Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Berichte aus verschiedenen Städten. — Entscheidungen. 
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Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Alt-Berlin verschwindet oberhalb der Erde mit 
Macht, unter der Erde aber werden sich seine Reste noch auf Ge— 
nerationen hin erhalten. Denn gerade in den Fundamentirungen 
leisteten unsere Altvorderen Außerordeutliches. Brüderstraße 3 z. B. 
ist ein ziemlich modernes Haus, aber es erhebt sich auf uralten 
Tonnengewölben von impofänter Stärke. Alte Generationen haben 
zier die Fundamentirungen noch älterer überbant und so finden 
sich hier alte Kellergewölbe in später gebaute eingekapselt. Die 
iltesten sind klösterliche Grabgewölbe, deun sie sind in Zellen ge— 
heilt und mit vergitterten Luftlöchern versehen. Sie reichen nicht 
ais an die Straße, gehörten also zu einem Gebäude, welches frei 
in einem Garten lag. Es war irgend eines der Conventshäuser, 
die sich hier in der Brüderstraße drängten; Nr2 z. B. war das 
Haus der Beghinen, Krankenpflegerinnen ohne klösterliches Gelübde. 
Sin Theil des Kellers ist vermauert; er soll der Tradition zufolge 
noch Särge enthalten. Bei den neuerlichen Nachgrabungen am 
Schloßplatze hat man versucht, das Gewölbe zu öffnen, hat es 
iber bei der Stärke der Meauern bald wieder aufgegeben. Je— 
»enfalls ist die Topographie der Altstadt noch nicht erschöpft uünd 
ommende Geschlechter werden mit Hilfe des unterirdischen Berlius 
ioch manches geschichtliche Räthsel lösen. 
Bremen, im Mai. Der Abbruch des Bremer Staats— 
»ahnhofes ist bis zum Herbst ausgesetzt worden, weil man sich 
üherzengt hat, daß der gewöhnlich während der Sommermonat 
ehr starke Verkehr unmöglich auf dem höchst primitiven provpi— 
orischen Hamburger Bahnhof könnte bewältigt werden. Inzwischen 
auchen Gerüchte auf, wonach die Baupläne für den nenen Staats 
»ahnhof verworfen, event. ganz erheblich abgeändert worden seien, 
a man will sogar wissen, man habe erkaunt, daß das Terrain, 
worauf der alte Staatsbahnhof steht, keinen genügenden Raum fur 
die dort zu konzentrirenden Bahnen biete, und man solle geneigt 
ein, das ursprünglich früher für den Centralbahnhof bestimmie 
Areal. das jetzt noch unbenutzt daliegt, vorzuziehen! 
Dresden. Die völlige Umgestaltung unseres Stadt— 
bildes, soweit es sich vom Elbstronn aus dem Beschauer dar— 
bietet, ist zwar im Laufe des nächsten Jahrzehnts kaum zu 
erwarten, da die mit der Anlage einer vierten Elbbrücke in Ver— 
dindung stehenden staatlichen Neubauten in der Neustadt, in Folge 
der bedentenden Belastung des Budgets durch die auf der 
Brühlschen Terasse zu etrichtenden Kunstakademie— und Aus— 
tellungsgebände, vorläufig aufgegeben worden sind; immerhin aber 
st inzwischen die städtische Verwaltung eifrig um die Ver— 
schönerung der Residenzsiadt bemüht. Mit anerkennenswerther 
Energie wird die von der „Baubank für die Residenzstadt“ durch— 
zuführende neue breite Straße vom Centrum der Stadt (dem 
Altmarkt) nach der Pirnaischen Vorstadt in Angriff genomnien, 
auch die Ringstraße hat Aussicht auf baldige Verwirklichung. 
