Haus⸗Kanalisation.
Dagegen sind die Bestimmungen über „Abrechnung“, „Zah—
lung“ und' „prompte Abwicklung der Geschäfte“ ungemein ver—
hesserungsbedürftig. Würde von dem Offerenten nicht darauf im
Allgemeinen Rücksicht genommen, daß eine Behörde sichere Garantie
für Erfüllung ihrer Zablungsverbindlichkeiten bietet, so würde wohl
elten Jemand zu den üblichen Zahlungsmodalitäten seine Zu—
timmung ertheilen. Abgesehrn davon, daß jedes Ressort, jeder
Bezirk, jeder Auftraggeber andere Modalitäten beliebt, wie der
Andere, so sind die der endlichen Geldempfangnahme voraugehenden
Manipulationen so zeitraubende, so schwerfällige und unzeitgemäße,
ihr Ausgang und ihre Endschaft sind so unberechenbar, daß nur
die gedaͤchte Rücksicht über ihre Nachtheile hinwegtäuschen kann
Es bleibt überhaupt im höchsten Grade bedauerlich, daß dem Auf—
tragnehmer absolut keine Rechte aus seinem Vertrage erwachsen,
nicht eiumal das Recht, prompte und rasche Zahlung verlangen zu
dürfen nach Erfüllung seiner Obliegenheiten.
Von den übrigen Fragen interessiren uns nur noch wenige.
Eine derjenigen Fragen, welche ein gewisses Interesse hat.
ist die „Kautionsbestellungsfrage“, und zwar um deshalb, weil
hier innerhalb eines und desselben Ressorts die größte Verschieden—
heit herrscht und weil dort, wo anstatt 21,, oder 5 pCt. wie von
anderen Amtsstellen ein und desselben Ressorts 10 pCt. der aus—
machenden Summe als Kaution erfordert werden und außerdem
bei à conto-Zahlungen davon noch! / q einbehalten wird, das
Betriebskapital des Gewerbetreibenden unverhältnißmäßig stark und
effektid zum Nachtheile des Verpflichteten in Anspruch genommen
wird. Die Bestimmungen über die zu deponirende Kaution und die
behufs deren Verstärkung einzubehaltenden Quoten der kontrakt—
lichen Zahlungen bedürfen auf das Dringendste der einheitlichen
Regelung und müssen unbedingt auf Erleichterung des Mitkontra
henten Bedacht nehmen.
Die Frage: ob es unzweckmäßig erscheine, zu verlangen, daß
der Ursprung der angebotenen Waare mitgetheilt werde, ist einfach
zu bejahen. Derartige Mittheilungen verstoßen so sehr gegen alle
Geschäftsusance, daß die Frage au sich ganz müßig erscheinen
dürfte, wäre sie nicht ein Beweis dafür, wie sorgsam alle Frage—
punkte für die Enquete erwogen worden sind.
Wir schließen unsere Besprechnng mit dem lebhaften Be—
dauern, daß ans dieser Enquete greifbare Vorschläge nicht hervor—
gegangen sind und daß trotz der Kouferenz Alles beim Alten zu
bleiben scheinen will und wir wiederholen nochmals:
Sanirung der ungesunden Verhältnisse kann nur auf dem
von uns angedeuteten Wege ins Werk gesetzt werden.
Wenn wir die bestimmte Erwartung aussprechen, daß vor—
stehender Artikel den Anstoß dazu giebt, so glauben wir nicht um—
sonst zu hoffen.
Erst, wenn der Offerent sich bewußt ist, daß auch er berech
rigt ist, ein Wort mitzureden über das, was ihm ein Kontrakts
Entwurf zumuthet, und wenn Auftraggeber und Auftragnehmer,
wie in früheren reellen Zeiten, in einander nicht Antipoden er—
blicken, sondern wieder zu der Einsicht gekommen sein werden, daß
der Eine den Anderen braucht, wenn Vertrauen gegen Vertrauen
wieder gelten wird, dann wird das Geschäft wieder ein gesundes sein.
