Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 44, Bd. 3, 1884)

149 Ueber die Beseitigung und Verwerthung der Abfallstofse in Städten. — Ein Beitrag zur uneingeschränkten Submission im Bauwesen. 150 
Ueber die Beseitigung und Verwerthung der 
Abfallstoffe in den Städten. 
Die Mikromembran-Filtrationsmethode 
nach dem System des Ing. Fr. Breyer.*) 
Dierzu 3 Fig.) 
(Schluß.) 
Wasserfäden von der oben besprochenen Feinheit, würden an 
der freien Luft so feine Dunstbläschen erzeugen, daß sofort eine 
Verdampfung derselben eintreten müßte und in der That statt 
Wasser nur“ Wasserdampf aus dem Filter heraustreten würde 
Daß nun dies nicht geschieht, wird dadurch bewirkt, daß das 
Wasser, welches zu filtriren ist, durch eine vertikale Filter— 
wand hindurch geleitet, auf der Rückseite aufgestaut 
und mittelst eines Heberohrs nach aufwärts abgesaugt 
wird. Durch den vollständigen Abschluß von VLuft erfolgt 
keine Verdampfung, sondern ein gleichmäßiger Durchtritt 
des Wassers in unendlich vielen kleinen Wasserfäden und eine 
Verdichtung des Wassers und Aufstauung desselben bis zur Höhe 
der benutzten Filterfläche. 
In Fig. 1 ist eine Mikromembranwand in hoo Naturgröße, 
vie solche zur Filtration im größten Maßstabe verwendet wird 
dargestellt. In Fig. 3 ist der horizontale Querschnitt eines 
Doppel-Mikromembran-Systems nach der Linie a—b der Fig. 1 
zeschnitten gedacht, wobei die punktirten Linien bei muje ein 
Mikromembran-System zeigen und der Zwischenraum zwischen 
diesen beiden Systemen der Raum ist, in welchem das Filtrat 
zesammelt und nach aufwärts geführt wird. Die Fig. Z3 zeigt 
den Schnitt in . Naturgröße der Metallrahmen und zwar der 
Breite nach und den Schnitt von unten gesehen. Beier sind die 
Rahmen gezeichnet, auf welche die Metallgitter gespannt sind 
under zeigen die gußeisernen Rahmen, auf welchen die Membran— 
elemente zu Doppelsystemen montirt und mit den Verbindungs— 
schrauben r“ dicht zusammengezogen werden. Bei o sind in den 
jußeisernen Rahmen Löcher gebohrt, welche nur an dem oberen 
Rstande des Mikromembran-Doppelsystems vorhanden sind, um das 
filtrirte Wasser nach aufwärts mittelst Steigrohre oder Heber— 
ysteme abzuleiten. Bei o ist ein Theil der Oeffnung gezeichnet, 
in welchem das zu filtrirende Wasser zwischen den Rahmen ein— 
reten kann. Die gußeisernen Rahmen x werden mit dem Doppel⸗ 
Membram-System an Riemen dicht aneinander gefügt und bilden 
zusammengesetzt etwa 12 solcher Rahmen eine Filterglocke, in 
Fig. 2 mit Gebezeichnet, wie solche in größtem Maßstabe zur 
Filtration verwendbar sind. 
Mithin hat eine Filterglocke 12 Doppel-Membransysteme 
uus je 4 Membranelementen bestehend. Der Ausdruck Filter— 
glocke dürfte bezeichnend sein, weil der Apparat wie eine Glocke 
in das zu filtrirende Wasser eintaucht und erst durch Einströmung 
des Wassers in den Stauraum bezw. durch die Filtration des 
Wassers gefüllt wird. Diese Filterglocke hat bei e Fig. 2 zum 
Abströmen der Luft kleine Luftröhren. Die Aufhängevorrichtungen 
sind bei dieser Figur nicht gezeichnet. Es sind 2 Filterglocken 
berbunden, in ein Reservoir getaucht, welches durch das Rohr 8 
mit zu filtrirendem Wasser gespeist wird. Beinc ist ein Sammel— 
kanal angebracht, in welchem das filtrirte Wasser durch das Rohr f 
zesammelt wird, um abgeleitet zu werden. Bei c ist ein Schlamm⸗ 
sack mit einem Saugrohr zum Abpumpen des Schlammes ge— 
zeichnet. 
