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Literaturbericht. — Bautechnische Notizen.
vie schon bisher auf den anderen Gebieten des ökonomischen Ver—
kehres. Ueberdies soll diese Institution einen Mittelpunkt bilden
ür die Interessen und Bestrebungen der arbeitenden Klassen und
'o ein Gegengewicht für die immer mehr um sich greifende sozia—
istische und anarchistische Propaganda schaffen. Das Projekt für
die Arbeiterbörse hat in der letzten Zeit bereits greifbare Formen
angenommen, und beschäftigt man sich in Paris gegenwärtig in sehr
eruster Weise mit diesem Gegenstande. Die Arbeiterbörse soll auf
dem Terrain zwischen dem Quai des Stadthauses, der Kirche
AVV
Brosses errichtet werden, zu welchem Ende die auf demselben be—
indlichen Häuser expropriirt werden sollen. Das Gebäude wird
nis Eisen, Ziegeln und Glas hergestellt werden und nachstehende
Räumlichkeiten enthalten: Im Erdgeschoß eine Zentralhalle mit
zinem Flächenraum von 1280 Quadratmetern, in der sich der
Verkehr zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern abwickeln soll,
jerner fünf Säle von je 200 Quadratmetern, welche für die Ge—
aieralversammlungen der Arbeiter-Syndikats-Kammern (Gewerbe—
vereine) bestimmt sind, endlich fünf große Bureaux von 120 qm
Fläche für den inneren Dienst der Boͤrse. Das erste und zweite
Stockwerk wird zum mindesten achtzig Bureaux der Syndikats—
tammern beherbergen. Die Kosten des Baues sind mit zwölf
Meillionen Francs veranschlagt und sollen von der Stadt Paris
zetragen werden. Jeder der erwähnten fünf Säle und das an—
grenzende Bureau für die Beamten wird einer Klasse (Sektion)
»on Gewerben zugewiesen werden. Die erste Sektion wird das
zanze Baugewerbe, einschließlich der inneren Ausstattung der Ge—
—DD
die gesammte Eisenindustrie, Kunstschlosserei, Maschinenbau u. s. w.;
die dritte und vierte Sektion, die Bekleidungs- und Textilindustrie,
sowie die Bearbeitung von Lebensmitteln, die chemischen Gewerbe
ind die Keramik, die fünfte endlich den Buchdruck, die Stecher—
unst, die Papierfabrikation, Erzeugung von Präzisions- und
Musitinstrumenten, Uhrenfabrikation, Bearbeitung von Fellen und
Leder, Pariser Artikel und verschiedene andere Industrieen. Bis
zur Konstituirung einer legalen Vertretung der Arbeiter wird die
Leitung der Börse in folgender Weise zusammengesetzt sein: An
der Spitze wird der Seinepräfekt stehen, ihm zur Seite sechs
Munizipalräthe, ferner die Präsidenten und Vizepräsidenten der
zewerblichen Schiedsgerichte, soweit sie dem Arbeiterstande ange—
zören, und endlich zwei Mitglieder, welche vom Präfekten de—
signirt werden. Das Personal wird einen Generalsekretär, fünf
Stationschefs und 22 Unterbeamte zählen. Am Ende einer Woche
vird der durchschnittliche Arbeitslohn jeder Branche in der großen
Halle affichirt werden — ein Kurszettel der Arbeit. In Frank—
eich, einem der ökonomisch fortgeschrittensten Länder der Welt,
cheint man die Arbeit also noch immer als „Waare“ anzusehen,
zie den wirthschaftlichen Gesetzen in gleicher Weise unterworfen
st, wie die durch sie erzeugten Produkte, nicht aber als ein „Amt“,
velches mit den Autoren dieser Anschauung selbst noch nicht recht
lar gewordenen Prärogativen ausgestattet werden soll. Jedenfalls
ietet die französische Auffassung den Arbeitern weit mehr als die
Theorie unserer Sozialaristokraten.
dauses auf Taf. Jist im Lichtdruck, die übrigen Tafeln sind in
Lithoaraphie in sauberster Ausführung hergestellt. hD.
