Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Submifsionswesen. — Konkurrenzwesen. — Berichte aus verschiedenen Städten. 
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Neues Verfahren zur Vergrößerung der Härte 
des Gypfses. In der Sitzung der Pariser Akademie der Wissen— 
schaften vom 9. März d. J. hat Juhle ein neues Verfahren zur 
Vermehrung der Härte von aus Gyps hergestellten Gegenständen 
in Vorschlag gebracht. 
Man mischt zu diesem Zweck, schreibt das „Wochenbl. f. Bau— 
kunde“, sechs Thele guten Gyps mit einem Theil fetten, frisch 
gebrannten und fein gesiebten Kalk und verwendet dieses Gemisch 
wie gewöhnlichen Gyps. Nachdem derselbe gut trocken ist, tränkt 
man“'ihn mit irgend einer gesättigten Lösung eines schwefelsauren 
Salzes, welches durch Aetzkalk zersetzbar ist und bei der Zersetzung 
einen unlöslichen Niederschlag ergiebt. Es eignen sich hierzu be— 
sonders das schwefelsaure Zinkoxyd und das schwefelsaure Eisen— 
»xydul. Die Theorie des Verfahrens ist sehr einfach; der in der 
Gypsmasse fein vertheilte Aetzkalk zersetzt die schwefelsauren gelösten 
Salze und bildet damit zwei unlösliche Körper, nämlich schwefel—⸗ 
sauren Kalk, d. h. Gyps und Metalloxyd, und füllt auf diese Weise 
die Poren des Gypskörpers vollkommen aus. Der so nieder— 
geschlagene Gyps nimmt außerdem zum großen Theil das Lösungs— 
wasser der Salzlösung beim Erhärten als chemisch gebundenes 
Krystallwasser auf und dehut sich bei diesem Erhärtungsprozeß 
aus, wodurch eine sehr dichte Ausfüllung entsteht, da auch noch 
ein Theil des Wassers in einen festen Körper verwandelt wird. 
Bei Anwendung von Zinkvitriol bleibt das behandelte Objekt weiß, 
bei Eisenvitriol wird es zuerst grünlich und nimmt nach einiger 
Zeit und völliger Austrocknung die charakteristisch rothbraune Farbe 
des Eisenoxydes an. Bei der Verwendung von Eisensalz erhält 
man die härtesten Oberflächen, der Widerstand gegen Bruch ist 
zwanzigmal größer, als bei gewöhnlichem Gyps. 
Sobald der Gypsgegenstand mit der schwefelsauren Salz— 
lösung in Berührung gekommen ist, wird er so hart, daß man ihn 
nicht mehr mit dem Fingernagel ritzen kann und bei zu starkem 
salkzusatz wird die Oberfläche so dicht, daß sie für Wasser und 
Oel undurchdringlich wird: sie nimmt einen schönen Glanz an und 
verhält sich bei der Bearbeitung mit Glas- oder Schmirgelpapier 
— 
er mit gekochtem Leinöl oder Kopallack überzogen wird, eine schöue 
Mahagonifarbe. Wenn man von diesem mit Aetzkalk versetzten 
Gyps ein Estrich für Wohnräume herstellt und dasselbe, wie oben 
beschrieben, behandelt, so erhält man einen spiegelglatten Parquet— 
fußboden, der in den meisten Fällen einen Eicenholziußboden er— 
setzen kann und dabei den Vortheil bietet, nu» vachstens den vierten 
Theil an Kosten zu erfordern. Es dürfte saa, cuaptehlen, dieses 
neue Verfahren sowohl für Putzarbeiten als Fußböden ꝛc. praktisch 
zu versuchen, um festzustellen, ob wirklich eine so erhebliche Ver— 
mehrung der Festigkeit der Masse eintritt. wie von dem Erfinder 
mgegeben wird R. B. 
des Betriebes mit komprimirter Luft betrifft, so geht die Anschauung 
bon Sachverständigen dahin, daß dieselben allerdings kaum billiger, 
als bei einer anderen Betriebskraft sich stellen werden, weil bei 
der Luftkompression viel Arbeit in Wärme umgesetzt wird, welche 
iich schwerlich in nutzbringender Weise anderweitig wird verwerthen 
assen, auch daß das Dichthalten der Leitungsröhren Schwierig— 
eiten und Kosten verursachen dürfte. Andererseits werden von den 
Unternehmern nicht mit Unrecht unter anderem auch die hygienischen 
Vorzüge des Betriebes mit komprimirter Luft geltend gemacht. 