Die prächtigen Gartenanlagen Dresdens aber werden demnächst 
ꝛine erhebliche Bereicherung durch die Umgestaltung des sehr ver⸗ 
nachlässigten großen Ostrageheges an der Elbe“ in eine Park— 
enlage erfahren. 
benfalls mit leicht brennbaren Holzlatten angefüllt und stark mit 
Petroleum getränkt. Auch hier gelang der Löschversuch, nachdem 
»as Feuer sich zu großer Heftigkeit entwickelt hatte, binnen we—⸗ 
nigen Minuten, d. h. es dauerte gerade so lange, als man Zeit 
braucht, um 4-5 Flaschen gegen die Wand zu schleudern. Bei 
Hardinenbränden und bei Feuern, wie sie tagtäglich durch das 
Umwerfen von Petroleumlampen entstehen, wird, da sie wohl 
aum je an Heftigkeit einem derartigen, künstlich präparirten 
Brande gleichkommen dürften, dasselbe Resultat voraussichtlich mit 
Woder 2 Flaschen sich erreichen iassen. Die Chemie hat noch ein 
zroßes Feld in Ermittlung praktischer Stoffe zur Vermeidung des 
Feuerangriffs (Imprägnirstoffe) und Löschmittel, weshalb man das 
neugebrachte Projekt mit den Glasflaschen, genannt „Loͤscharanaten“, 
nur hearüßen kann. 
Hannover. Die hiesige Wohnungs noth, welche im 
Herbst vorigen Jahres begann, nimmt immer größere Dimenfionen 
an, und noch werden von Seiten der städtischen Verwaltung keine 
Anstalten getroffen, den Obdachlosen ein angemessenes Unterkommen 
uu verschaffen. Michaelis mußten 180 Personen im alten Zeug— 
jause untergebracht werden, und jetzt sind dort 250 Menschen jeg— 
ichen Alters in zum Theil unheizbaren Räumen untergebracht. 
Durch Abbruch alter Häuser gehen kleine Wohnungen ein, und die 
Bauthätigkeit ist hier nicht darauf gerichtet, solche herzustellen. Die 
Noth hat einige hundert Arbeiter und kleine Handwerker zur Grün— 
»ung eines Spar- und Bauvereins geführt, und dieser ist jetzt 
nn eine eingetragene Genossenschaft umgewandelt worden. Auch 
nut situirte Miether sind beigetreten, und es steht zu erwarten, daß 
unerhalb Jahresfrist die zum Bau eines ersten Hauses mit billigen 
ind gesunden Wohnungen erforderlichen Mittel gesammelt sind. 
Das Unternehmen verdient allseitige Anerkennung und Unterstützung 
ind scheint dieselbe auch bei einem Theile der besitzenden Klässen 
zu finden 
Leipzig. Kürzlich hat das Stadtverordneten-Kollegium die 
Vorlage des Rothes „Neubau eines Konservatoriums nach 
)en vorgelegten Plänen des Baudirektors Hugo Licht“ einstimmig 
zenehmigt und die geforderte Bausumme von 700,000 Mek. bewilligt. 
Der projektirte, durchaus in edlem Materiale und monumenlalstem 
Maßstabe auszuführende Bau verspricht eine architektonische Zierde 
unserer Stadt zu werden. 
New-NYork. Ueber den Einsturz eines Gebäudes 
ind ein daduͤrch veranlaßtes Brandungtuck Tn Brooklyn (ge— 
senüber New-York) berichtet der amerikanische Correspondent der 
Londoner „Times“ unterm 5. d. M.: Die Abbottgebäude in State— 
treet, Brooklyn, welche als Seifenfabrik benutzt werden, sind 
ieuerdings eparirt worden. Während man die Fundamente unter— 
juchte, wurden die oberen Mauern durch Balken von außen ge— 
tützt, und der Geschäftsbetrieb wurde inzwischen von etwa 200 
Arbeitern, meistentheils weiblichen Geschlechts, fortgesetzt. Heute 
rüh um 9 Uhr gaben die Stützen nach und ein Theil des Ge— 
häudes stürzte ein; in Folge dessen wurden durch die Schornsteine 
der Fabrik die Truimmer in Brand gesteckt. Alsbald trat eine 
ürchterliche Panik ein, und Frauen und Mädchen sprangen in 
ihrer Angst aus den Fenstern. Die sofort erschienene Feuerwehr 
konnte nicht verhindern, daß noch andere Mauern einstürzten und 
in ihrem Falle mehrere Personen begruben. Als getödtet werden 
deren 15 gemeldet, 20 sollen Verletzungen davongetragen haben, 
während viele der aus den Fenstern gesprungenen Arbeiterinnen 
Aleichfalls mehr oder weniger verletzt wurden. 
