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Konkurrenz-Ausschreiben zur Gewinnung von Bauplänen und Preisofferten ꝛc.
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Konkurrenz⸗ Ausschreiben
zur Gewinnung von Bauplänen und Preisofferten für
eine in Berlin zu errichtende Versuchs und Lehranstalt
für die Gährungsgewerbe und Stärkefabrikation.“
.. Die Konkurrenz zerfällt in eine Vorkonkurrenz und eine
engere Konkurrenz.
2. Die Theilnahme an der engeren Konkurrenz wird bedingt
durch eine von dem Preisgericht zu treffende Auswahl der zu der
Vorkonkurrenz eingereichten Pläne.
3. Die Theilnahme an der Vorkonkurrenz steht jeder inlän—
dischen Firma frei. Es werden aber auch bekannte Firmen direkt
zur Theilnahme eingeladen.
4. Als Preisrichter fungiren die unterzeichneten Kommissions—
mitglieder; die Beschlüsse erfolgen, nachdem die eingereichten Pro—
jekte vorher durch die Vorstände des Vereins der Spiritusfabri—
kanten in Deutschland, des Vereins Versuchs- und Lehranstalt für
Brauerei in Berlin und des Vereins der Stärkeinteressenten in
Deutschland begutachtet sind. Die Vereine können auch besondere
Delegirte bezeichnen, deren Namen in der Zeitschrift für Spiritus—
indusirie und in der Wochenschrift für Brauerei zu publi—
ziren sind.
5. Die zur Vorkonkurrenz geforderten Arbeiten sind:
x) Situationsplan 1: 250, aus welchem die Gesammtanlage der
Baulichkeiten, die Zugänge zu dem Baugrundstück von der Straße
her und die Zufahrt von dem Bahnhof her, sowie die Ableitung
der Abwässer nach dem Straßenkanal ersichtlich werden. b) Die
Spezialanlage eines der geforderten oder aller unten näher be—
zeichneten Fabrikgebäude und der Dampfkessel-Anlage, bestehend
ius den Grundrissen 1: 100, den nothwendigen Durchschnitten
1: 100, den Aufrissen 1: 100.
Die die einzelnen Gewerbe betreffenden Zeichnungen sind
auf getrennten Blättern auszuführen. Sämmtliche Zeichnungen
sind so auf Pausleinwand anzufertigen, daß sie nach dem Licht—
vausverfahren vervielfältigt werden können.
Die Außenarchitektur ist nicht durchzuarbeiten, dagegen ist
die Konstruktion der Gebäude und die innere Einrichtung in
maschineller Hinsicht genau zu bearbeiten. Es sind insbesondere
die einzelnen Apparate und deren Anlagesysteme darzustellen. Es
ist die Originalkonstruktion zu nennen und, soweit es sich nich
um ganz gebräuchliche Konstruktionen handelt, dabei nachzuweisen,
ob ünd wo dieselbe bereits erprobt, event. noch oder seit wie
langer Zeit in Betrieb steht. c) Die Kosten der Ausführung der
Anlage sind generell und revisionsfähig zu berechnen. d) Eine
spezielle, nach den einzelnen Gewerben getrenut einzureichende
chriftliche Erläuterung des Projektes in knapper Form nebst Be—
schreibung aller aus den Zeichnungen nicht vollkommen ersichtlichen
Konstruktionsdetails und einer Klarlegung der angenommenen
Material-Verwendung.
6. Die mit den Namen der Verfasser versehenen Entwürfe
sind bis zum 15. Januar 1885 bei dem Professor Dr. Delbrück,
Berlin, Invalidenstraße Nr. 42, einzureichen. Unter dieser
Adresse per Post gesandte Entwürfe sind angenommen, wenn der
Poststempel die Innchaltung des vorher genannten Einlieferungs—
termins nachweist.
7. Das Preisgericht wird sofort nach Schluß des Einliefe—
rungstermins der Arbeiten für die Vorkonkurrenz zusammen—
treten und in kürzester Frist seine Entscheidungen treffen.
8. Für die eingelieferten programmmäßigen Arbeiten wird
die Rangsolge nach der Güte ihrer Lösung durch das Preisgericht
bestimmt. Es erhalten diejenigen drei Konkurrenten, welche die
besten Gesammt-Projekte bearbeitet haben, für ihre Leistungen eine
Prämie von je 1500 Mark; diejenigen drei Konkurrenten, welche
die besten Einzel-Projekte bearbeitet haben, für ihre Leistungen
eine Prämie von je 500 Mark ausbezahlt.
Die unterzeichnete Kommission behält sich außerdem vor,
weitere Arbeiten, welche bemerkenswerthe Details enthalten, sofern
sie die Gesammtanlage betreffen, mit 300 Mark, und sofern sie
nur Einzel-Projekte umfassen, mit 150 Mark anzukaufen.
9. Die unterzeichnete Kommission erwirbt durch die Erthei—
lung der Prämien, sowie durch den Ankauf das Recht, die be—
treffenden Projekte in ihrem Juteresse zu benutzen resp. mitzu—
henutzen resp. zu veröffentlichen.
10. Die prämiirten Firmen erwerben die Berechtigung, in
die demnächst folgende engere Konkurrenz für die Bearbeitung
des Gesammt-Projektes und der definitioen Kostenberechnung auf
Grund von Massenberechnung und Einzelpreisen einzutreten. Es
ollen diese Firmen eingeladen werden, in Verbindung mit der
dommission das definitive Bauprogramm und die Termine der
donkurrenz zu berathen. Die endgültige Feststellung des Bau—
rogramms erfolgt dann durch die Kommission. Die in die
engere Konkurrenz eintretenden Firmen sollen jede für sich gehalten
ein, durch eine urkundliche Erklärung sich zu verbinden, die Aus—
ührung des Gesammt-Projektes, sofern sie einer der Firmen über—
ragen wird, innerhalb der von ihr offerirten Kostenberechnung zu
ibernehmen und die erforderlichen Garantieen für die Innehal—
ung der Anschlagssumme zu bestellen.
