Full text: Deutsches Baugewerks-Blatt : Wochenschr. für d. Interessen d. prakt. Baugewerks (Jg. 45, Bd. 4, 1885)

Zierfamilienhaus. — Ter Simplex-Motor, eine Dampfmaschine für das Kleingewerbe 
Vierfamilienhaus 
(GHierzu 2 Fia. 
Für ein Gut in der 
Nähe von Muühlhausen 
Th. bestimmt, zeigt der 
m Grundriß und Schnitt 
dargestellte Entwurf ein 
Wohnhaus für 4 Ein— 
eger-Familien, deren jede 
m Erdgeschoß Kammer, 
Stube und Küche, sowie 
einen Kellerraum unter 
eder Kammer und im 
Dachgeschoß soviel voll— 
tändig abgeschlossenen Bo— 
denraum enthält, als Stube, 
tüche und Kammer zu— 
ammen ergeben. Je2 
Familien haben einen ge— 
neinsamen Eingang au den 
Hiebelseiten und alle 4 
inen gemeinsamen Aus— 
gang zum Hofe, sowie eine 
gemeinsame Bodentreppe, 
zie jedoch Allen einen gleich 
zünstigen Zutritt sowohl 
sju den Wohnräumen im 
Erdgeschoß, wie zu den 
sugehörigen Keller- und 
Bodenräumen gewährt. 
Jeder einzelne Raum 
iner Wohnung ist direkt 
‚ugänglich. Die Heizung 
zeschieht bei jeder Woh— 
iung direkt vom Küchen— 
serd aus und ist eine 
Luftheizung, wie solche in 
Nr. 21d. Jahrg. in un— 
erem Blatte bereits de— 
aillirt beschrieben urt 
argestellt ist. 
Die Umfassungs- und Innenwände bestehen aus Fachwerk, 
zu welchem die außerordentlich porösen Tuffsteine hiesiger Gegend, 
in Lehm gemauert, verwendet sind. Der Verputz besteht ebenfalls 
tus Lehm. der. mit Stroh-Flachs-Schepyen und Kalf yvöermiicht 
Der Simpler-Motor, eine Dampfmaschine 
für das Kleingewerbe. 
Hierzu 3 Fig.) 
ESchluß.) 
Bezüglich der Abmessungen und der Leistungsfähigkeit dieser 
Maschinen sei hinzugefügt, daß die Motoren in sechs Größen ge— 
‚Jaut werden und zwar zu 1, 2, 4, 6, 8-10, 10-12 PK. Vie 
Hdotore von 6—-12 Pferdek. werden auch mit Zwillingsmaschinen 
gebaut für solchen Betrieb, wo es auf besonders gleichmüßigen Gang 
inkommt, also z. B. bei elektrischen Beleuchtungsanlagen. 
Nachdem der Motor montirt und das Rauchrohr mit dem 
Schornstein — russisches Rehr — in Verbindnug gebracht ist, 
vird derselbe bis an den höchsten Wasserstand durch die Hand⸗ 
peisepvumpe mit Wasser gefüllt; das Anfeuern geschieht wie bei 
ꝛinem Füllofen von oben, bei den größeren Motoren von der Seite, 
s werden zunächst kurze Stücke Holz und dadurch der zur Ver— 
vendung kommende Koaks entzündet. Nach Verlauf von wenigen 
Minuten zeigt sich schon eine Dampfspannung, jedoch tritt die Be— 
riebsfähigkeit erst ein, wenn der Koaks vollftändig durchgebrannt 
ist, was ca. eine halbe Stunde dauert. Der Molor wird, wenn 
ein Druck von 5—26 Athmospähren erreicht ist, in Betrieb gesetzt, 
indem man den am Retourdaämpfrohr zwischen Vorwärmer und 
Lylinder befindlichen Kondensationshaähn“ öffnet und sodann durch 
»as Absperrventil am Regulator langsam“ Dampf zulaͤßt. Di— 
Schieberkanäle schneiden an ihrer unkeren Kante mit dem Boden 
)es Cylinders ab, das Wasser, welches sich im Cylinder ansammelt, 
vird durch, den Kolben zurückgedrückt und tritt durch die Kanale 
ind den Schieberkasten in das Abdamufrohr. wo es. wie angegeben. 
ibgelassen werden kann. 
Die Schmierung des Kolbens geschieht vom Schieberkasten 
uus, indem der zutretende Dampf durch das Oel gefettet wird. 