Submissionswesen. 
Der „Deutschen Bauztg.“ wird geschrieben: Ausdehnung 
des Submissions-Verfahrens auf die Lieferung von 
Bauentwürfen. Die öffenkundigen, leider nicht ganz vermeid— 
ichen Mängel des Submissions-Verfahrens für Materiallieferungen 
ind Banarbeiten haben den Magistrat der löblichen Stadt Forst 
n der Lausitz nicht abzuhalten vermocht, die Lieferung eines Be⸗— 
»auungsplanes für ihr 800) ha großes Gebiet in Nr. 41 der 
Deutschen Bauztg. zur öffentlichen Submission auszuschreiben. Die 
ufstellung des Entwurfs soll, wie es in der Bekanntmachung 
seißt, „an den Mindestfordernden vergeben werden.“ Auf den 
gzeistigen Inhalt des Entwurfs scheint der Magistrat keinen Werth 
zu legen, der billigste Plan ist für die Stadt der beste! 
Die Gemeinde N. N. will eine neue Schule bauen; wer 
iefert den Bauplan am billigsten? Die Stadt X. bedarf eines 
dafens, die Provinz YV. einer Brücke, die Gemeinde Z. einer 
zirche; wer liefert am billigsten deu Entwurf? Der Billigste er— 
hält den Auftrag! 
Es schien uns zweckmäßig, das vom Magistrat zu Forst ein— 
geschlagene Verfahren zu besprechen, weil unserer Ueberzeugung 
iach durch dasselbe nicht allein dem Bauwesen kein Dienst geleistet, 
'ondern das Zustandekommen eines möglichst schlechten Entwurfs 
hegünstigt und das Interesse, welches jede Stadt an ihrer eigenen 
Zukunft hat, geschädigt wird, J. 8t. 
Konkurrenzwesen. 
In der Konkurrenz zur Erlangung von Plänen für ein 
Rathhaus zu Oldenburg haben die Architekten Zaar und 
»on Holst in Berlin den Sieg davongetragen. Die zur Lösung 
gestellte Aufgabe bot ein besonderes Interesse durch die durchaus 
pinkelige Form des Bauplatzes. 
Komprimirte Luft als Betriebskraft. Durch eng— 
lischen Parlamentsbeschluß ist einer Aktiengesellschaft in Rirming— 
ham die Befugniß zur Legung eines Röhreunetzes in der genannten 
Stadt und Umgebüng behufs Zuführung komprimirter Luft an 
Industrielle und sonstige Konsumenten ertheilt worden. Die zu 
legenden Röhren sollen mittelst kolossaler Dampfmaschinen voͤn 
8500 indic. Pferdekräften und besonders konstruirter Pumpen mit 
gereinigter atmosphärischer Luft von 83,2 kg Ueberdruͤck pr. qem 
gefüllt werden, welche gleich wie Leuchtgas, Wasser, Dampf, Elek— 
rizität an Einzelne abgegeben würde. Hierbei reflektirt die Gesell— 
schaft besonders auf den Kleinbetrieb in Werkstätten und namentlich 
auf solche Fälle, in welchen die Au'istellung von Dampfkesseln un— 
vortheilhaft oder polizeilich unzulässig ist. Zunächst ist die Liefe— 
rung von 5000 indic. Pferdekräften komprimirter Luft in Aussicht 
genommen. Als Vorzug des neuen Systems vom technischen 
Standpunkte heben die Unternehmer unter Anderem hervor, daß 
bereits vorhandene Dampfmaschinen zum Betrieb mit komprimirter 
Luft (an Stelle des Dampfes) verwendet werden können, wodurch 
die Aufstellung von Dampfkesseln mit ihrer Explosionsgefahr, sowie 
die durch Kohle und Asche verursachte Unreinlichkeit und die Be— 
