimmen, daß für das ganze Gebiet desselben Mittag in
demjenigen Augenblick ist, in welchem die Sonne den Haupt—
neridian passirt. Alle Orte der Erde hätten demnach stets gleiche
Ptinuten und Sekunden; der Zeitunterschied könnte immer in vollen
Stunden ausgedrückt werden. Sowohl die Hauptmeridiane, als
auch die denselben entsprechenden Weltzeit-Stunden sollen als Be—
zeichnung die 24 Buchstaben des deutschen Alphabets, mit Ausnahme
yon V, erhalten. Die tägliche Veränderung im monatlichen Ka—
ender würde beginnen, wenn es auf dem Nullmeridian Meitter—
iacht ist, und alsdann der Reihe nach auf allen Hauptmeridianen
tattfinden, bis sie ihren Umlauf von Osten nach Westen vollendet
jat. In Rübhssicht auf die Erleichterung gleichzeitiger wissenschaft—
icher Beobachtungen, sowie auf den inneren Dienst der großen
Verkehrsanstalten soll der durch den Nullmeridian bestimmte Tag
ind die Tagesstunde als die für solche Zwecke allgemein gültige
‚Weltzeit“ betrachtet werden. Die Annahme dieser Vorschläge
vürde für die Aufstellung der Eisenbahnfahrpläne von noch grö—
zerem Vortheil sein, als die Feststellung einer Normalzeit für das
Deutsche Reich. Wer von London über BVlissingen nach Italien
reist, hat in Zeit von 36 Stunden nicht weniger als siebenmal
eine Uhr vor- und rückwärts zu stellen, wenn er sie stets mit
»er Normal-Eisenbahnzeit des von ihm durchfahrenen Landes im
Finklang halten will. Nach dem Entwurf der amerikanischen Re—
gierung würde man dagegen in ganz Europa nur nach 3 Zeiten
kechnen, welche um je 1Stunde verschieden sind, nämlich nach der
Zeit von Greenwich: auf der pyrinäischen Halbinsel, in Frank—
ceich, Großbritanien, Holland und Belgien; nach der Zeit von
Börlitz: in Deutschland, Deutschösterreich, Italien, in der Schweiz
ind in Skandinavien; endlich nach der Zeit von St. Petersburg:
in Rußland, Ungarn und auf der Balkanhalbinsel. Daß dieser
Bedanke wirklich ausführbar ist, wird durch die Einführung
der Weltzeit im inneren Dienst der nordamerikanischen Bahnen
dargethan. Sämmtliche Uhren der Eisenbahnstationen zeigen
jeuerdings in den östlichen Staaten der Union die Zeit von Phi—
adelphia, in den Mississippistaaten die Zeit von Neworleans und
in den Staaten des „fernen Westens“ die Zeit von Denver, sind
also nach den wirklichen Zeiten der Hauptmeridiane gestellt, welche
im 75, 90 und 105 Längengrade westlich von dem durch Green—
vich gehenden Nullmeridian liegen.