Frankfurt a. M. Eine höchst interessante Feuer— 
löschprobe mit den Harden'schen Star-Handgranaien fand kürz— 
lich auf dem Exercierplatze der freiwilligen Feuerwehr in Sachsen— 
hzausen statt. Auf Einladung des Herrn Zivil-Ingenieurs Louis 
Dill hierselbst, dessen Hauptbestreben es ist, diese neue Erfindung, 
die in England und Amerika sich bereits überall Eingang ver— 
schafft hat, auch auf deutschen Boden einzuführen, hatten sich die 
Spitzen der städtischen Behörden, die Kommandanten der Feuer— 
vehren von Frankfurt, Homburg, Offenbach, Hanau, sowie von 
den Ortsgemeinden fast sümmtlich, sowie etwa weitere 400 Per— 
onen eingefunden, um der erwähnten Probe beizuwohnen. Die 
„Handgranate“ besteht aus einer kugelförmigen Flasche (etwa von 
der Größe der bekannten Würzburger Bocksbeutel), in welcher sich 
die fenerlöschende Flüssigkeit befindet. Bei ausbrechendem Feuer 
jat man nun nichts weiter zu thun, als diese Flasche derart in's 
Feuer zu werfen, daß sie zerbricht, oder aber man zerbricht sie 
vorher und schüttet den Inhalt auf die Brandstätte. Die Wirkung 
der Flüssigkeit ist aber, wie die Versuche bei der Probe bewiesen, 
eine in der That überraschende, denn, sowie die Flüssigkeit mit 
der Flamme in Berührung kommt, entwickelt sie in rapider Weise 
eine derartige Menge die Verbrennung verhindernde Gase, daß 
drei bis vier Flaschen genügen, schon ein ganz respektables Feuer 
augenblicklich und vollständig zu löschen. Es wurden bei der 
Probe zwei mit Lattenstücken und Hobelspähnen gefüllte Holzkisten, 
die reichlich mit Petroleum getränkt und dann angezündet worden 
varen, gelöscht. Bei einem dritten Versuche haätte man einen 
gedeckten Raum, eine kleine Bude, aus Holz gezimmert und diese 
Entscheidungen. 
Zu Bauzwecken war ein großes, unbebautes Terrain 
von einem Spekulanten angekauft worden. Als es zur Bebauung 
dieses Terrains kommen sollte, zeigte es sich, daß der Baugrund 
ehr schlecht war und erhebliche Kosten durch dessen Nutzbarmachung 
ür den Zweck des Känufers erforderte. Die Erstattung dieser 
Zosten forderte der Käufer auf Grund der Bestimmungen über die 
Bewährleistung bei Kaufverträgen vom Verkäufer. Die Klage 
vurde jedoch aus folgenden Gründen abgewiesen: Das preußische 
Landrecht stellt für die Gewährleistung der Vertretung wegen 
ehlender vorbedungener Eigenschaften die Vertretung wegen fehlender, 
zewöhnlich vorausgesetzter Eigenschaften gegenüber. Für die erstere 
ntscheidet ausschließlich der Inhalt des Vertrages. Der letztere 
nnß auch in Ansehung der vorbedungenen Eigenschaften erfüllt 
werden. Für die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften macht 
das Gesetz aber Anspruch auf die eigene Sorgfalt des Käufers 
und fordert bei Prüfung der Sache nach dieser Richtung dessen 
eigene Aufmerksamkeit. Die Grundlage der Gewährleistung für 
tewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften der verkauften Sache ist
	        
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