Der Ursprung des Backsteinbaues in den baltischen Provinzen.
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Die Konstruktion ist die denkbar einfachste und solideste.
Die Reinigung der Rohre von außen geschieht vermittelst
eines Dampfstrahles. Die Reinigung der Innenwandungen der
Rohre ist leicht zu bewerkstelligen, der Betrieb daher ein äußerst
einfacher.
Wenn das vorbeschriebene System des Steinmüller'schen
Röhrenkessels schon in der vor Jahren ausgeführten Konstruktion
als das einfachste und leistungsfähigste unter den vielen bestehenden
Systemen bezeichnet werden mußte, so sind doch durch eifriges
Studium, durch langjährige Erfahrungen der Fabrikanten im
Kesselbau und durch den innigen Verkehr mit den größten Werken
des In- und Auslandes, auch die kleinsten Mängel beseitigt
worden, und die jetzige Konstruktion der patentirten Röhrenkessel
hat die vollkommene Anerkennung aller derjenigen Etablissements
welche sich zur Adoption des Systems entschlossen haben.
Die Vorzüglichkeit der Steinmüller'schen Kessel ist allgemein
durch zahlreiche Zeugnisse anerkannt. Besonders hat auch der
Oberingenieur des Bergischen Dampfkessel-Revisionsbereins, einer
der gruͤndlichsten Kenner und eifrigsten Beobachter der Wasser—
röhrenkessel, in der Verbandsversammlung der Dampfkessel-Ueber⸗
wachungsvereine in Breslau in einer längeren Auseinandersetzung
die sämmtlichen, ihm aus der Praxis her bekannten Röhrendampf—
kessel einer scharfen Kritik unterzogen, in welcher er am Schlusse
die Thatsache durchblicken läßt, daß dem Steinmüller'schen System
wegen seiner vorzüglichen Cirkulation vor allen andern der un—
bestrittene Vorzug gebühre. 6. —
Zwischen Rhein und Elbe hatte die römische Kultur über—
haupt keine Wurzel geschlagen, der Ziegeleibetrieb war völlig unbe—
kannt, und Jahrhunderte lang blieb nan bei dem Holzbau stehen.
Der Uebergang zum Steinbau vollzieht sich chrönologisch fehr
ingleich; im Allgemeinen läßt sich bei der Dürftigkeit der Nach—
richten nur sagen, daß der Holzbau in Süddeutschland früher auf⸗
hörte, wie in Norddeutschland, wo hinwieder die Slaven an dem—
elben am längsten festgehalten haben. Thangmar, der Bidgraph
»es kunstreichen Bernward von Hildesheim berichtet von diesem,
»aß er aus sich selbst und ohne Anweisuͤng Ziegel zur Dachdeckung
Jerzustellen wußte (lateres ad tegalam propris industria nullo
nonstrante composuit). Ueber weiteren Ziegelbau dagegen wird
— Kirchen
elbst Nachahmung antiker Backsteintechnik; — sie deuten damit
nicht auf eine Neubelebung des in Deutschland untergegangenen
römischen Backsteinbaues hin. —
Nach allen bisherigen Forschungen muß man annehmen, daß
zwischen Rhein und Elbe im XI. und bis zur Mitte des XII. Jahr-
hunderts überall in Stein und Holz, nirgendwo aber in Ziegeln
zebaut wurde. In Bremen, in Westfalen, im Harz, wo der Siein
eicht zu beschaffen war, tritt auch der Steinbaͤu auf. Für die
Zähigkeit aber, mit welcher am Holzbau vielfach festgehalten wurde,
reden die Dominikanerkirche S. Catharina zu Bremen, 1253 ge—
weiht und erst im XIV. Jahrhundert in Ziegelbau erneuert, ferner
die Jodocuskapelle in Mühlhausen, nach 1251 in Holz erbaut und
erst vor etwa 40 Jahren abgebrochen.