Der Apparat Fig. 2 ist in 1zo0 nat. Größe dargestellt. Je 
eine Filterglocke hat Iqm im horizontalen Schnitte und 48 qm 
effektive Filterfläche. Der Mikromembranfilter äußert seine filtri— 
rende Wirksamkeit so lange, bis sich eine mächtige Schicht von 
Körpern auf den beiden Außenwänden der Membransysteme ge— 
bildet hat. Die dann merkbare Abnahme der Durchlässigkeit zeigt 
dieses Stadium an. In diesem Falle giebt es mehrere Mittel 
die ursprüngliche Leistungsfähigkeit wieder herzustellen. Das erste 
und einfachste Mittel besteht im einfachen Abspülen der belegten 
Außenwände. Ein weiteres Mittel besteht darin, daß man einen 
kleinen Theil des bereits filtrirten Wassers dadurch wieder den 
Rückweg antreten läßt, daß man die im Reservoir Re(Fig. 2) 
befindliche unfiltrirte auslaufen läßt oder auspumpt, wodurch das 
filtrirte Wasser durch die Mikromembranwände in rücklaufender 
Bewegung. durchtreten muß, und somit alle fremden Körper, welche 
sich auf die äußeren Schichten derselben aufgelagert haben, mitreißt 
und abspült. Der dritte und letzte Weg der Herstellung der ur— 
sprünglichen Leistungsfähigkeit besteht darin, daß man die Mikro— 
membransysteme mit einem laugenhaften Wasser aussiedet, ent— 
weder durch direkte Erwärmung in Wasserkesseln oder mit Hülfe 
der Dämpfung in Dampfkesseln unter groößer Spannung und kann 
man zu diesem Behufe, ohne den geringsten Nachtheil für die La— 
jerung der Asbestschichten, bis zu einer Spannung von 10 Atmo— 
phären und darüber und bis zu einer Temperatur von mehr als 
200 C. gehen. Sollte auch diese Manipulation die ursprüngliche 
Durchlässigkeit nicht wieder herstellen, so ist anzunehmen, daß die— 
elben durch krystallinischen, kohlensauren oder schwefelsauren Kalk 
abgedichtet sind. Im ersteren Fall hilft eine schwache Säurung 
des Wassers mit Salzsäure bei gleichzeitigem Kochen oder Dämpien 
und im letzteren Falle hilit nur eine Neuherstellung der Asbest— 
chicht. Wenn nicht gerade sehr stark mit gelöstem schwefelsauren 
Kalk beladenes Wasser und zwar bei zunehmender Temperatur 
ältrirt wird, so dürfte eine vollständige Verkalkung mit schwefel— 
aurem Kalk wohl jemals eiutreten. Mit Leichtigkeit lassen sich 
die Filtertafeln ausschalten und durch neue ersetzen. Die voll— 
tändige Erneuerung der Tafeln dürfte etwa der ursprünglichen 
Inlage kosten, da die metallischen Best indtheile alle intakt bieiben. 
Die quautitative Leistungsfähigkeit der Mikro— 
membranwände stellt sich ungefähr wie folgt: 
Es wird als genügende Leistung angenommen, daß mit 
fseinster Thonerde milchig gefärbtes Wasser krystallhell heraus— 
flließt als Normalmaß der Dichtigkeit der Mikromembranen. 
