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Vdittheilungen aus der Praxis.
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müßte das Seil aus einem einzigen Stück bestehen. Messingseile
dürfen nicht verwendet werden.
8. Der Leiter muß sorgfältig mit der Stange verbunden werden;
man kann ihn zwischen zwei Schraubenmuttern fest an sie anlegen.
Die Verbindungsstelle muß verlöthet werden; in keinem Falle darf
man ein Seil an der Stange eines Blitzableiters mittelst einer
zinfachen Schleife befestigen.
9. Wenn sich mehrere Stangen auf dem Gebäude befinden, so
werden sie unter einander mittelst eines längs des Firstes hin—
laufenden Leiters verbunden, woran diejenigen Leiter befestigt werden,
welche zur Erde hinabführen. Die Zahl der letzteren muß mit
der Zahl der Spitzen wachsen; man kann folgendes Verhältniß
annehmen: für 2—6 Stangen braucht man 3 solcher Leiter, wie
sie in 7. vorgeschrieben sind, für 6—9 Stangen 4 Leiter, und von
dieser Zahl ab fügt man je einen Leiter für 3 Stangen hinzu.
Alle Metaͤlltheile der Oberfläche des Gebäudes werden mit den
nach der Erde herabgehenden Leitern verbunden; es ist ferner zu
bermeiden, diese herabführenden Leitungen sehr nahe an Fenstern
und Balkonen vorbeizuführen.
Im Falle, daß sich große Metallmassen im Innern des Ge—
bändes befinden, verbindet man dieselben an ihren beiden äußersten
Enden mit den zur Erde führenden Leitern. In der Nähe des
Erdbodens wird der Leiter durch eine Eisenröhre oder Holzver—
schalung gegen jede Beschädigung geschützt; dieser Schutz hat sich
his auf Am über dem Boden zu erstrecken. Der Leiter wird am
Dach und an den Mauern mit Eisenklammern befestigt; es ist
vichtig, deuselben bei der Legung nicht stark zu dehnen.
10. Der Kontakt des Leitungsnetzes mit dem Boden ist einer der
wichtigsten Theile der Anlage eines Blitzableiters. Wenn sich in
der Naͤhe des Gebäudes eine wichtige und ganz metallische Leitung
für Wasser oder Gas befindet, so legt man den Leiter des Blitz-
ableiters an diese Leitung. Zu diesem Zwecke muß der Leiter,
nachdem das Metall blosgelegt worden ist, mehrere Male um das
Rohr gewickelt und auf eine große Erstreckung verlöthet werden.
Dann wird die Löthstelle mit Firniß oder Theer überstrichen.
Wenn keine Gas- oder Wasserleitung da ist, kann man den
Leiter an den unteren Theil einer metallenen Pumpe führen, wenn
eine solche in der Nähe vorhanden ist, unter der Bedingung, daß
das Steigrohr der Pumpe in einer Grube steht, welche nicht
ementirt ist.
Bei Abwesenheit jeder in steter Verbindung mit dem nassen
Boden oder dem Wasser stehenden Metalloberfläche stellt man für
eden Leiter eine Erdplatte. Diese Platte soll eine möglichst große
in Kontakt mit dem nassen Boden stehende Metalloberfläche dar—
bieten. Man kann eine gute Erdplatte herstellen mittelst einer
Platte von 1qm Oberfläche aus verzinktem Eisenbleche, wenn
der Leiter aus Eisen ist, oder aus Kupfer, wenn der Leiter aus
Kupfer ist; diese Platte ist wenigstens 2 m von dem Gebäude
entfernt in die Ecde einzugraben, und zwar an der am gleich—
näßig feucht bleibendenden Stelle, welche man auffinden kann.
