Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Bautechnische Betrachtungen über die Konstruktion unserer Balkendecken ꝛc. 
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in Fig. 1 auf S. 471 ersichtlich ist, mit fortlaufenden, der Reihen⸗ 
folge des Preisverzeichnisses entsprechenden Nummern versehen, wo⸗ 
durch ein Mißverstandniß seitens der Unternehmer nahezu ausgeschlossen 
var. Dem pPreisverzeichnisse vorgedruckt waren die besonderen 
Bedingungen, welche für diese Arbeiten und Lieferungen maßgebend 
sein sollten. Es gereicht uns zur besonderen Genugthuung, bei 
dieser Gelegenheit konstatiren zu können, daß bei Vergabe dieser 
Arbeiten, sowie auch der Herstellung des Rohbaues des Geub schen 
Hauses fast genau in der Art vorgegangen wurde, wie es der in 
diesen Tagen seitens des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten 
veröffentlichte, allgemein mit Befriedigung aufgenommene Erlaß 
über die „Neuordnunng des Verdingungswesens“ vorschreibt. Auch 
vom Unterzeichneten wurden schon vor 12 Jahren etwa zu den 
engeren Suͤbmissionen des hier beschriebenen Wohnhauses soge⸗ 
naunte, durch den erwähnten Erlaß künftig bei allen größeren 
Bauten im Bereiche des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten 
vorgeschriebene Verdingungs-Anschläge, die sämmtliche Haupt⸗ 
leistungen, sowie die erheblicheren Nebenleistungen in besonderen 
Positionen enthielten, aufgestellt. Hierbei hat sich dieses Verfahren 
in jeder Weise bewährt. 
Auf Grund der beschriebenen Vorarbeiten ergab sich nun 
daß im Ganzen für Thorschwelle und Plinthe 2,01 kbm Nieder 
mendiger Basaltlava, und für die sämmtlichen übrigen Steinmetz⸗ 
arbeiten 61,32 kbin Cordeler Sandstein erforderlich waren. Unter 
den zur Abgabe von Preisen aufgeforderten Meistern kamen haupt 
faͤchlich der Besitzer der größeren Steinbrüche und Werkhütten für 
Sleinmetz- und Bildhauer-Arbeiten Franz Bachem in Niederbreisig 
am Rhein und der Kölner Steinmetzmeister Aloys Völker, der 
uünter dem großen Wiener Dombaumeister Friedr. Schmidt seine 
Lehrjahre duͤrchgemacht hat, in Frage. Letzterer wurde neben seiner 
persönlichen Tüchtigkeit schließlich zur Ausführung der. Arbeiten 
schon aus dem Grunde gewählt, weil er in Köln selbst ansäßig 
war, daher auch jede Gaͤrantie für unbeschädigte Anlieferung des 
Steinmaterials an den Bauplatz übernehmen konnte, eine Gewähr, 
die bei Eisenbahntransport und damit verbundenem mehrmaligen 
Umiladen selbst beim besten Willen wohl niemals zu leisten sein wird. 
Es wird unsere Leser gewiß interessiren, aus dem oben er—⸗ 
wähnten, dem Verdingungsanschlage des ministeriellen Erlasses 
entsprechenden Preisverzeichnisse einen kurzen Auszug über die auch 
bei künftigen Bauten oft wiederkehrenden Steinmetzärbeiten zu er— 
halten, det bei ähnlichen Ausführungen einen erwünschten Anhalt 
bieten dürfte. Dabei wollen wir die in dem Verzeichnisse eben 
falls angegebenen Flächen und kubischen Inhalte der einzelnen 
Werkstücke, als hier unwesentlich, fortlassen; aus den beigefügten 
Dimensionen der Steine sind dieselben je nach Bedarf leicht zu 
ermitteiln. Die beigeschriebenen Maaße geben dabei überall dit 
weitesten Ausladungen der Steine an, also den rohen, zur Bear 
beitung erforderlichen Werksteinblock. In Betreff der Preise se 
jedoch noch bemerkt, daß die Steinmetzarbeiten unter Voraussetzung 
eines nahezu gleich guten Materials wie der Cordeler Sandstein 
in Köln etwa's pCt. billiger wie in Berlin, 15 pCt. theurer wie 
in Hannover, 10 pCt. theurer als in Hamburg, 8 pCt. theureꝛ 
als in Frankfurt a. Main, 5 pCt. theurer als in Leipzig und 
12 p(Cct. theurer wie in München sind. (Schluß folat.) 
Infektionsherde und Infektionserreger hauptsächlich in der Decken— 
dusfüllung zu suchen sind, denn es gäbe in der Natur überhaupt 
keinen Boͤden, selbst nicht in der Naͤhe menschlicher Wohnstätten, 
welcher so stark mit stickstoffhaltigen organischen Stoffen und deren 
Zersetzungsprodukten verunreinigt ist, als derienige unter dem Fuß— 
boden menschlicher Wohnräume. 
Selbst der Boden, welcher eine Pferdedüngergrube umgab 
und augenscheinlich mit Jauche durchsetzt war, hatte 12mal weniger 
Chlor⸗Ratrium und einen 1000mal geringeren Salpetersäuregehalt, 
als die am meisten verunreinigte Deckenausfüllung, und alle 
Deckenausfüllungen hatten pro Liter einen viel größeren Kochsalz— 
hat. als der mit Jauche impräanirte Boden dieser Pferdedünger— 
grube. 
