Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

13 
Die Herstellung von Asphaltmauerwerk. 
Die Verwendung des Asphalts als Mörtel zur Darstellung 
des Mauerwerks ist bereits eine sehr alte, denn schon in der 
Bibel wird bei der Beschreibung des Thurmbaues zu Babel in 
laren Worten mitgetheilt, daß den Erbauern des Thurms der 
Ziegelstein als Stein und der Asphalt als Cement diente. Bei 
»en Ausgrabungen der babylonischen Bauwerke hat sich denn auch 
jerausgestellt, daß die Ziegelsteine in Asphalt verlegt waren und 
der Asphaltmörtel sich Jahrtausende hindurch erhälten hat. In 
den späteren Zeiten ist diese Konstruktionsweise in Vergessenheit 
zerathen, weil die Asphaltlager von den späteren Kultuͤrländern 
zu weit entfernt lagen und die neuen, jetzt ausgebeuteten Asphalt— 
ager erst in der neuesten Zeit aufgedeckt worden sind. So ist es 
vor allem gekommen, daß die Römer als Koustrukteure par 
»xcellence den Asphalt, soviel aus ihren Schriften und ihren bis 
etzt durchforschten Bauwerken bekannt geworden ist, als Bau— 
naterial nicht verwandt haben. Erst im Anfange des achtzehnten 
Jahrhunderts hat d'Eyrinis, der sich griechischer Professor 
ind Doktor der Medizin nannte, auf diesen Satz der Bibel und 
uuf die Verwendung des Asphalts in einer Broschüre wieder auf— 
nerksam gemacht. Obgleich derselbe sich ausführlich in diesem 
Werkchen über die Bereitung des Asphalts verbreitet und Me— 
hoden zur Herstellung des Mastixasphaltes angiebt, wie sie heut 
och angewandt, werden, so hat derselbe noch mehr die hygienischen 
Eigenschaften dieses Stoffes hervorgehoben. Jedenfalls gesteht 
Leon Malo, der die eingehendsten Studien über Asphaltarbeiten 
jemacht hat, ein, daß er durch die erwähnte Broschüre die erste 
Anregung erhalten hat, sich intensiver mit der Anfertigung des 
Mauerwerks aus Asphalt zu beschäftigen. 
Es haben sich nach Malo's Versuchen besonders 3 verschie— 
dene Arten von Asphaltmauerwerk bewährt. Wegen der Ver— 
vendung des Asphalts in heißem, dünnflüssigen Zustande geht der 
Ausführung des Asphaltmauerwerks immer die Herstellung einer 
Bußform für den anzufertigenden Mauerklotz doraus. Diese 
Form wird aus glattgehobelten Brettern hergestellt, weil der heiße, 
dünnflüssige Asphalt an rauhen Brettern sehr feft haftet. Diese 
Eigenschaft wird z. B. auch vom Sektionsingenieur Klette in 
HPtosel bei Zwickau bei Herstellung der ihm patentirten Holzasphalt— 
'onstruktionen ausgenutzt; ebenso muß man diese Eigenthümlichkeit 
Is Asphalts bei Herstellung der Riemenfußböden in Asphalt in 
Betracht ziehen. Hat man aber noch Bedenken, daß der Asphalt 
rotz des Hobelns der Bretter an den Wänden der Holzform ad— 
yjäriren könnte, so bestreicht man die Innenfläche der Gußform 
nit Kalkmilch oder verdünntem Thonschlamm. Die meisten Blöcke 
ius Asphaltmauerwerk sind bis jetzt als Fundamente für Arbeits— 
ind Betriebsmaschinen, Prägwerke u. s. w. angewandt worden. 
Da nun aber das Asphaltmauerwerk sehr fest wird und sich nach 
dem Erhärten dieses Mauerwerks nur sehr schwer die Löcher für 
die Schraubenbolzen und sonstige Eisenarmaturen einbohren 
assen würden, so muß man diese Löcher gleichzeitig mit der Au— 
ertigung des Mauerklotzes aulegen, indem man entweder die 
Schraubenbolzen vorher in ihre richtige Lage einstellt und gehörig 
ixirt, oder durch eingestellte Hölzer die nölhigen Löcher ausspart. 
