Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

Berichte aus verschiedenen Städten. — Konkurrenzwesen. — Rezeptenkasten. 
diejenigen Fabrikanten, welche diese Wahrheit noch nicht erkannt 
hjaben, werden im Laufe der Zeit durch Lehrgeld zur Einsicht 
'ommen. 
Man könnte nun darüber verschiedener Ansicht sein, ob es ge— 
chäftlich richtig, stets das Beste zu wollen, wenn damit kein pekuniärer 
Erfolg zu erzielen möglich ist. 
Die technischen Erfolge werden dadurch aber in keiner Weise 
eeinträchtigt, und diesen allein gilt unsere Anerkennung. 
Das traurige Ereigniß fordert jedeufalls die Aufmerksamkeit 
aller Interessenten heraus und zwingt, diejenigen Lehren daraus 
zu foigern, welche zum besseren Gedeihen und Bestehen unserer 
Industrie führen können, führen müssen. Nehme jeder seinen 
Theil, und dem Ganzen ist geholfen. 
Möge mit dem traurigen Fall der Wendepunkt gekennzeichnet 
verden, 'an welchem vollstaͤndige Umkehr gehalten wird auf allen 
Seiten. Die Fabrikanten mögen gewissenhaft fabriziren und 
gewissenhaft rechnen. 
Die berufenen Techniker und Behörden mögen sich überzeugen, 
daß nicht ein Verblendmaterial ist, wie das andere, daß also auch 
nicht die Preise gleich sein können, bei öffentlichen Submissionen 
verfe man nicht alles in einen Topf und schaffe dadurch ein 
alsches Resultat zum Nachtheil für alle Theile. 
Wird dann noch von berufenen Architekten und Baubehörden 
eine gesunde Terrakotten-Architektur gepflegt, wie sie sich ja in so 
zielen schönen Beispielen der letzten Jahrzehnte präsentirte, so kann 
die Kunstziegelfabrikation wieder zu einem lohnenden, vielleicht 
»lühenden Iudustriezweige werden, wie sie es verdient, und es 
önnen auf die villigste Weise Kunstdenkmäler geschaffen werden, 
vwvie man sie mit gleich geringen Geldmitteln und bequemer Her— 
tellungsweise aus keinem anderen Material schaffen kann. 
Wenn diese Zeilen die berufenen Kreise nur einigermaßen 
inregen, so ist der Zweck derselben erfüllt, und es möge in der 
zu erhoffenden Besserung die schmerzliche Thatsache, welche Ver— 
utsung zum Niederschreiben derselben gegeben hat, überwunden 
verden. 
Die geneigten Leser werden mit mir gewiß gerne Lauban, 
peziell Herrn Augustin, dessen Fabrikate uͤberall Zeugen eben— 
owohl seiner Gewissenhaftigkeit, als seiner Fachkenntniß bleiben, 
n bestem Andenken behalten, mir ist nicht ein einziges Bauwerk 
»ekaunt, bei welchem seine Kunstziegel den Einflüssen unseres Klimas 
ich nicht vollständig gewachsen zeigen, und wenn auch er selbst 
zgebrochenen Muthes aus unserem Fachkreise scheidet, seine Bau— 
verke werden für immer ein leuchtendes Vorbild für unser Wirken 
ind Streben bleiben. 
5u— 
gewesen wäre, aus ihm zur Verfüqung stehenden Fonds Gelder, 
etwa im Gesammtbetrage von 100000 M., den Mitgliedern aui 
t/4 prozentige erste Hypotheken herzuleihen. An die Berichte 
nüpfte sich eine längere Diskussion, in der u. A. auch die Ein— 
richtung von Omnibuszügen befürwortet wurde. Mit der Leitung 
des Vereins wurde wiederum der Kanzleirath Hauptmann Schindler— 
Steglitz betraut. 
Erfurt. Auf die in dem Artikel „Zur Baugewerkschul— 
frage“ in Nr. 5 der geschätzten Zeitschrift erwähnte Vorstellung 
der städt. Behörden hat der Herr Minister seine Bereitwilligkeit 
ausgesprochen 
1. das Schulgeld für die Baugewerkschule auf 50 Mk. und 
15 Mk. für die Zeichenmaterialien und Lehrhefte dauernd 
zu ermäßigen; 
das Schulgeld für die Zeichen- und Modellirschule auf 
30 Mek. festzusetzen und 
durch die feste Anstellung der Lehrer die Festigung der 
Anstalt herbeizuführen. 
Die städt. Behörde wurde in demselben Reskript aufgefordert, 
uu beschließen, welchen Maximalbetrag dieselbe für die Folge leisten 
volle, da durch die Einrichtung der 4. Klasse ein anderer Etat 
erforderlich sei. Anstatt nun einen geringen Beitrag (etwa 5000 M. 
»der auch nur das Schulgebäude zu bewilligen, hat die Stadt 
erordneteu-Versammlung auf Antrag des Magistrats in ge— 
jeimer Sitzung einstimmig beschlossen, weder einen Baar— 
uschuß leisten, noch das Schulgebäude hergeben zu wollen. 
Hamburg. (Berliner Panorama.) Die Ban-Depu— 
ation hat zur Aufstellung des großen Panoramas, das Wildbad 
Hastein darstellend, welches auf der Hygiene Ausstellung in Berlin 
var, ihre Erlaubniß bereits ertheilt, und zwar für den Platz auf 
»em Reepergebiet zwischen der St. Pauli-Halle und dem Käse— 
auschen-Etablissement. Polizeilicherseits wird wohl ebenso wenig 
iin Bedenken gegen die Aufstellung des Panoramas vorliegen. 