Wir aber können uns dann das Zeugniß geben, nach unseren
Kräften zur Besserung beigetragen zu haben.
Haus Kanalisation.
Nach einem Vortrage von Ingenieur W. P. Gerhard, aehalten vor dem
Technischen Verein von New-Norf“
II.
Neuerdings sind in deun Ver. Staaten gußeiserne Röhren in
Aufnahme gekomnien, welche in Längen von 5mit allen möglichen
Verbindungs- und Abzweigungs-Stücken hergestellt werden, so daß—
sie sich leicht allen Verhältnissen anpassen lassen. Man unterscheidet
eichte und schwere Röhren von Usg“, resp. 1/.“ Wandstärke. Die
leichten sind aber gewöhnlich wegen ihrer Unregelmäßigkeiten und
schwachen Muffen vwicht zu empfehlen, besonders wenn sie nicht
vertikal gegossen sind. Fuͤr die Fallröhren unter den Wasserklosels
ist ein Durchmesser von 4* genügend, fuͤr die Abwasserröhren einer
von 2“. Größere Röhren sind“ unvortheilhaft, da dielelben sich
nicht gut spülen und auch theurer sind.
Um die sich im Hauskanal und den Fallröhren unvermeidlich
entwickelnden jaulen Gase zu entfernen und ihr Eintreten in die
Räume des Hauses zu verhindern, empfiehlt es sich, die vertikalep
Fallröhren in voller Lichweite über das Dach hinaus zu verlängern
Engere Rohren sollten sogar über dem Dache erweitert werden
damit sie sich im Winter nicht durch Eis und Schnee verstopfen.
Diese Verlängerungen sollten aus demselben Meaterial wie die
eigentlichen Fallröhren mit luftdichten Verbindungen und nicht
etwa aus bloßem Blech hergestellt werden. Einen Wentilator an—
die Fallrohr-Verlängerung zu setzen, ist nicht rathsam, ebensowenig
wie die Anbringuug von Kappen ꝛc.; eine offene Röhre wirkt am
besten. Das Venrilationsrohr darf ferner nicht in der Nähe von
Kaminen, Luftschächten ꝛc. ausmünden, da es sonst vorkommen
kann, daß bei umgekehrter Luftströmung in den Schächten die faulen
Gase wieder in das Haus geleitet werden.
Zu einer erfolgreichen Beutilation des Hausrohr-Systems
gehört natürlich außer den Rohransätzen auf dem Dache noch eine
Ventilations-Oeffnung am unteren äußeren Eude des Hauskanals,
so daß etwaige Luftzüge frei durch das ganze Hausrohr-System
durchströmen und die faulen Gase verdünnen können. Für diese
untere Ventilations-Oeffnung empfiehlt es sich gewöhnlich, einen
besonderen Luftschacht an der Trottoirkante nach dem unterirdischen
Hauskanal anzulegen und hinter demselben einen Wasserverschluß
anzubringen, um zu verhindern, daß die Gase aus dem Straßen—
kanal oder der Sammelgrube in das Haus-Rohrsystem eintreten
können. Von dieser Regel sollte man nur dann abweichen, wenn
man ganz sicher ist, daß das Straßenrohr-System das ganze Jahr
hindurch gut gespült und ventilirt wird. Im andern Falle kann
es vorkonimen, daß die einzelnen Häuser durch das Rohrsystem
mit einander in Verbindung gesetzt und dadurch Krankheits-Keime
auf diesem unterirdischen Wege geradezu von einem Hause nact
dem andern verpflanzt werden.
Zum Anschluß der Ausgußgefäße an die vertikalen Fallröhren
kommen kurze Zweigröhren aus gepreßtem Blei meist kleineren
Kalibers in Anwendung, welche zwischen die Fußbodenbalken ver—
legt werden.