lästigung durch Rauch in Wegfall kämen. Der zur Aufstellung 
von Dampfkesseln, zur Aufbewahrung von Kohlen ꝛc. bisher be— 
nöthigte Raum könnle überdies anderweitig verwendet werden, was 
in Städten mit theuren Miethspreisen von Bedeutung wäre. Ein 
Jroßer Vortheil soll ferner darin liegen, daß die neue Betriebskraft 
ederzeit und beliebig lange beuntzt werden kaun, was insbesondere 
für kleinere Geschäfte, in welchen die Betriebskraft während der 
gewöhnlichen Arbeitszeit vielfsach nur mit Unterbrechungen beuutzt 
wird, den Betrieb billiger macht. — Es ist auch schon vor— 
geschlagen worden, die komprimirte Luft als Moötor für Pferde— 
bahnen, zu Feuerlöschzwecken, zum Betrieb von VNähmaschinen und 
sür audere häusliche Verrichiungen, für Zwecke der elektrischen 
Beleuchtung durch Betrieb von Synamomäschinen an Stelle der 
Damuf-, Wasser- poer Gaskraft zu verwenden. — Waoas die Kostfen 
Berichte aus verschiedenen Städten. 
Berlin. Von der Ausdehnung einzelner Berliner Grund— 
tücke bekommt man eine Vorstellung, wenn man den in ihnen 
enthaltenen Kindersegen überschlägt. In den Häusern der im 
Norden belegenen Höchstestraße Nr. 18-23 und Landsbergerstraße 
RNr. 13—– 66a, die früher ein einziges Grundstück bildeten, auf 
velchem ein umfangreiches Droschkenfuhrgeschäft und eine große 
Milchwirthschaft betrieben wurde, befinden sich nicht weniger als 
zund sechshundert Kinder. Es genügt sonach weitaus nicht eine 
Berliner Kommunalschule, um alle diese kleinen Weltbürger auf— 
zunehmen. Gegen diese Zukunftsbevölkerung verschwindet selbst das 
»ekannte Grundstück „Meiers Hof“ in der benachbarten Ackerstraße 
Nr. 132-133, in welchem im Jahre 1880 227 Haushaltungen 
mit 1080 Einwohnern gezählt wurden, wobei allerdings noch 29 
Wohnungen leer standen. Das sind mehr Einwoyner, als mancher 
Marktflecken zählt, welcher von dem Ehrgeiz besessen ist, zur Stadt 
»rhöhen zu werdeny 
Frankfurt a. M. Heiz- und Ventilationsversuche 
wurden bekanntlich vergangenen Winter unter der Aufsicht des 
tädtischen Gesundheitsrathes in der Wöhlerschule angestellt. Der— 
elbe berichtet über die Ergebnisse dieser Beobachtüungen an den 
HMagistrat und schlägt in diesem Berichte vor, daß im nächsten 
Winter die begonnenen Beobachtungen fortgesetzt werden sollten. 
Zur weiteren Anstellung derselben werden beantragt: 1. daß für 
die Heizungsperiode 1885 —86 in der Wöhlerschule ein Heizer an— 
gestellt werde, 2. daß an dem unteren Ende der Hetzapparate 
klappen angebracht werden, die die Heißluftkanäle schließen und 
Jleichzeitig den Eintritt frischer Luft gestatten, Z. daß an den Heiz— 
ammern Thermometer angebracht werden, die gestatten, daß die 
Temperatur der Klassenzimmer direkt an den Heizapparaten ab— 
gelesen werden kann, 4. daß in den Klassen, in denen Glas— 
Jalousien in einem der Oberfenster nicht vorhanden sind, solche 
imaebracht werden. 5. doß eine mit den Heizeinrichtungen der Schulen
	        
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