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Mittheilungen über Schulwesen. — Entscheidung des Reichsgerichts. — Bautechnische Notizen.
Literaturbericht.
Das automatische Kanalisations-System zur
Entfernung der Fätal-Stoffe und Abwasser aus Städten. Pri—
Filegirt durch Allerhöchstes Patent, vom 24. März 1884, von
Dans Ritter von Dahmen. Wien IV, Kleinschmidgasse 1. Wien
I884. Verlag von A. Amonesta.
Wir empifehlen diese kleine Broschüre als einen weiteren
Beitrag zur Lösung der Frage der Entfernung der Fäkalstoffe und
Abwasser aus Städten uünseren Lesern angelegentlich, da in der—
eiben ein vollständig nenes System für diese Frage enthalten ist.
Dieses System soll keinerlei Betriebskosten erfordern und außerdem
die Anlagekosten durch eine außergewöhnlich hohe Rente verzinsen
und in kuͤrzester Frist amortisiren. —
Mittheilungen aus dem mechanisch⸗technischen
Laboratorium der köngil. technischen Hochschule zu
H ünchen, von J. Banschinger, o. Professor der technischen
Htechanite uud graphischen Statik. Elftes Heft. Mittheilung XII,
ihaltend; Versuche über die Abnützbarkeit und Druckfestigkeit von
Pflaster⸗ und Schottermaterialien. Mit 2 Blättern Abbildungen.
München. Theodor Ackermann, Könial. Hof⸗Buchhändler. 1884.
Dieses neue Heft der Mittheilungen enthält in ausführ—
Weise den Bericht über die Versuche, welche über die Abnützbarkeit
ind Druckfestigkeit der Pflaster- und Schottern iterialien angestellt
iind. Die beigegebhene Tabelle V. führt die Resultate dieser Ver—
uche für folgende Materialien auf: Grauit, Syenit, Diorit, Horn—
leude, Gabdro, Poryphyr. Melaphyr, Kliugstein, Dolerit, Ana—
eesit, Basalt, Guͤeis, Quarz, Thonschiefer, Breccin, Kalksteine,
Sandsteine, gebraunte künstliche Sieine von einer großen Anzahl
hedeutender Fabrikanten, umgebraunte künsttiche Steine und ver—
schiedene Materialien, als Asphalt, Holz zu Pargueiböden und
Messing.
Von sämmtlichen angeführten natürlichen Steinen sind die
Versuche von einer großen Anzahl an, verschiedenen Fundorten
entnommener Steine 'mitgetheilt. Die beigegebenen Tafeln ent—
halten außer den graphischen Darstellungen die Zeichnung von dem
Apparat zur Untersuchung von Pflastermaterial, welcher auf der
Weltausstellung zu Paris im Jahre 1875 im Pavillon der Stadt
VJaris ausgestellt und von der städtischen Verwaltung schon längere
Zeit vorher zu obigem Zwecke benutzt worden war. Diesen Ap—
darat hat der Herr Verfasser jedoch einigen Aenderungen unter—
worfen und in der in der Zeichnung dargestellten Art zu seiner
Rersuchen benüßt. D
geschlossen worden und die Gase des ausgelaufenen Benzins haben
sich den Gewolben beider Häuser mitgetheilt, denn als der
Kaujmann Horn heute früh, einen Arbeiter zu einer Verrichtung
mit einem Lichte in den Keller schickte, da erfolgte die Explosion.
Sie ist von kanm zu beschreibender Wirkung gewesen. Das
maͤchtige Gewölbe, in welchem die Explosion erfolgte, ist voll
ständig zerrissen; der. Hausflur und der Fußboden der Erdgeschoß
wohnung mit sämmilichen Möbeln liegen unten in der Tiese. Von
hem starten Gewölbe ist keine Spur mehr zu entdecken und das
Rachbarhaus, unter welchem also kein Benzin gelagert hat, ist
vollständig zertrümmert.