Nach erfolgter Genehmigung seitens dieser Behörde soll sofort mit 
der Aufstellung vorgegangen werden. 
Straßburg i. E. Vor wenigen Tagen ist zu Buchs— 
veiler in einem Staatsbau-Neubau des dortigen Gymnasiums ein 
Theil der Korridore gerade in dem Moment durch Absplitterung 
iines Balkens eingestürzt, wo der banleitende Architekt Job, ein 
zeborener Heidelberger, die Inspektionskommission in die neu her— 
gestellten Räume einführen wollte; sämmtliche Meitglieder dieser 
dommission stürzten viele Meter tief hinab, wobei der Notar und 
Bürgermeister von Buchsweiler, Kellermann, so schwere Ver— 
etzungen erlitt, daß er Tags darauf starb. Auch Gymnasial-— 
direktor Haegele nebst zwei anderen Personen soll schwer verletz! 
sein. Ueber die Entstehung des Unglücks und insbesondere darüber, 
ob von Seiten der Staatsbaumeister etwa die erforderliche Auf 
merksamkeit außer Augen gelassen wurde, wird die einageleitete 
Untersuchung Klarheit schaffen. 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. In dem letzten Quartal des vorigen Jahres 
vurden 619 Baugesuche der Zustimmung der Straßenbau— 
Polizeiverwaltung unterbreitet, dazu treten noch 48 unerledigte 
aus dem vorhergegangenen Viertelijahr. Von diesen 667 wurden 
364, und zwar 283 größere Um- und Neubauten, 281 kleinere 
Bauten, Dampfkessel und andere Anlagen ꝛc., bewilligt, 13 wurden 
ibgelehnt, 10 zurückgezogen und 80 blieben unerledigt. Von den 
zenehmigten Projekten entfallen 293 auf das rechte uund 271 auf 
das linke Spreenfer. Die Gesammtzahl der im Jahre 1883 durch 
die Straßenbau-Polizeiverwaltung genehmiaten Proiekte beträgt 
2794 gegen 1875 im Jahre vorher. 
Berlin. Der Verein zur Beschaffung billiger 
Wohnhänser hielt am 29. Jannar unter Vorsitz des Kanzlei— 
raths Hauptmann Schindler im oberen Saale des Restaurants 
Waßmann seine Generalversammlung ab. Der Verein, der den 
öblichen Zweck verfolgt, Leuten aller Stände, vor Allem aber 
Beamten und Lehrern den Erwerb eines eigeuen Heims in einem 
»er Vororte Berlins zu erleichtern, hat seit seiner im Herbst 1881 
rrfolgten Konstituirung schon recht erfreuliche Resultate aufzuweisen 
Dank seiner Anregung, und mit seiner Unterstützung sind in Frie— 
denau 20, in Steglitz 10 und in Lichterfelde 3 Einfamilienhäuser 
exbaut worden. Jede der einzelnen Parzellen hat etwa einen 
Umfang von 70 Quadratruthen. Der Preis pro Quadratruthe 
hetrug in Friedenau 50 bis 60 und in Sieglitz, wo die Mitglieder 
sich in der Nähe des sogenannten Fichtenberges niedergelassen, 
33 M. Der Baupreis eines Wohnhauses mit fünf bis sechs 
Zimmern stellte sich auf 10500 bis 12000 M. Die schwierigste 
Aufgabe war die Beschaffung billiger Hypotheken. Die Hypotheken— 
Besellschaften sind bekanutlich nicht geneigt, derartige Grundstücke 
u beleihen und wollten sich auch dem Verein gegenüber nicht 
dazu verstehen. Die Frage wäre vielleicht kaum zu lösen gewesen, 
venn nicht der Staatsminister v. Goßler, der den Bestrebungen 
»es Vereins die lebhaftesten Sympathien entgegenbrachte, bereit 
Konkurrenzwesen. 
Preisbewerbung zur Errichtung einer Bade— 
und Waschanstalt zu Saarbrücken. Das Preisgericht 
hat über die eingegangenen 15 Entwürfe entschieden und ertheilt: 
1. den ersten Preis mit 300 Meik. an die Firma Dietrich und 
Voigt in München; 
2. den zweiten Preis mit 200 Mk. an Herrn Architekt Runk 
witz in Frankfurt a. M.; 
3. den dritten Preis mit 100 Mk. an die Herren Architekten 
Dr. W. Bäumer und Panl Pfäfflin in Bad Freinsbach 
bei Oppenau. 
Die übrigen Entwürfe werden den Herren Bewerbern zurück— 
gesandt. Soweit uns dieselben anonmm eingereicht wurden, sind 
Ängdaben über die betr. Adressen erforderlich. 
J. A. 
Franz Woas. —— 
Rezeptenkasten. 
Zum Kitten von Holz und Porzellan eignen sich 
jach der D. Ind.-Z. die sogenannten Kaseinkitte. Es wird frisch 
lelöschter Kalk mit frisch bereiteten Käse zusammengerieben. Man 
rhält einen Kitt, der mit der Zeit bedeutende Festigkeit aunimmt. 
Dderartige Mischungen erhärten bald, müssen daher nach der Be— 
eitnng schnell verbraucht werden. Für Glas- oder Porzellan— 
segenstände empfiehlt sich ein Zusatz von Wasserglas, es genügt 
ber auch eine einfache Lösung von Kasein in Wasserglaslösung 
die Verhältnisse für den Kasein-Kalkkitt sind: 100 madgerer Käse
	        

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