Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Mittheilungen aus der Praxis. 
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Ziegel sind nach der Methode des Professor Tetmajer in 
würfelförmigen Stücken zu prüfen, die durch Aufeinander— 
legen je zweier halber Steine erhalten werden, welche 
durch eine schwache Mörtelschichte aus reinem Portland— 
Cemeut zu verbinden und an ihren Druckflächen durch 
Ueberziehen mit einer ebensolchen Mörtelschichte zu ap— 
pretiren sind. 
Es ist das spezifische Gewicht der Steine zu bestimmen. 
Zur Kontrolle der Gleichförmigkeit des Materials ist die 
Porosität der Steine zu ermitteln. Dazu sind dieselben 
vorerst zu trocknen und sodann bis zur Sättigung unter 
Wasser zu halten. 
Die Prüfung auf Druckfestigkeit ist sowohl bei trockenem, 
als bei wassergesättigtenm Zustande der Steine aus— 
zuführen. 
Fin Gehalt der Steine an Kalk und Schwefelkies soll 
durch mehrstündiges Einwirken gespannter Dämpfe be— 
stimimt werden. 
Die Bestimmung des Gehalts an wasserlöslichen Salzen 
und der Wetterbeständigkeit überhaupt wird der Kom— 
mission überwiesen; ebenso die Anstellung von Beobachtun— 
gen über das Verhältniß der Porosität der Masse zur 
Porosität der Oberfläche. 
Bei Bestimmung der Druckfestigkeit sollen im Minimum 
6 Probestücke verwendet werden und zwar sowohl in 
trockenem als auch in wassergesättigtem Zustande. 
Die Prüfung vou Pflastermaterial aus künstlichen 
Steinen wird zusammen mit der des Pflastermaterials 
aus natürlichen Steinen an die Kommission zur Er— 
wägung überwiesen. 
Demnächst wurde die Festsetzung einer einheitlichen Nomen— 
klatur der hydraulischen Bindemittel allseitig als wünscheuswerth 
erklärt, die Aufstellung einer solchen selbst aber der Kommission 
überlassen. 
»arate. Aber dies ist nicht so. Nitroglycerin und seine Präparate 
dilden die stärksten Sprengmittel, die man bis jetzt kennt. Das 
tärkste dieser Präparate ist unter dem Namen Spreng-Gelatin 
vekannt. Es besteht aus Nitroglycerin und aus mit Salpeter 
dehandelter Baumwolle. Es läßt sich aber nur viel schwieriger 
herstellen als Nitroglycerin oder Dynamit und kann von uner— 
jahrenen Personen gar nicht hergestellt werden. Bezeichnet man 
die Kraft des Dynamits mit 1000, so ist die des Nitroglycerins 
1411 und die des Spreng-Gelatins 1555. 11, Centner Nitro— 
glycerin entwickeln, wenn explodirt, eine Kraft von 4833 Fußtonnen 
und, wenn in Dynamit verwandelt, nur eine von 4567 Fußtonnen. 
Die Verwandlung des ersteren in das letztere verringert zwar die 
Kraft, macht das Produkt aber leichter und sicherer zu haudhaben. 
Die oben angegebene Kraft ist das Maximum der Wirkung, welche 
aur unter den allergünstigsten Verhältnissen an dem Orte der 
Explosion selber erreicht werden kann; sie wird in der Praxis 
edoch nie erlangt. Ich habe oft beim Experimentiren ein Pfund 
Dynamit an dem Ende einer Fischangelruthe mit einer Schnur 
von etwa 6 Fuß Länge explodirt, indem ich die Angel dabei in 
der Hand hielt. Da sich hierbei kein festes Material dazwischen 
befand, wurde ich nie beschädigt und nicht einmal am Ende der 
Angelruthe konnte man ein Merkzeichen der Explosion entdecken. 