Wormis. Bei der vor Kurzem begonnenen durchgreifenden
Restanration der M artinskirche in Worms sind beim Abkratzen
der Tünche Reste von Malereien hervorgetreten, nach welchen sich
schließen läßt, daß der in Spitzbogen überwölbte Bau von Ro⸗
manijcher Gesammthaltuug der Kirche trotz seiner alterthümlichen
Erscheinung doch der spätesten Entwicklung Romanischer Architektur
angehören dder zum mindesten erst tief im 13. Jahrhundert eine
weugehende Umgestaltung erfahreu haben dürfte. Zunächst er—
gaben sich mit der Architektur zusammenhängende Ornamente auf
dem Bogenrahmen und an der östlichen Abschlußwand hinter dem
Hochaltar, kleinere figürliche Darstellungen auf dem Fensterpfeiler
Ind im den anschließenden Zwickeln. Nach ihrer ganzen Beziehung
zur baulichen Gliederung dürften dieselben sehr bald nach Voll—
endung des Baues entstanden sein. An einem Pfeiler im süd—
lichen Seitenschiffe trat eine stilvoll gezeichnete Figur mit einem
Heiligenschein hervor, welche mit Ockertönen ausgemalt ist. An
der nördlichen Pfeilerreihe ist eine auf lichtblauen Grund auf—
gemalte Figur, Christus an der Geißelsäule, freigelegt: eine fast
lebensgroße Figur in schlichten Umrissen, deren Konturen in braun—
rother' Farbe gezeichnet sind. Leider hat man anfänglich die Frei—
legung dhne jedes Verständniß betrieben, so daß die Gemälde viel⸗
fach verletzt wurden. Dank der Intervention einiger kunstver—
stäudiger Männer geht man jetzt mit mehr Vorsicht zu Werk und
lreten'die weiteren Gemälde alle wohl erhalten zu Tage.
Mittheilungen über Schulwesen.
Die Stadtverordneten von Köln haben beschlossen, für die im
Jahre 1879 errichtete gewerbliche Fachschule der Stad; döln
welche die Ausbildung für Technik und Kunstgewerbe zum Zweck
hat, ein der Bedeutung der Anstalt entsprechendes neues Schul⸗
jebäude zu errichten. Ohne den Preis für die am Salierring be—
legene Baustelle und die Kosten der inneren Ausstattung stellt sich
der Kostenanschlag auf 267,000 Mark. Die auf Anregung des
Jewerblichen Vereins Koln's errichtete Austalt begann ihre Thätig—
keit am 15. Dezember 1879 mit 13 Schülern. Sie umfaßt dem
Organisationsplan entsprechend: J. eine mechanisch-technische Ab—
theilung (Maschinenbauschule), II. einx bantechnische Abtheilung
Baugewerkschule), III. eine funstgewerbliche Abtheilung. In der
letzten Abtheilung wurden vorerst eingerichtet: a. eine Schule für
Dekorationsmaler, b. eine Schnle für Kunstschreiner, c. eine
Schule für Bildhauer und Modelleure. Im vergangenen
Winter betrug die Zahl der Schüler bereits 132 und unter
Hinzurechnung der Lehrlinge und Gesellen, welche die mit
der Anstalt verbundene Fortbildungsschule besuchen, sogar 340.
Für das kommende Wintersemester wird auf eine Schülerzahl von
I65 gerechnet, für welche als Lehrer an der Anstalt 4 Ingenieure,
5 Architekten, 3 Dekorationsmaler, 2 Bildhauer, 1 Lehrer für
Mathematik, Deutsch und Rechnen und ein Hülislehrer in Aus—
sicht genommen sind.
Bautechnische Notizen.
Verwendung von Sägespänen. Zwei amerikanische Erfinder
Jatten kürzlich die Idee, in die zu Stuckatur und Wandputz verwendete
Hasse statt des Sandes Sägespäne einzubringen, und dadurch eine größere
reichtigkeit der Masse und ein festeres Haften an der Mauer zu erzielen.
Allerdings hat man Sägespäne schon früher zur Bekleidung solcher Gegen—
tände verwandt, die dem Regen, der Kälte ⁊c. besonders ausgesetzt waren.
