Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Reichsgerichtsentscheidung. — Mittheilungen über Schulen. — Literaturbericht. — Rezeptkasten. 
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wird dem Unternehmer auf Verlangen beglaubigte Abschrift mit— 
etheilt. 
Erscheint in dem zur Abnahme anberaumten Termine gehöri— 
ger Benachrichtigung ungeachtet weder der Unternehmer selbst noch 
in Bevollmächtigter desselben, so gelten die durch die Organe der 
hauleitenden Behörde bewirkten Aufnahmen, Notirungen ꝛc. als 
anerkannt. 
Auf die Feststellung des von dem Unternehmer Geleisteten im 
Falle der Arbeitsentziehung (8C—9) finden diese Bestimmungen gleich⸗ 
mäßige Anwendung. 
Muüssen Théillieferungen sofort nach ihrer Anlieferung 
abgenommen werden, so bedarf es einer besonderen Benachrichti— 
gung des Unternehmers hiervon nicht, vielmehr ist es Sache des— 
selben, für seine Anwesenheit oder Vertretung bei der Abnahme 
Sorge zu tragen. 
8 13. Rechnungsaufstellung. 
Bezüglich der formellen Aufstellung der Rechnung, welche in 
der Form, Ausdrucksweise, Bezeichnung der Ränme und Reihen— 
folge der Positiousnummern genau nach dem Verdingungs-Anschlage 
eingurichten ist, hat der Unternehmer den von der bauleitenden 
Behörde, bezw. dem bauleitenden Beamten gestellten Anfordernnaen 
zu entsprechen. 
Etwaige Mehrarbeiten sind in besonderer Rechnung nachzu— 
weisen, unter deutlichem Hinweis auf die schriftlichen Verein— 
barungen, welche bezüglich derselben getroffen worden sind. 
Tagelohnrechnungen. 
Werden im Auftrage des bauleitenden Beamten Seitens des 
Unternehmers Arbeiten im Tagelohn ausgeführt, so ist die Liste 
der hierbei beschäftigten Arbeiter dem bauleitenden Beamten oder 
dessen Vertreter behufs Prüfung ihrer Richtigkeit täglich vorzu— 
legen. Etwaige Ausstellungen dagegen sind dem Unternehmer binnen 
läugstens 8 Tagen mitzutheilen. 
Die Tagelohnrechnungen sind längstens von 2 zu 2 Wochen 
dem bauleitenden Beamten einzureichen. 
nit vertikaler Abscheidung, erbaut vom verstorbenen Stadtbauxath 
Wolff dafelbst, Fig. 63 kine reizvolle Villa in Eisenberg, erbaut 
»om Architekten Arwed Roßbach in Leipzig, Tafel 64 Grundriß 
ind Ansicht eines Breslauer Wohnhauses in deutscher Renagissance 
von den Berliner Architekten Cremer und Wolffenstein. Fig. 65 
zeigt einen einfachen, aber dabei doch sehr eleganten Brunnen in 
Bern nach Aufnahme und Zeichnung von Professor L. Gmelin in 
München, endlich Fig. 66 Grundriß, Ansicht und Querschnitt der 
Villa Klein-Riehen bei Basel von Architekt J. Stehlin. Die 
Textbeilage enthält außer einer kurzen Erklärung der Tafeln den 
Brundriß des genannten Schulhanses und einen interessant ge— 
chriebenen Litteraturbericht des Kunsthistorikers Lübke über das 
oben erwähnte Lützow'sche Werk. 
