Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Bautechnische Betrachtungen über die Konstruktion unserer Balkendecken ꝛc. 
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Ein gleicher Verlust von 1500000 Mek. dürfte dem National— 
Vermögen durch die allgemeine Entwerthung des Grundbesitzes, 
sowie dadurch zugefügt werden, daß respektable Bauwerkstätten und 
deren Meister und somit die Lehrer des Gesellen- und Lehrlings— 
standes durch den Verlust ihrer Betriebskapitalien in solchen Bauten 
hrach gelegt und schandbare Arbeiten von Gesellen aller Branchen 
unter Leitung des nicht sachverständigen Bauunternehmers aus— 
zgeführt werden, so daß alljährlich für die Bürger der Stadt 
Breslau allein 30006000 WMek. verloren gehen. 
Man könnte einwenden, daß diese Rechnung nicht richtig sei, 
veil die Hälfte davon in den Taschen der Baugeldgeber und Bau— 
unternehmer dem Nationalvermögen erhalten bleibt. Darauf ist 
aber zu erwidern, daß, wenn dies richtig wäre, auch die Ver— 
nehrung einer Schafheerde um 10 Wölfe eine Vermehrung des 
Besitzstandes und Nationalvermögens sein würde. 
Es ist aber nur dasjenige in den Händen des Gewerbe— 
standes befindliche Vermögen als das nutzbringendste National— 
Vermögen anzusehen, welches die Erfindungen und Vervollkomm— 
iungen der Handwerksgeräthe und damit erzielte billigere und 
»essere Herstellung der Produkte ermöglicht und insofern unseren 
Nationalwohlstand zu heben und zu verbessern geeignet ist. 
Bedenkt man nun, in welcher Weise hiergegen seit 15 Jahren 
zesündigt worden ist, so dürften sich die Fragen: 
Wo kommien bei so friedlichen, gesicherten Verhältnissen 
Deutschlands und seiner hervorragenden Machtstellung die 
chlechten Zeiten her? 
Bandeisen eingelegt und der fertige Fußboden 2 Mal mit heißem 
Leinölfirniß gestrichen wird. 
Andererseits kann der Fußboden auch wie in Frankreich feuer— 
kest hergestellt werden, welcher sich mit Abdeckung von Kork oder 
Linoleumteppich auch für unser Klima eignet und in hygiener Be— 
zsiehung noch vortheilhafter ist. Zu diesem Zweck wird der rauhe 
Fußboden bb mit Dachpappe abgedeckt, darauf eine Pflasterung 
»on porösen oder Hohlziegeln in Cement verlegt und schließlich mit 
einer einfachen, auch gemusterten Cementlage oder auch Meettlacher 
Fliesen belegt. 
Der feuerfeste Plafond FFewird von Gips oder Cementmörtel 
inter Zusatz von 2 Theilen ausgewaschenem Sand oder Coaksasche 
ruf intermistisch untergelegte Pußtafeln so gegossen, daß die denselben 
ragenden, vorher unter den Balken gespannten und mit Nägeln 
efestigten Drahtzüge sich in der Mitte des massiven Plafonds und 
ieser selbst mindesftens 1cm von den Balken entfernt ist. 
Auf dieser Entfernung der massiven Plafonds von den Balken 
eruht zumeist die Feuersicherheit. Derselbe kanu glühend heiß werden, 
»hne daß der entfernt liegende Balken anbrennt, und ist auf Grund 
der im Jahre 1881 in der Gewerbeausstellung ausg führten Feuer— 
»robe anzunehmen, daß deren Feuersicherheit gleich Gewölben auf 
isernen Balken ist, weil die letzteren sich auf der unteren, dem 
deuer ausgesetzten Seite ausdehnen, durchschlagen und die Wölbung 
jerabfällt. 
Vermittelst der Entfernnng des massiven Plafonds von den 
Balken bildet andererseits die Zwischendecke über je einem Zimmer 
eine ununterbrochene Luftschicht, welche entweder durch ein besonderes 
Rohr in der Mauer, oder durch ein Knierohr in den Stubenofen 
hentilirt werden kann, wodurch Stockung, Fäulniß und Schwamnmi— 
bildung ausgeschlossen ist, umsomehr, als alle fäulnißerzeugenden 
Anschluß- und Lagerfnugen entfernt sind. 
Es ist sonach für die Dauer der Holzkonstruktion hier besser 
wie in allen übrigen Balkendecken gesorgt. 
Herr Dr. Emmerich sagt ferner, daß es erwiesen ist, daß die 
Deckenausfüllung nicht allein von oben verunreinigt wird und seucht 
werden kann, sondern daß dies auch durch die aus dem Sonterrain 
von Etage zu Etage aufsteigende, mit Feuchtiakeit angefüllte und 
infizirte Luft geschieht. 
Durch die Ventilation der Zwischendecke wird sonach noch 
in dritter Vortheil: die Ableitung der infizirten Luft in jeder 
Zwischendecke herbeigeführt und weiteres Aufsteigen verhindert, um 
o mehr, als der massive Plafond aus Gipsmörtel die Aufsaugung 
nfizirter, mit Feuchtigkeit angefüllter Luft befördert. 
Zur, Vergleichung des Tragfähigkeitsverhältnisses beider 
Zysteme ist angenommen, daß die beiden Balken in Fig.1 gleichen 
Raum überdecken und auch gleichen kubischen Inhalt mit dem 
einen in Fig. 2 haben. 
Das Tragfähigkeitsverhältniß der 2 Balken 
in Fig. 1 ist 2. 8. 3z3 17424 
in Fia. 2 22. 2412 ........ . 18672 
sonach wegen der höheren Balken 7755 
oder 1, mehr wie in Fig. 2. 