Letztere müssen natürlich auch vollständig fixirt sein, weil sie sonst 
bei der Herstellung des Asphaltbetons oder Mauerwerks wegen 
es hohen spezifischen Gewichts des Asphalts aufschwimmen würden. 
Wir kommen nun zur ersten Art des Asphaltmauerwerks: 
zum Asphaltbeton. Der reine Mastixasphalt wird hierfür sorg— 
ältig durchgekocht, so daß er ungefähr 180-2000 C. heiß wird. 
Nachdem die ganze Masse gleichmäßig diesen Hitzegrad augenommen 
jat, schüttet man“ 30260 pCt. Gewichtstheile dieser Masse an 
jeschlagenen Kieselsteinen von der Größe des Chausseeschotters 
sinein. Die ganze Mischung wird dann weiter gekocht, bis man 
den obigen Hitzegrad, wieder erreicht hat. Jedenfalls bleibt es 
yortheilhafter, den Schotter schon vorher ungefähr auf diese Tem⸗ 
eratur zu bringen. Jetzt gießt man diesen sehr flüssigen Asphalt— 
»eton in die vorher beschriebene Gußform, wobei man dafür 
Sorge tragen muß, daß Steine und Asphalt möglichst gleichmäßig 
ibfließen. Durch scharfes Aufdrücken sucht mau eine gleichartige, 
nnig gemengte Betonmasse herzustellen. Nach langsamer Ab— 
tühlung und Erstarrung, welche von der Größe des Blocks ab— 
Jängen, zerstört man die Gußform, und hat nun einen großen 
Block aus Asphaltbeton, der sehr fest, unveränderlich bei Tem— 
deraturschwankungen und ein wenig elastisch ist. 
Eine andere Art des Asphaltmauerwerks besteht aus Steinen, 
velche in Asphalt gebettet sind. Natürlicher Weise wird die Guß— 
orm für diese Art Mauerwerk in derselben Weise, wie oben be— 
chrieben, angefertigt. In diese Form wird zuerst eine Lage von 
reinem Mastixasphalt, welcher sehr heiß und dünnflüssig ist, ge— 
Jossen, und empfiehlt es sich, die Form auf ein horizontalabde— 
Die Herstellung von Asphaltmauerwerk. 
214 
zlichenes Ziegelpflaster als Unterlage zu stellen und die Fuge 
zwischen Form und Ziegelpflaster von außen durch steifen Thoͤn 
zu dichten, um ein Ausfließen des dünnflüssigen Asphäalts zu ver⸗ 
hindern. In diese Asphaltlage werden Steine von gleicher oder 
ungleicher Größe, welche vorher allmälig vorgewärmt sind, der 
artig verlegt, daß die Zwischenräume, welche voun dem dünnflüssigen 
Asphalt ausgefüllt werden, möglichst gering sind. Auf diese Stein— 
age kommt eine neue Lage von heißem Asphalt, welcher erstens 
die Fugen ausfüllt und zweitens 5456 em höher steht, wie die 
erste Steinlage. In dieses eine Asphaltbad kommt dann eine 
zweite Steinlage, welche, der Gestalt der Steine entsprechend, mög— 
ichst in Verband zu legen ist. Unter denselben Vorsichtsmaß— 
zegeln werden die folgenden Steinschichten eingebracht, bis die 
Hußform mit Asphaltmauerwerk ausgefüllt ist. Die Regeln für 
Verband und Fugenwechsel sind, wie wir uns nur beiläufig zu 
rwähnen erlauben, selbstverständlich dieselben, wie für jedes andere 
—— welches mit irgend einem anderen Meörtel herge— 
tellt ist. 
—Au 
Mauerblöcken möglichst viel sparen und trotzdem die Vortheile des 
—A 
Feuchtigkeit u. s. w., geuießen will. Man uimmt danu zuͤr Her— 
tellung des gemischten Asphaltmauerwerks seine Zuflucht. Zu 
Ende mauert man im Innern des Blocks einen Kern aus Schuitt— 
»der Bruchsteinen auf, umkleidet denselben mit der nöthigen Guß— 
orm und füllt dann den zwischen Kern und Gußform freien 
Raum je nach den Umständen mit Asphaltbeton oder Asphalt-— 
nauerwerk in der vorher beschriebenen Weise aus. Malo theilt 
aus seinen praktischen Ausführungen mit, daß er nach dieser eben 
»eschriebenen Methode einen Fundamentblock für eine 50pferdige 
Maschine hergestellt hat (sein erster Versuch) und daß sich dieser 
Block sehr gut gehalten hat. In derselben Weise find auch die 
15 obm großen Blöcke hergestellt, welche 1833 in Pointe de Grave 
nersenkt worden sind. 
