Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

775 Eine einfache und billige Art, kiefernes Bauholz zu imprägniren ꝛc. — Das Sanitäts⸗-Ingenieurwesen der Gegenwart. 776 
nit, welche in neuerer Zeit ausgeführt sind und, wenn auch ohne 
allen Luxus, doch in solcher Weise eingerichtet wurden, daß die 
Bewohner in denselben ein gesundes und angenehmes Heim finden 
önnen. 
Fig. 1und 2 zeigen die Grundrisse zweier Familienhäuser 
yon je 4 Wohnungen, deren jede aus 1 Wohnzimmer, 1 großen 
KRammer, geräumiger Küche und Speisekammer besteht. Fig. 3 
uind 4 sind die zugehörigen resp. Grundrisse der Kellergeschosse. 
Der Grundriß Fig. 1 hat zwar einen um 50 em schmaleren Ein— 
zangsflur als der in Fig. 2, und seine Eingänge in die Wohn— 
simmer sind unter dem Treppenpodest angeordnet, aber er ist doch 
zurch die kleinen Korridore zwischen Küche und Wohnzimmer, 
owie durch die etwas geräumigere Küche und die bequeme Lage 
des Kochheerdes w derselben im Ganzen etwas kemfortabler Da— 
jegen sind die Kellerräume in Fig. 4 etwas baquemer, als in 
Fiqg. 3, weungleich die halbgewundene Treppe in Fig. 4 nicht sehr 
angenehm ist. Wohrzimmer, Kammer, sowie die Geschoßhöhe von 
3,00 m ist bei beiden Ausführungen gleich. Ein Vorzug, den der 
Brundriß Fig. 2 gegen den ersten hat, ist der, daß die Steigerohre 
gleich zeitig für die Stubenösen benutzt werden können, während 
in dem ersten Grundrisse berondere russische Röhren, oder auch 
ioch ein Steigerohr erforderlich waren. Das Dachgeschoß hat bei 
zeiden Päusern keine Trempelwand und nur Bodenrkäume 
Fia, 3* 
Fig. 5, 6 und 7 sind das Erdgeschoß, Kellergeschoß und Dach— 
jeschoß eines Arbeiter-Wohnhauses für 2 Familien. Jede Wohnung 
enthält im Erdgeschoß 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Küche, 
lSpeisekammer und 1 Treppenflur, im Kellergeschoß einen ge⸗ 
äumigen Keller und im Dackgeschoß außer dem Bodeunraum ein 
Zimmer und 1 Kwmer. Die Küchen haben, wern sie nicht am 
Hausflur hliegen, einen direkten Ausgaug nach dem Hofe. 
Die Geschoßrohe beträgt 3Z,20 m, die Höhe der' Trempelwand 
,25 m, die Dachneigung 1:3 und ist die Eindecknug wie bei 
Fig. 1 und 2 mit Ziegeln erfolgt. 
Das in den Figuren 8, 9 und 10 dargestellte Arbeiter-Wohn— 
Jaus cuthält ebeufalls Wohnungen für 2 Jamilien. Im Erdge— 
schoß, Fig. 8, befinden sich ie 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Küce, 
Speisekammer und 1Flur für jede Wohnung, im Kellergeschoß 
e 1Keller und im Dachgeschoß: je 1 Bodenraum, 1 Dachstuhbe uünd 
lRammer. Die Stockwerkshöhe beträgt 3,45 m, die Trempelwand 
st 1,25 m hoch und die Tachnrigung, bei Ziegeldach, 1: 3. 
In den vorgeführten Beispielen ansgeführter Arbeiter-Wohn— 
jäuser haben wir nicht etwa mustergültige Ausführungen geben 
wollen, sondern wir haben durch dieselben nur beabsichtigt, dazu 
anzuregen, daß noch zweckmäßigere und praktischers Grundriß—⸗ 
lösungen gefunden werden möchlen. Immerhin aber muß man 
merkennen, daß in den obigen Wohnhäusern das Bestreben zur 
Heltung gekommen ist, den Arbeitern eine Wohnung zu schaffen, 
velche den von uns ausgesprochenen Grundsätzen möglichsi weit 
Rechnung träagt. 
Eine einfache und billige Art, kiefernes Bauholz zu 
imprägniren und gegen Wurmfraß zu schiüttzen. 
Untersucht man das Holz unserer Gebäude, so findet man 
ehr häufig das Splintholz der Kiefern durch Wurmfraß zerstört, 
ind würden unsere Gebäude meist längere Dauer haben, wenn 
er Wurmfraß nicht wäre. Den größten Einfluß haben hierbei 
Weitere Figuren folgen in den nächsten Nummern. 
Zeit und Witterung, in welchen das Holz gefällt wird. Das in den 
Wintermonaten bei großer Kälte gefällte Holz wird weniger vom 
Wurm angegangen, als wenn dasselbe bei gelinder Witterung 
gefällt wird. Am meisten wird dasjenige Holz vom Wurm zer 
tört, welches in den Monaten April bis Juni bei eintretendem 
Safte gefällt wird. Es sind nun vielfach Versuche gemacht worden, 
Bauhölzer durch Imprägniren gegen Wurmfraß zu schützen; die— 
elben sind zwar meist gelungen, aber wegen der Vorrichtungen 
»azu und der damit verbundenen Umständlichkeiten und bedeutenden 
dosten für das praktische Leben gar nicht oder doch nur in sehr 
yeschränktem Maaße zu verwenden. 