Ungefähr 3 Fuß von der Schnur am Ende der Ruthe blieb Alles 
unverleßt 
Gesundes und ungesundes Haus. Bisher hat man 
sich bei Ausstellungen, welche die Fortschritte der Gewerbe und 
Industrieen zur Anschauung bringen, oder zu weiterer Vervoll— 
fommnung anregen sollten, wohl in der Regel darauf beschränkt, 
das bessere Neue vorzuführen, und hat es den Besuchern über— 
lassen, den Vergleich mit dem schlechteren Alten, das ihnen ja meist 
hekannt genug war, im Geiste anzustellen. Der Londoner Ge⸗— 
jundheits-Ausstellung war die Verwirklichung des eigenartigen 
Bedankens eines Vorführens auch des Letzteren vorbehalten. Neben 
einem „sanitary house“ ist auch ein „insanitary house“ errichtet, 
in welchem dem aufmerksamen Besucher Gelegenheit geboten wird, 
inzweckmäßige Kehrichtkasten, mangelhafte Ausguß- und Abortver— 
chlüsse, Trinkwasser-Cisternen, in welche aus den Abortschüsseln 
iberlaufendes Wasser gelangen kann, ferner eine ganze Muster— 
ammlung schlechter Rohrlegerarbeiten und viele andere Beispiele 
zedankenloser und leichtsinniger Einrichtungen und Ausführungen 
nit Bequemlichkeit zu studiren 
Neue wasserdichte Parquetfußböden von Dam— 
man « Cassard in Brüssel, Belgien. Den Gegenstand dieser 
Erfindung bildet die Vervollkommnung in der Herstellung wasser— 
dichter Parquetfußböden, welche, wie aus nachstehender Beschreibung 
zu ersehen, ein unzertrennliches Ganzes bilden und das Einsinken, 
owie die Trennung der einzelnen Theile unmöglich machen. Das 
»ekannteste und gebräuchlichste System der Anlage von Parquet— 
ußböden besteht darin, daß man, wo der Fußboden angelegt werden 
oll, erst die Erde bis zu einer gewissen Tiefe unter dem Niveau 
wegnimmt, in diesem leeren Ranum eine Cementschicht herstellt, um 
so zu verhindern, daß die Feuchtigkeit das Lagerwerk sowie die 
Holzplättchen beschädigen kann, jedoch ist diese Anlage sehr kost— 
pielig und bietet nicht volle Garantie. Eine andere Art der Her— 
tellung ist folgende: Man übergießt eine Sandlage mit heißem 
Erdpech und in dieses legt man die kleinen Holzplättchen. Ist 
edoch eine Stelle zu wenig mit Erdpech bedeckt, so wird, falls 
dieser Theil des Fußbodens durch ein Moöbel oder sonstigen Gegen— 
tand belastet wird, der Sand weichen und eine Vertiefung ent— 
tehen. Ferner hat man noch Parquetfußböden hergestellt, indem 
nan auf eine Lage Cement oder Mörtel eine Schicht Erdpech goß 
ind ia diese die Holztäfelchen legte; aber durch die Feuchtigkeit 
rennen sich die beiden Lagen und der Fußboden wölbt sich, oder 
iuch die Trockenheit erzengt die Trennung der Holzplättchen. Diese 
zatentirte Erfindung deseitigt alle vorher erwähnten Uebelstände, 
ind besteht der Parquetfußboden eigentlich aus drei Theilen, welche 
aber zu einem unzertreunlichen Ganzen vereinigt sind: die Pflaste⸗ 
rung, die verbindende Schicht und die Holzdecke. Die Herstelluug 
eines Parquetfußbodens wird somit gebildet von Platten aus ge— 
zrannter Erde, Tement u. s. w., welche mit konischen Löchern ver— 
ehen sind, deren größere Oeffnung sich auf der unteren, mit Wulsten 
ersehenen Seite befindet, und aus Holzplättchen, deren unterer 
Theil mit schwalbenschwanzförmigen Nippen oder Nuthen versehen 
ist, zwischen welche eine sich in heißem Zustande befindende Erd— 
pechschicht gegossen ist, welche, indem sie erkaltet und fest wird, die 
nnige Verbindung zwischen, den Platten, in denen sie gleichsam 
genietet ist, und den Holztäfelchen, in denen sie eingefügt ist, herstellt 
Fedaß das Ganze eine unzertrennliche Masse bildet. 