Anstatt einer Eisenblechplatte kann man auch ein Wasser—
leitungsrohr, das 1 qm Oberfläche besitzt, anwenden; die Aus—
schußrohre sind zu diesem Zwecke gut zu verwenden. Der Leiter
muß an mehreren Stellen mit der Platte verlöthet werden. Ein
über dem Punkte, wo die Platte liegt, angebrachtes Merkzeichen
dient dazu, dieselbe leicht wiederzufinden. Wenn der Blitzäbleiter
jertiggestellt ist, so wird es zu prüfen sein, oh er in allen seinen
Theilen gut ausgeführt ist.
Man muß ferner auch alle 3 Jahre wenigstens untersuchen,
ob er sich gut erhalten hat. Wenn der Blitzableiter von dem
Blitze getroffen wird, muß man sofort nachsehen, ob er dabei nicht
beschädigt worden ist
wollen wir sie im Folgeuden etwas uäher beschreiben: Die Be—
euchtungseinrichtung enthält in ihrer, Maschinenanlage 6 große
Fdison-Oynamomaschinen von denen 5 je 450 Edisonlampen zu
16 Kerzenstärken und eine 250 Edisonlampen gleicher Leuchtkraft
zu treiben vermögen. Die kleinere dieser Maschinen ist haupt⸗
ächlich für die Tagbeleuchtung bei Proben ꝛc. bestimmt.
Diese elektrischen Maschinen werden durch, 3 raschgehende
Fompound Maschinen, welche für elektrische Beleuchtungszwecke be—
sonders konstruirt sind und zusammen etwa 350 Pferdekräfte be—
iitzen, gelrieben. Der erforderliche Dampf wird von 3 Kesseln
mit je“85 qm Heizfläche geliefert. In demselben sollen, ober—
bayrische Kohlen, die für Gasbeleuchtung bisher nicht benutzt
werden konnten, nunmehr ebenfalls als Lichtlieferungsmaterial zur
nusgiebigen Verwendung kommen. Hierin dürfte für die dortigen
Lokalverhältnisse noch ein besonderer Vortheil der elektrischen Be—
leuchtung liegen.
Da in den Theatern je nach Bedarf Hunderte von Lampen
entzündet oder ausgelöscht werden müssen, ohne daß eine vorherige
Berständigung mit dem Personal im Measchinenhause möglich ist,
welches sich eiwa 280 mm eutfernt hinter dem Höôtel „Vier Jahres-—
zeiten“ befindet, so sind die Einrichtungen, in dem Raume, wo die
Elektrizität erzeugt wird, ähnlich wie bei elektrischen Zentral—
tationen getroffen. Es siud Apparate vorganden, welche ent—
prechend der jeweilig nöthigen Strommenge das beliebige Ein—
ind Ausschalten sowohl der Dampf- wie der Dynamomaschinen
während des vollen Betriebes, ohne daß ein Schwanken des Lichtes
dabei eintritt, ermöglichen. Eine Anzahl verschiedener optischer
ind akustischer Kontrolapparate zeigen dem Maschinisten jederzeit
»ie Zahl der jeweilig brennenden Lampen, die Menge des von
eder Maschine gelieferten Stromes, die Lichtstaäͤrke, mit welcher im
Theater die Lampen brennen, etwaige Fehler, die durch Beschädi—
uung in den Leitungen entstehen sollten und dergl. an.
Der clektrische Strom wird durch 8 Kabel von je 315 qmm
dupferquerschnitt, die 1,00 m unter der Erde liegen vom Maschinen—
hause zu den Theatern geleitet. Die Kupferdrähte der Kabel sind
zuerst mit einer dicken Isolirmasse, daun mit einem Bleimautel,
darüber mit getheerter Juteumspinnung, dann mit starken Eisen—
drähten und schließlich mit einer Asphaältschicht umhüllt.