Sobald der Zylinder ordentlich erwärmt ist, hört die Kondensation 
»es Dampies auf und der oben erwäbhnie Hahn kann geschlossen 
in 2 Schichten als Mantel 
und Tünche aufgebracht 
ist. Keller befinden sich 
aur unter den vier, die 
Treppe umgebenden Kam— 
mern; dieselben sind ebenso 
wie die Fundamente ganz 
aus Bruchsteinen aufge— 
führt und mit Ziäegel— 
steinen gepflastert. Küchen, 
Kammern und Stuben 
sind gedielt, der Dach— 
fußboden hat Sparkalk— 
estrich erhalten und die 
Decken sind mit ganzem 
Windelboden versehen. 
Die Eindeckung des 
Daches ist mit den hier 
iblichen Dachpfannen ge— 
chehen. 
Die Kosten der gan— 
‚sen Bauausführung be— 
aufen sich auf rot. 580000 M., 
'o daß bei xrot. 156 qm 
bebauter Grundfläche 
1qm auf rot. 52 Mk. 
und 1 kbm Rauminhalt 
auf nicht ganz 15 Mk. zu 
stehen kommt. 
Interessant dürfte die 
Anlage hauptsächlich wegen 
der eigenartigen Raumdis— 
position und der Lage der 
einzelnen Wohnungen zu 
der gemeinsamen Treppe 
sowie deshalb sein, daß 
hier jeder Raum, wie 
schon oben bemerkt, trotz 
parsamster und knappster Flurgrößen, einen direkten Zugang von 
Außen erhalten hat. 
Meühlhausen. im ARuli 1885 
Ad. Kelm. 
Jon. 
2* 2 
werden. Die Maschinenspeisepumpe ist in permanenter Thätigkeit und 
drückt das Speisewasser durch den Vorwärmer in den Dampferzeuger. 
Das kalte Speisewasser läuft der Pumpe sichtbar in einem 
Trichter zu, der Bedarf an Speisewasser läßt fich nach kurzer Zeit 
ꝛrmitteln und wird dann der Zulauf durch einen Hahn über dem 
Einlauftrichter regulirt. Bei nur einiger Aufmerksamkeit findet 
ein Ueberspeisen resp. eine ungenügende Speisung nicht statt; so— 
»ald der Zulauf richtig eingestellt ist, hält sich der Wasserstand 
normal, es genügt, denselben in den Pausen des Schürens, was 
ingefähr alle Stunde zu geschehen, hat zu beobachten. 
Nachdem das vorgewärmte Wasser durch den Kanalef in die 
inzelnen Röhren d getreten ist und diese Röhren sowie den Kanale 
zefüllt hat, sammelt es sich auch im Kanalekean, füllt diesen und 
ritt durch die Stutzen am Kanalstücke f sowohl in den äußeren, 
ils in den inneren Verdampfertheil, tritt in die Siederöhren, fülli 
zuch diese und die einzelnen Röhren der Verdampfertheile beund i 
verden durch die unten befindlichen kleinen Kanäle bis zum nor— 
nalen Wasserstande mit Wasser gefüllt, der entwickelte Dampf, 
velcher aus den verschiedenen Röhren in Blasen aufsteigt, sammelt 
ich über dem Wasserspiegel und füllt den übrig bleibenden Raum 
on häund i, sowie die Kanäle K an. Von hier tritt er beim 
Sicherheitsventil in das Dampfzuleitungsrohr und wird auf ohen 
neschriebene Weise zum Betriebe entnommen. 
Die Feuergase bestreichen den inneren Mantel des Ofens, 
ie Siederöhren und die Außen- und Innenwandungen der Ver— 
ampfertheile b und i und gehen durch das Rauchrohr nach dem 
Schornstein. 
Der entwickelte Dampf gelangt bei dieser Einrichtung trocken 
jenug zum Zylinder, so daß häufige Wasserschläge nicht vor— 
ommen; wenn, dieselben eintreten, so können sie, wie oben ange— 
eutet, durch Oeffnen des Kondensationshahnes leicht beseitigt werden. 
Fig. Z zeigt die äußere Ansicht des Simplex-Motors. Die 
desselsteinbildung ist nach den gemachten Erfahrungen eine äußerst 
näßige. was der starken Dampfentwickelungd und der schnelsen
	        
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