O. Poppe's neue Buchführung. Lehrbuch eines
ieuen Buchführungs-Systems, welches ermöglicht, die momentane
Beschäftslage durch ein einfaches, sich selbst kontrollirendes Zahlen—
piel zu ersehen. Bearbeitet zum Selbsterlernen, sowie für den
Unterricht in Handelslehranstalten unter Anwendung einer neuen
ꝛehrmethode. Vierte, umgearbeitete Auflage. Leipziq. Verlag von
Richard Hahn.
Zu dieser vierten Auflage des Werkes liegen uns außerdem
vor: „Aufgabenbuch J. nebst Lösungsbuch für O. Poppe's Schule
»er Buchführung“, enthaltend Text' und Anleitung, O. Poppe's
ieue Buchführung für das Detailgeschäft und unter Weglassung
»es Haupthuchs zu führen, und „Aufjgabenbuch II. nebst Losungs
uch“, enthaltend Text und Anleitung, O. Poppe's neue Buch—
ührung für ein Baugeschäft mit Ziegelei zu führen.
Jeder Geschäftsmann muß in der Vage sein, zu jeder Zeit sich
ibher den Stand und die Lage seines Geschäftes orieutiren zu
önnen Will er dies jedoch ohne das zeitraubende Aufschlagen
der Konten und ohne vorheriges längeres Rechnen ermöglichen, so
vird ihm die einfache Buchführung mit Kladde, Hauptbuch und
dassabuch nicht genügen, andererseits die doppelte italienische Buch—
ührung den meisten Handwerkern und Baugeschäften zu umständ—
ich und zeitraubend sein. um sich für dieselbe entschließen zu
önnen.
In dem vorliegenden Werkchen wird nun „O. Poppe's neue
Buchführung“ in kurzgefaßter Weise mit überraschender Klarheit
ind Deutlichkeit vorgeführt, so daß jeder im Stande ist, sich die—
elbe mit leichter Mühe anzucignen. Dieselbe ermöglicht jedem
dandwerker, ohne irgend welche Vorkenntnisse, eine Buchführung
u handhaben, welche nicht viel mehr Zeit erfordert, als die ein—
ache Buchführung und ihn zu jeder Zeit in den Stand setzt, daß
er aus derselben die genaue Lage des Geschäfts bis in's kleinste
Ddetail ersehen kann, oͤhne daß man nöthig hätte, wie bei der
oppelten italienischen Buchführnng erst zeitraubende Nachschlagun—
jen und Berechnungen vorzunehmen. Wir können deshalb unsereu
Lesern diese neue Buchführung nur angelegentlichst empfehlen.
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Bautechnische Notizen.
Eisenbahnschwellen. Im Berliner Verein für Eisen—
»ahnkunde hielt Bauinspektor Gustav Meyer einen Vortrag über eiserne
ind hölzerne Eisenbahnschwellen, in dessen Verlauf derselbe eine allge—
neine wissenschaftliche Betrachtung über die Konkurrenz der eisernen
Zchwellen mit den hölzernen hielt. Die Befürchtung der Forstwirthe,
daß durch die immer mehr zunehmende Verwendung eiserner Bahn—
chwellen ein wichtiges Absatzgebiet für die Forstverwaltungen verloren
jeht, sei als unbegründet zu bezeichnen. Nach der Eisenbahnstatistik
oro 1880/81 hatte Deutschland im Jahre 1880 auf 52175 km Oberbau
nit Holzschwellen 56906390 Stück hölzerne Schwellen liegen. Bei einer
nittleren Dauer der Holzschwellen von 10—12 Jahren seien zur Er—
saltung der Geleise jährlich etwa 5 Millionen Schwellen, zur jährlichen
Produktion dieses OQuantums rot. 300000 ha Wald erforderlich, als nur
223 pCt. des in Deutschland vorhandenen Forstlandes von 13839769 ha
Wenn daher sämmtliche hölzerne Schwellen durch eiserne ersetzt würden,
ind wenn die deutschen Wälder den Bedarf wirklich lieferten, so würde
