Berichte aus verschiedenen Städten. — Konkurrenzwesen. — Rezeptenkasten.
diejenigen Fabrikanten, welche diese Wahrheit noch nicht erkannt
hjaben, werden im Laufe der Zeit durch Lehrgeld zur Einsicht
'ommen.
Man könnte nun darüber verschiedener Ansicht sein, ob es ge—
chäftlich richtig, stets das Beste zu wollen, wenn damit kein pekuniärer
Erfolg zu erzielen möglich ist.
Die technischen Erfolge werden dadurch aber in keiner Weise
eeinträchtigt, und diesen allein gilt unsere Anerkennung.
Das traurige Ereigniß fordert jedeufalls die Aufmerksamkeit
aller Interessenten heraus und zwingt, diejenigen Lehren daraus
zu foigern, welche zum besseren Gedeihen und Bestehen unserer
Industrie führen können, führen müssen. Nehme jeder seinen
Theil, und dem Ganzen ist geholfen.
Möge mit dem traurigen Fall der Wendepunkt gekennzeichnet
verden, 'an welchem vollstaͤndige Umkehr gehalten wird auf allen
Seiten. Die Fabrikanten mögen gewissenhaft fabriziren und
gewissenhaft rechnen.
Die berufenen Techniker und Behörden mögen sich überzeugen,
daß nicht ein Verblendmaterial ist, wie das andere, daß also auch
nicht die Preise gleich sein können, bei öffentlichen Submissionen
verfe man nicht alles in einen Topf und schaffe dadurch ein
alsches Resultat zum Nachtheil für alle Theile.
Wird dann noch von berufenen Architekten und Baubehörden
eine gesunde Terrakotten-Architektur gepflegt, wie sie sich ja in so
zielen schönen Beispielen der letzten Jahrzehnte präsentirte, so kann
die Kunstziegelfabrikation wieder zu einem lohnenden, vielleicht
»lühenden Iudustriezweige werden, wie sie es verdient, und es
önnen auf die villigste Weise Kunstdenkmäler geschaffen werden,
vwvie man sie mit gleich geringen Geldmitteln und bequemer Her—
tellungsweise aus keinem anderen Material schaffen kann.
Wenn diese Zeilen die berufenen Kreise nur einigermaßen
inregen, so ist der Zweck derselben erfüllt, und es möge in der
zu erhoffenden Besserung die schmerzliche Thatsache, welche Ver—
utsung zum Niederschreiben derselben gegeben hat, überwunden
verden.
Die geneigten Leser werden mit mir gewiß gerne Lauban,
peziell Herrn Augustin, dessen Fabrikate uͤberall Zeugen eben—
owohl seiner Gewissenhaftigkeit, als seiner Fachkenntniß bleiben,
n bestem Andenken behalten, mir ist nicht ein einziges Bauwerk
»ekaunt, bei welchem seine Kunstziegel den Einflüssen unseres Klimas
ich nicht vollständig gewachsen zeigen, und wenn auch er selbst
zgebrochenen Muthes aus unserem Fachkreise scheidet, seine Bau—
verke werden für immer ein leuchtendes Vorbild für unser Wirken
ind Streben bleiben.
5u—
gewesen wäre, aus ihm zur Verfüqung stehenden Fonds Gelder,
etwa im Gesammtbetrage von 100000 M., den Mitgliedern aui
t/4 prozentige erste Hypotheken herzuleihen. An die Berichte
nüpfte sich eine längere Diskussion, in der u. A. auch die Ein—
richtung von Omnibuszügen befürwortet wurde. Mit der Leitung
des Vereins wurde wiederum der Kanzleirath Hauptmann Schindler—
Steglitz betraut.
Erfurt. Auf die in dem Artikel „Zur Baugewerkschul—
frage“ in Nr. 5 der geschätzten Zeitschrift erwähnte Vorstellung
der städt. Behörden hat der Herr Minister seine Bereitwilligkeit
ausgesprochen
1. das Schulgeld für die Baugewerkschule auf 50 Mk. und
15 Mk. für die Zeichenmaterialien und Lehrhefte dauernd
zu ermäßigen;
das Schulgeld für die Zeichen- und Modellirschule auf
30 Mek. festzusetzen und
durch die feste Anstellung der Lehrer die Festigung der
Anstalt herbeizuführen.
Die städt. Behörde wurde in demselben Reskript aufgefordert,
uu beschließen, welchen Maximalbetrag dieselbe für die Folge leisten
volle, da durch die Einrichtung der 4. Klasse ein anderer Etat
erforderlich sei. Anstatt nun einen geringen Beitrag (etwa 5000 M.
»der auch nur das Schulgebäude zu bewilligen, hat die Stadt
erordneteu-Versammlung auf Antrag des Magistrats in ge—
jeimer Sitzung einstimmig beschlossen, weder einen Baar—
uschuß leisten, noch das Schulgebäude hergeben zu wollen.
Hamburg. (Berliner Panorama.) Die Ban-Depu—
ation hat zur Aufstellung des großen Panoramas, das Wildbad
Hastein darstellend, welches auf der Hygiene Ausstellung in Berlin
var, ihre Erlaubniß bereits ertheilt, und zwar für den Platz auf
»em Reepergebiet zwischen der St. Pauli-Halle und dem Käse—
auschen-Etablissement. Polizeilicherseits wird wohl ebenso wenig
iin Bedenken gegen die Aufstellung des Panoramas vorliegen.