Bei den Festigkeitsversuchen, welche mit verschiedenen Asphalt— 
blöcken angestellt worden sind, hat der bituminöse Mörtel eine sehr 
»edeutende Zähigkeit gezeigt. Der Bruch des Mauerwerks zeigte 
tets eine glatte Fläche, ähnlich der Bruchfläche der Puddingsteine, 
Zie Bruchfläche folgte eben nicht dem Laufe der Fugen. Ein sorg— 
ältig ausgeführtes Asphaltmauerwerk, zu welchem nur gute Breni— 
naterialien verwandt worden sind, ist veinahe unzerstörbar. Vor 
einigen Jahren mußte Malo eine nach dieser Methode ausgeführte, 
ilte Fundamentirung zerstören und war dabei gezwungen, dieselbe 
Stück für Stück mit Pulver abzusprengen. Die Bohrlöcher für 
die Minen waren nur mit größter Muüheé herzustellen. Malo hat 
eit mehr als 20 Jahren iu allen Fällen, in denen Fundamente für 
Maschinen, Prägewerke, Futtermauern in feuchtem Erdreich u. s. w. 
inzulegen waren, stets nach den obenerwähnten 3 Systemen diese 
Arbeiten ausgeführt und immer mit gutem Erfolg. Trotzdem eine 
zroße Anzahl von Jugenienren sich von der Vorzäglichkeit dieser 
donstruktionen überzeugt hat, hat Malo doch bis jetzt wenig Nach— 
olger in der Herstellung des Asphaltmanerwerks gefunden und ist 
hmunur zu wünschen, daß ihm der frische Muth erhalten bleibt, 
»er in all' seinen Aufsätzen über diesen Gegenstand zum Durch— 
»ruch kommt. 
Außer der Festigkeit, den Widerstand gegen den Einfluß der 
Atmosphärilien und der Zähigkeit, welche derartige Mauerwerks— 
örper besitzen, ist es besonders die freilich unr geringe Elastizität 
zes Asphaltmauerwerks, welches dasselbe ganz besonders für die 
Fundamentblöcke der Maschinen, Präge- u. Schlagwerke, Balanciers 
i. s. w. empfiehlt. Malo führt aus seiner Praxis ein Beispiel 
sierfür an, welches gerade diese letzte Eigenschaft in's hellste Licht 
etzt. In den 7OGer Jahren wurde auf einem Grundstück am 
Zugai Valmy ein Prägewerk aufgestellt, das Fundament bestand 
uus gewöhnlichem Mauerwerk. Ein im Nebenhause wohnender 
Hlasschneider mußte in Folge der von der Measchine hervor— 
erufenen Erschütterungen seine Arbeit einstellen und klagte auf 
S„chadenersatz. Das Gericht verurtheilte den Besitzer des Präge— 
verks und befahl, entweder die Maschine zu entfernen, oder ge— 
ignete Vorkehrungen zur Aufhebung der Erschütternugen zu treffen. 
Die Maschine wurde nicht entfernt, aber das Fundament des 
Prägewerks wurde aus Asphaltmanerwerk hergestellt. Die Er— 
chütterungen hörten auf, so daß der Glasschneider seine Arbeiten 
wieder aufnehmen konnte. Bei allen Dampfmaschinen, Präge— 
verken, Schlagwerken u. s. w., welche auf Asphaltmauerwerk 
iegen, werden die Vibrationen vollständig aufgehoben, so daß, 
venn man die Hand auf die Lager derartig fundirter Maschinen 
egt, man keinerlei Stöße beobachten kann. In Folge dieser gün— 
tigen Eigenschaft des Asphaltmauerwerks werden also alle Ma— 
chinen nicht mehr durch Stöße, wie beim gewöhnlichen Cement— 
nauerwerk, leiden, die Unterhaltungskosten werden geringer und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.