Die Frage nun, woher und von wem der Backsteinbau in
die baltischen Länder übertragen wurde, hat Beantwortungen dahin
erfahren, daß der Backsteinbau aus Italien, aus Dänemark oder
aus den Niederlanden eingeführt sei. Andere meinen, der römische
Ziegelbau sei überhaupt in Deutschland nicht ausgestorben, was
schon durch die vorangeführten Andeutungen erledigt sein wird.
Die Lombardei, so ungefähr führt Professor Adler aus, würde den
ersten Anspruch erheben können, als Ausgangspunkt zu gelten, weil
in der an Thonlagern so reichen Po-Ebene die Pflege des Back—
steinbaues nie aufgehört hat, und die daselbst in sehr früher Zeit
entstandenen reduzirten Detailformen mit denen an den ältesten
Ziegelbauten in den baltischen Ländern eine gewisse Aehnlichkeit
besitzen. Aber der lombardische Backsteinbau hat nie die Alpen
iberschritten, wohingegen seine einfache Formensprache sehr früh
auf den Haufstein übertragen wurde. Seine Details an Lisenen,
Blendsäulen und Stromschichten finden sich an den Backsteinbauten
der Schweiz, Schwabens und Bayerns wieder; der einzige nach—
weisbare Ausläufer aber seiner Ziegeltechnik ist der Dom zu Brixen
(1174). Die in Bayern entstandenen Kirchenbauten des XII. Jahr⸗
hunderts (z. B. Freising und Thierhaupten) lassen sich nicht als
direkt von der Lombardei beeinflußt erweisen; es ist möglich, daß
sie an eigene ältere Traditionen — mit dem Eentrum Audsbürg —
anknüpften.
Daß aus Dänemark der Backstein nach Norddeutschland ge—
ommen, ist ebenfalls nicht anzunehmen, denn wenn auch einige
Firchen in Pommern und Mecklenburg eine Beeinflussung von
Dänemark her erfahren haben, so ist das doch in einer Zeit, da
diese Bauweise in der Mark Brandenburg längst fest begründet
ind selbständig fortentwickelt war. Die älteste Baukunst in
Dänemark bediente sich lange des Holzes; von der Mitte des
XI. Jahrhunderts ab waren erratische Blöcke, Kalktuff und Kreide—
tein zu Quaderbauten in Gebrauch. Der Tuff kam aus dem
Brohlthale, und mit ihm gelangten rheinische Kunstformen hierhin,
die sich u. A. im Dom von Ribe (Westküste von Jütland) er—
ennen lassen. Nach den Untersuchungen von Kornerup ist die
—D—
»rhaltene Ziegelbau. Ihr Urheber war der treue Rathgeber und
Waffengefährte Waldemars J., der Bischof Absalon von Roskilde.
An der Stelle einer älteren Beuediktineransiedelung erbaute er in
Soroe ein neues Kloster, welches er 1151 mit Cisterciensern von
Esrom besetzte. Die Kirche ist eine dreischiffige kreuzförmige
Pfeilerbasilika, plattgeschlossen, mit vier Nehenschören nach dem
Schema von Loccum.
Ungefähr gleichzeitig erfolgte der Bau der Kirche zu Ring—
tedt, die 1170 vollendet war. Bezüglich der Anfangsdaten für
Zoroe und Ringstedt erinnert Adler daran, daß König Waldemar
erst 1157 Alleinherrscher wurde und dann 1158 die Erhebung
Absalons zum Bischof von Roskilde vermittelte. Der Bau in
Soroe kann dann aber höchstens 1159 begonnen haben, woraus
gefolgert wird, daß der dänische Backsteinbau jünger ist, wie der
märkische. Die Einführung der Ziegeltechnik wird ausdrücklich in
einer Inschrift erwähnt, die auf einer Bleiplatte in dem Grabe
Waldemars gefunden worden ist. Es heißzt darin von Waldemar:
„murum quoque ad totius regni praesidiuam qui vulgo Dane-
verek diettur ex lateribus coctie hrimus construüxit et castelluwn
Der Ursprung des Backsteinbaues in den
baltischen Provinzen.