Nach erfolgter Genehmigung seitens dieser Behörde soll sofort mit
der Aufstellung vorgegangen werden.
Straßburg i. E. Vor wenigen Tagen ist zu Buchs—
veiler in einem Staatsbau-Neubau des dortigen Gymnasiums ein
Theil der Korridore gerade in dem Moment durch Absplitterung
iines Balkens eingestürzt, wo der banleitende Architekt Job, ein
zeborener Heidelberger, die Inspektionskommission in die neu her—
gestellten Räume einführen wollte; sämmtliche Meitglieder dieser
dommission stürzten viele Meter tief hinab, wobei der Notar und
Bürgermeister von Buchsweiler, Kellermann, so schwere Ver—
etzungen erlitt, daß er Tags darauf starb. Auch Gymnasial-—
direktor Haegele nebst zwei anderen Personen soll schwer verletz!
sein. Ueber die Entstehung des Unglücks und insbesondere darüber,
ob von Seiten der Staatsbaumeister etwa die erforderliche Auf
merksamkeit außer Augen gelassen wurde, wird die einageleitete
Untersuchung Klarheit schaffen.
Berichte aus verschiedenen Städten.
Berlin. In dem letzten Quartal des vorigen Jahres
vurden 619 Baugesuche der Zustimmung der Straßenbau—
Polizeiverwaltung unterbreitet, dazu treten noch 48 unerledigte
aus dem vorhergegangenen Viertelijahr. Von diesen 667 wurden
364, und zwar 283 größere Um- und Neubauten, 281 kleinere
Bauten, Dampfkessel und andere Anlagen ꝛc., bewilligt, 13 wurden
ibgelehnt, 10 zurückgezogen und 80 blieben unerledigt. Von den
zenehmigten Projekten entfallen 293 auf das rechte uund 271 auf
das linke Spreenfer. Die Gesammtzahl der im Jahre 1883 durch
die Straßenbau-Polizeiverwaltung genehmiaten Proiekte beträgt
2794 gegen 1875 im Jahre vorher.
Berlin. Der Verein zur Beschaffung billiger
Wohnhänser hielt am 29. Jannar unter Vorsitz des Kanzlei—
raths Hauptmann Schindler im oberen Saale des Restaurants
Waßmann seine Generalversammlung ab. Der Verein, der den
öblichen Zweck verfolgt, Leuten aller Stände, vor Allem aber
Beamten und Lehrern den Erwerb eines eigeuen Heims in einem
»er Vororte Berlins zu erleichtern, hat seit seiner im Herbst 1881
rrfolgten Konstituirung schon recht erfreuliche Resultate aufzuweisen
Dank seiner Anregung, und mit seiner Unterstützung sind in Frie—
denau 20, in Steglitz 10 und in Lichterfelde 3 Einfamilienhäuser
exbaut worden. Jede der einzelnen Parzellen hat etwa einen
Umfang von 70 Quadratruthen. Der Preis pro Quadratruthe
hetrug in Friedenau 50 bis 60 und in Sieglitz, wo die Mitglieder
sich in der Nähe des sogenannten Fichtenberges niedergelassen,
33 M. Der Baupreis eines Wohnhauses mit fünf bis sechs
Zimmern stellte sich auf 10500 bis 12000 M. Die schwierigste
Aufgabe war die Beschaffung billiger Hypotheken. Die Hypotheken—
Besellschaften sind bekanutlich nicht geneigt, derartige Grundstücke
u beleihen und wollten sich auch dem Verein gegenüber nicht
dazu verstehen. Die Frage wäre vielleicht kaum zu lösen gewesen,
venn nicht der Staatsminister v. Goßler, der den Bestrebungen
»es Vereins die lebhaftesten Sympathien entgegenbrachte, bereit
Konkurrenzwesen.
Preisbewerbung zur Errichtung einer Bade—
und Waschanstalt zu Saarbrücken. Das Preisgericht
hat über die eingegangenen 15 Entwürfe entschieden und ertheilt:
1. den ersten Preis mit 300 Meik. an die Firma Dietrich und
Voigt in München;
2. den zweiten Preis mit 200 Mk. an Herrn Architekt Runk
witz in Frankfurt a. M.;
3. den dritten Preis mit 100 Mk. an die Herren Architekten
Dr. W. Bäumer und Panl Pfäfflin in Bad Freinsbach
bei Oppenau.
Die übrigen Entwürfe werden den Herren Bewerbern zurück—
gesandt. Soweit uns dieselben anonmm eingereicht wurden, sind
Ängdaben über die betr. Adressen erforderlich.
J. A.
Franz Woas. ——
Rezeptenkasten.
Zum Kitten von Holz und Porzellan eignen sich
jach der D. Ind.-Z. die sogenannten Kaseinkitte. Es wird frisch
lelöschter Kalk mit frisch bereiteten Käse zusammengerieben. Man
rhält einen Kitt, der mit der Zeit bedeutende Festigkeit aunimmt.
Dderartige Mischungen erhärten bald, müssen daher nach der Be—
eitnng schnell verbraucht werden. Für Glas- oder Porzellan—
segenstände empfiehlt sich ein Zusatz von Wasserglas, es genügt
ber auch eine einfache Lösung von Kasein in Wasserglaslösung
die Verhältnisse für den Kasein-Kalkkitt sind: 100 madgerer Käse