Auf Tafel 67 und 68 in Liefernng 9 briugen die Heraus— 
geber das Hochschloß Paehl am Ammersee, erbaut vom Architekten 
Albert Schmidt in München, einen vom Dufte der Romantik 
einer Umgebung in reizvollster Weise augehauchten gothischen Bau, 
zer sich in geschicktester Weise dem stark wechselnden Terrain an— 
chließt. Tafel 69 stellt ein eingebautes Dresdener Wohnhaus 
»on Herrmann und Martin, Tafel 70 die Dorfkirche in Holz— 
jausen (Hessen-Nassau), eine ganz originelle unsymmetrische zwei— 
chiffige Anlage, erbaut vom Architekten A. von Kauffmann in 
Frankfurt am Main, Tafel 71 ein Jagdzimmer, von Franz 
Brochier in München entworfen, und Tafel 72 eine weitere An— 
sicht der erwähnten Villa Klein-Riehen bei Basel dar. Tafel 73 
enthält zwei Ansichten der Villa Robillant in Hietzing bei Wien 
bom Direktor L. Theyer in Bozen und Tafel 74 eine Gruppe 
jon sehr charakteristischen Einzelwohnhäusern in Paris, Rue Bré—- 
nontier, von Architekt Stoͤphane Souvestre. Die Textbeilage ent— 
hält die Grundrisse zu Tafel 67, 68 und 73. 
Aus vorstehenden kurzen Notizen wollen unsere Leser schon 
erkennen, welche außerordentliche Reichhaltigkeit des Inhalts diese 
heiden Lieferungen auszeichnet. Daneben ist die künstlerische Ge— 
diegenheit der Ausstattung und die effektvolle Darstellung der 
Tafeln über alles Lob erhaben, namentlich, wenn man den billigen 
Preis von 1,50 Mark für die Lieferung in Betracht zieht. Wollen 
vir überhaupt aus der Fülle des Gebotenen Einzelheiten besonders 
yjervorheben, so würde es das Weinhaus der bayerischen Landes— 
ausstellung zu Nürnberg sein, das nach Entwurf und Darstellung 
geradezu ein Kabinetstück der Architektur genannt werden muß. 
MSEvy 
Reichsgerichtsentscheidung. 
Der von einem Zimmermeister übernommene Zimmer— 
Aufbau eines Hauses unter Uebernahme der Holzlieferungen 
ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenat, vom 
12. Mai 1885 im Sinne des Preuß. Allg. Landrechts als Werk— 
verdingung zu betrachten und die Forderungen aus diesem Werte 
unterliegen der kurzen (zweijährigen) Veriährung, selbst wenn der 
Zimmermeister neben seinen Hauptarbeiten und Lieferungen noch 
Indere dazu gehörige Nebenarbeiten und Materialien geliefert hat. 
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Kezeptkasten. 
Bronziren von Metall, Leder, Holz ꝛe. Nach einer Mit⸗ 
theilung in dem „Deutschen Maler-Journal“ werden 10 Theile Anilin— 
roth und 5 Theile Anilinpurpur in 100 Theilen Alkohol von 95 Grad 
im Wasserbade gelöst, dann nach Zusatz von 5 Theilen Benzossäure 
5 bis 10 Minuten lang gekocht, bis die grünliche Färbung in ein lichtes 
Bronzebraun übergegangen ist. Mit einem Pinsel auf die zu bronzirenden 
Begenstände aufgetragen, erzeugt diese Flüssigkeit einen prachtvollen 
Bronze⸗Glanz. ... 
Anstrich für ra uhes Holzwerk. Dr. Ed. Lucas in Reut— 
lingen empfiehlt zum Anstreichen von Latten, Glashausläden, Mistbeet— 
kasten, Stacketen- und Bretterzäunen ꝛc. folgende, sehr leicht darzustellende 
und sehr billige Anstrichmasse: Man nimmt frischen, gut verschlossen 
aufbewahrten Cement bester Qualität und reibt ihn mit Milch auf einem 
Reibstein wie Oelfarbe, bis die Masse die gewöhnliche Konsistenz der 
letzteren erhält. Das Holz, welches damit angestrichen werden soll, darf 
azicht glatt gehobelt, sondern muß rauh und gehörig ausgetrocknet sein. 
Fin zwei-⸗ bis dreimaliger Anstrich sichert das Holz nicht nur gegen den 
Kinflüß der Witterung, sondern auch gegen Verbrennung. — 
Ein sehr gutes Schweißpulver, um Schmiedeeisen auf 
Schmiedeeisen im rothwarmen Zustande zu schweißen, besteht aus 1 Ge— 
vichtstheil Borax, !Theil Salmiak und !/ Theil Wasser. Diese Be— 
standtheile werden unter beständigem Umrühren gekocht, bis die Masse 
steif ist; dann läßt man sie über dem Feuer hart werden. Nach dem 
Frkalten wird die Masse gut pulverisirt und mite! /z Gewichtstheil rost— 
reien, schmiedeeisernen Feilspänen gut gemischt. Die Stücke, welche man 
chweißen will, verbindet man erst durch Einschwalben oder durch Auf— 
zinden, läßt die Stelle zum Schweißen rothwarm werden, streut das 
Pulver darauf und läßt dieses über dem Feuer flüssig werden. Es ge— 
aügen dann nur weniae leichte Schläge, um die Stücke zu verbinden. 
