Sin Beitrag zum Submissionswesen. —
Ein Beitrag zum Submissionswesen.
Der in Nr. 103 der „Deutschen Bauzeitung“ enthaltene
Beitrag: zur Frage der Handhabung des Submissionswesens ent—
hielt verschiedene Forderungen und Grundsätze, über welche der
derr Verfasser schätzenswerthe Bemerkungen beigefügt hat. Er
agt unter anderm: „Die Behörden stehen den Unternehmern gegen—
über sehr häufig nicht auf dem Standpunkte eines gleichberechtigten
Kontrahenten, sondern auf, dem Standpunkte eines Machthabers,
welcheni der Unternehmer sein Schicksal vollständig anzuvertrauen
habe“.
Zu dieser Auslassung kann der Unterzeichnete aus seiner
Praxis als Unternehmer einen Fall vorführen, der seine Erledi—
zung auf dem Beschwerdewege selbst in der höchsten Instanz nich!
gefunden hat, und welcher deshalb den geneigten Lesern zur Be—
Irtheilung vorgeführt wird. Bei der Ausführung von größeren
Hauarbeilen hatte derselbe einen Vertrag mit der betreffenden
Behörde abgeschlossen, welcher in den speziellen Bedingungen fol⸗
sende Sätze enthält: Die zwar sorgfältige aber nicht garantirte
Berechnung der Ausschachtung balanzirt mit der Anschüttung.
Derselben ist ein vermittelter Bauhorizont zu Grunde gelegt. Der
ermittelte Bauhorizont ist auf Grund eines von dem aufgenom—
nenen kotirten Plane der Baustelle auf — 450 m am Pegel
estgesetzt. Diesen kotirten Plan und die Festsetzung haben die
Unternehmer sorgfältig zu prüfen und anzuerkennen.
Abweichungen von den Koten des Projektes sind unter keinen
Umständen statthaft. Die Ausschachtungen und Anschüttungen inkl.
Sackmaß müssen vollkommen projektmäßig ausgeführt werden und
ist sowohl für Fortschaffung des etwa überschüssigen Bodens, wie
für Beschaffung des fehlenden Bodens durchaus auf eigene Kosten
Sorge zu tragen, erhalten jedoch nicht mehr als die von der be—
rechneten, zur Fertigstellung der Schüttung erforderliche Masse der
Ausschachtung ohne Rüchksicht auf irgend welche Reklamation ver—
gütet.“
Bei Ueberwerfung der Baustelle wurde der kotirte Plan zur
Prüfung nicht ausgehändigt und als sich herausstellte, daß das
Terrain erheblich tiefer lag, das Verlangen dieses Planes, mit
dem Bemerken, daß ein solcher nicht vorhanden, beantwortet.
Aus der tieferen Lage des Terrains ergab sich, daß an Ab—
rag viel weniger und an Auftrag viel mehr nöthig wurde, wo—
durch- das kontraktliche Versprechen „daß Ausschachtung mit der
Anschüttung balanzirt“ vollständig hinfällig wurde und deshalb
zon Beschaffung des fehlenden Bodens ꝛc. auf eigene Kosten durch—
aus keine Rede sein konnte
Durch dieses Vorkommniß wurden die Bodentrausporte ganz
andere, es waren Umwege und Interimsbrücken nöthig und
außerdem wurde die vorgeschriebene Bandisposition hinfällig und
damit die Generalunkosteü bedeutend höher. Auf alle diese Um—
stände will die Behörde nicht eingehen, sie ist sogar sehr entrüstet
darüber, daß sich ein Unternehmer eine besondere Forderung dafür
erlaubt. — Sie hielt, um einen Druck auszuüben, die Zahlungen
zurück, trotzdem die Bedingungen folgendermaßen darüber sprachen:
„In' den Zwischenperioden, bevor eine Abnahme und Ver⸗
rechnung von Arbeiten angängig ist, können auf die ausgeführten,
aber noch nicht zur Abnahnie fertig gestellten Arbeiten oder
Lieferungen bei vollkommen zufriedenstellenden Leistungen, Ab—
chlagszahlungen geleistet werden, welche jedoch „drei Viertel“ des
wirklichen Werthbetrages nicht übersteigen sollen und vom ....
Jusdrucklich als zulässig bezeichnet sein müssen“ und begründet die
Nichtgewährung der Zahlung damit, daß das Wort „können“
dieses Verfahren rechtfertigt. Der Unternehmer muß unter diesen
Umständen, üm zahlungsfähig zu bleiben und noch weitere Zins—
verluste zu vermeiden, den unberechtigten Forderungen nachgeben
und fich nach dem Belieben der Behörde abfinden lassen.
Aus der ganzen Sachlage muß man annehmen, daß der
—DD0———
und solche vollständig darauf ausgegangen ist, eine Täuschung des
Unternehmers hervorzurufen, um ihre eigenen, Nachlössigkeiten zu
berdecken. Ansiatt den Beamten, der die bezüglichen Aufnahmen
besorgt, persönlich verantwortlich zu machen, sucht man den Fehler
auf diese Weise zu vertuschen.
Ein gesunder Zustand ist dieses nicht, und kann unter solchen
Amständen die sorgfältigste Kalkulation nichts helfen, wenn schon
in Folge der unrichtigen Unterlagen für die Submission ein Vor—
wei oder Nachtheil für den Uüternehmer hervorgerufen werden
ann. —
Ich richte an meine Herren Kollegen die Frage: auf welchem
anderen Wege die Behörde zur Rechenschaft zu ziehen ist, ohne
einen langwierigen Prozeß anzustrengen.