In den Theatern vertheilt sich der Strom durch ein Lei—
tungsnetz von über 50 kKm Länge, in welchem zahlreiche Umschal—
tungen und Sicherheitsschaltungen, die das Erwärmen der Leitungs—
»rähte unmöglich machen, angebracht sind, nach 2500 Edisonlampen
von je 16 Kerzenstärken, welche die beiden Bühnen und die Zu—
chauerräume erhellen. In den beiden Theatern befinden sich eine
zrößere Anzahl Regulirapparate, welche gestatten, die Lampen in
leineren oder größeren Gruppen, allmälig oder momentan, dunkel
»der hell zu drehen. Ein mit diesen in Verbindung stehender,
ogenannter Rheostat von etwa 20 kmälangem Neusilberdrahte
»ewirkt, daß stets nur die dem benöthigsten Leuchtgrad entsprechende
Elektrizitätsmenge erzeugt und zu den Lampen geleitet wird.
Der Hanptreguliräpparat des Hoftheaters befindet sich unter
»er Bühne neben dem Soufleurkasten, von welchem Platz aus Der—
enige, welcher den Apparat handhabt, die Bühne übersehen und
o die von ihm erzeugten Effekte beobachten kann. Es können von
»em Apparat aus die Soffiten, die Kulissen, die Versatz- und
Transparentstücke, die Mondbeleuchtungen, die Rampe, der Kron—
euchter und die Festbeleuchtung, entweder einzeln oder zu belie—
higen Gruppen geschaltet, regulirt werden; außerdem ist aber noch
n jeder Kulissengasse ein besonderer Regulirmechanismus ange—
hracht, welcher gestattet, die an der betreffenden Stelle befindlichen
Beleuchtungsobjekte von der betreffenden Kulissengasse oder vom
Zauptregulator aus oder von beiden gleichzeitig zu regelu. Die ver—
chiedene Färbung des Lichtes geschieht nach dem dem Obermaschinen—
neister Lautenschläger patentirten System an sämmtlichen Beleuch-—
ungsobjekten zugleich. Die Effektbeleuchtung mittelst Bogenlichtes
aunn direkt von den Leitungen für Versatz- und Trausparent—
»eleuchtung in jeder Kulissengasse eutnommen werden, so daß hier—
ür keine getreunte elektrische Maschinenanlage erforderlich ist.
Von anderen bekannteren Theatern werden noch bei Beginn
der nächsten Saison das Stadttheater in Köln, das Königliche
Schauspielhaus in Berlin, sowie das Wiener Hof-Operntheater
und das nene Burgtheater in elektrischer Beleuchtung erstrahlen.
Mittheilungen aus der Praris
Die elektrische Beleuchtung der Theater, welche
nach den gelungenen Versuchen beim Mustertheater der Wiener
Elektrizitäts-Ausstellung immer größere Verbreitung erlangt, ist.
wie uns geschrieben wird, auch vor Kurzem dauernd in' den
Königlichen Theatern in München eingeführt worden. Die Aus—
führung der Beleuchtungseinrichtung für beide Königliche Theater
war von der Hoftheater-Jutendanz der deutschen Edison-Gesellschaft
in Berlin übertragen worden, nachdem die von derselben Gefell
schaft während 31 Jahren in dem probeweise beleuchteten Köngl.
Residenztheater angestellten Versuche die vollständige Feuersicherheit
und den tadellosen Betrieb dieser Beleuchtung, die Ruhe und an—
genehme Farbe des Lichtes bewiesen, und die von Prof. Dr. Petten-
kofer vorgenommenen Untersuchungen die außerordeutliche Ver—
besserung der Luft bei Anwendung des elektrischen Lichtes an
Stelle der Gasbeleuchtung festgestellt hatten. Da die Munchener
Anlage für viele Theater demnächst wohl als Muster dienen wird.
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Die Rauchbelästigung der Städte durch die
Bäckereien. Dem „Grundeigenthum“ wird geschrieben: Be—
anntlich sind es diese Feuerungsanlagen besonders, welche zu ge—
wisser Tageszeit und spät am Abend eine Verderbniß der Luft
»erursachen und durch den unmittelbar niederschlagenden Rauch
auus den Schornsteinen die Straßen verräuchern. Dazu kommt, daß
die Einwohner derjenigen Häuser, welche in der Nähe von Bäcke—
reien liegen, vielfach belästigt sind von eindringenden Rußflocken