(Neueste Erf. u. Erfahrg.) 
Festhaftender Oelfarbenanfstrich auf Zinkblech. Be— 
tarntlich haftet ein Oelfarbenanstrich auf Zinkblech, namentlich, wenn 
olches der Witterung ausgesetzt ist, nur mangelhaft. Um diesem Uebel— 
tande abzuhelfen, wird empfohlen, vor dem Anstrich das ZSinkblech mit 
nachstehender Beize zu überziehen. Man löst,1 Thl. Kupferchlorid, 1Thl. 
salpetersaures Kupferoryd und 1 Thl. Salmiak in 64 Thl. Wasser, dem 
man 1 Thl. rohe Salzsäure zusetzt. Mittelst eines breiten Pinsels wird 
das Zinkblech mit dieser Flüssigkeit bestrichen, woxauf es eine tiefschwarze 
Farbe annimmt, welche sich nach dem Trocknen (in 12 bis 24 Stunden) 
in eine dunkelweißgraue Nüance verwandelt, auf welcher nunmehr jeder 
Dolfarbonanstrich est und dan⸗ernd haftet 
Mittheilungen über Schulen. 
St. Sulza. Die Bauschule St. Snulza in Thüringen, 
welche seit 1874 besteht und unter Aufsicht der Großherzogl. S. W. 
Staatsregierung betrieben wird, ist eine Fachschule für Bauhand 
werker und hät den Zweck, diese theoretisch so auszubilden, daß 
sie künftig als tüchtige Gewerksmeister oder Bauunternehmer fun— 
giren oder auch Beamtenstellen bei Baubehörden bekleiden können. 
Die Anstalt hat 3 Klassen und wird nach jedem Semester ein 
Maturitätsexkamen abgenommen und zwar vor einem Regierungs— 
Kommissar, welcher auch die betreffenden Zeugnisse beglaubigt. — 
Programme der Bauschule sind von dem Direktor derselben stets 
gratis zu haben. 
Literaturbericht. 
Architektonische Rundschau, Skizzeublätter aus allen 
Gebieten der Baukunst, herausgegeben von Ludw. Eisenlohr 
und Carl Weigle. 1. Jahrg. Heft 8 und Y9. Stuttgart, J. Engel⸗ 
horn 1885. 
Von dem schon wiederholt in diesem Blatte gebührend her— 
vorgehobenen Werke liegen uns gegenwärtig die Lieferungen 8 
and 9 vor, die sich in würdigster Weise ihren Vorgängerinnen 
anschließen. Lieferung 8 zeigt auf Tafel 59 das Weinhäus der 
dayerischen Landesausstellung zu Nürnberg 1882, von Professor 
F. Schick in Karlsruhe, einen Bau, der in fast allen Theilen als 
Ausstellungsobjekt behandelt, einen außergewöhnlichen Aufwand an 
künstlerischer Produktion erforderte. Tafel 60 stellt ein Pariser 
Wohnhaus in den Champs Elysées von Architekt Bouvens dar 
(Aufnahme von P. Bouvier), Tafel 61 die Kirche der Madonna 
di S. Biagio vor Montepulciano von Antonio da Sangallo (Auf—⸗ 
nahme von Karl Bender) aus dem großen Prachtwerke Karl von 
Lützow's „Die Kunstschätze Italiens“, Fig. 62 enthält ein städti— 
sches Schulgebäude in Stuttgart für Kslahben- und Mäpchenklafsen 
Redaktion: R. Mae 
hey in Berlin. — Verlag von Julius Engelmann in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin 
(Unter Verantwortlichkeit des Verlegers)
	        
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