»er durch jenen Ersatz entstehende Verlust für die Waldrente immer nur
inen sehr geringen Theil der jetzigen Holzproduktion betreffen. Das
znland decke den Bedarf aber nicht. Der Ueberschuß der Einfuhr fremden
holzes über die Ausfuhr habe (abgesehen von den außereuropäischen
uxushölzern) im Jahre 1881 das Fünffache des für die 5 Millionen
ersatzschwellen erforderlichen Ouantums betragen. Dazu konune, daß
uür das Holz andere wichtige Absatzgebiete hinzugekommen sind, wie
amentlich durch die Papierfäbrikation; eine einzige Fabrik in Aschaffen-
urg beispielsweise verbraucht jährlich 12000 khin Kiefernholz, d. i. so
iiel, wie der Kubikinhalt von etwa 130000 Stück Bahnschwellen. Wah—
end somit eine Nothlage für die Forstwirthschaft nicht zu befürchten sei,
tehe eine solche für die Eisenindustrie beror, wenn auf dem angefangenen
Vege der Verwendung von eisernen Bahnschwellen innegehalten eoder
— Dis⸗
ussion äußerte Herr Fabrikbesitzer Julius Rütgers die Ansicht, daß
in sehr großer Theil der für deutsche Eisenbahnen nothwendigen Holz ⸗
hwellen im Inlande erzeugt werden könne, wenn die Art der Beschaffung
er Schwellen geändert werde. Redner wünscht, daß der Forstfiskus selbst
zisenbahnschwellen anfertige und direkt an den Eisenbahnfiskus verkaufe,
ie dies im Königreich Sachsen geschehe. Der Nothstand der Forstwirth—
chaft beziehe sich hauptsächlich auf Buchenholz; dasselbe sei sehr geeignet
u Bahnschwellen und es empfehle sich sehr, daß der Forstfiskus den
?taats bahnen geeignete Vorschläge zur direkten vLieferung solcher Schwellen
nache.
Die Grundsteinlegung von Gebäuden pflegt bekanntlich
zicht ohne Feierlichkeiten vor sich zu gehen, und wie uns alte CEhroniken
Literaturbericht.
Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur⸗
Vereins zu Hannover. Herausgegeben von dem Vorstande
des Vereins. Redigirt von Keck, Professor an der Technischen
dochschule zu Hannover. Band 30 (Jahrgang 1884), Heft 1.
Das uns vorliegende 1. Heft des neuen Jahrgangs zeigt uns,
daß diese Zeitschrift sich ihren alten Ruf in Bezug auf Gediegen—
seit des Inhalts und mustergültige Ausstattung auch im neuen
Jahre bewahren wird. Das Heft enthält zunächst unter „Ange—
egenheiten des Vereins“ ein Verzeichniß der Mitglieder und Be—
richte über die Versammlungen des Vereins. Ferner „Bauwissen-—
chaftliche Mittheilungen“, und zwar: Wohnhaus an der Ecke der
Markt- und der Grupenstraße zu Hannover, mit Zeichnungen auf
den Blättern 153; entworfen und ausgeführt vom Architekten
Th. Hehl daselbst, und Umbau des Anhalter Bahnhofes zu Berlin
in den Jahren 1872 —-80, mit Zeichnungen auf den Blättern 457;
nitgetheilt vom Reg.-Baumeister Finkenburg daselbst. „Auszüge
zus technischen Zeitschriften“. — Hochbau, Heizung und Lüftung,
Wasserversorgung, Entwässerung und Reinigung der Städte, Straßen—
»au, Eisenbahnban, Brücken- ünd Tunnelbau, auch Fähren, Melio—
ationen, Strombau und Schiffswege im Binnenlande, Seeufer—
Schutzbauten und Seeschiffahrtsaulagen, Baumaschinenwesen, Eisen—
hahn-Maschinenwesen, Allgemeines Maschinenwesen, Maaterialien—
lehre, Theoretische Untersuchungen — und „Ankündigungen und
Beurtheilungen technischer Werke“. Die perspektivische Anficht des