Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Arbeiter-Wohnungen. 1I. — Das Sanitäts-Ingenieurwesen der Gegenwart 
Arbeiter Wohnhäuser. 
(Hierzu 11 Fig.) — (Tert siehe in Nr. 49. Seite 773 u. ff.) 
n 
RKeut 
Fia. 6: Kellergescht 
Das Sanitäts-Ingenieurwesen der 
Gegenwart. 
Schluß 
In nächster Zukunft werden sich in den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika vermuthlich zwei Probleme zur Lösung darbieten, 
für die es nur wenige Präzedenzfälle giebt: die Verfügung über den 
Unrath in Binnenstädten, wo es nicht gestattet ist, denselben un— 
mittelbar in die Wasserläufe des Landes abzulassen, und die Frage hin— 
sichtlich der Wasserversorgung und des Kloaken-Systems der Sommer- 
irischen und Bäder längs der sandigen Strecken unseres Gestades 
Was den ersten Punkt anbetrifft, so haben wir bereits Ort— 
schaften, denen das Privileg von Abzugs-Kanälen aus Mangel an 
geeigneten Mitteln zur Fortschaffung des Unrathes versagt ist. Die 
kleineren Plätze längs der Flußufer protestiren mit Recht gegen 
eine derartige Verunreinigung; Abhülfs-Methoden, wie sie in 
Europa existiren, sind hier noch nicht versucht worden. Dabei 
machen sich die Umstände, welche die Städte älterer Länder ver— 
anlaßt haben, auf Mittel zu sinnen, was mit den Abfällen ge— 
schehen soll, und jene in Anwendung zu bringen, bei uns sehr 
fühlbar. Ja, diese scheinbar so einfache Frage droht bei uns einen 
Umfang anzunehmen, wie sie anderwärts nirgendwo hat. 
Das amerikanische Volk ist wegen der Jugend seines Landes, 
wegen der Fülle von Seen und Wasserläufen, wegen der größeren 
Intelligenz der ländlichen Bevölkerung niemals an jenen gemeinen 
Schmutz gewöhnt gewesen, den man wohl in Ländern duldet, wo die 
Einführung von „Sewage farms““ (Rieselfeldern) und anderen Experi— 
menten nur den Uebergang von einem Uebel in ein anderes zur Folge 
hatte. Wir hegen die Hoffnung, daß die Sanitäts-Ingenieure unseren 
Fia. 7: Dachd 
Republik erfolgreicher sein werden in der Lösung einer für alle 
dlassen so wichtigen Frage, als ihre Kollegen in der alten Welt.*) 
Freilich hat es den Anschein, als ob auch wir uns bei vielen 
inserer Binnenstädte an die Gründung einer „gewage farm“ werden 
zewöhnen müssen. Bis ein glücklicher Chemiker oder ein erfin— 
herischer Ingenieur den Schlüssel zu einer besseren Lösung des 
Räthsels geliefert haben wird, scheint die „gewage farm“, wie sie 
gegenwärtig in England und in einigen Städten des kontinentalen 
Europa gebräuchlich ist, das einzige Auskunftsmittel zu sein. Da— 
mit die ausgebreitete Düngung mit verdünntem Unrath erfolgreich 
sei, ist mehr Land nothwendig, als man gewöhnlich findet, ohne 
die Unrathmasse nach weit entfernten Plätzen schaffen zu müssen. 
Man hat es schon mit verschiedenen chemischen Prozessen versucht, 
edoch nur theilweise mit Glück. 
Am brennendsten ist die Frage bei unseren großen Sommer— 
rischen, namentlich längs der Seeküsten Long Island's und New 
Fersey's. Es ist eine Eigenthümlichkeit dieser Plätze, daß die 
Menschenschaaren, welche sie besuchen, gar kein Besitz⸗Interesse an 
hnen haben, und daß es dort keine munizipalen Organisationen 
ziebt, die in der Lage wären, geeignete sanitäre Anlagen zu 
eschaffen. Ferner sind Seebäder keineswegs immer die günstigsten 
Orte für ausreichende Zufuhr reinen Wassers und für die Ver— 
ügung über den Unrath. Mit der Zunahme der Binnenbevölke— 
rung steigt die Massenwanderung nach dem Meeresufer zum Zwecke 
der Erholung. Die Hotels und die sommerlichen Kosthäuser mehren 
ich, bis das Bad eine kleine Stadt wird, ein Kurort ohne hin— 
reichende Wasserversorgung, ohne Abzuaskanaäle, ohne genügende 
Drainirung. 
Ign Berlin ist diese Frage glänzend gelöst. 
Die Red
	        

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