Es ist nöthig, denselben eine sichere continuirliche Unterlage
zu geben, da sie andernfalls durch ihr Eigengewicht und Temperatur—
Schwankungen beim Durchfließen von heißem und kaltem Wasser
in der Mitte leicht einsacken und dadurch schädliche Wassersäcke
bilden. Um die Bleiröhren an die eisernen anzusetzen, bedient
man' sich messingner Verbindungsstücke, die in den Eisenmuffen
verstemmt und mit dem Blei verlöthet werden.
Für die Zweigrohre unter den Waschbecken genügt ein Durch
messer von Luu, etwa der Größe der Beckenöffnung entsprechend.
Werden sie größer genommen, so spülen sie sich schlecht und be—
decken sich im Innern mit einer Schmutz-Schicht.
Die meisten Wasserbecken sind mit einem Ueberlaufrohr ver—
sehen, welches das überschüssige Wasser abführen soll, wenn der
Wasserhahn zufällig offen gelassen wird und die untere Abfluß—
Oeffnung geschtossen ist. Da diese Ueberlauf-Röhren aber nur
selten in Gebrauch kommen, so werden sie auch nur selten
zespült und etwaige darin eingesetzte Wasserverschlüsse verlieren
ihr Wasser durch Verdunstung, so daß diese Ueberflußröhren
überhaupt häufig Veranlassung zu Mißständen geben. Es muß
betont werden, daß die Ablaufröhren von Cisternen und Wasser—
reservoirs nie direkt in ein Abfallrohr münden dürfen, da die Gase
aus den Röhren sich über dem Trinkwasser ausbreiten und dieses
vergiften können.
Unter den Waschbecken und anderen Ausguß-Gefäßen findet
man häufig noch flache blecherne Sammelbecken mit besonderen
Abflüssen, um etwaiges Leckwasser aufzufangen und den Fußboden
und die darunter liegenden Zimmerdecken vor etwaigem Durch—
nässen zu schützen. In Häusern mit kostspieligen Deckenmalereien ⁊c.
sind sie am Platze, in einfachen Häusern aber nicht, da sie die
Einrichtung viel complicirter machen und den Kanalgasen oft einen
neuen Eintritt in die Hausräume eröffnen.
In vielen Fällen wird empfohlen, die Ueberlaufröhren lieber
ganz fortzulassen und den Boden unter dem Becken mit Cement
oder Kacheln wasserdicht zu belegen, um etwaiges Ueberlaufwasser
aufzufangen. Die Ueberlaufröhren sind in vielen Fällen sehr un—
zweckmäßig angelegt und verursachen dann mehr Schaden als
Nutzen.
Um das Regenwasser zu entfernen, sollte ein besonderes
Rohrsystem vorhanden sein; es ist nicht zu billigen, dasselbe direkt
in die Fallrohre zu leiten, da ein heftiger Regenguß leicht die
Wasserverschlüsse unter den Ausgüssen aussaugt. Doch kann das
Regenwasser oft recht gut zur Spülung des Hauskanals benutzt
werden, wo nicht eine besondere Regenwasser-Leitung vorhanden
ist. Wo das Regenwasser in das Hausrohr entladen wird, ist es
gerathen, am unteren Ende einen unterirdischen, vor Eindunstung
und Frost geschützten Wasserverschluß anzubringen, um die Regen—
rohre vor dem Eintreten der Kanalgase zu schützen, welche durch
dieselben sonst direkt vor den Dachfenstern des Hauses ausströmen
könnten.
Wo Grundwasser vorhanden ist, muß das gewöhnliche Rohr-
jystem des Hauses noch durch Drainir Röhren vermehrt werden.
Man bedient sich hierzu gewöhnlicher Drainir-Röhren von 2“
Durchmesser für Hauptleitungen und 11,“ für Nebenleitungen und
werden dieselben 1 bis 2 unter der Kellersohle verleat. Dieselben