Die Gesammtquantität des im Innern unserer Wohnräume 
vorhandenen fäulnißfähigen Materials sei so groß, daß unter Um— 
tänden durch die Fäuiniß und Zersetzungsgase allein das Be— 
finden der Bewohner alterirt werden kann. 
Soviel zur Charakterisirung dieser Arbeit. 
Durch neuere Forschungen ist es Herrn Dr. Emmerich ge— 
tungen, als Ursache einer 161 Fälle umfassenden Epidemie von 
Lungenentzündung die dieser Krankheit speziell eigenen Mikrokokken 
in der Zwischendeckenfüllung des betreffenden infizirten Hauses 
aufzufinden und hat sich gezeigt, daß jede Spalte des Fußbodens 
zu einer Aufnahme und Abgabe Viorte für solche Keime werden 
kann. 
Herr Dr. Emmerich fordert die Bautechniker auf, die von 
der Huoͤgiene aufgedeckten Mängel unseres Deckensystems bald zu 
beseitigen, um nicht dann erst den Braunnen graben zu müssen, 
wenn schon die Flamme aus dem Hanse bricht, und dieser Mah— 
nung eutsprechend, werde ich zunächst die bestehende Deckenkonstruk— 
tion in ihrer Beziehung zum Schwindelbau und unter Vergleichung 
mit derjenigen anderer Länder einer näheren Betrachtung unter— 
ziehen und sodann meine Verbesserungsvorschläge machen 
5— 
3 
. Balken, c. Lager, d. Streben, a. gehobelter Fußboden, b. rauher Fuß 
hoden, f. feuerfeste Decke, e Hakennagel, m. Stütze von Eiseu, nm. Lehmestrich 
— — — ———9 
B. Balken. 8. Fußboden, p. Einschubdecken, o. Ausschüttung, k. Decken— 
schaalung, ée. Rohrputzßdecke 
Bautechnische Betrachtungen 
über die Konstruktion unserer Balkendecken 
in Beziehung auf Hygiene nebst Vorschlägen zu deren 
Verbesserung und' Beseitigung des Bauschwindels.“) 
Non Fr. Baum, Zimmermeister in Breslau 
GHierzu 2 Fig.) 
Wenn ich mich mit meinen Vorschlägen zur Verbesserung 
unseres Deckensystems an den Grundbesitzerverein wende, so ge— 
schieht dies deshalb, weil Sie das Interesse haben, baulichen 
Mißständen bei Aufführung unserer Wohngebäude entgegenzuwirken 
und weil andererseits der Grundbesitzerverein die geeignete Instanz 
ist, Verbesserungsvorschlägen bei der Behörde Eingana 2u ner— 
schaffen. 
Hauptsächlich aber leiten mich die von Herrn Dr. Emmerich, 
Dozent für experimentelle Hygiene an der Leipziger Universität, 
in der Zeitschrift für Biologie, Band 18, veröffentlichten Resultate 
von Untersuchungen über die Verunreinigung der Deckenausfüllungen 
unseren Wohnräumen in ihrer Beziehung zu Infektionskrank— 
eiten. 
Auf Grund dieser Untersuchungen erklärt derselbe, daß die 
Der Querdurchschnitt (Fig. 2) bezeichnet das bei uns all— 
zemein übliche Deckensystem in natürlicher Größe in soliderer 
Ausführung, die Balken werden von Ganzholz in ca. 1m Ent— 
fernung auf der Mauer verlegt, die Einschubdecke wird von Bret— 
tern und Schwarten übereinanderdeckend auf an die Balken ge— 
nagelte Latten angefertigt, worauf zunächst zum Schutz der An— 
schluß- und Lagerfügen gegen Nässe ein schwacher Lehmschlag und 
darüber zur Dämpfung des Schalles und Aufsaugung der Feuchtig— 
ceit eine Lage von trockenem Bauschutt oder Koaksasche kommt. 
Darauf wird der Fußboden von 33 uum starken Brettern gespundet 
oder stumpf so verlegt, daß dieselben überall fest unterfüllt sind. 
Unter dem Balken wird die Deckenschaalung mit Rohrputz ange— 
hracht. 
Eine ganz ähnliche Balkendecke wie bei uns wird in Ruß— 
sand ausgefuͤhrt, nur mit dem Unterschied, daß die Einschubdecke 
bon 5—7 em starken Bohlen aneinander gelegt, mit sogenanntem 
Woilock bedeckt, woranf ein in Lehm gelegtes, mit den Balken 
abgeglichenes Ziegelpflaster und darüber der Fußboden kommt. 
Diese Anordnung bietet in hygiener Beziehung den Vortheil, daß 
die Ausfüllung nicht von vornherein zur Aufsaugung von Feuchtig— 
keit und unreinen Stoffen benutzt wird. 
Eine noch bessere aber kostspieligere Deckenkonstruktion wird 
in Wien ausgeführt. Es kommen 2 Balkenlagen, von welchen die 
obere stärkere mit sogenanntem Sturzboden belegt, auf welchen 
Lager zur Aufnahme des gehobelten oder Stabfnßbodens kommen 
und mit trockenem Schutt ausgefüllt werden. Die unteren 
schwächeren Balken haben nur die Schaalung und Rohrpustzdecke 
... )Referat für die allgemeine Versammlung des Breslauer Grund— 
besitzer-Vereins vom 11. Juni 1885 bestimmt. Wir verweisen unsere Leser 
zanz speziell auf diesen, uns von dem Herrn Verfasser zur Veröffentlichung 
iibergebenen, interessanten Beitrag Die Red.
	        

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