(Schluß folgt.) 
Mittheilungen aus der Praxis 
Ueber die Kraft der Sprengmittel. Die zur Zeit 
in England herrschende Furcht vor dem Oynamit hat Mr. George 
M. Roberts, technischer Leiter von „Nobels Explosivo Company“ 
Limited) in England, zu folgenden Angaben über die Wirkung 
der Sprengmittel veranlaßt: Nitro-Glycerin und Dynamit üben, 
wenn sie explodirt werden, keine solche Kraft aus, wie man ge— 
wöhnlich annimmt. Die Kraft, welche durch die Explosion von 
einer Tonne Dynamit entwickelt wird, ist gleich 45675, die einer 
Tonne Nitroglycerin gleich 64452 und die einer Tonne Spreng— 
Gelatin gleich 71050 Fuß-Tonnen. Diese Zahlen sind, obgleick 
sie sehr groß scheinen, nicht so enorm. 71000 Tonnen gewöhn— 
licher Bausteine, wenn in der Form eines Kubus arrangirt, würden 
an jeder Seite blos 96 Fuß messen, und wenn es möglich wäre, 
die ganze Kraft einer Tonne Spreng-Gelatin in dem Momente 
der Explosion auf eine solche Masse zu konzentriren, so würde 
dies blos bewirken, daß sie einen Fuß hoch gehoben würde. Die 
hier erwähnten Zahlen stammen von Experimenten, welche zu 
Ardeer mit Hilfe eines besonderen Meßinstrumentes angestellt 
worden sind.‘ Die Kraft, welche von einer Explosion auf um— 
zebende Gegenstände ausgeübt wird, steht im umgekehrten Ver— 
hältnisse zum Kubus der Entfernung. So beträgt bei 100 Fuß 
von der Stelle der Explosion die Kraft blos den Kubus von 
1/100 oder 1,1000000 Theil von derjenigen Kraft, welche bei 1 Fuß 
Entfernung ausgeübt wird oder mit anderen Worten: wenn die 
Kraft bei 1 Fuß von der Explosionsstelle mit 1000000 bezeichnet 
wird, beträgt sie auf eine Eütfernung von 100 Fuß blos 1. Man 
ersieht daraus, daß die Wirkung blos örtlich stark ist, aber ver— 
hältnißmäßig gering selbst auf kürzere Entfernungen. Wenn eine 
Tonne Dynamit oder Nitroglycerin in einer Straße Londons explo— 
diren würde, daun würden die Wirkungen blos in der unmittel— 
baren Nachbarschaft der Explosion stark gefühlt werden; über die— 
elbe hinaus würde sie sich aber nur anf, das Zerbrechen der 
Fensterscheiben beschränken. Bei einer Gelegenheit war ich zufälliger 
Weise blos aus einer Entfertnung von 60 Yards Zeuge der Explosion 
einer Tonne Ritroglycerin. Dasselbe befand sich etwa 10 Fuf 
unter der Oberfläche des Bodens, der aus Sand bestand und von 
Wasser bedeckt war. Außer dem Brechen der Fensterscheiben und 
dem Bersten einiger Thüren in den umherstehenden Häusern wart 
sonst kein Schaden angerichtet. Nur ein wenig Sand war au' 
mich gefallen, sonst aber ward ich nicht verletzt. Vage Behauptungen 
sind von Zeit zu Zeit gemacht worden, nach denen es viel stärkert 
Sprengqmittel geben solle, als Nitroglycerin und Nitroalycerin-Prä
	        

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