Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

35 Terra-Cotta und ihre Anwendung in der Architektur. — Ueber die Beseitigung und Verwerthung der Abfallstoffe in Städten. 136 
Städte finden und zwar langsam, aber unwiderstehlich die här— 
esten natürlichen Bausteine angreifen und deren allmälige Ver— 
vitterung herbeiführen. — Die vollkonmen tadellosen Fund⸗ 
tücke guter Terra-Cotta Gegenstände in den Ruinen von Niniveh 
uind Bäbylon, die Ueberbleibsel römischen und griechischen Ursprungs 
ind schließlich die Bauwerke der letzten Jahrhunderte, an denen 
iich die Terra Cotta-Theile wie neu erhalten haben, während der 
n Verbindung damit angewendete Backstein schon mehr oder we— 
niger stark verwittert ist, geben allerdings nur einen Beweis 
zafür, daß man es in früheren Zeiten verstanden hat, eine vor— 
zügliche Terra-Cotta herzustellen, wir sind aber nach den direkt 
ingestellten Vergleichen zwischen alter und neuer Terra-Cotta und 
iach den Versuchen, welche auf wissenschaftlicher Basis gemacht 
vurden, vollkommen berechtigt zu der Annahme, daß die gut fa— 
»rizirte Terra-Cotta der Jetztzeit jenen alten Stücken in Nichts 
iachsteht. 
2. Terra Cotta ist unzerstörbar durch Feuer, wofür schon 
der Umstand spricht, daß die Waare ihre Vollendung in der 
Weißglühhitze erhält und wofür auch vielfache Erfahrungen seit 
»en ältesten Zeiten anzuführen sind. 
3. Terra-Cotta widersteht dem Wechsel der Temperatur in 
oorzüglicher Weise und schützt vollkommen gegen das Eindringen 
»es Wassers in die damit bekleideten Mauern. 
4. Terra Cotta hat eine große Druckfestigkeit, die der eines 
zuten Sandsteins und eines mitileren Granits mit ca. 400 Tonnen 
ver Fuß gleichkommt und etwa sieben Mal so groß ist als die 
her vorzüglichsten Backsteine. 
5. Terra-Cotta ist unter gleichen Umständen, d. h. da, wo 
nicht großer Transport einen unverhältnißmäßig großen Kosten— 
zuschlag bedingt, billiger als guter natürlicher Baustein, namentlich 
»ei reicher Ornamentation oder wenn eine größere Anzahl sich 
wiederholender Ornamente angewendet werden. Der Preis für 
einfache Stücke oder solche reicher verzierten Gegenstände, für 
velche eine so große Anzahl von gleicher Form bestellt wird, daß 
sich die Modellkosten fiür das einzelne Stück auf ein Minimum 
»erechnen, ist ca. 2 Shilling pro Kubikfuß, kann aber je nach 
Zeichnung und Ausführung auf das Vielsache dieses Betrages 
ich steigern, da schon die Modellkosten das Mehrfache aller übrigen 
Arbeitskosten betragen können, und damit kommen wir 
6. Auf den großen Vorzug, welchen die Terra⸗Cotta bietet für 
»rnamentale Anwendung in welcher sie zusammen mit den ange— 
ührten werthvollen Eigenschaften jedem andern Banmaterial über— 
egen ist. Es betrifft dies ebenso die Meöglichkeit der leichten 
Herstellung einer großen Anzahl von Stücken nach demselben 
Modell, als die ungemein große Plastizität und Bildungsfähigkeit 
des Materials, welche zu kuͤnstlerischer Behandlung desselben gleich— 
am herausfordern und dem künstlerisch angelegten Architekten und 
Bildhauer gestatten, sein Meisterwerk direkt nach seiner Idee und 
Auffassung zu formen und genau nach derselben zur Ausführung 
zu bringen, ohne abhängig zu sein von Arbeitern, welche nur in 
der Technik der mehr mechanischen Handarbeit und nicht im 
Stande sind, einer höheren künstlerischen Auffassung zu folgen und 
den Formen entsprechendes Leben zu verleihen. 
Ueber die Beseitigung und Verwerthung der 
Abfallstoffe in den Städten. 
Die Mieromembran-Filtrationsmethode 
nach dem System des Ing. Fr. Breyer.*) 
(Hierzu 3 Fig.) 
In Nr. 36 dieser Zeitung des vorigen Jahres ist die Me— 
hode der Beseitigung und Verwerthung der festen Abfallstoffe in 
en Städten nach der Methode des Ingenieurs Breyer näher be— 
chrieben worden, die dünnflüssigen Abflußwässer fließen hier, wie 
n der Beschreibung, und beigesügten Zeichnung Seite 576 Fig. 2 
dargestellt ist, durch das Jauchenrohr 5 in das Thonrohr' der 
Straße ab. Da nun aber dieses noch mit Organismen ge— 
chwängerte Abflußwasser nicht geeignet sein dürfte, so ohne Weiteres 
n öffentlichen Flußläufen aufgenommen zu werden und die Flüsse 
in der Nähe von großen Städten schon unendlich unter dieser 
Kalamität leiden, ist es Aufgabe des Technikers, das Abflußwasser 
crart zu reinigen, daß durch dasselbe eine Verunreinigung der 
»ffentlichen Flußläufe nicht stattfinden kann. Alle bis dato vor— 
Jeschlagenen Verfahren der Klärung und Filtration find als un— 
praktisch und zu kostspielig zu bezeichnen, wenn es sich darum 
handelt, in größerem Maßstabe das eine oder andere Verfahren 
einzuführen. Die Sandfiltration, Torffilteation u. s. w. 
davon nicht ausgeschlossen. 