Das eine der Patente verlängt einfach eine Mischung gleicher Theile
Hyps (oder statt dessen Cement) und von Sägespänen, das andere giebt
olgende Vorschrift: 41,0 Theile einer Mischung von gelöschtem Kalk und
Sägespänen, 1. Theil Gyps, !. Theil Leim, 0 Theil Glycerin. Von
einer anderen Anwendung der Sägespäne berichtet die Revue univer-
zelle des mines (tomo 15, 1804 S. 255), nämlich der zu Bausteinen,
Man vermengt 1 bis 3 Theile Sägespäne von harzigem Holze mit 1 Theil
zeschläumten“ Kaolin und so viel Wasser, daß die Masse plastisch ist.
Dann preßt man die Masse vermittelst einer starken Presse, trocknet die
so erhaltenen Stücke an der Luft und weiter bei künstlicher Wärme und
brennt schließlich bei heller Rothgluth gar. Diese Blöcke (meist von
,20— 6,30 m Durchmesser) lassen sich sägen, hobeln, poliren und werden
als unverbrennliche Bansieine in Amerika besonders für Wohnhäuser
er wand
Entscheidung des Reichsgerichts
In Bezug auf die Bestimmung des 8 115 der Reichs-Ge—
werbeordnung, nach welcher die Gerwerbetreibenden (bei Strafe)
verpflichtet sind, die Löhne ihrer Arbetter baar in Reichswährung
auszuzahlen und denselben keine Waaren kreditiren dürfen, hat
das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 27. Juni d. J.
ausgesprochen, daß der Arbeitsgeber nicht nur seinen Arbeitern
keine Waaren kreditiren, sondern auch Waaren nicht zur Tilgung
der Lohnforderungen verabfolgen darf, seibst wenn die Arbeiter
sich damit ausdrücklich einverstanden erklärt haben. Ferner hat
das Reichsgericht in derselben Strafsache ausgesprochen, daß die
im 8 115 der Reichs-Gewerbeordnung ausnahmsweise gestattete
Verabfolgung von Lebensmuteln zu den Anschaffungskosten an die
Arbeiter in Anrechnung auf ihre Löhne eine unmittelbare Verab—
folgung seitens des Arbeitsgebers selbst als Lieferanten an die
Arbeiter voraussetzt; dagegen ist die Verabfolgung von Lebens—
mitteln durch einen dritten Lieferanten nicht statthaft.
Die künstliche Färbung des Marmors auf eine gewisse
Tiefe, in beliebigen Tönen und Sättigungsgraden ist, wie „Engineering“
nittheilt, einem Dr. H. Smith in London gelungen. Die Farben be—
tehen aus Metalloryden, die in einem nicht näher angegebenen Medium
»ertheilt sind und nach dem Eindringen in besonderer Weise firirt werden.
Es soll dieses Eindringen nur rechtwinklig zur Oberfläche des zu fär—
henden Gegenstandes stättfinden, also die Gefahr des „Auslaufens“,
d. h. der seitlichen Verbreitung des Farbstoffes, vollständig überwunden
sein. Das Verfahren soll auf Statuen, Vasen, Wandbekleidungen und
architektonische Ornamente gleich gut anwendbar sein. Als Muster des—
elben sind in London verschiedene dekorative Malereien, sowie auch in
Narer gefertigte und naturalisch gefärbte Darstellungen von Laubwerk
zu sehen
Das höchste Gebäude in der Welt soll das Stadthaus
in Philadelphia werden, welches, von der Statne Penn's gekrönt, eine
Höhe von 535 Fuß erreichen wird. Die Thürme des Kölner Doms
haben eine Höhe von 532 Fuß und waren bisher die höchsten Bauwerke
der Welt. Der höchste Thurm nach den Kölnern war bisher der des
Straßburger Münsters von 143 m (ungefähr 476 Fuß) Höhe.
—nun in Berlin
ene r r in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck por H
1118tfer Nerantwortlichkeit des Verlegers