Gegen die Einführung der Weltzeit in das bürgerliche Leben
prechen viele, von Dr. Förster auch in diesem Blatte bereits gegen
zie Einführung einer Landes-Normalzeit angeführte Gründe. Die
im weitesten von dem Hauptmeridian abliegenden Orte würden
eine Verschiebung ihrer wirklichen Ortszeit gegen die Zeit des
Hauptmeridians um etwa 30 Minuten erleiden. Andererseits em—
ofiehlt es sich nicht, beim Eisenbahn-, Post- und Telegraphen—
derkehr, für deren inneren Dienst die Durchführung der Weltzeit
»on großem Vortheil sein würde, außerdem noch die Ortszeit bei—
zubehalten, weil hierdurch alle von Jungnickel in diesem Blatte
jervorgehobenen Nachtheile zum Vorschein kommen müßten. Jeden—
alls wird die von der nordamerikanischen Regierung in Fluß ge—
drachte Angelegenheit in der einen oder anderen Weise zur Re—
zelung der Frage einer Normalzeit für größere Verkehrsgebiete
ühren. —
abei gepflogenen Besprechungen hat die städtische Markthallen—
Deputation veranlaßt, den staͤdtischen Behörden folgende Anträge
zur Annahme zu empfehlen: „Auf den von der Stadt erworbe—
nen Grundstückskomplexen 1) Lindenstraße 97,98 und Friedrich—
traße 18 und 2) Zimmerstraße Nr. 89, 90, 91. und Mauer—
traße 82 sollen zwei Markihallen errichtet werden Ferner
olleu zwei audere Markthallen auf dem der Stadt zum festen
Preise von 1650 000 Mt. angebotenen Grundstücke Ddorotheen—
traße 28—-29 und auf einigen Grundstücken in der Ritter- und
zrinuzessinnenstraße, sowie am Luisen Ufer, wenn ein angemessener
ßreis erreicht werden kaun, errichtet werden. Die Verhandlungen,
zetreffend die Errichtung einer Markthalle anf dem Magdeburger
Platz, welche etwa den fünften Theil dieses Platzes beanspruchen
vird, sollen fortgesetzt werden. Endlich sollen durch den Maͤgistrat
ruf Grund anuzustellender neuer Verhandlungen bestimmte Vor—
chläge in Betreff der Erbauung von Markthallen im Osten der
Stadt (Stralauer, Viertel) und im Norden der Markthallendeputation
jsemacht werden.“ Werden diese Beschlüsse, denen Magßistrat be—
reits beigetreten ist, auch durch die Stadtverordneten-Versammlung
ingenommen, so werden die meisten öffeutlichen Märkte noch vor
Vditte 1885 geschlossen werden können; schon durch die sechs Markt—
jallen beim Bahnhof Alecxanderplatz, in der Lindeustraße, in der
zimmerstraße, in der Dorotheenstraße, in der Ritterstraße und
iuf dem Magdeburger Platz werden gegen 8000 Marktstände auf
2 Märkten vollständig ersetzt werden können.
Berlin. Bauliche Polizeiverordnung. Um der
Thierquälerei bein An- und Abfahren von Baumaterialien,
Schutt ꝛc. von Baustellen, Lagerplätzen, Gruben ꝛc. ein Ende zu
nachen, ist nach längeren Verhandlungen zwischen dem Meagistrat
uind dem Polizeipräsidium eine Polizeiderordnung vereinbart,
velche in der That der Humanität gegen schnöden Eigeunatz zum
Rechte verhilft. Diese Verordnung wird unverzüglich emaniren
ind festsetzen, „aß; zum An- und Abfahren von Baugrund und
Zaumaterialien zu und von Baustellen, Lagerplätzen, Lehm-,
dies- und Sandgruben mit von Pferden gezogenen Lastwagen,
ron der Anu- oder Abjahrtstelle bis zur nächsten hefestigten Siraße
ine das Erdreich bedeckende, feste Fahrbahn angelegt werden muß,
velche stets im zweckentsprechenden Zustande zu erhalten und aus—
chlietzlich zu benutzen ist.“ .
Berlin. Waarenbörse. Die Kommission für die neue
Waareubörse hat von den zahlreichen, ihr vorgelegenen Entwürfen
»en des Baumeisters Guttmann acceptirt. Die Sache liegt jetzt
hei dem Aeltestenkollegium der Berliner Kaufmannschaft, damit
»asselbe seine Genehmigung zu der Bezeichnung „Börse“ ertheilt,
die Waarenbörse also gewissermaßen als Appendix der Fonds—
ind Produktenbörse anerkeunt, mit der sie auch räumlich zusammen—
zrenzen wird.
Berlin. Neue Héô Stels. Der ganz außerordentliche
Fremdenverkehr auf dem Centralbahnhofe in der Friedrichstraße
cheint die Anlage neuer großer Hotels in nächster Umgegend
mmer mehr konzentriren zu wollen. In der Dorotheenstraße,
jach der Neustädtischen Kirchstraße zu, soll unweit des Central—
sotels ein zweites großes Hotel erstehen. Ein drittes Hotel wird
ben dort, Ecke der Schadowstraße, projektirt und das nicht weit
»avon belegene besuchte Hotel zum „Prinzen Friedrich Carl“ er—
jält seine Ausdehnung auf ein Nachbargrundstück. Daß die
zroßen Hotels auf der Nordseite der Linden hierdurch wesentliche
Finbuße im Fremdenverkehr erleiden, ist bereits unverkennbar.
Fins dieser Hotels will es deshalb mit der Herstellung eines
donzertsaales versuchen.
Berlin. Ein hyögienisches Haus soll zum Frühjahr
n der Leipzigerstraße entstehen, um die wohlthätigen Anregungen,
velche die erste deutsche Hygiene-Ausstellung gegeben, in das
raktische Leben zu übertragei. Die Firma C. H. Magnus in
dönigsberg, welche die Vertretung der Firma Siemens u. Halske
ür die Ostseeprovinzen inne hat, wird nämlich ein Hius erbauen,
velches in Bezug auf Anlage der Zimmer und Bestimmung der—
elben, der Ventilation, des Centralheizungssystems und der Be—
euchtung (wohl ohne Frage elektrische) allen Anforderungen eut—
prechen soll, die man nach den neuesten Fortschritten der Wissen—
chaft und Technik an ein solches Gebäude stellen kann. Es soll
iber nicht etwa ein Palast hergestellt werden, welchen zwei oder
)zrei Millionäre beziehen können, sondern im Gegentheil, der Neu—
»au, der wohl dann mit Recht den Namen „Normalwohnhaus“
ühren kann, soll als modernes Wohnhaus für den bürgerlichen
Hebrauch eingerichtet werden. Die Vorbereitungen für das iuter—
ssante Unternehmen sind so weit gediehen, daß man dasselbe als
»ereits aus dem Stadium des bloßen Projektes herausgetreten be—
rachten kaun.
München. Die hiesige Lokalbaukommission hatte sich
üngsthin mit Plänen zu beschäftigen, welche von Seiten der In—
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. Die Markthallen. Ende v. J. fand im
Königlichen Polizei-Präsidium eine Konferenz bezüglich der Markt—
hallen-Frage statt, an der Polizeipräsident von Madai und mehrere
Räthe des Präsidiums, sowie Oberbürgermeister v. Forkenbeck
und städtische Beamte Theil genommen häben. Das Relultat der