* 3 5 12 — 
znnen ) Wir freuen uns. über diese wichtige Erfindung zuerst referiren zu 
Pie Me⸗ 
In London sind Sandfilter nothwendig geworden zur Be— 
chaffung von einigermaßen brauchbarem Trinkwasser von einem 
Flächeninhalt von 400 000 qm oder ungefähr 160 Magdeburger 
Uorgen.) 
— den großen Städten sind Millionen von Mark 
röthig, um Wasser in brauchbarem Zustande zu schaffen und das 
ibfließende Brauchwasser zu beseitigen. Die Rieselwirth— 
chaft wird sich in Zukunft als total verfehlt erweisen, das ab— 
ließende Rieselwasser ist nur so lange als halb gereinigt zu be— 
rachten, als der Boden durchlässig ist, und werden sehr kostspielige 
Unlagen nothwendig werden, dieses Abflußwasser so abzuleiten, daß 
ꝛs Niemand schadet oder lästig wird. Die Mikrokosmen, welche 
in jedem Wasser enthalten sind und welche, wie die Wissenschaft 
iachgewiesen hat, zur Verbreitung von Infektionskrankheiten 
vesentlich beitragen und die so klein sind, daß sie mit bloßem 
Auge nicht sichtbar sind, gehen beim Sandfilter noch alle durch, 
»a thatsächlich durch die gedachten Filter nur jene groben Ver— 
imreinigungen eutfernt werden, welche mit freiem Auge sichtbar 
ind und das Wasser aus diesem Grunde oft ungenießbar er— 
cheinen lassen. Enthält das zu filtrirende Wasser jenen feinen Thon, 
velcher insbesondere bei starken Niederschlägen in allen fließeuden 
Bewässern, sogar auch in großen Teichen und Brunnen erscheint, 
o wird der Thon anfänglich jedes Sandfilter, ebenso auch die 
neisten Kohlenfilter durchsetzen und im filtrirten Wasser erscheinen, 
ieses milchig färbend und bei länger andauernder Filtration den 
zand- sowie den Kohlenfilter völlig in seinen Hohlräumen aus— 
üllen und zur weiteren Filtration unfähig machen. Die Trübung 
es filtrirten Wassers durch Thonerde beweist jedoch auch zugleich, 
daß in Gesellschaft der Thonerde alle jenen kleinen 
riederen Organismen, welche das unfiltrirte Wasser 
enthalten hat, mit in das filtrirte Wasser überge— 
zangen sind. 
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Die Gleichheit, Feinheit, gepaart mit einer großen Durch— 
ässigkeit und Porosität, ist die Grundbedingung eines jeden mechä— 
rischen Filters. Die feinsten Fäden, welche überhaupt gesponnen 
verden, sind der Kokonfaden der Seidenraupe und der Spinne— 
aden. Einen noch viel feineren Faden bietet bei geeigneter Be— 
sandlung der Asbest. In nebenstehenden Skizzen sind die ver—⸗ 
hiedenen Fäden in 1000-facher linearer Vergrößerung im Ver— 
ältniß dargellt. Der Glaswollfaden hat O,0182 mn, der Kokon— 
aden O,0075 mm, ein Spinnefaden 0,00275 mm, der Asbest- 
aden 0,00012 bis 0, 0005 wm Dicke. Eine oder mehrere 
eine Lagen dieser Asbestfäden, resp. ein angefertigtes 
vßewebe würde das technische Hilfsmaterial bilden, 
velches nöthig ist, um die mechänische Zurückhaltung 
er niederen Organismen, welche bei derselben Ver“ 
rößerung in der Dimension eines Hirsekorns er— 
heinen würden, zu bewirken. Diese Erkenntniß hat den In— 
enieur Breyer veranlaßt, sein eigenartiges Mikromembran— 
gilter Smstem zu konstruiren, und sind die damit angestellten 
Zersuche vom großartigsten Erfolg gekrönt gewesen. 
Das uzig richtige Filtrirverfahren besteht darin, die 
steibungswidersüünde zwischen Filtrum und dem Filtrat auf das 
eringste Maß zu reduziren, also keine langen Filterwege, welche 
ich auch sehr leicht mit den zurückgehaltenen Körpern verschmieren, 
ondern die mechanisch dünnsten Filterwände anzuwenden. Es ist 
iun folgender Apparat konstruirt? 
Feines Messingdrahtgewebe wird zunächst auf eigenthümliche 
Veise, auf einen mehr oder weniger großen Metallrahmen oder 
Metallrost gespannt und dann auf galvanoplastischem Wege ver⸗ 
upfert und schließlich der Dauerhaftigkeit wegen vernickelt. Hier⸗ 
purch werden die Gitterstäbe des Siebes an ihrnen Berührungsstellen 
zurch die galvanische Verkupferung metallisch verbunden wodurch
	        

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