Sollte der Konkurrent nicht selbst Ausführender der Ge—
ammt-⸗Anlage oder einzelner Theile derselben sein, so hat derselbe
hdie vorverlangte Erklärung von den Firmen, welche für ihn die
jetreffende Spezial-Ausführung übernehmen sollen, in der Form
zeizubringen, daß aus derselben sich ergiebt, daß der ausführenden
Firma das Projekt bekannt ist und sie einen bindenden Liefe—
ungs-Vertrag über die Ausführung mit dem Konkurrenten ge—
chlossen habe.
11. Der Situationsplan über das Bangrundstück mit den
Angaben über die Bodenbeschaffenheit des Grundstücks durch Mit—
heilung der Bohrtabellen auf Grund von Bohrversuchen, die Lage
des Straßenentwässerungs-Kanals und der Nivellementsprofile ist
»eigefügt.
Auf Sonnabend, den 15., und Sonnabend, den 22. Novem—
»er, ist Invalidenstr. 42, Nachmittags 2 Uhr, ein Termin anbe—
zaumt, an welchem es den Konkurrenten freisteht, Fragen an die
dommission zu stellen, welche thunlichst von derselben beantwortet
werden sollen.
Bauprogramm. Bauplan. Derselbe wird Inter—
essenten von Herrn Professor Dr. Delbrück, Berlin, Invaliden—
traße 42, verabfolgt. Die Versuchs- und Lehranstalt soll auf dem
mit den Zahlen J, II, III, IV, V, VI bezeichneten Terrain er—
haut werden. Die mit J, II bezeichnete, 168,0 melange West—
eite des Terrains ist Straßenfront. Von hier aus findet die
Zufahrt zu dem Terrain statt. Auf der entgegengesetzten Ostseite
II, IV, V, VI liegt der Bahnhof, von welchem ein Geleisestrang
in zweckmäßiger Stelle auf das Terrain geführt werden soll; die
Bahnlinie ist von Süden her auf das Terrain zu führen. Die
Züd- und Nord-Begrenzung des Terrains stößt an Nachbar—
zrundstücke, und es gelten hierfür die baupolizeilichen Bestim—
nungen für das Bauen an der Nachbargrenze. Das OQuerprofil
non Osten nach Westen giebt die Höheunlage des Grundstücks zum
ßahnhofsterrain im Osten und zum Straßenzuge im Westen.
Im Straßenprofil ist die Lage des Entwässerungskanals ein—
zetragen.
Allgemeines. Auf dem so begrenzten Terrain sollen er—
»aut werden: 1. Eine Brennerei und eine Preßhefefabrik, 2. eine
Brauerei und eine Mälzerei, 3. eine Essigfabrik, 4. eine Stärke—
abrik, 5. eine gemeinsame Wasserstation mit Brunnenanlage,
Dampferzeugungsanlage und Futtertrockenanstalt, 6. ein Verwal—
ungs- und Unterrichtsgebäude.
Die Generaldisposition für diese Gebäude und der Verkehrs—
wege zu denselben ist auf dem Situationsplan im Maßstab 1: 250
arzustellen.
Im Uebrigen ist es den Konkurrenten freigestellt, sämmtliche
ad Lbis 4 benannten Projekte in allen Theilen und in Verbin—
ung mit anderen Firmen durchzuarbeiten oder neben der generellen
Disposition auf dem Sitnationsplan eines oder mehrere der Pro—
ekte nach Nr. 5 der Bedingungen darzustellen.
Das Projekt ad S5 ist in allen Bearbeitungen darzustellen.
Das Projekt ad 6 ist nur in den Situationsplan mit einzu—
eichnen, mit einer Grundfläche von 30 m Länge und 211m Tiefe.
Für die engere Konkurrenz wird dieses Gebäude nach einem von
der Kommission vorgelegten Plane mit ausgeschrieben werden.
Zweck der Änstalten. Die Anstalten sollen folgenden
Zwecken dienen: 1. dem Unterricht, 2. Versuchen im regelmäßigen
Hetriebe, 3. Versuchen mit neuen Apparaten, welche in den Betrieb
ringeschaltet werden, 4. Versuchen mit Einzel-Apparaten außerhalb
der Betriebe, der öffentlichen Besichtigung.
Einrichtung für den Unterkicht. Soweit der Unterricht
ein theoretischer ist, wird derselbe in dem oben ad 6 aufgeführten
Gebäude ertheilt. —
Der praktische Unterricht bedingt, daß alle Räumlichkeiten
und Apparate der Fabriken auch für mehrere Personen leicht zu—
gänglich sind.
Für Eleven sind Pensions-Wohnungen einfachster Natur
anzulegen: diese Wohnungen würden in einzelnen einfachen Zim⸗
mern bestehen und zweckmäßig in den Plan der Fabriken einzu—
heziehen sein. Für jede Fabrik etwa 4 Zimmer.
Versuche im regelmäßigen Betriebe.
Versuche im regelmäßigen Betriebe sind nur dann zuverlässiq.
) Soeben erhalten wir von der unterzeichneten Kommission nachstehendes
Ausschreiben zur Veröffentlichung, dessen sorgfältige Ausarbeitung für ähn—
siche Bauausführungen entschieden werthvoll sein dürfte, wir bringen es
daher in vollständigem Wortlaut Die Red.