Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

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Mittheilungen aus der Praris. 
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welche seine Gefäße an vielen Stellen in charakteristischer Weise 
durchbohrten. An diesen Stellen war das Holz zum Theil auch 
gelbbraun und zerreiblich geworden. Es gelang uns aber auch, 
in Gemeinschaft mit dem Assistenten, Herrn Dr. Kaßner, auf der 
Oberfläche des Holzes noch keimende Sporen, welche durch ihre 
eigenthümliche Gestalt, die doppelten Konturen, die schwach gelbliche 
Faärbung charakterisirt waren, in allen Stadien ihrer Entwickelung 
im Zusammenhang mit einfachen und bereits sich verästelnden 
Keimschläuchen zu entdecken. Auch eine Anzahl Sporenhäute waren 
noch vorhanden, welche nach Entwickelung ihrer Keimschläuche sich 
von diesen getrennt hatten und zusammengefallen waren. Es sind 
dies überhaupt die ersten gelungenen Versuche, die Sporen des 
Hausschwammes auf ihrem natürlichen Nährboden zum Keimen zu 
bringen. Die betreffenden Kulturen wurden der Sektion vorgelegt 
ind keimende Sporen, sowie Mycelfäden, welche die Gefäße des 
zum Versuch verwandten Koniferenholzes durchbohrten, unter dem 
Mikrofkop demonstrirt. 
So war der strikte Beweis geliefert, daß nur das im Saft 
gefällte Holz als ein geeigneter Näehrboden für die Keimung und 
weitere Entwickelung des Hausschwammes gelten könne. Es 
waren hier zum erstenmal Sporen zur vollen Entwickelung ge— 
langt unter Verhältnissen, wie wir sie auch bei der natürlichen 
Verbreitung des Hausschwammes annehmen müssen. Nicht dem 
Zufall, sondern der Erwägung, daß nur ein naturwüchsiger Nähr— 
boden mit möglichstem Reichthum an Phosphorsäure und Kalium 
Aussichten für die Züchtung des Hausschwammes eröffne, und 
den darauf basirten Versuchen, verdanken wir diese günstigen Re— 
sultate. 
Der ganze Verlauf des Versuches lehrte, daß die Sporen 
des Hausschwammes eine gewisse Zeit zu ihrer Keimung ge— 
brauchen, dann aber auch, wie dies zweifellos zu erwarten war, 
daß die auf die Oberfläche des Holzes fallenden Sporen zuerst 
chre Schläuche in das Holz fsenden und daß hier schon eine be— 
deutende Infektion stattgefunden hat, das Holz bis in ziemliche 
Tiefe von den Pilzfäden durchzogen ist, ehe das Mycel auf 
der Oberfläche des Holzes erscheint, wo es dann allerdinas rasch 
fortwächst. 
Schon vor 40 Jahren wurde auch hier in Breslau in einem 
Vortrage ansgesprochen, daß im Saft gefälltes Bauholz vorzugs— 
weise zur Schwammbildung hinneige, ohne daß diese Ansicht 
inter Beweis gestellt wurde. Dieser erscheint jetzt in der That 
zeführt. Die Sporen des Hausschwammes gelangen nux unter 
jewissen günstigen Bedingungen zur Keimung und diese sind in 
derartigem Holze vorhanden, wenn gleichzeitig genügende Feuchtig— 
keit und Ausschluß des Luftwechsels und des Lichtes mitwirken. 
Hat sich aber einmal das Mycel des Pilzes in solchem Holze ent⸗ 
dvickelt, dann greift es von da aus auch jedes andere Holzwerk 
ohne Unterschied an, und setzt sein Zerstörungswerk auch an Ta— 
oeten, Leinwand, Oelgemälden und Mauerwerk fort. 