Darnach ergiebt sich eine Leistung von filtrirtem Wasser für 1qem 
effekt. Fläche 556 khem und für 1qm 5565 Liter Wasser per 
24 Stunden. Die Geschwindigkeit resp. der Aufenthalt des 
Wassers zwischen den mikrolithischen Schichten beträgt 2—53 Se⸗ 
kunden. Es liefert mithin eine Filterglocke mit 48 Filtertafeln 
264 khmekrystallhelles Wasser per 24 Stunden, während 
die meisten Sandfilter per Quadrat-Meter Fläche nur 2 —21, kbm 
Wasser liefern, es ist also abgesehen von der qualitativen, eine 
hundertfache quantitative Leistung durch die Mikro— 
nembranfiltration gegenüber der Sandfiltration mög— 
sich. Für die Zwecke der Filtration des abfließenden Jauchen— 
und Hauswassers ꝛc., welches in die Flußläufe geführt werden 
oll, wäre eine so durchgreifende Filtration gar nicht einmal nöthig, 
da der Fluß selbst kein reines Wasser mit sich führt. 
Die Anlage des Filtrations-Systems einer ganzen Stadt 
vürde sich sehr leicht bewerkstelligen lassen, indem überall, je nach 
den Straßenzügen nur kurze und primitive Thonröhren nöthig 
wären bis zum nächsten Flußlauf. Es entfallen also sämmtliche 
veitläufigen kostspieligen Kanäle, welche mit der Zeit unbrauchbar, 
zerschlammt, durch viele Rohrbrüche undicht und nicht kontrollirbar 
ind, ihnen außerdem Druck und saugende Wirkung ernstlich nich 
zugemuthet werden kann. 
Berlhin, im Februar 1884. 
Ernst. 
Ein Beitrag zur uneingeschränkten Submission 
im Bauwesen. 
(Schluß.) 
Es ist doch sehr wohl denkbar, daß von 2 Unternehmern, 
velche alle guten Eigeunschaften für eine große Bauunternehmung 
in durchaus gleich hohem Grade besitzen, der eine durch günstige 
Einkäufe oder durch sonstige Verhältnisse im Stande ist, eine 
billigere Offerte abgeben zu können, als sein gleich geeigneter 
Konkurrent und alle übrigen Submittenten. Und nun soll derselbe 
von dem zu ertheilenden Zuschlage ausgeschlossen werden, nur weil 
er der billigste ist? In welchem Lichte würde es erscheinen, wenn 
ein so ausgeschlossener Unternehmer bereits bedeutende Bauaus— 
ührungen für dieselbe Behörde ausgeführt hätte, und zwar in 
durchaus zufriedenstellender Weise? Könnte es nicht gerade dem 
olidesten und befähigsten Unternehmer passiren, daß er eben seiner 
oliden und achtbaren Grundsätze wegen niemals eine Bauaus— 
ührung erhielte, weil er stets der billigste ist? Es kann doch 
keine Berechnung darauf Rücksicht nehmen, daß sie nicht die billigste 
wird? Die Forderung, unter allen Umständen den Mindest— 
'ordernden auszuschließen, ist also entschieden zu verwerfen, ebenso 
wie diejenige, den Innungs Mitgliedern eine bevorzugte Siellung 
»ei den Submissionen einzuräumen. 
Die von den Herren Evers & Mühlbach geforderte Ver— 
heimlichung der Submissionsresultate sowohl der Oeffentlichkeit 
jegenüber als gegenüber den Submittenten erscheint in keiner 
Weise zur Empfehlung geeignet. Die Steuerzahler haben ein 
Recht zu erfahren, welche Gebote abgegeben sind, um an der 
dand derselben prüfen zu können, ob von der betreffenden Behörde 
sder dem betreffenden Beamten nach jeder Richtung hin die 
Interessen der Steuerzahler gewahrt sind. Wenn auch der Oeffent⸗ 
ichkeit kein direkter Einfluß zusteht, auf spätere Submissionen der 
Behörde oder des Beamten, so hat sie doch einen indirekten Ein— 
luß nach mancher Richtung hin, sei es durch öffentliche Besprechung,
	        
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