Die Höhe der Balken in Fig. 1 wird aber durch 
die mit langen Nägeln auf den Balken befestigten Laget 
onform Trägeroberstück auf 41, sonach 2. 8. 412.* 
erhöht. Da indeß das Lager oder Trägeroberstück nur 
genagelt und nicht verzahnt 'ist, so dürfte diese Erhöhung 
rur auf 37 oder auf 2. 8. 372 
anzunehmen sein. 
Das also erhöhte Tragfähigkeitsverhältniß erhält aber 
m Mittel der Balken noch eine Unterstützung durch die 
Abspreizung und Bandeisengurtung in Form kines Gitter— 
rägers, welcher in beiden Enden auf in der Mauer be— 
estigten eisernen Stützen mim ruht, insofern, als allemal 
eine Belastung auf einem der Balken von drei und auf 
wei derselben vertheilt, von vier getragen wird u. s. w. 
Es tritt sonach das Tragfähigkeitsverhäliniß von den zwei 
ben berechneten Balken hinzu mit 17424 
odaß für Fig. 1 das Tragfähigkeitsverhältniß entsteht von DAIs 
m Gegensatz zu demienigen zu —12672 
in Fiq. 2. 
Wie kommt es, daß die Mehrzahl der Banhandwerks— 
meister ihr Vermögen verloren und das alte Sprichwort: 
„Handwerk hat goldenen Boden“ zur Lüge geworden ist? 
von selbst beantworten. 
Es ist somit die Frage: Ist es nicht möglich, dem gemein— 
gefährlichen Treiben des Bauschwindels entgegenzuwirken? in sani— 
ärer und volkswirthschaftlicher Beziehung von großer Wichtigkeit. 
Ein Fachblatt giebt hierauf in einer Kritik über den 
Bauschwindel Berlins die wenig tröstliche Antwort: „Es giebt 
ein solches Mittel“. Ich bin indeß anderer Meinung und werde 
dasselbe nunmehr in Verbindung mit der Frage der Verbesserung 
inserer Balkendecken darzulegen versuchen. 
Bei fiskalischen Banten werden in neuester Zeit Wölbung 
inf eisernen Belken angeordnet. Durch diese Andrdnung wird 
iber einerseits der Bau vertheuert und andererseits Unzuträglich— 
eiten für die Zimmerdekoration, die Hauptsache aber, ein wasser— 
dichter Fußboden und die in hygiener Beziehung wichtige Ven— 
ilation der Zwischendecke nicht geschaffen. 
Ich erlaube mir demnach in Fig. 1 die englisch-amerikanische 
Balkendecke mit wesentlichen Verbesserungen zur Adoptirung zu 
mpfehlen, welche sich durch größere Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit, 
Feuersicherheit mit wasserdichtem Fußboden auszeichnet, den hygienen 
Anforderungen besser als Wölbung entspricht und dabei im Preise 
nicht höher, als die bestehende mit ihren Uebelständen. ia unter 
Imständen noch 13 billiger herzustellen ist. 
Der rauhe Fußboden bb wird mit den Balken M444 zugleich 
ose verlegt, wodurch das Zulegen mit Rüstbrettern und das später 
veniger bequeme Heraufschaffen der Fußbodenbretter erspart wird. 
Zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Hellhörigkeit erhalten die Balken 
»ine Abdeckung und die Balkenküvfe einen Schuh von wasserdichter 
Pappe. 
Die Abspreizung ddd u. s. w. in der Mitte der Balken wird 
von */ cm starken Latten hergestellt, unterhalb mit Bandeisen und 
berhalb durch festere Nagelung zweier Belagsbretter geankert, auch 
die einzelnen Balken an den Enden durch Nagelung der Ortfhrette 
gegen Verschiebung gesichert. 
Die Lager dec von 5 em starken Latten für den gehobelten 
Fußboden werden auf der oberen Seite gerade gehobelt uünd mit 
angen Nägeln auf jeden Balken so wagerecht befestigt, daß der 
päter zu legende Fußboden von gleich starken Brettern ahne alles 
Unterlegen aufgenagelt werden kanu. 
Die Ausfüllung unn wird von Lehm und Sand in ganz 
nagerer Mischung und darauf behuis Schalldämpfung eine 1'cn 
tarke Schicht von reinem Sand anifgetragen. 
Der wasserdichte Fußboden aaa wird aus vollständig ausge— 
vachsenem kernigen Holze von 9 bis 12 cm breiten, 26 mm starken 
Brettern bei einmaligen Durchgang auf der Maschine gleich stark 
und, breit gehobelt ünd anf beiden Kanten genuthet, nach dieser 
Vorbereitung noch eine Zeit lang zum Trocknen aufgestellt oder in 
iner Holzdarre vollständia ausaetrocknet und von der Darre aus 
ofort verlegt. 
Das Verlegen erfolgt in ganz einfachem oder felderweise fisch— 
zratartigem Muster mit verdeckter Nagelung, wobei die Federn 
vegen Schonung der Brettstärke von 1 m starken. 15 wu hreiten 
der; 
Man könnte einwenden, daß hierbei auf eine Abspreizung in 
Fig. 2 gar keine Rücksicht genommen worden ist. Hierauf muß 
iber exwidert werden, daß änf eine solche trotz häufiger Anwendung 
jar keine Rücksicht zu nehmen ist aus nachfolgenden Gründen: 
Die Balkenfachweite ist im Lichten 72 em, die Höhe der 
Balken wegen der Baumkanten nur 18 cm. Es würde sonach 
ꝛine Last von 25 Centner oder die Last eines Geldschrankes auf 
einen Balken, je nach Verhältniß der Hebelarme, 18: 72 oder 
4 einen Seitendruck von 100 Centner und auf zwei Strehen
	        

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