Zur Verhinderung der Einschleppung und Entwickelung des 
Hausschwammes in unseren Häusern würde in erster Linie die 
richtige Auswahl des Bauholzes und die Rückkehr zur früheren 
Praxis seiner Fällung zu fördern sein, dann Fernhalten von 
Feuchtigkeit und eine geeignete Luftzirkulation, wo sich diese nur 
irgend anbringen läßt, und endlich Vermeidung alles dessen, wo— 
durch Sporen oder Mycelfäden in die Gebäude gelangen können, 
also durchaus keine Verwendung von altem Holz oder Bauschutt 
aus vom Schwamm infizirten Häusern. Zur Vertilgung bereits 
borhandenen Schwammes steht in erster Linie Beseitigung alles 
infizirten Holzes und Mauerwerks, sowie des Bauschuttes und der 
Erde, und Einrichtung einer kräftigen Ventilation in geeigneter 
Weise zwischen Balkenlagen und Dielung. Was die Anwendung 
der viel gepriesenen chemischen Mittel zu seiner Vertilgung an— 
langt, so liegen exacte Versuche in dieser Beziehung noch nicht vor. 
Erst unter Benutzung der hier mitgetheilten, auf die Keimung der 
Sporen bezüglichen neuen Thatsachen wird sich herausstellen, ob 
diese chemischen Mittel die in allen Fällen wirksame Trockeuheit 
und Ventilatiou zu ersetzen im Stande sind. 
Im Anschluß an diese dem Bericht des Sekretärs der Section 
entnommenen Ausführungen, durch die also zur Evidenz festge— 
stellt ist, daß nur das im Saft gefällte Holz der Verbreitung des 
Hausschwammes einen geeigneten Nährboden gewährt, gewinnt 
die verbürgte Mittheilung, daß in großen Forstgebieten Bauholz 
im Frühjahr gefällt wird, weil dann die Rinde besser verwerthet 
werden kann die größte Bedentung in einer Zeit, wo Seitens 
der deutschen Forstwirthe über erdrückende Konkurrenz des Aus— 
landes getlagt wird. Nicht Holzzölle dürften dieselbe beseitigen, 
wohl aber die Gewähr der deutschen Forstwirthe, daß sie nur 
Winterholz lieferr! — Jeder Bau-⸗Unternehmer wird genöthigt 
sein, nur deutsches Holz zu verarbeiten, wenn bei den Rohbau⸗ 
Abnahmen der Häufer. denen in Zukunft eine größere Beachtung 
ils seither geschenkt werden soll, gleichzeitig festgestellt wird, ob zu 
»em Bau Winterholz verarbeitet worden ist. Eine Manipulation, 
die sich sehr leicht ermöglichen lassen dürfte, wenn vorher ein Ge— 
etz erlassen würde, daß die Forstbesitzer oder sachverständigen 
Förster berechtigt sein sollen, im Winter gefälltes Holz in gewisser 
Weise zu bezeichnen, und wenn andererseits auf dergl. fälschliche 
Bezeichnung lange Gefängnißstrafen, unter Ausschluß von Geld— 
trafen, festgestellt würden. — Eine derartige Gewähr unter dem 
Schutze eines deutschen Reichsgesetzes würde unfraglich der Kon— 
kurrenz des ausländischen Holzes, selbst in dem Falle, daß das 
Ausland in gleicher Weise vorgehen sollte, die Spitze abbrechen. 
Die Verkäuflichkeit der Häuser würde mit der Zeit von dem 
Nachweise der Verarbeitung von Winterholz abhängig wer— 
den und die Erfolge der Wissenschaft würden sich in einer 
für alle Interessen vortheilhaften Weise in die Praxis übertragen. 
Vielleicht finden ruhig denkende Forstwirthe, denen diese Anregung 
vbor Augen kommen sollte, Veranlassung, dieselbe zum allgemeinen 
Besten in geeigneter Weise zu entwickeln. 
Mittheilungen aus der Praxis. 
Ueber Bohrer. 