M?eichede a. d. Ruhr. Februar 1884
A. Mackee.
Die Grundrißgestaltung der Schulgebäude.
32
Die Grundrißgestaltung der Schulgebäude.
(Gierzu 13 Fig.)
(Forts.)
Eine Möglichkeit hier bequem auszukommen, liegt allerdings
noch vor und diese beruht darin, daß, um der Aula eine größere
Tiefe geben zu können, in deren Höhenlage der davor liegende
Korridor mit zu dem Raume hinzugezogen wird. Diese Möglich—
keit kann aber wiederum nur eintreten, wenn das Treppenhaus
der Fig. 4 soweit zurückgelegt wird (siehe Fig. 5), daß sich vor
der Aula nach Hinwegnahme des Korridors noch ein genügend
zroßes Podest, von mindestens 2,5 mm Breite schaffen läßt und
venn außerdem in der Etage, in welcher die Aufa liegt, keine
dlassenzimmer mehr liegen, weil andernfalls dieselben durch die
Aula getrennt würden und also diese als Passage dienen müßte.
Aus diesen Erörterungen geht hervor, daß die dem Vestibül
zur Seite liegenden Klassen durch ihre Maßverhältnisse nicht nur
ie Größe des Vestibüls, sondern auch die der Aula hindernd be—
einflußen, so daß sie aus der Raumgrnppe, welche in den oberen
Ftagen die Aula bilden soll, fortgelassen werden müssen.
Da nun ferner die Schule zu irgend welchem anderen Zweck
ils zum Unterricht sehr tiefe und schmale Räume, wie sie sich
neben dem Vestibül im Mittelbau ergeben würden (Fig. 1, 2, 3),
»bensowenig gebrauchen kann, ist man dazu gekommen dem Vestibül,
die ganze Breite des Mittelbaues zu geben, und um diese Raum—
»erschwendung zu beschönigen, hat man gesagt, die Würde des
Hebäudes und die Repräsentation erfordern eine solche Groß—
artigkeit des Haupteinganges. Dies die Entstehung der Grundriß
Disposition fuͤr Gumnasien, Real- und andere Schulen
*
Von der weiter oben besprochenen Unzweckmäßigkeit der üb—
ichen Korridoranlagen ausgehend und die dabei hervorgehobenen
Punkte der Reihenfolge nach berücksichtigend, werde nun versucht
zine Lösung zu fiuden, welcher die aufgezählten Nachtheile nicht
inhaften, ohne daß sie an Vortheilen einzubüßen hat. Demgemäß
st zunächst die Bedingung zu erfüllen, die Korridore bei ungün—
tigem Wetter zum Aufenthalt der Schüler während der Pausen
eeignet zu machen, also jede Verschlechterung der Luft und ebenso
eden Zug zu vermeiden. Dies wird offenbar erreicht, wenn der
anggestreckte Korridor jeder Etage nach nebenstehender Fig. 6 um
inen durch alle Stockwerke hindurch und bis über Dach gehenden
Mittelraum Muägelegt und nach diesem gang frei geöffnet wird,
vährend einerseits direktes Seitenlicht in der ganzen Länge einer
Zeitenwand und direktes seitliches Oberlicht in der Länge aller
bäSeitenwände eingeführt, für voll ausreichende Beleuchtung sorgt,
denu dieser große einzige Raum mit seiner bedeutenden Höhe er—
ziebt eine vorzügliche natürliche Ventilation und gestattet die be—
wueme Abführung aller schlechten Luft nach oben hin.
Stellt man sich jetzt unter diesem von den Korridoren um—
chlosseneu Raum eiu großes Treppenhaus vor, so erhält man
ofort die für Gebäude nutzbare Anwendung dieses Prinzips.
Ddasselbe bei dem schematischeu Grundriß Fig. 7 angewendet, zeigt
ofort, wie selbst bei kleineren Anlagen und bei einfachster Aus—
tattung in dem Gebäude ein Meittel- und Hauptraum geschaffen
vird, der einen großartig monumentalen Eindruck hervorbringt,
ohue daß er besoudere Kösten verursacht. Vestibül, Treppenhaus
ind Korridore sind hier zu einem einzigen Raum vereinigt, dessen
zentrale Lage eine leichte Uebersichtlichkeit und bequeme Zugäng—
ichkeit aller Räume gestattet. Die Heizanlage wird hier eine
virklich zentrale und ist von einer einzigen Stelle aus leicht zu
'edienen; in Folge dessen reduziren sich die Anlage- und Betriebs⸗
osten auf ein Minimum. Der Verlust an Wärme durch Trans—
nission der Außenwände des Korridors ist ebenfalls sehr viel ge⸗
inger als bei der Anlage nach Fig. 143. In demselben Maße
ermindern sich auch die Baukosten dadurch, daß die umschließenden
Außenwände der Korridores fast ganz fortfallen und an ihre Stelle
ediglich Pfeiler und Bögen treten, welche die Korridore nach dem
Treppenhause zu offen lassen. Fig. 8. Endlich aber wird auch
Firch eine derartige Raumdisvosition die Gesammtfläche der Korri—