Eine sehr einfache und billige Art, Hölzer zu imprägniren, 
st nun folgende; dieselbe ist jedoch nur anwendbar für Bäume, welche 
noch nicht cefällt sind, und muß in der Zeit ausgeführt werden, in 
velcher der Seft im Baume zirkulirt, also am beiten vom April bis Juli. 
Um den Stamm wird der Erdboden bisaufden Wurzelkuoten ent— 
erut und das Splintholz bis auf den Kern mit der Axt durchhauen, so 
»aß der Stamm nur noch mit den Wurzeln durch das Kernholz 
in Verbindung steht. Der Stamm wird dann schüsselförmig mit 
Thon umgeben, so daß der Rand der von Thon gebildeten Schüssel 
mehrere Ceutimeter, etwa 5—10, höher ist, als der in das Splint— 
holz eingehauene Kreis. Auf der Sohle der schüsselartigen Ver— 
iefung muß der Thon um den Stamm herum fest augebracht 
und verstrichen werden, damit die einzugießende Flüssigkeit nicht 
in den Erdboden entweichen kaun. Ju die Schüssel wird dann 
rufgelöster Alaun gegossen, welche Auflösung ziemlich stark, aber 
richt gerade gesättigt sein muß. Der aufgelöste Alauu wird von 
hen Kieferstämmen aufgesogen, und muß das Nachgießen der Lö— 
sung derartig erfolgen, daß der in das Splintholz gehaueue Kreis 
tets unter derselben befindlich ist. In dieser Weise wird einige 
Tage fortgefahren; dann läßt man die Stämme fällen und wieder 
einige Tage wabgewipfelt liegen, da die an em Stamme belassenen 
Aeste den Saft — hier den aufgelösten A.ntun — nach oben ziehen, 
vie dies z. B. bei Kiefern, die im Sommöer gefällt werden, ein 
Mittel ist, das Blauwerden des Holzes zu verhindern. 
Außer der Alaunlösung können auch Eisen-, Zink- oder Ar— 
eniksalze ꝛc. zum Imprägniren verwandt werden. Die Alaunlösung 
permindert in Beziehnng auf Brenubarkeit des Holzes die Feuers— 
gefahr auf jeden Fall. 
Versuche, die wie oben angegeben, in den fünfziger Jahren 
mit diesem Imprägnirungsverfahren angestellt sind, haben ergeben, 
»aß Sparren, welche in dieser Weise imprägnirt waren, vom 
Wurmfraß absolut verschont geblieben sind. Dagegen sind Sparren 
)esselben Gebäudes, welche zit gleicher Zeit gefällt wurden, aber 
ticht imprännirt waren, schon nach ca. 8 Jahren vom Wurm total 
erfressen gefnuden. In Bezug auf die Dauerhaftigkeit der so 
mprägnirten Hölzer — abgesehen vom Wurmfraß — dücfte jedenfalls 
»er Einsluß des Imprägnirungsverfahrens kein geringer sein. Bei den 
»antals imp ägnirten Kiefern hat sich heraus atellt, daß die im Boden 
verbliebenen Stöcke auf der Oberfläche wo dei der Imprägnirung 
»ie Alaunlssang gestanden und soweit die Aaflösung in das Splint 
volz in der Richtüng nach den Wurzeln zu eingedrungen ist, das 
SZplintholz nach 9 Jahren weder von Fäuluiß, noch vom Wurme 
ingegriffen war, waͤhrend tiefer hinab Stock und Wurzeln in dem 
Zzplintholze bis auf den Kern total verfault und vom Wurme 
erstört worden waren. 
Das hier beschriebene Imprägnirungsverfahren dürfte sich 
ilso besonders in solchen Fällen empfehlen, wo man gezwungen 
st, Hölzer außer dem Wadel, also im Frühjaht und Sommer, zu fällen. 
Es ist das ganze Verfahren so uugemein billig, einfach und so 
penig zeitraubend, daß nur ein“ großer Leichtsinn, wenn nicht 
Schlimmeres, dazu verleiten kann, sogenanntes Sommerholz unim— 
bräqgnirt zu verwenden. — r. 
Das Sanitäts-Ingenieurwesen der 
Gegenwart.“ 
Es ist erst kurze Zeit her, daß wir hier zu Lande die Aus— 
rücke „Hygiene“ und „Sanitäts-Ingenieurwesen“ kennen. Ob— 
leich in der letzten Hälite dieses Jahrhunderts in fast allen civi— 
isirten Läudern viele wichtige Anlagen ausgefünrt worden sind, 
die in das Fach des Sanitäts-VJnugenieurwesens gehören, so gab 
s noch vor zwölf Jahren in Amerika Niemanden, den man mit 
Fug und Recht einen Sanitäts-Ingenieur hätte nennen können. 
Der Bau von Wasserleitungen und Abzugskanälen geht schon 
ange unter der Oberaufsicht von Civil-Ingenieuren vor sich, aber 
*) Ein interessanter Beitrag zu der gegenwärtig auf der Tagesord⸗ 
nung stehenden Frage, welchen wir dem ausgezeichneten „New⸗Horker Techniker“ 
entnehmen. Die Red.
	        

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