Ungeachtet der großen Vortheile, welche die Anwendung der 
Spiralbohrer bietet und welche vornehmlich darin bestehen, daß 
die Bohrspähne selbstthätig entfernt werden, das richtige Auf— 
chleifen der Schneidkanten außerordentlich leicht ist und seiner Ge— 
talt zufolge ein glattes, schön cylindrisches Loch mit einem solchen 
Bohrer erzielt werden kann, sind doch, schreibt man dem „New.— 
horker Techniker“ von erfahrener Seite, die gewöhnlichen flachen 
Bohrer noch so allgemein in Anwendung, daß einige Angaben in 
stücksicht auf die ungemeine Wichtigkeit gerade des Bohrers im 
Maschinenbau von Nutzen sein dürften. Nichts kann in der Aus— 
ührung eines Werkstückes mehr Schaden anrichten, als ein in 
Bezug auf seine Lage oder Größe ungenau gebohrtes Loch. Bei— 
piele hierfür sind so häufig, daß es kaum nöthig sein dürfte, 
olche anzuführen, und doch hat man häufig Gelegenheit, zu beob— 
ichten, daß dem Gegenstande in der Werkstatt in vielen Fällen nicht 
die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Eine einfache Klar— 
egung der Vorgänge beim Bohren mit dem gewöhnlichen Flach— 
»ohrer lehrt ohne Weiteres, wie bei der Anfertigung dieses Werk 
euges zu verfahren ist. Wenn der Bohrer in die kleine konische 
Vertiefung eingesetzt, welche mit dem Körner in das Werkstück ge— 
nacht wurde, und sodann von oben her Druck auf ihn ausgeübt 
vird, so wird jede der schrägen Schneidkanten das Bestreben haben, 
zie Spitze des Bohrers aus dem Mittelpunkte herauszudrängen, 
udem sie gegen die Wandung der konischen Vertiefung drückt. 
Sind nun beide Kanten genau gleich geschliffen, so daß ihre Nei— 
zung zur Axe des Bohrers sowohl als ihre Länge genau gleich 
ind, so werden die Wirkungen der beiden sich gegenüberliegenden 
Schneidkanten sich aufheben und beide gleiche Arbeit verrichten. 
Sind jedoch die beiden Seiten ungleich, so wird der Druck nur 
»on einer Seite statihaben und nur eine Kante wirklich schneiden, 
viewohl die Spitze im Centrum bleiben wird, weil sie durch die 
sjohlkegelförmige Vertiefung des Loches so geführt wird. Hört 
diese Führung auf, sobald nämlich die Spitze auf der anderen 
Seite durchtritt, so macht sich der einseitige Druck geltend und 
reibt den Bohrer seitwärts, wodurch das Ende der Bohrung im 
sjöchsten Grade unschön ausfällt. 
Es wird bei der Anwendung eines solchen mangelhaften 
Werkzeuges also nicht nur Zeit und Kraft verschwendet, weil nur 
eine Kante wirklich schneidet, sondern auch das Werkzeug selbft 
ind die Bohrmaschine, welche den Bohrer trägt, in unrichtiger 
chädlicher Weise beansprucht und zudem eine mangelhafte Arbeit 
erzielt, nämlich eine unschöne Bohrung, die größer ist, als der 
Besammt-Durchmesser des Bohrers. Obwohl nuu Jedermaunn 
recht gut weiß, daß die Gleichheit der beiden Schneidkauten Haupt— 
Bedingung ist, so wird diese doch in vielen Fällen nicht erfüllt, 
veil bei der Anfertigung der Bohrer meistens das geübte Auge 
»es Schmieds und des Schleifers den Ausschlag giebt. Die beste 
Zandarbeit liefert jedoch nicht immer gleichmäßige Resultate, trotz 
jroßer Uebung, zumal, wenn eine Uebereinstimmung der Meinungen 
weler Persouen erforderlich wird, wie hier der Fall. Daher ist 
n allen Fällen zu empfehlen, die Bohrwerkzeuge auf einer 
Maschine zu schleisen. Solche Schleifmaschinen sind nicht allzu 
cheuer und bezahlen sich ungemein rasch. Wenn jedoch von Hand 
Jeschliffene Boͤhrer verwendet werden müssen, so empfiehlt es sich, 
dieselben zu centriren, bevor sie scharf geschliffen werden. 
Es braucht nach dem Vorhergegangenen kaum erwähnt zu 
werden, daß eine oft angewandte Methode, Löcher größer zu bohren, 
als der Dürchmesser des Bohrers von Rechtswegen zuläßt, und
	        

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