Von Friedrich Adler.
Die Einweihung des neuen Gebäudes der Technischen Hoch—
schule hat die Herausgabe einer umfassenden Festschrift veranlaßt,
in welcher Professor Adler unter vorstehendem Titel eine der
interessantesten Fragen der Entwickelung nuserer heimischen Bau—
weise eingehend behandelt. Das Austreten des Backsteinbaues
östlich der Elbe in einem Gebiete, wo er von der Miitte des
XII. Jahrhunderts etwa sich systematisch entwickelt, ist um so auf—
iälliger, als nach glaubwürdigen Quellen kurz vor der angegebenen
Zeit der Ziegelben in den wrdi ven Gebieten durchaus une
kannt war und hier vermöge der Lage und vermöge der eigen—
artigen Abgeschlossenheit dieser Stämme ein Anschluß an eine vor—
hergegangene römische Technik nicht angenommen werden kann
Die römische Technik des Ziegelbaues und ihre Fabrikation finden
wir in den letzten Ausläufern im Rheinlande, wo Trier insbe—
sondere durch seine Denkmäler in die letzten Zeiten der Cäsaren—
herrschaft hinaufreicht und Köln Reste der fränkischen Epoche noch
aufbewahrt. Ein Ziegelstempel aus dem Jahre 630 führt den
Namen des Bischofs Arbogast von Straßburg. Die von Ein—
hardt gegründeten Kirchen zu Michelstadt (821) und Seligenstad—
(828) zeigen in ihren Strukturen reinen oder gemischten Ziegel—
bau und zwar aus Ziegeln, die nach den durch Professor Schaͤfer
in Darmstadt bestätigten Angaben Einhardt's um 830 wirklich
fabrizirt worden sind. Auch am Oberrhein ist der Backsteinbau
noch am Schlusse des IX. Jahrhunderts geübt worden, wie das
im Jahre 1842 im Chore der Münsterkirche auf der Insel
Reichenau gefundene Grab Karls des Dicken bewiesen hat, indem
der Boden und die Wände desselben mit blaßrothen, durch Kitt
verbundene Ziegelplatten ausgelegt waren. Bei vielen späteren
Bauten sind alte römische Ziegel wieder benutzt worden, ein Um—
stand, der leider einen großen Theil interessanter Baureste hat be—
seitigen lassen. Die Untersuchung, ob die vom Bischof Ulrich er—
baute Kirche zu St. Johann Baptista in Augsburg (923 —973)
aus gleichzeitig hergestellten Ziegeln oder aus älterem vorhandenen
Material aufgeführt wurde, empfiehlt Adler angelegentlich den
süddeutschen Fachgenossen zu weiterer Verfolgung.
Seit der Mitte des X. Jahrhunderts erscheint der Ziegel
als ein dekoratives Element der Architektur und zwar besonders
bei den Tuffsteinbauten des Niederrheins — so an den Arkaden
von S. Cäcilia und S. Pantaleon in Köln und an der Abtei
zu Knechtsteden (1135). Um diese Zeit also ist der Ziegel als
Hauptmaterial in seiner damaligen Heimath in den Hintergrund
getreten, um dem Bau aus Quadern zu weichen, deren Herbei—
schaffung durch die großen Wasserstraßen und durch die Verbesse—
rung der Wege ermöglicht wurde. Der Zeitoerlust, der bei der
Unsicherheit der Straßen mit diesem Baubetrieb unter Umständen
verbunden sein konnte, führte zu der Beibehaltung des Holzbaues
für solche Werke, die in erster Linie schnell fertig gestellt werden
sollten — wie z. B. die Stephanskirche in Mainz, die der mäch—
tige Willigis gleichzeitig mit dem Dome zur Ausführung brachte.